BlackFlame schrieb:Was willst denn dann überhaupt für Reaktionen haben?
Von fremden Menschen, die ich irgendwo treffe? Da will ich am liebsten gar keine Reaktion.
BlackFlame schrieb:Du musst verstehen lernen, dass es ein verdammt hoher Anspruch an deine Mitmenschen ist, dass sie von allem sofort eine Ahnung haben sollen und auch ohne Eigenerfahrungen Verständnis dafür zeigen sollen und die, die sich mit dir austauschen wollen, weil sie das selbst erlebt haben, es verdammt gut mit dir meinen.
Ich weiß, dass ich nicht verlangen kann, dass jeder mich versteht und richtig reagiert. Ich erwarte auch kein Verständnis, aber ich erwarte Diskretion. Ich kann verstehen, wenn man etwas seltsam reagiert, das halte ich niemandem vor. Aber ich kann diese Kommentare nicht verstehen. Wie ich schonmal schrieb, wenn jemandem ein Arm fehlt geht auch keiner hin und sagt "och Mensch, das sieht aber doof aus".
Und dass die, die sich mit mir austaschen wollen es gut meinen habe ich bisher noch nicht erlebt. Bisher schien es mir eher so als wollten die Anerkennung für ihr eigenes Verhalten. Kann natürlich auch falsch von mir aufgenommen werden, da möchte ich definitiv nicht urteilen.
BlackFlame schrieb:Wäre es dir denn wirklich recht, wenn es alle Mitmenschen konsequent ignorieren würden?
In wie fern würde dir das denn weiterhelfen?
Nicht alle Mitmenschen. Das Freunde reagieren ist wichtig, schließlich muss ich merken, dass ich nicht nur mir selbst weh tue. Würden aber Fremde das konsequent ignorieren, dann wär' mir das mehr als Recht, ja. Das würde mir in so fern helfen, dass ich selbst mit meinen Narben besser klar käme.
BlackFlame schrieb:Ich habe vielmehr das Gefühl, dass du die Konfrontation mit deinem eigenen Verhalten scheust und es dich nervt, dass die Reaktionen anderer dich jedes Mal dazu zwingen, dass du dich damit befasst.
Stimmt teilweise sogar, ja. Aber nicht unbedingt so, wie du es schreibst.
Die Reaktionen der anderen zwingen mich jedes Mal dazu, dass ich mich damit befasse, genau. Ich befasse mich aber oft genug in meinem Leben damit, ich kämpfe ständig gegen den Druck mich selbst zu verletzen kann. Und alles was da hilft ist Ablenkung, sich irgendwas zu suchen, damit man diese Gedanken los wird. Später kann man sich auch mit seinem Verhalten auseinander setzen, es reflektieren. Ich bin aber noch an einem Punkt an dem bloß Ablenkung hilft. Wenn man aber von Außen immer wieder darauf aufmerksam gemacht wird, dann ist es quasi unmöglich nicht daran zu denken sich selbst zu verletzen.
Auch wenn das paradox erscheint, schließlich würde weiteres SVV nur zu noch mehr Narben führen, die dann wieder negativ auffallen. Aber das ist ja genau der Teufelskreis in dem ich stecke. Es macht mich wütend, dass meine Narben auffallen, diese Wut möchte ich an mir auslassen, daraus entstehen wieder neue Narben, die erst Recht auffallen, das macht mich wieder wütend gegenüber mir selbst, weil ich mir selbst das antue, diese Wut lasse ich dann aber wieder an mir selbst raus und es entstehen wieder Narben und so weiter.
BlackFlame schrieb:Ist dir das Problem tatsächlich so bewusst, wie du schreibst und willst es gleichermaßen anderen so ernsthaft vermitteln, oder willst einfach nur, dass die Fragerei der Unwissenden aufhört, damit du dich nicht jedes Mal fragen musst, warum du das eigentlich machst?
Das ist so einfach nicht zu beantworten.
Im Großen und Ganzen ist mir mein Problem bewusst, ja. Und ich sehe es genau so ernsthaft wie ich es hier dargestellt habe. Anders aber, wenn ich ein akutes Problem damit habe. Dann kommen mir auch andere Gedanken. Dass es gar nicht schlimm ist, wenn ich mich selbst verletzte, weil ich das doch möchte und das mein Körper ist mit dem ich machen kann was ich will.
Fragerei wäre ja nicht mal das Problem. Wenn die Leute offen auf mich zugehen und freundlich fragen, dann wäre ich, denke ich, in der Lage damit umzugehen und dann auch so offen zu reagieren wie jetzt. Schließlich können es die Leute nur so verstehen.
Aber es fragt ja niemand.
Und die Frage warum ich das eigentlich mache hängt gar nicht mit der Reaktion anderer Menschen zusammen.
BlackFlame schrieb:aber ist dir schon einmal der Gedanke gekommen, dass du es möglicherweise machst, damit du dir höchstselbst endlich mal die Aufmerksamkeit schenkst, die du offenbar brauchst?
Ehrlich gesagt lässt sich das für mich gar nicht mehr nachvollziehen. Das hat so früh angefangen, das ich gar nicht mehr weiß wieso ich das überhaupt mache.
Inzwischen mache ich es ehrlich gesagt nur noch, weil ich es immer gemacht habe. Das ist meine Art mit mir selbst und meinen Problemen umzugehen. Ich brauche oft auch gar keinen Grund mehr um den Drang nach Selbstverletzung zu verspüren. Irgendwie ist das, wie die tägliche Tasse Kaffe - das gehört einfach dazu. Ich glaube das Kaffee Beispiel ist gar nicht so schlecht.
Ich gebe auch zu, dass ich dem Drang manchmal nachgebe, einfach weil ich Lust dazu habe. Ich sehe das plötzlich gar nicht mehr so eng, eben als würde man mit dem Kaffeetrinken aufhören wollen - aber eine Tasse kann man sich ja zwischendurch noch gönnen. Das ist aber nur selten, für einen kurzen Moment so. Dieser Moment kann schon reichen, aber den absoluten Großteil der Zeit ist es für mich ein wirklich ernsthafter Kampf. Nur manchmal lässt mein Kämpferwille nach und dann frage ich mich, wieso ich überhaupt kämpfe. Dann verletze ich mich halt selbst, ist doch alles halb so wild.
@-Therion-Genau daran arbeite ich ja. Ich gehe ja schon im Tshirt heraus und oft komme ich auch mit den Reaktionen anderer klar. Oft aber auch nicht.
Ich befinde mich ja grade in der Situation, dass ich lerne mit mir selbst klar zu kommen und meine Narben als Teil von mir anzunehmen. Das ist aber schwierig und sehr Stimmungsabhängig. Würde ich aber keine Fortschritte machen, dann wäre ich gar nicht in der Lage diesen Thread zu schreiben.