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Mordfall Hinterkaifeck

51.981 Beiträge ▪ Schlüsselwörter: Mord, Bauernhof, Hinterkaifeck ▪ Abonnieren: Feed E-Mail
Zu diesem Thema gibt es eine von Diskussionsteilnehmern erstellte Zusammenfassung im Themen-Wiki.
Themen-Wiki: Mordfall Hinterkaifeck

Mordfall Hinterkaifeck

11.10.2007 um 19:01
@Bernstein

Ein nicht ortsansässiger Täter kommt für mich aus einem ganz einfachen Grund nicht in Frage, nämlich, dass das ganze Vermögen noch vorhanden war!

Der eine ortsansässigeTäter hätte den nicht ortsansässigen Täter ja mit irgendetwas dazu bewegen müssen mitzumachen und was wäre da einfacher als das, nach der Tat leicht gefundene, Geld!

Daher bin ich der Meinung, dass es ein Einzeltäter war!

***

Sepp


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Mordfall Hinterkaifeck

11.10.2007 um 21:57
@ Angra
nette Story mit diesem Schatzsucher, wie bist Du bloss auf diese Seiten gestossen?
Ich habe auch gelesen, das er die Tatwaffe als noch nicht gefunden erachtet und hoffe, die Investition in das Gerät hat sich anderweitig rentiert :-)

@ oldscool70
Brilliante Ausführungen und Schlussfolgerungen, die ich mir umgehend abgespeichert habe, Danke für die Ausführungen.


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Mordfall Hinterkaifeck

12.10.2007 um 00:26
Mir scheint, Schlußfolgerungen in Zusammenhang mit den baulichen Gegebenheiten im Bereich des Stadels auf HK stehen auf wackligen Beinen.

Wenn man sich "Die einzige erhaltene originale Tatort-Skizze" (Leuschner, Dritte Auflage, S.297) ansieht, dann macht die Bemerkung "Aufbewahrungsort der Reuthaue" auf mich nicht unbedingt den Eindruck einer nachträglichen Hinzufügung.
Es könnte natürlich theoretisch der gleiche Beamte mit dem gleichen Schreibgerät nach einem Jahr die ursprüngliche Skizze abgeändert haben. Genausogut könnte die Skizze überhaupt erst 1923 quasi aus dem Gedächtnis gezeichnet worden sein, mit (falscher) Markierung des Auffindungsortes der kurz zuvor bei der Polizei abgelieferten Reuthaue.

Leuschner hat sich m.M. nach wohl deshalb nicht an eine Rekonstruktion der baulichen Gegebenheiten gewagt (was ja im Rahmen eines HK-Buches naheliegend, wenn nicht erforderlich wäre), weil die Quellenlage so schlecht ist.

Andererseits schreibt er aber (Dichtung oder Wahrheit?) von Dingen, die ich mit einem großen Fragezeichen versehen möchte.
Beispiel: "Von zwei Gendarmen lassen sie sich beim Betreten der schmalen Treppe vom Maschinenhaus hinauf auf den Dachboden helfen." (S. 43)

Wenn da eine Treppe gewesen wäre - was soll dann an dieser Stelle das Heuseil?


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Mordfall Hinterkaifeck

12.10.2007 um 00:43
Vielleicht kann @oldschool doch noch ein wenig Licht ins Dunkel bringen, aber bis dahin wage ich zu vermuten:

1) Es gab vom (ehemaligen) Maschinenhaus auf den Dachboden hinauf keine Treppe.
Ansonsten hätten zu jeder Zeit Fremde den Hof durch die nicht abschließbare und nur von außen gesicherte Stadeltüre betreten können und hätten über die Treppe und den Dachboden Zugang zum Haus gehabt. Meiner Meinung nach undenkbar.

2) Nach meiner Ansicht war das ehemalige Maschinenhaus, später wohl eine Art Geräteschuppen, wie auch ein Nebenraum (Werkstatt?) mit Lagen von Brettern komplett abgedeckt. Darüber waren Heu oder Stroh gelagert.
Die Rekonstruktion von @hexenholz halte ich nicht für richtig.

