Klavier schrieb:Dies soll von mir keine Behauptung sein, da ich diese Theorie nicht belegen kann. Es ist eher eine vorsichtige Vermutung.
Misanthropie wird man von außen nur schwer erkennen können, da sie, zumindest nach Schopenhauers Definition, sehr subtil ist und nicht an einer einzigen Verhaltensweise festzumachen ist.
Schoppenhauer beschreibt Misanthropie und den Hang zur Einsamkeit als Wechselbegriffe. Sie stehen also in Beziehung zueinander. Dennoch muss ein Misanthrop nicht zwangsläufig menschenscheu sein, weil man die Gesellschaft von Menschen vermeiden wollen kann, ohne sich davor zu fürchten. Da gibt es einen klaren Unterschied.
Weiterhin beschreibt er es eben als allgemeine Grundhaltung, die nicht spezifisch auf jemanden oder etwas abzielt, wie es bei einer Feindseligkeit der Fall ist. Hinsichtlich des Selbstmords meint er, dass dieser zwar Feindseligkeiten auflösen kann, dies aber bei Misanthropie und Resignation keine hilfreiche Option darstellt, weil es eben eine zeitlose Grundhaltung sei.
Mir fällt kein wirklich gutes Alltagsgleichnis dazu ein, aber vielleicht kann man das an Drogen ganz gut verdeutlichen.
Es gibt Menschen, die lieben Drogen aller Art und Substanz und schütten sich damit zu bis sie gar nicht mehr wissen, wo oben und unten ist.
Dann gibt es Menschen, die gewisse Alltagsdrogen konsumieren, manche regelmäßig, andere unregelmäßig. Sie lehnen den Konsum also nicht grundlegend ab, wählen aber schon gezielt aus, was sie konsumieren.
Und schließlich gibt es noch die, die gar nichts konsumieren. Bei dieser Gruppe von Menschen kann man aber unterscheiden. Einmal in solche, die konkret begründen können, warum sie nicht Konsumieren. Die zum Beispiel nach einer Alkoholvergiftung das Trinken oder bei der Diagnose Krebs das Rauchen aufgeben oder erst gar nicht damit anfangen, weil ein Elternteil beides Tat und damit für den Bruch der häuslichen Situation gesorgt hat o.ä.
Aber dann gibt es noch die, die generell nicht konsumieren, aber selbst nach langem Suchen, keinen Grund dafür angeben können. Sie sind weder verschreckt, noch assoziieren sie eine negative Erfahrung damit, noch fehlen ihnen Erfahrungswerte damit. Sie konsumieren es einfach nicht, weil sie schlichtweg keinen Reiz darin sehen.
Wenn man nun auf die Abneigung gegenüber Menschen übertragt, so sind die Misanthropen wohl eine Rarität, weil es eine breite Palette von Möglichkeiten gibt, dass man lediglich von einer spezifischen Feindseligkeit und nicht von einer Grundhaltung spricht.
Warum hasst man Menschen? Jetzt kann man sich einmal überlegen, was aus diesem Hass würde, wäre dieser Grund nicht vorhanden, hätten wir beispielsweise eine Welt, in der die Menschen vernünftig, die Umwelt sauber und die Zukunft hoffnungsvoll wäre.
Wenn in dieser Utopie, der Grund des Hassens verschwunden sein sollte, dann reden wir von einer Feindseligkeit. Andernfalls ist man der Misanthropie wohl einen Schritt näher gekommen.
Grundlegend verstehe ich aber nicht, was der Wert sein soll, wenn man so bezeichnet wird oder sich selbst so bezeichnet. Weis nicht, was man sich selbst oder seinen Mitmenschen damit sagen möchte...