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Das Leben mit psychischen Erkrankungen..seid Ihr tolerant?

470 Beiträge ▪ Schlüsselwörter: Psyche, Krankheiten, Ängste ▪ Abonnieren: Feed E-Mail

Das Leben mit psychischen Erkrankungen..seid Ihr tolerant?

15.03.2023 um 13:38
@XAE

Wie erfasst du dann die Eigenverantwortung des Klienten?
Wer beurteilt dann den Erfolg oder Misserfolg?


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Das Leben mit psychischen Erkrankungen..seid Ihr tolerant?

15.03.2023 um 13:51
@Bundeskanzleri
Ich gar nicht, ich bin nicht vom Fach. Und wahrscheinlich geht es nach heutigem Stand noch nicht mal wenn ich vom Fach wäre.

Dafür gibt es hoffentlich in der Zukunft verlässliche Kriterien.


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Das Leben mit psychischen Erkrankungen..seid Ihr tolerant?

15.03.2023 um 16:01
@XAE
Messungen von Leidensdruck? Wie soll sowas möglich sein? Es definiert sich auch von Fall zu Fall unterschiedlich, bei meiner Erkrankung wechselten die Leidstellen von Zeit zu Zeit, ich bin schwer chronisch krank und muss verschiedene psychiatrische Medikamente nehmen, die können aber in meiner Erfahrung weder heilen noch großartig an der Krankheit etwas ändern.
In meinem Fall nehme ich 4 verschieden Neuroleptika wegen Fremdgedanken etc und noch einige andere für Stimmung ,besseren Schlaf etc , ich muss auch sagen, dass ich bis heute nicht fähig bin auch leichtere Arbeiten zu schaffen, mein "Leidensdruck" ist sehr hoch aber ich bin froh dass ich im Moment wieder stabil bin.
Wenn ich sowas höre wie eine Art Messung, an welchen Punten machst du das Fest? Wenn dich Fremdgedanken steuern und du aus dem Fenster springen sollst oder andere gefährdest oder es dir einfach nicht gut geht? Ich hoffe du verstehst meine Frage, es gibt soviele Facetten von Leid, man wird sowas nie mit einer Aparatur "messen" können, da der Geist nicht wie ein Computerprogramm ist, an dem man Fehlstellen einfach mit einem Programm erkennen und "reparieren" kann.


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Das Leben mit psychischen Erkrankungen..seid Ihr tolerant?

15.03.2023 um 17:33
@Rainlove
Ich glaub ich verstehe die Frage, ich denke aber dass wir uns heute noch gar nicht vorstellen können was in 50 Jahren alles möglich sein wird.

Hoffentlich, und hoffentlich geht es sogar schneller. Dass Du persönlich so sehr betroffen ist, tut mir sehr leid. Noch mehr, dass die Hilfsangebote die es heute gibt, Dir offenbar nur teilweise helfen. Damit kann doch niemand zufrieden sein, und so tun als wäre das ein befriedigender Umgang mit derartigen Krankheitsbildern.


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15.03.2023 um 18:45
@XAE
Wenn man sowas könnte wäre es ein meilenstein und ich würde alles dafür tun.


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15.03.2023 um 22:34
Zitat von XAEXAE schrieb:Exakt, die Haftung gibt es nicht und ich wünsche mir dass sich das ändert.

Eigentlich gerne auch für ergebnislose Therapieleistungen, vor allem aber für eventuelle Therapiefehler mit negativen Folgen.
Das würde dazu führen, dass Menschen mit psychischen Erkrankungen, die komplexer sind als andere, in die Röhre gucken, weil sie dann kein Psychotherapeut mehr behandeln möchte.

Beispiel: Ich habe eine gute Freundin mit Borderline Persönlichkeitsstörung, wiederkehrenden depressiven Episoden und schwerer, komplexer PTBS. Besagte Freundin macht in jeder Therapie kleine Fortschritte und kämpft sich quasi seit ihrer Jugend zurück ins Leben. Sie hat mit ihrem Erkrankungsbild ohnehin schon Probleme damit ambulante Psychotherapeuten zu finden, die überhaupt mit ihr arbeiten wollen. Würden Therapeuten persönlich haften, wenn die Fortschritte nicht ausreichen, würde niemand einen Fall wie sie behandeln.


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Das Leben mit psychischen Erkrankungen..seid Ihr tolerant?