Hauptdurchfahrt durch die Tenne war meiner Meinung nach der auch auf dem Plan Leuschner, S.297, als "Scheunendurchfahrt" beschriebene Weg.
Von diesem Weg aus konnten nach links und nach rechts (oben) die beladenen Wagen abgeladen werden.
Nach rechts bzw. eventuell auch links oben konnte von dieser Durchfahrt die "verschiebbare Treppe", meines Erachtens eine Art bessere Leiter mit (vielleicht) zwei Rädern eingehängt werden. Statt einfachen Sproßen könnte ich mir entsprechend verlaufende Bretter vorstellen, deshalb eine gewisse ´Treppenähnlichkeit´.

3) In diese Durchfahrt - und nicht in das ehem. Maschinenhaus - hing m. E. auch das Heuseil. Für eine Flucht nach draussen war es somit nicht geeignet, man konnte damit quasi nur den Weg abkürzen bzw. auch bei weggestellter Leiter von diesem Teil des Bodens in die Durchfahrt herunterkommen.


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Mordfall Hinterkaifeck

12.10.2007 um 01:07
Nachtrag:

Wenn man direkt vom Maschinenhaus auf den Dachboden hätte gelangen können (sei es durch Treppe oder Leiter oder Seil), dann hätten m.E. auch die drei Auffindungszeugen (bzw. möglicherweise der Täter und die zwei Auffindungszeugen) diesen Weg in Betracht ziehen können.

Ich sage nicht, daß man sich nicht trotzdem für das Aufbrechen der inneren Stadeltür hätte entscheiden können (keine Leiter da, kein Wagen, den man passend hätte hinschieben können, angenommene Gefahr beim Weg über den Boden o.ä.), nur halte ich es für aufschlußreich, daß diese theoretische Variante von keinem der drei Zeugen bei der Einvernahme erwähnt wird.

Wenn ich den Weg eines de-facto-Einbruches wählen würde/müßte (Aufbruch der inneren Stadeltüre), dann würde ich doch der Polizei gegenüber kurz drauf eingehen, wieso ich mich dafür entschieden habe, wenn es einen anderen Weg gegeben hätte.


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Mordfall Hinterkaifeck

12.10.2007 um 01:20
Und noch ein letzter Punkt:

Wenn meine Vermutung stimmt, daß es keinen Weg vom Maschinenhaus hinauf in den Boden gab, dann blieb als einzige Zutrittsmöglichkeit für den Täter bei seinen ´Hausmeistertätigkeiten´ nur die Haustüre mit dem Schlüssel.

Als er das Anwesen zum letzten Mal verließ, muß er auch die Haustüre von außen abgesperrt haben. Der Schlüssel könnte also nicht von innen im Schloß gesteckt haben.


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Mordfall Hinterkaifeck

12.10.2007 um 08:57
@Badesalz
Das wäre der springende Punkt: Nur woher das Wissen über das Maschinenhaus heute noch bekommen? Das bleibt der Haken an der Sache.
Denn es wäre unlogisch, wenn man - um das haus vor Einbrechern zu schützen - die Tennentüre, Verbindung zum Stall - verschließt und jeder ungewollte Eindringling könnte übers maschinenhaus eindringen und über den Dachboden ins Haus gelangen.
Was mich nur wundert: Haben die Polizisten damals nicht nachgeforscht, WIE denn der oder die Täter ins Haus gelangen konnten, um das Vieh im Stall loszubinden.
Das Maschinenhaus war - wie @oldschool so ausführlich und gut beschrieben hat - nicht abgesperrt, hatte kein Schloß, d.h. für jedermann zugänglich.
Nachdem aber der alte Gruber schon vorher Einbruchsspuren entdeckt hatte, war er doch - auch wenn er keine Polizei wollte - vorsichtig und hat das Gebäude vielleicht besser gesichert als die Wochen zuvor. Ein Fremder hat den Hausschlüssel da mit Sicherheit nicht entwenden können. Aber auch unser LTV: Er hatte Ärger mit den Grubers und war m.M. nach bestimmt nicht auf dem Hof, woher sollte ER den Hausschlüssel haben?
Leider hab ich meine Leuschner-Bibel an meinen chef verliehen.. und kann jetzt nicht nachsehen.
Daß der alte Gruber den Hausschlüssel vermisste, war doch nach meinen Erinnerungen nicht sehr lange vor der Tat, oder?
Blieb eben die Frage: Wie hätte unser LTV an den Schlüssel gelangen sollen, wenn er - aufgrund des streits - evtl. keinen Kontakt zu HK gehabt hat.
Vielleicht war aber auch ganz einfach eine Tür am Tatabend offen, die der oder die täter in den Tagen danach verschlossen haben.
Unser Bauer verschließt seinen Stall nicht. d.h. es könnte jedermann da rein. Sein Haus grenzt aber auch nicht an den Stall, sondern steht einzeln. Aber Stall, Milchkammer etc. ist alles offen.


