Betroffenheit und Doppelmoral

Thalassa schrieb:wenn sich beispielsweise unsere Kanzlerin, oder einer ihrer Regierungsvertreter "bestürzt und betroffen" über irgendwelche kriegerischen Auseinandersetzungen äußert, und man sich vor Augen hält, wohin "wir" alles Waffen liefern ...

Sie macht im Großen, was wir alle im Kleinen tun. Bei ihr sieht es nur jeder. Das ändert aber nichts daran, dass auch wir das tun, nur in einer anderen Größenordnung.

Wenn ich mit dem Finger auf jemanden zeige, der noch viel viel "schlimmer" ist als ich, ändert das an meiner eigenen Unzulänglichkeit nichts.

Das ist auch so eine menschliche Unart. Von sich selbst ablenken, indem man auf schlimmere Missstände hinweist.
Schreibt man das wirklich mit drei s? :D

@AllmySpott
er zeigt ja nicht nur die s,g. doppelmoral auf, sondern auch das man sich nicht engagiert.

nur mit dem engagement ist es eine sache, die ich in meinen post versucht habe zu beschreiben.

woher soll die energie bzw kraft herkommen, wenn man diese für das eigene überleben und seiner familie verwenden muß.

ja wir haben mehr annehmlichkeiten als andere auf diesem planeten, bloß wir können jetzt nicht sagen wir verzichten auf ein %teil unseres geldes wegen weniger arbeit um dann diese kraft einzusetzen in einem projekt.
das würde bedeuten das die familie am existenzminimum lebt und noch vieles mehr. außerdem hat es auswirkung bis ins rentenalter.

@AllmySpott
wenn als nächster buchstabe ein selbstlaut kommt, wird der dritte buchstabe weggelassen.

@dasewige
OT: Nach der neuen Rechtschreibung nicht. ;-) Siehe SchiFFFahrt.

@AllmySpott

allmotlEY schrieb:Schreibt man das wirklich mit drei s? :D

... wenn man die neue Rechtschreibung mitmacht, ja - ich benutze ja weiter "ß" :D .

Vielleicht sollten wir auch mal alle langsam ein bißchen Konsumverzicht praktizieren, wir - mein Partner und ich - machen es, und zwar freiwillig.
Wir haben weder ein Iphon, Ipad oder sonstiges ... weil wir sowas einfach nicht brauchen - das nur mal als Beispiel :) .

Naja, das ist so eine Sache mit Betroffenheit und Doppelmoral...

Man muss halt zwischen Anspruch und Wirklichkeit unterscheiden.

Es ist beispielsweise mein Anspruch, dass jeder Mensch auf der Welt Zugang zu sauberem Trinkwasser haben soll.
Wenn ich das in Wirklichkeit durchsetzen will, dann muss ich bedenken, wie ich das realisieren kann?

Was für ein Handeln ist sinnvoll, was hab ich für Möglichkeiten? Demonstrationen, Briefe schreiben, Dokus machen, Spendengelder sammeln, einen supertollen, tragbaren Wasserreiniger erfinden, der überall einsetzbar ist und alles sauber und genießbar macht...?

Nun braucht das aber auch entsprechende Zeit. Wenn ich Demonstrationen plane, Dokumentationen mache oder für meinen Wasserreiniger forsche, kann ich nichts anderes machen. Kein Geld verdienen, mich nicht mit Familie oder Freunden befassen...

Wovon soll ich dann leben? Man wird mir vielleicht sagen:,,Ja, ganz toll, dein Engagement", aber wenn ich meine Ausbildung deshalb nicht fertig mache oder meinen Beruf aufgebe, stehe ich trotzdem mit Versorgungsnöten da.
Auch das Sozialamt zahlt nicht einfach nur, weil man ein netter Mensch ist.

Was bleibt also? Ich würde Geldgeber benötigen. Diejenigen aber, die Geld geben könnten, wollen entweder auch einen gewissen Profit haben oder aber das Geld kommt von Leuten, die nur sehr geringe Beträge geben können. Kann also schwierig werden für mich, wenn ich mich ganz auf mein Engagement konzentriere.


