Das Leben mit und ohne Drogen - was ist eure Meinung?
18.01.2015 um 00:49
Das ist ein interessantes Thema. Ich mach mir schon seit längerem viele Gedanken darüber, und komme immer wieder zu dem Schluss, dass es teilweise in der Natur des Menschen liegt, sich zu berauschen. Natürlich nicht bei jedem. Ich kenne auf der einen Seite viele Leute, die sozusagen "straight edge" leben, und nie irgendetwas anrühren würden, auch keinen Tropfen Alkohol, andererseits gibt es in meiner Familie und näheren Umgebung viele Alkoholiker, und ich habe schon oft miterlebt, dass frühere Freunde von mir jetzt komplett abgestürzt sind, was auf die unterschiedlichsten Drogen zurückzuführen ist. Zum Thema Alkoholiker, ich würde meine Mutter im medizinischen Sinne als Alkoholikerin einstufen. Allerdings hat sie immer ihr Leben auf die Reihe bekommen, Geld verdient (als Alleinerzieherin), sich immer ausreichend um uns Kinder gekümmert, außer in psychischen Extremsituationen wie z.B. einer Trennung. Das würde ich aber nicht auf den Alkohol zurückführen, sondern auf die psychische Extremsituation. Sie geht ihrem (künstlerischen) Job nach, und trinkt jeden Abend, nicht gerade wenig, aber auch nie so, dass sie am nächsten Tag nicht "funktionieren" könnte. Die Theorie, dass Kunst und Alkohol/Drogen in irgendeiner Art und Weise zusammenhängen, erläutere ich später noch genauer.
Warum brauchen Menschen den Rausch?
Menschen berauschen sich, wenn ich das einfach mal so behaupten darf, fast schon seit es die Menschheit überhaupt gibt. Sogar Delphine, Elefanten, und diverse andere Säugetiere (sogar Vögel) kennen Drogen und können nach ihnen süchtig werden. Egal ob das bei den Menschen jetzt mit Fliegenpilz-Cocktails angefangen hat, mit dem ersten gebrauten Bier, mit Marihuana oder Coca-Blättern:
Ich habe den interessanten Zusammenhang beobachtet, dass oft sehr sensible, eigentlich hochbegabte Menschen, den Rausch als einzige Möglichkeit sehen, der Realität für ein paar Stunden zu entfliehen, und diesem leichter, schneller verfallen. Soweit ich das diverser Literatur entnehmen konnte, waren Drogenkonsumenten oft Menschen, die prinzipiell ein Sein außerhalb der Realität anstrebten, z.B. Schamanen, Künstler, Philosophen. Ein anderes Beispiel wären noch Krieger, die durch den Rausch die Angst vergessen konnten.
Der Mensch, seit er so ist, wie wir heute den Mensch an sich definieren, denkt, stellt sich die berühmten philosophischen Fragen "Woher komme ich? Wohin gehe ich?", und sich selbst in Frage.
Er denkt sich selbst in Bereiche hinein, die außerhalb seines Wissens,- und Erkenntnisgebiets liegen, quasi in eine "andere Welt". Ja, heutzutage können Wissenschaftler kleine Teile dieser Fragen untersuchen, aber der Großteil bleibt ein riesiges, angstmachendes Fragezeichen, besonders wenn man zur Grübelei neigt, und nach "Höherem" strebt.
Ich bin überzeugt, dass aus dieser Angst heraus, aus dem allerersten Fragen des Menschen allgegenwärtige Dinge wie Kunst, Wissenschaft, Religion etc. erst entstehen konnten.
Und damit zurück zu den Bereichen außerhalb des Wissens. Ich weiß natürlich nicht, wann der erste Mensch entdeckt hat, wie man mithilfe des Rausches aus sich selbst heraustreten konnte, aber ich bin mir sicher, es ist sehr, sehr lange her. Der Mensch benutzte Drogen, um Außergewöhnliches zu schaffen. Andere Wege wären z.B. Meditation oder Hypnose, was mich wiederum eher an "Geistliche", also Schamanen usw. erinnert, die dadurch ohne Hilfsmittel bzw. nur durch körpereigene Drogen in den Rausch verfallen können.