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Mordfall Hinterkaifeck

12.10.2007 um 09:28
@Sabine123

Ich habe mich auch schon oft gefragt, wie denn der Täter an den Haustürschlüssel gelangen konnte. Ich denke, dass es einem Fremden fast unmöglich gewesen wäre. Es ist bekannt, dass die Gruber/Gabriel missstrauisch waren und keine Fremden ins Haus gelassen haben, siehe beispielsweise Aussage Benzinhändler. Der Schlüssel wurde erst ganz kurz vor der Tat vermisst. Ich gehe davon aus, dass der Schlüssel im Haus aufbewahrt wurde, vielleicht an einem Haken neben der Tür, velleicht sogar in einer Schublade.
Natürlich gab es Zwist zwischen dem LTV und den HKern. Aber man darf nicht vergessen, dass der LTV eine Funktion hatte. Er war Ortsführer und im Rahmen dieser Funktion kann es immer sein, dass so jemand ins Haus kommt, um etwas "Offizielles" mitzuteilen oder um in seiner Eigenschaft als Ortsführer etwas nachzufragen. Trotzdem stelle ich es mir schwierig vor den Schlüssel zu entwenden. Wenn man im Haus bei jemandem ist, wird man doch beobachtet, man wird zur Tür gebracht etc..


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Mordfall Hinterkaifeck

12.10.2007 um 09:43
@AngRa
genau das waren auch meine Gedanken. Welche Möglichkeiten aber hatte LTV um an den Hausschlüssel zu gelangen? Oder eben auch ein - evtl. noch nicht verdächtiger - anderer Täter?
Ob nicht die Sache mit dem Schlüssel DER Schlüssel für das ganze ist?... oder wieder eine falsche Spur?
Aber nach den Ausführungen von oldschool und Badesalz geht mir die Sache mit dem Schlüssel und dem möglichen Eindringen ins Haus gar nicht mehr aus dem Kopf...
Gehen wir davon aus, daß der Täter den Hausschlüssel hatte... wäre es ihm denn am Tatabend möglich gewesen, die HAUSTÜRE damit unbemerkt aufzusperren? Meines Erachtens nein... entweder gelang ihm das früher am Tag und er mußte sich im Haus bis zum Abend verstecken.. oder er kam ohne Schlüssel ins Haus..
Hatte der täter keinen Hausschlüssel.. muß er ihn später bei seinen Durchsuchungen dann irgendwo gefunden haben (wo ihn der alte Gruber anscheinend bei seinem Suchen NICHT gefunden hat), denn nachweislich war ja die türe mit diesem Schlüssel bei der Auffindung verschlossen aufgefunden worden. lt. Aussage L.S.....


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Mordfall Hinterkaifeck

12.10.2007 um 10:38
Wie wäre es denn mit folgendem Weg, dem einfachsten eigentlich:

Der Täter musste nicht einbrechen, da er eingelassen wurde, wahrscheinlich im Bereich des Stadls. Dafür spricht z.B. auch die noch vollständige Bekleidung von Victoria.

Nach der Tat nimmt sich der Täter den neben der Küchentür hängenden Schlüssel, verlässt das Haus durch die Küche und schliesst ab.

