Das Leben mit und ohne Drogen - was ist eure Meinung?
10.01.2017 um 19:41
Ich habe über 20 Jahre lang Alkoholmissbrauch betrieben.
Bin nun vierzig und seit drei Jahren weitestgehend trocken.
Hatte einige kurzzeitige Rückfälle für 1-2 Tage vier mal
im Jahr gehabt.
Für mich ist Alkohol eine der härtesten Drogen, die es gibt
und ich frage mich zum Beispiel, was Bierwerbung im TV
mit einem Fußballspiel zu tun hat ...
Nun gut, mit Alkohol lässt sich eben viel Geld machen, aber
das ist noch ein anderes Thema.
Alkohol hat vieles in meinem Leben kaputt gemacht: Meine
Familie, meine Freunde, meine Arbeit, meine Hobbies.
Es ist nicht einfach, jeden Tag zu kämpfen, trocken zu bleiben.
Doch mein Entschluss steht fest, weil ich erfahren habe, wie sehr
es meine Lebensqualität negativ beeinflusst hat.
Therapien sind nur der Rahmen.
Für DICH frei zu erkennen, zu fühlen und zu entscheiden, das der
Konsum von Drogen DIR nicht gut tut, das ist das Entscheidene.
Die Frage, warum ich getrunken habe ?
Um meine Depressionen damit zu betäuben und es ist eine Flucht
aus der Realität und des sich selbst Belügens.
Wichtig ist, sein wahres Selbst wieder zu erkennen, ohne Drogen-
einfluss. Unabhängig davon, was dir andere sagen.
Die Therapien haben mir dabei geholfen, zu erfahren, wie ich mir
ein zufriedenes Leben ( es geht nicht vordergründig um Glück,
oder gar um beruflichen Erfolg und viel Geld ) nachhaltig aufbaue.
Ich möchte Alkohol/Drogen nicht grundsätzlich verteufeln.
Es ist wichtig Respekt davor zu haben und keine Angst.
Die Gewohnheiten nach und nach umstellen, die Droge
durch positive Dinge ersetzen : durch die Natur wandern,
bewusst genießen, lecker und schön zu kochen, sich wieder
mit Freunden zu treffen und füreinander da zu sein ...
Wenn das gegenüber der Droge ( besser gesagt Sucht, also
ein ungesundes Übermaß/Ungleichgewicht an Schädlichkeit,
vor allem einer psychischen Abhängigkeit ) im Vordergrund
steht, bist du auf dem richtigen Weg.
Und sich vor allem über die kleinen Erfolge freuen, als immer
über das „große Ganze“.
Ich finde die größte Herausforderung ist dabei, mit sich selber
Geduld zu haben und sich selber nicht unter Druck zu setzen,
ohne dabei das Ziel einer dauerhaften Abstinenz aus den Augen
zu verlieren.
Wichtig ist es, sich ein authentisches Selbstvertrauen und Selbst-
bewusstsein aufzubauen, sich bewusst abzugrenzen ( ohne dabei
gleich ein Rebell zu werden ) und vor allem – die Schwäche zu
zeigen ( zu können und zu „dürfen“ ), das man Hilfe zur Selbsthilfe
benötigt, dazu zu stehen, denn Schwächen/Fehler sich und anderen
einzugestehen ist wahre Stärke.
Allen die, die Drogen weiter konsumieren, stellt euch, wenn ihr
wollt, mal selbst die Fragen:
Nehme ich die Droge, um Problemen und/oder negativen Gefühlen/
Gedanken aus dem Weg zu gehen ? JA !
Nehme ich Drogen zur Kompensation von negativen Stress und
zur kontraproduktiven Konfliktbewältigung ? JA !
Nehme ich die Droge, damit es mir körperlich wieder besser geht ?
JA !
Nehme ich die Droge, um in Geselligkeit besser „anzukommen“
und vielleicht meine eigenen Schwächen vordergründig zu ka-
schieren, um z.B. mehr zu wagen ? NEIN !
Nehme ich Drogen nur des wirklichen Genusses wegen –
sprich nehme ich vordergründig den Genuss oder die Wirkung
der Droge wahr ? NEIN !
Kenne ich mein Limit und mein Konsumverhalten ? JA !
Will ich es wirklich zulassen, das die Droge mein Bewusst-
sein und meine Emotionen/Gefühle kontrollieren ? NEIN !
( Sicher gäbe es noch weitere Fragen, aber diese fielen mir
spontan ein )
Die Ignoranz der Konsequenzen von übermäßigen Drogen-
konsum führt zur psychischen Selbstaufgabe und Identitäts-
verlust kombiniert mit einer erheblichen Verkürzung
der Lebensdauer – letztlich primär der Minderung des
eigenen körperlichen, wie seelischen Wohlbefindens
und der damit verbundenen Lebensqualität.
Sprich der Aspekt der Motivation ist das Entscheidene.
Ich finde es sehr positiv und anregend, das „rooky“ hier diesen
Thread eröffnet hat.
Unabhängig vom gesellschaftlichen, juristischen wie politischen
Kontext, finde ich es wichtig aus eigenen, persönlichen Erfahrungen
zu sprechen.
Ohne dabei zu „ver“, oder „vor“-urteilen, sich von der Konditionierung
versuchen zu distanzieren, sondern offen, wohlwollend und konstruktiv
zu kritisieren – was mir selbst auch nicht immer gelingt, niemand ist
perfekt ( ist auch ganz gut so ).
Ich möchte hier nicht unterscheiden zwischen legalen Drogen und
Illegalen Drogen, zwischen Alkohol und THC, Koks, „Gras“ etc.
Die Wirkung, Dauer/Häufigkeit des Konsums, soziale Isolation,
psychische Komorbidität, Hang zur Suizidalität etc. spielen die Rolle.
Mich interessiert es, wie ihr persönlich dazu steht, wie ihr euch damit
fühlt, keine Drogen zu nehmen, maßvoll in vernünftigen Maße Drogen
zu nehmen oder pathologisch abhängig von Drogen zu sein – und was
ihr für Erfahrungen gemacht habt.
Unabhängig vom moralischen gesellschaftlichen Kontext, ohne direkt
zu urteilen.
Gerade über konstruktive kritische Resonanz von euch freue ich mich.