Noch schwieriger würde es werden, wenn ich Frau und Kinder hätte - die müssen auch versorgt sein.

Da setzt dann irgendwo der natürliche Gedanke ein, sich erstmal um sich selbst und seine Familie und sein Umfeld zu kümmern, bevor man sich um andere kümmert.


Hinzu kommen weitere Widrigkeiten: Vielleicht ist die problematische Region, in der ich helfen will, unter der Herrschaft eines Diktators, der sich die Spendengelder einfach nimmt und in die eigene Tasche steckt. Oder dem seine Untertanen schlicht egal sind, dem sie mehr nützen, wenn sie nichts haben und der deshalb die neu gebauten Wasserfilter zerstören lässt.

Was will man da machen? Rebellionen anführen? Den Kanzler bitten, die Bundeswehr zu schicken oder die UN, einzugreifen? Das sind zahnlose Tiger, die nicht einfach auf Bitten einzelner Menschen losschlagen, sondern sich gerne selbst blockieren, nur aktiv werden, wenn die Situation RICHTIG schwierig ist - und nicht einmal dann handeln sie sicher.



Lange Rede kurzer Sinn - man sieht sich einer Menge Herausforderungen gegenüber, wenn man ein positives Engagement, zum Beispiel für weltweit sauberes Trinkwasser, erreichen möchte.
Viele Leute finden es schlimm, dass nicht jeder sauberes Trinkwasser hat - aber andererseits sind sie auch oft scheinbar wirklich nicht in der Lage, was dagegen zu unternehmen.

@BarbieUndKen
a ist ein selbstlaut und kein mitlaut.
ergo wenn auf dem dritten buchstaben ein a,e,i,o oder u folgt werden nur zwei buchstaben verwendet.
ot ende

dasewige schrieb:ja wir haben mehr annehmlichkeiten als andere auf diesem planeten, bloß

Bin ich froh, dass du nicht

aceofspades schrieb:"aber"

geschrieben hast.

Diese Annehmlichkeiten sind ein nicht zu unterschätzender Umstand.

dasewige schrieb: wir können jetzt nicht sagen wir verzichten auf ein %teil unseres geldes wegen weniger arbeit um dann diese kraft einzusetzen in einem projekt.

Das mit dem Verzicht, ums eigene Gewissen zu beruhigen ist genau das, was der TE heraushebt. Abgesehen davon, dass die Spenderei unsicher ist, weil man nie wirklich eine Kontrolle darüber hat, wo das Geld landet. Man müsste es schon selber hintragen und vor Ort umsetzen.

dasewige schrieb:das würde bedeuten das die familie am existenzminimum lebt und noch vieles mehr. außerdem hat es auswirkung bis ins rentenalter

Da ist sie wieder, die Doppelmoral. Nicht persönlich nehmen, ich meine das ganz allgemein. Unser eigenes Hemd ist uns näher, als die Jacke des Anderen.

Existenzminimum kann sehr unterschiedlich definiert werden. In Deutschland z.B. sind es Selbstverständlichkeiten, wie ein Dach über dem Kopf, genug zu essen und zu trinken, Strom, Heizung und Fernseher. Falls es noch nicht bekannt war. :D

Achja, die Rente kommt noch dazu, hatte ich fast vergessen.

@AllmySpott

allmotlEY schrieb:Existenzminimum kann sehr unterschiedlich definiert werden. In Deutschland z.B. sind es Selbstverständlichkeiten, wie ein Dach über dem Kopf, genug zu essen und zu trinken, Strom, Heizung und Fernseher. Falls es noch nicht bekannt war. :D

Ja. Viele Bestandteile und Errungenschaften unseres Lebens in einer reichen und sicheren Industrienation sind für die Menschen hier selbstverständlich geworden.

Man ist dafür nicht mehr dankbar oder beeindruckt von diesen Leistungen - sondern man sagt immer mehr:,,Ja das ist doch wohl das Mindeste, Handy, Spielekonsole, PC, Fernseher, Auto, bezahlte Wohnung, gefüllte Supermärkte, Sicherheit...".


