Das Poltergeist-Phänomen
17.02.2014 um 23:31@Tajna
Bei Migräneanfällen, die durch abruptes Zusammenziehen von Hirnarterien entstehen, kommt es ebenfalls zu visuellen Erscheinungen. Für Migräne sind Flimmerskotome typisch, die oft von einer Seite des Gesichtsfeldes zur anderen ziehen und dabei die form wechseln können.
Oliver Sacks beschreibt in seinem neurologischen Bestseller „Der Mann, der seine Frau mit einem Hut verwechselte" den Fall der Hildegard von Bingen, einer Nonne, die um 1100 lebte und von Visionen heimgesucht wurde, die sie folgendermaßen beschrieb: „Doch plötzlich geht ... aus dem Geheimnis des auf dem Thron sitzenden ein großer Stern in lichtem Glanze und strahlender Schönheit hervor. Ihm folgten zahlreiche sprühende Funken... Mit all seinen Trabanten zieht der Stern zum Süden hin ... Sofort erloschen sie und wurden schwarz wie Kohle ... Sie stürzten in den Abgrund, und keinen von ihnen sahst Du wieder."
Die Interpretation von Sacks lautete schlicht, dass hier infolge eines Migräne-Anfalls Phosphene, gefolgt von einem negativen Skotom, ihr Gesichtsfeld durchzogen.
Unser Körper braucht rund acht Stunden Schlaf pro Nacht; obwohl Schlaf ein Zustand ist, der vom Gehirn willkürlich induziert wird, ist dem Gehirn selbst diese Ruhepause offenbar erheblich zu langweilig: Es fängt dann mitten in der Nacht in vergleichsweise regelmäßigen Abständen an, sich selbst Geschichten zu erzählen und dabei plastische, aber meist völlig unsinnige Bilder zu malen. Definitionsgemäß spricht man hier nicht von Halluzinationen, sondern bezeichnet diese Vorgänge stattdessen als „Träume".
Träume zeigen, dass nicht nur eine neuronale Hyperaktivität des Gehirns Ursache für Halluzinationen sein muss, sondern offenbar ebenso eine Unterversorgung mit aktuellen Informationen." (Zitat Ende)
[/quote]
http://erich-kasten.de/forschung/halluzinationen/
Also, Halluzinationen sind nicht nur Menschen mit klinischer Diagnose (zB Temporallappen-Epilepsie) vorbehalten, und deshalb können sie auch nicht einfach als Erklärung für (zumindest einige) Poltergeistphänomene ausgeschlossen werden! Es ist auch prinzipiell möglich (!), dass den Wahrnehmungen mancher "Poltergeist-Opfer" tatsächlich ein Krankheitsbild zugrunde liegt.
Das sollte mMn auch abgeklärt werden und wirklich ausgeschlossen werden können, bevor man "paranormale Vorkommnisse" als Erklärung heranzieht.
Und dann bleibt auch noch das Phänomen der "selektiven Wahrnehmung" oder der Unaufmerksamkeitsblindheit und anderen Wahrnehmungsfehlern, welche ebenfalls bereits angesprochen wurden.
Dass Menschen mit dissoziativen Tendenzen anfälliger sind für paranormale Interpretationen, habe ich ebenfalls mit meinem Artikel des Psychologen Prof. Matthews M. Sharps aufzeigen wollen. Hast Du den überhaupt gelesen? Eine Antwort/Stellungnahme von Dir dazu konnte ich leider nicht finden.
Das Poltergeist-Phänomen (Seite 42)
(mein Post vom 07.02. 22:26, ganz unten im Spoiler)
Das gilt übrigens nicht nur für Menschen, die vermeintlich "paranormale" Erlebnisse haben, sondern kann ebenso auch diejenigen betreffen, die diese untersuchen ;)
Tajna schrieb:Was muss ich da lesen?Zitat: "Aber auch der normale, völlig gesunde Mensch hat gelegentlich Halluzinationen.