16.03.2023 um 16:18
Zitat von primetimecrimeprimetimecrime schrieb:Beispiel: Ich habe eine gute Freundin mit Borderline Persönlichkeitsstörung, wiederkehrenden depressiven Episoden und schwerer, komplexer PTBS. Besagte Freundin macht in jeder Therapie kleine Fortschritte und kämpft sich quasi seit ihrer Jugend zurück ins Leben. Sie hat mit ihrem Erkrankungsbild ohnehin schon Probleme damit ambulante Psychotherapeuten zu finden, die überhaupt mit ihr arbeiten wollen.
So einen ähnlich schwierigen Fall habe ich im engeren Freundeskreis ebenfalls; es gibt schon Therapeuten, die sich darauf spezialisieren und sich auch den Härtefällen annehmen, allerdings muss man dafür in der Tat länger suchen. Gerade posttraumatische Belastungsstörungen sind kompliziert zu behandeln, die Ursachenfindung oft mehrdimensional.
Und selbst wenn die Kompetenz des Therapeuten an sich passt kann es durchaus vorkommen, dass es auf zwischenmenschlicher Ebene nicht funktioniert - ebenfalls ein Faktor, den man nicht übersehen sollte und der sehr wichtig ist!
Zitat von primetimecrimeprimetimecrime schrieb:Würden Therapeuten persönlich haften, wenn die Fortschritte nicht ausreichen, würde niemand einen Fall wie sie behandeln.
Ja, bzw. wären Therapien konzeptuell an sich vergebens. Als ich mich noch in psychologischer Behandlung befand, hat mir mein Psychologe auch von einem Patienten erzählt, dem er nicht helfen konnte; der Patient nahm sich leider das Leben ... bei hunderten und tausenden von Patienten kann so etwas bedauerlicherweise bereits aus rein statistischen Gründen auftreten. Jeder Psychologe, würde dieser dafür haften, wäre seinen Job wohl früher los als es uns allen lieb ist.

Letztendlich kann ein Therapeut "nur" eine Stütze anbieten und das nötige Werkzeug bereitstellen, mit dem man in der Lage ist, selber an sich zu arbeiten - vermutlich sogar für den Rest des eigenen Lebens. Wenn da allerdings die Eigeninitiative oder gar die Einsicht fehlt, dann bringt auch das leider nichts. Für derartige Härtefälle sind dann stationäre Einrichtungen und Kliniken gedacht.

Was ich aber allgemein als positive Entwicklung feststelle, ist, dass das Stigmata bezüglich psychologischer Erkrankungen die letzten 10 - 15 Jahre reduziert wurde. Mittlerweile scheint die Akzeptanz was die Existenz psychologischer Krankheiten betrifft - gerade bei der jüngeren Generation - sehr hoch zu sein. Gerade das erachte ich als immens wichtig; mit einem "Reiß' dich zusammen!" oder "Geh' mal aufs Feld arbeiten!" ist es eben NICHT getan.


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Das Leben mit psychischen Erkrankungen..seid Ihr tolerant?

16.03.2023 um 16:41
@Mr.Dextar
Zitat von Mr.DextarMr.Dextar schrieb:Was ich aber allgemein als positive Entwicklung feststelle, ist, dass das Stigmata bezüglich psychologischer Erkrankungen die letzten 10 - 15 Jahre reduziert wurde.
Ach ist das so ja? Ich habe komplett andere Erfahrungen bei gleichaltrig jungen Menschen gemacht bzw machen müssen, viele Menschen sagen heutzutage nicht mehr die Wahrheit, man merkt nur, dass keiner mehr meldet, dass man gemieden wird und besonders auf Chatportalen und Datingseiten ist es ein Unding die Wahrheit zu sagen, wie ich schonmal schrieb habe ich aufgegeben, die meisten wollen garnicht verstehen was die Erkrankung bedeutet, man wird einfach von allen gemieden und ausgegrenzt.
Ich bin selbst 30 und habe gerade bei jungen Leuten das festgestellt, ältere Bekannte haben mehr Verständniss, ich vermute dass die Lebenserfahrung miteinspielt, dass man niemanden gleich diskriminiert, gerade hier im Osten ist man da offen und verständnissvoll, weil die älteren ja tägliche Unterdrückung und Bevormundung erlebt haben.

Ich habe auch den Eindruck dass viele Menschen sehr hohe Ansprüche an das Leben haben, vorher wird gelogen und über materielle Bedürfnisse und Verzicht philosophiert aber wenn man dahinter schaut sind es die ersten die jedes Jahr ein neues Smartphone und anderen Unsinn, den keiner wirklich braucht haben wollen.