Man vergisst oder weiss es gar nicht (was ist nun schlimmer?), dass in vielen anderen Ländern solch ,,selbstverständliche Dinge" fast purer Luxus sind.


Mir scheint, dass dieser allgemeine Lebensstandard auf vergleichsweise hohem Niveau auch für Untätigkeit sorgt.

@AllmySpott
ergo hat man sich zu engagieren, egal was mit einem selber passiert, wenn man sich nicht der doppelmoral schuldig machen will.

dieses nenne ich totschlagsargument.

ein mensch kann sich doch nur engagieren wenn die nötige energie dafür da ist und wenn er sich in dem moment nicht sorgen machen muß um seine eigene existenz.

@Kc

Kc schrieb:Mir scheint, dass dieser allgemeine Lebensstandard auf vergleichsweise hohem Niveau auch für Untätigkeit sorgt.

Auf der anderen Seite kann aber auch dankbar sein das es wieder so ist. Vor 60 Jahren mussten meine Großeltern alles wieder neu aufbauen was sie sich aufgebaut hatten. Ich kann da auch manchmal den Frust verstehen wenn sich Länder in denen Not herrscht, davor verschließen und es auf eigene Faust in die Hose geht. Da kann man leider nur mit Diplomatie vorgehen .. da kann man als einfacher Mensch nicht viel erreichen.

Thalassa schrieb:Wir haben weder ein Iphon, Ipad oder sonstiges ... weil wir sowas einfach nicht brauchen - das nur mal als Beispiel :)

Dafür habt ihr einen Hund. Darauf verzichte ich, weil ich sowas einfach nicht brauche. :D

dasewige schrieb:ergo hat man sich zu engagieren, egal was mit einem selber passiert, wenn man sich nicht der doppelmoral schuldig machen will.

dieses nenne ich totschlagsargument.

Nein, so meinte ich es nicht. Ich versuche nur, hervorzuheben, worauf der TE hinaus will.

Und es besteht wirklich eine Schieflage zwischen dem Existenzminimum hier und eben in den ganz armen Ländern.

Ich gebe dir Recht darin, dass man mit genug eigener Kraft anderen effektiver helfen kann.

@AllmySpott
wir leben zwar alle auf einen planeten aber doch in verschiedenen welten mit unterschiedlichen kulturen.

unsere gesellschaft hat sich für ein system entschieden wo eine größt mögliche absicherung des lebens statt findet und die normalen lebensrisiken zu negieren.

dieses sytem ist so verpflochten (von der geburt bis zum tod) wenn man da anfängt was zu ändern würde es zusammenfallen wie ein kartenhaus denn es ist äußerst sensibel.

@AllmySpott

allmotlEY schrieb:Dafür habt ihr einen Hund. Darauf verzichte ich, weil ich sowas einfach nicht brauche. :D

:D Wir haben aber einer kleiner, gequälten Seele aus dem Tierheim ein schönes neues Zuhause gegeben - unser Beitrag dazu, mit unseren Möglichkeiten und Mitteln etwas "Gutes" zu tun ... ist das nichts? ;) .

Thalassa schrieb: Wir haben aber einer kleiner, gequälten Seele aus dem Tierheim ein schönes neues Zuhause gegeben

Und ich habe der schwarzen Senseo-Kaffeemaschine, die einsam im Mediamarkt stand und fast weinte, ein warmes und leises Zuhause gegeben, weg von dem grellen Rot und den Marktschreiern ... :D

Nicht, dass ich etwa eine Hundeseele mit der einer Kaffeemaschine vergleichen möchte. Kaffeemaschinen sind da sehr sensibel.

@aceofspades
Sorry, aber ich finde solche Jammer-Threads einfach zum Kotzen. Immer dasselbe blöde Geschwätz von "denen da oben", dem "bösen Westen" und all dem anderen "Moralin" verseuchtem Scheiß.