Und der Tage zuvor erwähnte verschwundene Schlüssel? Nun, der war schlichtweg verlegt, in einer Schürzentasche etc. - er wurde von den HKern wiedergefunden, was allerdings eine Information gegenüber Aussenstehenden nicht mehr wert war. Das der Schlüssel weg ist, war für die HKer (in der Eisenwarenhandlung?) nur in diesem Zusammenhang beunruhigend, da auch andere Merkwürdigkeiten an diesen Tagen beobachtet wurden.

Ich würde es also in Betracht ziehen, das der Schlüssel gar nicht gestohlen wurde sondern kurzzeitig verlegt, respektive der Schlüssel und die Beobachtungen (Fuss- bzw. Einbruchspuren) in gar keinem Zusammenhang miteinander stehen.

Das würde auch erklären, warum der alte Gruber keine besonderen Vorsichtsmassnahmen in die Wege brachte, bevor er ins Bett kroch. Ich hab es vor einiger Zeit schon angemerkt: Wer kann ernsthaft glauben, das ein Hofbesitzer ruhig ins Bett geht wenn er weiss, das sich der Schlüssel zu seinem Haus in fremden Händen befindet??

Die Antwort ist m.E. einfach: Weil der Schlüssel nicht weg war, sondern wieder brav an seinem Nagel neben der Tür hing.

Der Täter hat nur einen (und dazu belegten) Fehler gemacht: er schloss die Küchentür am Auffindetag von innen auf.


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Mordfall Hinterkaifeck

12.10.2007 um 11:31
@stalinstadt

Du sprichst die einfachste und wohl auch wahrscheinlichste Variante an, wie der Täter am 31.03.22 ins Gebäude gelangt sein könnte.
Damit ist aber m.E. klar, dass es sich nicht um einen auswärtigen Täter handeln konnte, denn Viktoria (oder Cäzilia Gruber?) hätte nur einem gut bekannten Menschen um diese Tageszeit die Tür geöffnet, sofern sie einen triftigen Grund dafür gehabt hätte, beispielsweise ein verabredetes Treffen mit ihrem späteren Mörder.

Leider ist dieser Ablauf nicht nachzuweisen und man muss immer bedenken, dass es weitere mögliche Konstellationen gäbe.


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Mordfall Hinterkaifeck

12.10.2007 um 12:05
Hallo Zusammen,

nach längerer Zeit melde ich mich zurück. Bin wieder einigermaßen wohlauf....

So, das Treffen mit meiner Bekannten und deren Oma hat auch stattgefunden und siehe da, die Oma hat von sich aus angefangen, das Gespräch bzgl. Hinterkaifeck zu suchen. Sonja (meine Bekannte) hatte die netterweise von euch zur Verfügung gestellten und von mir ausgedruckten Bilder dabei. Revolutionäre Erkenntnisse haben wir bis jetzt nicht erreicht, aber der ein oder andere durchaus interessante Aspekt und die Aussicht auf "alte Fotografien" sind zumindest gegeben. Ich werde das Interview nun einstellen. Grundlage des Gespräch sind die Aufzeichnungen meiner Bekannten. Zudem hat sie durchblicken lassen, dass ich womöglich mal mitkommen könnte..immerhin, oder? Aber nun lest selbst......

Oma: Ich hab über Deine Sachen noch nachdenken müssen, was Du gsagt hast wg. Hinterkaifeck. I hab ja lang nimmer drüber nachdacht. I glaub jetzt au, dass die Seelen kei Ruh finden, weils kei Gerechtigkeit kriegt haben.

Bekannte: Oma, Du musst nicht drüber reden, wenn Du nicht willst.

Oma: Na, na, ich sag´s dann scho, wenn´s ma zviel wird. Trudi kommt halt nachher no. (Tut zwar nichts zur Sache, aber der Besuch von Trudi sollte später leider das Gespräch beenden).

Bekannte: Du Oma, was hat man denn damals in Waidhofen gesprochen nach dem Mord in Hinterkaifeck?

Oma: Oh mei, als "Raubmord" hat mers verkaufen wollen, die Polizei hat des gsagt. A Raumord war des nie. Es is doch nix geraubt worden, hat die Mutter gsagt. Gred hat ma viel. Aber das des a Raubmord war, des hat keiner glaubt. A "Hass-Mord" is es gwesen, hat ma gsagt.