Halluzinationen sind nur beim Meditieren, in einer Trauerphase oder im Halbschlaf normal, sonst nicht.
Wenn unter anderen Umständen Erlebnisse mit Halluzinationen erklärt werden sollen, muss bei der betreffenden Person auch eine entsprechende Erkrankung vorliegen.
Bei Migräneanfällen, die durch abruptes Zusammenziehen von Hirnarterien entstehen, kommt es ebenfalls zu visuellen Erscheinungen. Für Migräne sind Flimmerskotome typisch, die oft von einer Seite des Gesichtsfeldes zur anderen ziehen und dabei die form wechseln können.
Oliver Sacks beschreibt in seinem neurologischen Bestseller „Der Mann, der seine Frau mit einem Hut verwechselte" den Fall der Hildegard von Bingen, einer Nonne, die um 1100 lebte und von Visionen heimgesucht wurde, die sie folgendermaßen beschrieb: „Doch plötzlich geht ... aus dem Geheimnis des auf dem Thron sitzenden ein großer Stern in lichtem Glanze und strahlender Schönheit hervor. Ihm folgten zahlreiche sprühende Funken... Mit all seinen Trabanten zieht der Stern zum Süden hin ... Sofort erloschen sie und wurden schwarz wie Kohle ... Sie stürzten in den Abgrund, und keinen von ihnen sahst Du wieder."
Die Interpretation von Sacks lautete schlicht, dass hier infolge eines Migräne-Anfalls Phosphene, gefolgt von einem negativen Skotom, ihr Gesichtsfeld durchzogen.
Unser Körper braucht rund acht Stunden Schlaf pro Nacht; obwohl Schlaf ein Zustand ist, der vom Gehirn willkürlich induziert wird, ist dem Gehirn selbst diese Ruhepause offenbar erheblich zu langweilig: Es fängt dann mitten in der Nacht in vergleichsweise regelmäßigen Abständen an, sich selbst Geschichten zu erzählen und dabei plastische, aber meist völlig unsinnige Bilder zu malen. Definitionsgemäß spricht man hier nicht von Halluzinationen, sondern bezeichnet diese Vorgänge stattdessen als „Träume".
Träume zeigen, dass nicht nur eine neuronale Hyperaktivität des Gehirns Ursache für Halluzinationen sein muss, sondern offenbar ebenso eine Unterversorgung mit aktuellen Informationen." (Zitat Ende)
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http://erich-kasten.de/forschung/halluzinationen/
Also, Halluzinationen sind nicht nur Menschen mit klinischer Diagnose (zB Temporallappen-Epilepsie) vorbehalten, und deshalb können sie auch nicht einfach als Erklärung für (zumindest einige) Poltergeistphänomene ausgeschlossen werden! Es ist auch prinzipiell möglich (!), dass den Wahrnehmungen mancher "Poltergeist-Opfer" tatsächlich ein Krankheitsbild zugrunde liegt.
Das sollte mMn auch abgeklärt werden und wirklich ausgeschlossen werden können, bevor man "paranormale Vorkommnisse" als Erklärung heranzieht.
Und dann bleibt auch noch das Phänomen der "selektiven Wahrnehmung" oder der Unaufmerksamkeitsblindheit und anderen Wahrnehmungsfehlern, welche ebenfalls bereits angesprochen wurden.
Dass Menschen mit dissoziativen Tendenzen anfälliger sind für paranormale Interpretationen, habe ich ebenfalls mit meinem Artikel des Psychologen Prof. Matthews M. Sharps aufzeigen wollen. Hast Du den überhaupt gelesen? Eine Antwort/Stellungnahme von Dir dazu konnte ich leider nicht finden.
Das Poltergeist-Phänomen (Seite 42)
(mein Post vom 07.02. 22:26, ganz unten im Spoiler)
Das gilt übrigens nicht nur für Menschen, die vermeintlich "paranormale" Erlebnisse haben, sondern kann ebenso auch diejenigen betreffen, die diese untersuchen ;)