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Das Leben mit psychischen Erkrankungen..seid Ihr tolerant?

16.03.2023 um 16:56
Zitat von RainloveRainlove schrieb:Ach ist das so ja?
Ja, ist teils auch belegt, siehe z.B.:

Question: What changes in the prejudice and discrimination attached to mental illness have occurred in the past 2 decades?

Findings: In this survey study of 4129 adults in the US, survey data from 1996 to 2006 showed improvements in public beliefs about the causes of schizophrenia and alcohol dependence, and data from a 2018 survey noted decreased rejection for depression. Changes in mental illness stigma appeared to be largely associated with age and generational shifts.

Meaning: Results of this study suggest a decrease in the stigma regarding depression; however, increases and stabilized attributions regarding the other disorders may need to be addressed.


Quelle: https://jamanetwork.com/journals/jamanetworkopen/fullarticle/2787280

Ist zwar eine US-Studie, deckt sich zumindest aber auch mit meinen eigenen Erfahrungen. Natürlich ist hier noch nach wie vor viel Arbeit vonnöten, allerdings war es davor deutlich schlimmer ... gerade bei der älteren Generation.

Was den Rest betrifft so vermag ich mich nicht dazu äußern, das scheint ein persönliches Problem zu sein und ich kenne dich nicht. Hat auch nur bedingt mit dem zu tun, was ich sonst zu dem Thema schrieb.


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Das Leben mit psychischen Erkrankungen..seid Ihr tolerant?

17.03.2023 um 00:27
Ich könnte mir vorstellen, dass die Akzeptanz leider auch sehr von der Erkrankung abhängt. Bei einer Depression macht man sich um den Erkrankten Sorgen, weiß wie mies man sich selbst an seinen schlechtesten Tagen fühlt und stellt sich dann vor diesem Gefühl eine ganze Weile ausgeliefert zu sein, ohne groß etwas daran ändern zu können. Da kann ich mich als emphatischer Mensch zumindest ansatzweise hinein versetzen. Ebenso bei einer Angststörung, wir alle kennen Angst als Gefühl in einem geringen und gesunden Ausmaß. Wir können uns aber in der Theorie gut vorstellen, was irrationale Ängste mit einem machen können.

Und dann gibt es Erkrankungen wie eine Schizophrenie, Psychosen aller Art oder Persönlichkeitsstörungen (ich denke da gerade an Borderline oder die narzisstische), die den meisten Menschen nur aus irgendwelchen Horrorgeschichten und medialer Berichterstattung über Verbrechen bekannt sind. Und dann wird leider von den Betroffenen, die anderen schaden, auf alle Betroffenen geschlossen.


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Das Leben mit psychischen Erkrankungen..seid Ihr tolerant?

17.03.2023 um 00:52
Zitat von primetimecrimeprimetimecrime schrieb:Und dann gibt es Erkrankungen wie eine Schizophrenie, Psychosen aller Art oder Persönlichkeitsstörungen (ich denke da gerade an Borderline oder die narzisstische), die den meisten Menschen nur aus irgendwelchen Horrorgeschichten und medialer Berichterstattung über Verbrechen bekannt sind. Und dann wird leider von den Betroffenen, die anderen schaden, auf alle Betroffenen geschlossen.
Das ist problematisch, ja, aber ich denke, auch dem könnte man vorbeugen. Es gibt quasi zwei Arten des Verstehens (die beide einander nicht ausschließen!), nämlich eine auf einer subjektiven Ebene - was das enthält, was Du beschrieben hattest, von wegen man kenne Depressionen ja selbst und dergleichen - und eine andere auf einer objektiven Ebene. Letzteres Verständnis müssen zum Beispiel auch Psychologen besitzen, denn sie können offensichtlich auch Leuten helfen, obwohl sie selbst z.B. nie an Depressionen litten. Dazu benötigt es ebenfalls ein mehrdimensionels Verständnis, welches sich auf Empirie und einen reichen Erfahrungsschatz stützen. Ein Arzt, der eine physische Krankheit heilt, muss schließlich auch nicht zuerst an dieser leiden, bevor er anderen helfen kann.

Wenn Menschen also eigenständig anfangen, sich über schwerwiegendere Erkrankungen zu informieren, dann kann auch ein besseres Verständnis für die Betroffenen entwickelt werden - selbst wenn man eine solche Erkrankung aus der subjektiven Erste-Person-Perspektive nicht nachfühlen kann.


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