Bekannte: Hat man jemanden bestimmten verdächtigt?

Oma: Es is scho öfter jemand verdächtigt worden.

Bekannte: Ist der Name.......auch gefallen?

Oma: Verraten hät er sich, hat´s gheißen.

------Meine Bekannte kramt "das Bild" raus und zeigt es ihr----

Bekannte: Schau mal.....

Oma sieht das Bild länger an......

Oma: Is er´s ned? Wir a schaut! Der Vater hat immer gsagt:"Sei ruhig Mutter! No gehts uns gut und des soll au so bleiben." Aufpasst hat er, der Vater, des hat mer gmerkt.

Bekannte: Hat sich damals keiner was sagen trauen, das gibt es doch nicht!

Oma: Mei, des war so. Was hättens machen wollen? Es wollt ja keiner das was passiert. Und gwußt hat der Vater nix, hat er gsagt.

-----Meine Bekannte zeigt ihr die anderen Bilder, das Klassenfoto etc.
Die Oma kann auf den Bildern nichts eindeutiges erkennen. Auf einem Foto wird eine Nachbarfamilie identifiziert. Mit einem der Söhne "Ferdinand" war sie wohl in ihrer Kinderzeit sehr befreundet. Ferdinand lebt aber auch nicht mehr.----------

Eine Information zu Fotoaufnahmen allgemein: Laut Aussage der Oma, war es üblich zu der damaligen Zeit, dass sogenannte "Wanderfotografen" durch die Dörfer zogen und ihre "Dienste" anboten. Deshalb existieren auch einige Bilder, auf denen sich die ganze Familie zum Teil in ihre Sonntagskeidung geworfen und sich so für das Familienalbum haben ablichten lassen.

Bekannte: Du hast doch gesagt, dass die Viktoria Gabriel, die hübsche Frau, im Kirchenchor mit Deiner Mutter gesungen hat. Gibt es da noch Fotos?

Oma: Ja, da ham mer eins ghabt. Die Mutter mit´m Kirchenchor und dem Pfarrer vor der Kirche. Des is bei uns in der Stub´n gehangen, neben dem Kamin. Deswegen konnt i mer die Viktoria au öfters anschauen.

Bekannte: Wo ist denn das Foto? Hast Du das noch?

Oma: Mei, als die Eltern gestorben sind, da hat ja von uns keiner mehr auf´m Hof gwohnt. Vielleicht is es jetzt no aufm Speicher bei den ganzen Fotos und dem Geschirr mit den Uhren? Oder der Franz, der Schorsch oder die Maria habens mitgnommen. Anmerkung: Das sind die Geschwister der Oma, die aber auch schon alle verstorben sind.

Bekannte: Dürfte ich mal im Speicher nach alten Fotos schauen, wenn es Dir nichts ausmacht? Ein ander mal halt, wenn das für dich in Ordnung ist.

Oma: Des kannst scho machen. Vielleicht findst ja was.Musst mers halt zeigen, dann kann ich´s dir sagen. Die Bilder kenn i scho no alle. Von der Feuerwehr hat der Vater au a Bild ghabt und von der Kirchweih und von uns halt. Aber soviel warens ned, des is ned billig gwesen.

Bekannte: Noch mal wegen der Geschichte damals. Du hast doch gesagt, dass der..........sich verraten hat? Wie denn?

Oma: Des weiß i ned genau. Verschwätzt hat er sich und des ned nur einmal, hams erzählt. Sachen, die nur der Mörder wissen konnt, hams gsagt.

kurzte Unterbrechung....der Oma wird das Telefon gebracht..........

Anschließend:
Oma: Und an Aufruhr hats geben im Dorf, des hat die mutter später öfter erzählt, weil......... bei den Särgen mittragen hat, von der Kirch auf den Friedhof. Des is scheinheilig hats gsagt..........

Bekannte: ................hat die Särge mitgetragen?

Oma: ja, des warn mehrere, des weiß i no. Der Josef war au dabei. (Anm.: Josef war wohl der Feuerwehrmann). Kalt wars! Gforen ham mer! April muss gwesen sei. Die Sach war scho schlimm. Oma hält inne und sammelt sich.............
Meine Bekannte lenkt nun vom Thema ab. Einige Minuten später, versucht sie es nochmals.....

