Der Dyatlov-Pass-Vorfall
23.06.2021 um 12:39YpersephoneY schrieb:Alles andere würde mich wundern. Dubininas Jacke wurde an Zolotarev bzw. nach Teddys Lesart an Thibaux-Brignolle gefunden und ich gehe nicht davon aus, dass sich jemand dieses Kleidungsstück vor ihrem Tod gekrallt hat.Vollständig richtig, die Jacke Dubininas hatte ich unbeabsichtigt ignoriert.
YpersephoneY schrieb:In jedem Fall bleibt die Behauptung, Dyatlov sei nicht schlechter bekleidet gewesen, als der Durchschnitt der Gruppe, falsch.Das ist dann auch richtig. Jedoch möchte ich darauf hinweisen, dass du geäußert hast, Dyatlov sei am schlechtesten bekleidet gewesen. Hier könnte ich auch noch die beiden Yuris anführen, welche wesentlich länger als Dyatlov gelebt haben, aber wohl nicht wirklich besser bekleidet waren. Hierzu hast du insbesondere das Zeitfenster angeführt, welches sich für diese im Wald noch einmal ergeben hätte. Wir sprechen hier dann von einem nicht ganz kleinen Zeitfenster. Wie soll ich mir das Ganze denn vorstellen? Wenn Dyatlov schon am schlechtesten gekleidet war, dann zumindest nicht wesentlich schlechter, als einige andere.
Du äußerst die Vermutung, Dyatlov hätte sich relativ lange in der Nähe des Zeltes aufgehalten und sei deshalb weniger weit gekommen. Was durchaus sein kann, aber das Gegenteil ist genauso wahrscheinlich. Nach einer instinktiven Flucht aus dem Zelt ebbt der Fluchtreflex nicht sofort ab. Es ist möglich, dass Dyatlov bei nachlassendem Schock die Entscheidung traf, wieder zum Zelt zurück zu müssen, weil alles andere der sichere Tod war. Vor allem, falls er tatsächlich allein war - ohne Streichhölzer usw. Diese Entscheidung hätte er aber genauso gut im Wald treffen können, wie mitten auf dem Hang. Beides ist gleich wahrscheinlich.
Hypothermie ist ein diffiziles Phänomen. Sicherlich ist es möglich, dass Dyatlov von seiner Konstitution her schlechter zurecht kam und er für den Abstieg aus irgendwelchen Gründen länger brauchte. Aber die Lässigkeit, mit der hier diesbezüglich argumentiert wird, so als sei um Dyatlov alles völlig klar und folgerichtig, geht mir doch etwas auf den Keks.
Nochmal: Ich sage nicht, dass er unbedingt weiter als bis zu seiner Fundstelle gekommen ist, sondern lediglich, dass man es nicht so einfach ausschließen kann.
YpersephoneY schrieb:Es geht mir lediglich um deine Gegenargumente zu der begründeten Annahme, dass Kolmogorova, Slobodin und Dyatlov nie am Feuer waren.Eigentlich betreibe ich gar keine Gegenargumentation. Ich wundere mich lediglich über die Nonchalance, mit der die Annahme, dass alle drei nicht am Feuer waren, als gegeben hingenommen bzw. dargestellt wird. Eine starke Argumentationsbasis sehe ich nur bei Slobodin, dessen Verletzung bergauf schlicht kaum vorstellbar ist.
YpersephoneY schrieb:Wir wundern uns eher, wenn Leute vom PC aus meinen, casually @wab widerlegen zu können. An dem Punkt bist aber nicht mal primär du gemeint.Ich verstehe die Abfälligkeit dieser Bemerkung eigentlich grundsätzlich nicht, auch wenn du mich nicht primär meinen möchtest. Immerhin wissen wir von Wab, dass bspw. Shura annimmt, dass (fast) alle an der Zeder waren. Dem kann man ja bestimmt nicht vorwerfen, vom PC oder Sofa aus zu argumentieren. "
wab schrieb am 29.02.2020:Bislang sind wir auf seiner Formel 4 + 4 -? + 1. Er glaubt, dass alle, oder fast alle, am Lagerfeuer waren (...)
YpersephoneY schrieb:Ich muss dich bitten, deine Aussagen zu konkretisieren.Ich weiß jetzt nicht genau, was ich noch konkretisieren soll. Die Köpfe der drei Leichen zeigten hangaufwärts, richtig? Daraus wurde unter anderem der Schluss gezogen, sie wären wohl auf dem Rückweg zum Zelt gewesen. Dem wurde von verschiedenen Seiten mit dem Argument entgegen getreten, die Ausrichtung nach oben wäre kein Hinweis auf eine Bewegungsrichtung, sondern ganz natürlich, weil sich ein Liegender/Gestürzter immer so ausrichten würde.
Wer erklärt die Ausrichtung hangaufwärts so? WAB? Ich habe seine Erläuterungen dazu gerade nicht im Kopf, sondern argumentiere den Punkt so, wie ICH ihn sehe. Falls du dich auf WAB beziehst, wäre es gut, ein entsprechendes Zitat zu posten, wenn du eins parat hast.
Wofür reicht eine instinktive Handlung einer Drehung um 180 Grad aus?
Diese Argumentation kann ich nachvollziehen. Ich verstehe, dass ein Gestürzter (wie geschwächt er auch sein mag) sich nach dem Sturz irgendwie in eine Position bringt, in der der Kopf nicht tiefer als der Körper liegt. Dennoch gebe ich zu bedenken, dass er sich dafür nicht um 180 (oder 160 oder 140) Grad drehen muss, sondern dass rund 90 ausreichen. Das entspräche dann einer annähernd waagerechten Liegeposition zum Hang.
YpersephoneY schrieb:Gehst du davon aus, dass Kolmogorova gestürzt ist und danach nicht mehr aufstehen konnte? Wenn ich einbeziehe, wie Fachleute den Tod durch Erfrieren beschreiben, denke ich eher, dass es bei ihr zu einem In-Die-Knie-Gehen und anschließendem Kriechen kam, ehe sie bewusstlos wurde - nachdem sich ihre Verletzungen bereits erlitten hatte, wohlgemerkt.Kolmogorova ist also bergauf gekrochen?!
Ich gehe bei ihr eigentlich von gar nichts aus. Grundsätzlich glaube ich an einen ähnlichen Ablauf wie du (mehrere Stürze, irgendwann entkräftetes und halb erfrorenes weiterkriechen). Aber bei der Richtung des Kriechens streikt die Logik. Es ist mir ein Rätsel; zumindest solange, wie ich annehmen möchte, dass sie den Hang bis zu ihrem Tod nicht mehr verlassen hat.
YpersephoneY schrieb:Bis dahin bleibt für mich nur das Totschlagargument mit dem fehlenden Beweis stehen.Dieses Argument funktioniert aber in sämtliche Richtungen.