Die Tier-Hypothese erklärt meines Erachtens zufriedenstellend, warum das Zelt zerstört wurde und warum man hangsbwärts gimg: Da kommt man halt raus, wenn man das Zelt zerschneidet. Sie muss ziemliche Klimmzüge machen, um zu erklären, warum kaum waffenfähige Gegenstände mitgenommen wurden, die dann ja sehr wohl greifbar sind, da keine hunderte Kilo Schnee drauf liegen. Entweder wäre es vorn am Zelt zu gefährlich, etwas mitzunehmen, oder hinten. Irgeneinen Rucksack wird jemand greifen können, auch wäre man in jedem Fall in der Lage, ihn zu tragen.
Am Ungewöhlichsten wäre aber die Abwesenheit jeglicher Hinweise auf dieses Tier, meines Erachtens der größte Schwachpunkt dieser Theorie.
Welches Tier würde eigentlich eine Gruppe von neun Menschen angreifen?
Tron42 schrieb:Nur passt dann für mich nicht diese panikartige Flucht aus dem Zelt.
Kommt drauf an, was man in der Dunkelheit sieht, nachdem man sich und andere aus dem Zelt befreite, das man zu diesem Zwecke zerschnitt oder gar zerschneiden musste, wenn man dann im trüben Schein einer 50er-Jahre Tranfunzel mit Kohle-Blei-Batterien erhebt, was überhaupt los ist Im Fall nimmt man dann ein weißes Trümmerfeld wahr, das auf einen instabilen Schneehang hinweist und stämdig nachrutschende Schneemassen beim Ausgraben der Kameradinnen und Kameraden. Ob diese Wahrnehmung der Realtät entsprach, steht auf einem anderen Blatt.
Gegebenenfalls wurde ein Versuch unternommen, das Zelt aufzurichten oder mit bloßen Händen auszugraben - auch bei Minusgraden eine schweißtreibende Arbeit, nur die Hände wären sehr schnell sehr kalt - und es rutschte weiterer Schnee nach. Gegebenenfalls gelang es, in der Zwischenzeit einige, wenige Socken und Filzstiefel vom Eingang abzubergen, bevor die erneute Rutschung einsetzte.
Dann könnte sich die Frage stellen, wie oft man das nochmal braucht in dieser Nacht und man trifft eine Entscheidung, eventuell im Angesicht bleichgesichtiger und stöhnender Verletzter. Eventuell sind die meisten Verletzungen aber erst im Tal entstanden, als die armen Seelen aufgrund Erschöpfung, Unterkühlung und der Erkenntnis, wie nah das Ende sein kann, Entschidungen treffen mussten, die ihren Tod zur Folge hatten. Weil andere Handlungsoptionen ausgingen, oder übernommene Aufgaben unterschätzt wurden.
Am Seltsamsten finde ich die Flucht hangabwärts bei angenommener Lawinengefahr - sicherer wäre es, vorher über den Pass zu gehen. Andererseits wird man die Machbarkeit der Optionen abgewogen haben und auch hier eine Entscheidung getroffen haben
Eventuell trifft man Vorkehrungen, das Zelt bei besseren Sichtverhältnissen wiederfinden zu können - das wirkt auf mich auch widersprüchlich. Andererseits wird man es riskieren müssen. Wie will man überleben, ganz ohne Essen und ohne Oberbekleidung, und wie will man zurück, auch nur um Hilfe zu holen - ohne Skischuhe und Karten?
Also würde sich eventuell jemand bereit erklären, dahin zurückzugehen, nachdem man sich im Tal behelfsmäßig eingerichtet hat, oder aber damit anfing, den Boden für eine Behelfsunterkunft zu erstellen. Gegebenenfalls ein angehender Meister des Sports der Union der Sozialistischen Sowjet-Republiken als Verantwortungsträger. Gegebenenfalls in Begleitung. Eventuell würde jemand den Weg weisen, aus einem hohen Baum, und man hätte ein Feuer in der Nähe, was nützlich wäre, weil man sich da oben nicht bewegen kann und einem eventuell eine ziemlich steife Brise um den Kopf weht.
Irgendwann fragen sich die Zurückgebliebenen vielleicht, wo denn die Entsandten bleiben und jemand sieht nach, findet die Erfrorenen unter dem Ausguck. Vielleicht starben diese aber schon früher. Vielleicht konnten sie noch durch Rufen mitteilen, dass der oder die Zeltrückkehrer lange nicht mehr gesehen wurden oder zu Boden ging(en). Vielleicht beschloss noch jemand, loszugehen. Jemand, der eventuell persönlich sehr betroffen gewesen wäre ob dieser Nachricht.
Gegebenenfalls hatten die Verbleibenden andere Pläne - oder fassten sie, als die zweite Person nicht zurückkehrte - wie oft wollte man das, nach all den Katastrophen, noch haben? - und verunglückte bei der Umsetzung.
Wahrscheinlich war es aber ganz anders.