Bekannte: Was hat man denn über die Leute von Hinterkaifeck so erzählt? Stimmt das mit der Blutschande zwischen Vater und Tochter?

Oma: I weiß ned. Gsagt hat mers immer. Aber ob´s halt freiwillig war? Der Johanna (wohl eine frühere Nachbarin in Waidhofen) ihr Vater hat sich au immer über sie hergmacht. Bis se wegzogen is und verheiratet war. Des weiß i, weils mer des viel später selber erzählt hat. A Tochter mach des doch ned freiwillig! I glaub, dass er´s zwungen hat. Mutter hat´s glaubt. Direkt gredet hat mer ja ned drüber. Und im Chor wars doch. Des machts doch ned, wenns des freiwillig macht. Des gabs früher öfter, dass der Vater sich über die Töchter hergmacht hat.

Nun kommt die Trudi ins Spiel, eine weitere Tochter, die sie besucht. Damit endet das Gespräch.Eine Fortsetzung wurde zugesagt. Des weiteren wollte sich meine Bekannte um die Fotos kümmern. Auch in der Form, dass sollte sie auf dem Dachboden nicht fündig werden, sich an die Nachfahren der verstorben Geschwister der Oma wendet um auf diese Art und Weise an die Fotos zu kommen.

Ich fand das Gespräch vielen Ausführungen sehr interessant und auch aufschlussreich. Ich sage nur Sargträger, Blutschande etc.

Eigentlich wollte ich noch mehr dazu erläutern, aber ich muss jetzt los. Werde mich aber die nächsten Tag melden und mich wieder aktiv an den Diskussionen beteiligen. In diesem Sinne, bis bald!

Lg Hauinolo


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Mordfall Hinterkaifeck

12.10.2007 um 13:16
Das Interwiew ist der Hammer, Hauinolo!
Dir und Deiner klug fragenden Bekannten sei vielmals gedankt :-)


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Mordfall Hinterkaifeck

12.10.2007 um 13:28
Das finde ich aber auch.
Hoffendlich kommen noch mehr fotos ans Tageslicht.
Nicht das ich faul bin, weil ihr nicht svon mir hört denn ich schreibe immer noch fleißig an meiner Detail Chrono mit sämtlichen Daten und Vermutungen. Bei Zeiten stelle ich dann eine Version zu Verfügung. Ich hoffe damit kann man anfangen, sodass sich meine Arbeit auch gelohnt hat.

Viele Grüße
Sam


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Mordfall Hinterkaifeck

12.10.2007 um 13:37
@stalinstadt

Es freut mich auch, dass zumindest ein paar Umstände erläutert wurden, die so noch nicht benannt wurden. Und zumindest wissen wir mal ein Gerücht, das in Waidhofen unter vorgehaltener Hand lange kursiert ist.

Die Sache mit der Blutschande klingt für mich absolut plausibel. Die Aussage der Oma, dass das bestimmt nicht freiwillig geschehen ist und die Tatsache, dass wohl auch eine Nachbarin unter der ihrem Vater gelitten hat. Vielleicht spricht auch das niedrigere Strafmaß der Viktoria dafür, was sie für ihre "Blutschande" erhalten hat. Sie hat vor dem Gericht mit Sicherheit nicht gegen ihren Vater ausgesagt, aus Angst natürlich. Vielleicht hat das Gericht "mildernde Umstände" walten lassen? Ich vermute, dass sie sich in ihr Schicksal ergeben hat. Womöglich war das zu der damaligen Zeit gar nicht so unüblich, wie die Oma auch sagte. Sie hätte sich ja auch mal der Frau vom LTV anvertraut. Und was hat es gebracht? Nichts....

Das die Vic, lt. Leuschner, eifersüchtig auf die Magd reagiert hätte (Aussage Kreszenz) kann ich mir irgendwie nicht vorstellen und wenn doch, müsste das ein Psychologe analysieren, ob eine Abhängigkeit/Verlustangst soweit reicht, die eigene "klägliche" Situation zu tolerieren und sogar noch etwas für den Peiniger zu empfinden. Das "Stockholm-Syndrom" wäre eine möglich Erklärung. Zumindest glaube ich, dass es so hieß. Bis später!