Was meinst Du denn, wie sich das "arme indische Kind", der "arme Schwarze", etc. verhalten würde, wenn er könnte? Meinst Du ernsthaft, den würde es interessieren, ob Du den Dreck aus der Gosse frisst, während er vor seinem HD-Breitbild-TV hockt? Ich werde Dir mal was sagen, es würde ihm am Arsch vorbeigehen.

Ein Blick in ein Geschichtsbuch hilft da. Wer hat z.B. massenhaft "Nachbarn" eingefangen und an europäische Sklavenhändler verkauft, aus purem Eigennutz? Richtig, das waren Afrikaner. Wer hat Jahrhunderte lang sein eigenes Volk ausgebeutet und sich in blutigsten Kriegen untereinander bekämpft? Richtig, die Inder. Wer lebt selbst heute noch in einem menschenverachtenden Kastensystem? Richtig, auch der "arme Inder". Wer hat seine Nachbarstämme in Südamerika unterjocht und ausgelöscht, bis sie von den Europäern vernichtet wurden? Richtig, Maya, Azteken, usw.
So kann man für JEDES Volk der Welt weitermachen. Das war immer so, das ist nun mal so und es wird auch wohl immer so bleiben. Denn das ist die Natur JEDER Kreatur, sich möglichst, die vermeintlich besten Chancen zu sichern.

Aber ich soll mich nun plötzlich für irgendwas schuldig fühlen? Nur weil es im Westen große Mode ist, sich mit Selbstvorwürfen zu geißeln? Sorry, ohne mich.

Du willst etwas ändern? Dann erfinde eine Technologie, welche es ermöglicht, jedem Menschen alles zu geben, was er will, so oft und so viel er will. Treib die Robotik und Nanotechnik voran, bis sie in der Lage ist, aus einem Sandhaufen alles nur Erdenkliche zu erstellen, schließlich besteht ja alles nur aus Atomen.
Wenn Du das nicht kannst, oder willst, dann rette Natur, rette Tiere, denn sie können sich nicht selbst helfen, aber sowohl Tiere, wie auch Natur, sind die Basis, auf der alles aufbaut. Der "arme Inder" und der "arme Afrikaner" muss seinen Arsch schon selbst hochbekommen und er kann es auch, selbst wenn es vielleicht schwer ist.

Aber Jammer-Threads und schlechtes Gewissen sind weder hilfreich, noch ändern sie irgendwas.
Sie sind auch nichts weiter, als Gewissenberuhigung, nach dem Motto: "Oh, was bin ich doch für ein guter und großartiger Mensch, weil ich alle Fehler bei mir suche und "armen Menschen" eine Stimme verleihen möchte."

Kurz: BULLSHIT.

Ich kenne genug Leute die Verantwortung für sich und Ihre Umwelt übernehmen, die Verallgemeinerung hier gefällt mir von daher nicht so gut.

@AllmySpott

Siehste! Sowas haben wir nicht, weil wir garkeine brauchen und damit Strom sparen, etwas für die Umwelt tun ;) .

Wolfshaag schrieb:Was meinst Du denn, wie sich das "arme indische Kind", der "arme Schwarze", etc. verhalten würde, wenn er könnte? Meinst Du ernsthaft, den würde es interessieren, ob Du den Dreck aus der Gosse frisst, während er vor seinem HD-Breitbild-TV hockt? Ich werde Dir mal was sagen, es würde ihm am Arsch vorbeigehen.

Genau, wie es auch uns am Arsch vorbei geht, egal wie wir herumheucheln und Mitgefühl zeigen. Genau das meint der TE, wenn ich ihn richtig verstehe.

Es ist völlig egal, wer gerade oben schwimmt.

Ich glaube nicht, dass das hier ein Jammer-Thread ist.

Thalassa schrieb:Siehste! Sowas haben wir nicht, weil wir garkeine brauchen und damit Strom sparen, etwas für die Umwelt tun

Wat? Ihr lasset die armen Seelen im kalten Markt verdorren? Schämet euch. :D

Fast vergessen: Stecker ziehen, jetzt!!