Und damit zu den Künstlern, Philosophen und zu den sensiblen Menschen:
Ich bin der Meinung, dass vor allem eben diese Menschen, die schon immer durch ihre Gedanken jenseits der Realität waren, besonders anfällig für Drogen aller Art sind. Eben weil ihre Gedanken stets über die Grenze des denkbaren hinausstreben.
Damit meine ich aber nur, dass sie von Grund auf anfälliger sind. Natürlich nehmen alle möglichen Menschen Drogen, einfach weil sie da sind und "lustig im Kopf" machen, oder weil sie die nicht aushaltbare Realität verschwimmen lassen.
Dann gibt es die Veranlagung, in diesem Punkt konnte ich jedoch noch keine statistischen Auffälligkeiten herauslesen. Ich kenne sowohl Kinder von Alkoholikern und Rauchern, die nie in ihrem Leben Alkohol und Zigaretten anrühren würden, als auch Kinder von absolut abstinenten Nicht-Trinkern, die jetzt aus Protest gegen ihre Eltern alle nur denkwürdigen Drogen ausprobieren, als auch die "gesunde Mitte".
Nun, ich dachte, es wäre jetzt noch interessant, meine eigenen Erfahrungen aufzuzählen: Meinen ersten Kontakt zu Drogen hatte ich mit 12, als ich mir mit Zeitungspapier einen Joint drehte, aus Gras das ich am Dachboden meines Vaters gefunden habe. Ich war ein sehr seltsames Kind, immer in Grübeleien und Tagträumen gefangen, was durch meine teilweise von Gewalt und Vereinsamung geprägte Familiengeschichte nur verstärkt wurde. In dieser Zeit habe ich meine ersten Gedichte geschrieben, meine ersten Bilder gemalt, mit meiner Freundin Filme gedreht.
Zum ersten Mal betrunken war ich mit 14, obwohl ich schon vorher mal mit besagter Freundin gelegentlich eine Flasche Sekt oder ähnliches aus der Garage ihres Vaters geklaut hatte.
Mit 15 bin ich abgestürzt. Nicht nur, was meinen Drogenkonsum anging, auch in anderen Dingen. Ich kann heute diverse Gründe aufzählen, obwohl sie natürlich alle keine Rechtfertigung sind: Als Kind, das nie besonders viele Freunde hatte, und dessen Eltern immernoch einen Kleinkrieg gegeneinander führten, bin ich in einen falschen Freundeskreis geraten, ohne dass es mir groß bewusst war. Andererseits denke ich gerne an diese Zeit zurück. Es war sozusagen Punk in seiner reinsten Form, meine Eltern haben sich nicht übermäßig darum gekümmert, wo ich gerade war, oder ob ich jetzt 1-2 Nächte nicht da war. Wir haben am Bahnhof geschlafen, irgendwo gegessen wo es eben gerade was gab, nächtelang diskutiert und sind mit viel älteren Leuten, Studenten, weggegangen. Dann, zwischendurch, haben wir gemeinsam Kunst gemacht, Fotos, Bilder, Comics, Skulpturen.
Im Klartext habe ich folgende Drogen ausprobiert: Selbstredend Alkohol, Tabak, Gras. Weiters: "Trüffel", also psilocybinhaltige Pilze, diverse andere "Magic Mushrooms", Kokain, MDMA, LSD, DXM und Salvia.
Trüffel und Salvia haben mir Dinge über das Leben beigebracht. Ersteres hat mich mit einem Schlag zu der Klarheit gebracht, dass ich mich nie, unter keinen Umständen, kaputtmachen darf. Zweiteres hat mir beigebracht, dass ich weiter Kunst machen muss, koste es was es wolle.
Mein Standpunkt zu Drogen heutzutage:
Ich rauche 1-2mal pro Monat ein bisschen Gras, hauptsächlich wenn ich eine Idee für ein neues Bild brauche.
Ich trinke 1-2mal pro Woche Bier, aber nie etwas "härteres" hauptsächlich wenn ich ein Bild fertigstellen will.
Ich habe aufgehört zu rauchen, obwohl ich manchmal für einen Abend einen Rückfall habe.
Ich trinke jeden Tag am Morgen einen Kaffee.