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Mordfall Hinterkaifeck

12.10.2007 um 13:43
@hauinolo,
da kann ich @stalinstadt nur aus vollem herzen beipflichten ! die alte Dame ist Gold wert, man moechte Sie (ja, ich wiederhole mich) zum dank ganz sanft druecken !

klasse ! wertvolle, authentische infos. es war also genau richtig, wie wir es angedacht hatten: diese Interviews in ruhe angehen, die gute ur-oma nicht zu sehr draengen resp. belasten.
paar bilder einbringen, da wird die oft so bruechige bruecke zu den erinnerungen wieder stabil und gangbar ! der weg zu erinnerungen, die wohlgemerkt, die zig jahrzehnte zurueckliegen !!
jetzt koennen wir nur beten, dass erstmals paar alte photos mit Viktoria, Cilli & Co wiederentdeckt werden, hoffentlich !!

Tolle arbeit, HAUINOLO, wirklich !
Ganz spezieller Dank geht natuerlich an SONJA !
das macht Sonja sehr gut, mit Feingefuehl UND Verstand, sowie mit allem gebuehrendem Respekt der betagten Dame gegenueber !

*********
ciao: Bernie


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Mordfall Hinterkaifeck

12.10.2007 um 13:54
@Bernstein

danke für die Blumen :-)

Wir haben uns im Vorfeld diesbezüglich sehr viele Gedanken gemacht, wie wir die Oma zum einen nicht belasten, aber ihr doch ein wenig auf die Sprünge helfen könnten. Es konnten leider nicht alle Fragen, die wir uns vorgenommen hatten angegangen werden, aber es gibt bestimmt ein nächstes mal. Ich fand auch, dass sie das Gespräch sehr gut geleitet hat. Und wie man sieht, mit ein paar Informationen konnte man sogar das Interesse der Oma wecken, die wirklich von sich aus mit dem Thema begonnen hatte. Ein Goldstück! Ich habe ihr schon - über meine Bekannte- einen Eierlikör zukommen lassen, da sie diesen über alles liebt und jeden Tag zwei kleine Gläschen davon trinkt. Ich werde jetzt wohl auch auf Eierlikör umsteigen, vielleicht bleibe ich dann auch so lange gesund und geistig fidel!


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Mordfall Hinterkaifeck

12.10.2007 um 13:55
@hauinolo

Vielen Dank auch von mir an Dich, natürlich die Oma und auch an deine Bekannte!

Total interessant, man erfährt etwas von der Meinung der Bevölkerung...und wenn dem wirklich so war, daß der LTV noch beim Tragen der Särge dabei war, gesetz dem Falle er wäre der Täter gewesen, das wäre an Dreistigkeit kaum zu überbieten.


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Mordfall Hinterkaifeck

12.10.2007 um 14:39
@hauinolo

Großes Kompliment an Dich und Deine Bekannte auch von mir.

Kleine Anregung für das nächste Gespräch: Vielleicht könnte sie die Oma auch mal fragen, welche anderen noch lebenden Zeitzeugen es gibt, zu denen sie noch Kontakt hat? Vielleicht ließen sich ja auf diese Weise Personen ausfindig machen, die noch etwas näher an dem Geschehen "dran gewesen" sind und die bereit wären, der Enkelin Auskunft zu geben Je mehr Interviewpersonen gefunden werden, desto vollständiger wird unser Bild.


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Mordfall Hinterkaifeck

12.10.2007 um 14:45
Wichtig wäre es m.E. auch, etwas mehr über die wichtigsten Zeugen zu erfragen, insbesondere in welchem Verhältnis sie zu den Opfern und zu den verschiedenen Tatverdächtigen standen. Wir brauchen nicht nur mehr und bessere Beweise, sondern vor allem auch mehr Hintergrundinformationen, um die vorhandenen Beweise (insbesondere die Zeugenaussagen) besser würdigen zu können.


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