Themis schrieb am 25.10.2012:Also ich selber komme aus Berlin, bin hier geboren, aufgewachsen und habe auch noch nie woanders gewohnt. Die Medienberichte in der letzten Zeit erschrecken mich aber doch sehr und ich frage mich, was soll aus Berlin werden, Hochburg der Kriminalität oder schaukel ich mich hier nur hoch.
Hier ein paar Beispiele:
http://www.bz-berlin.de/tatorte/alex-mord-wo-steckt-der-haupttaeter-article1569477.html
http://www.bz-berlin.de/tatorte/18-jaehrigem-messer-ins-bein-gestossen-article1569800.html
http://www.bz-berlin.de/tatorte/paar-in-seiner-wohnung-niedergestochen-article1569852.html
http://www.morgenpost.de/berlin-aktuell/article110184314/Maenner-verpruegeln-Berliner-Arzt-mit-Holzlatten.html
http://www.morgenpost.de/berlin/polizeibericht/article110225412/Zwei-bewaffnete-Raeuber-ueberfallen-Cafe.html
Und das sind alles nur Bericht von HEUTE.
Wie seht ihr das, kommt ihr aus Berlin und fühlt Euch noch wohl? Oder war ihr zu Besuch und kommt wieder oder eher nicht?
Hallo Themis,
ob "man" sich in Berlin wohl fühlt oder nicht, kann man mE so pauschal gar nicht sagen.
Zum einen sprechen die von Dir zitierten Blätter nicht gerade für einen repräsentativen höchstwissenschaftlichem Journalismus nebst Fakten. Zum anderen hängt es obenrein auch an der Person x ab, ob sich diese mit diversen Gegebenheiten arrangiert, es mitbekommt oder einfach generell sorgenfrei lebt, um sich dann unterm Strich "wohl" zu fühlen.
Was ich damit sagen möchte, ist, dass man Medien generell nicht "blind" vertrauen sollte.
Vor etlichen Hundert Jahren gab es noch keine Berichte in dieser Form und auch das TV war noch nicht geboren. Insofern könnte man nun "meinen", dass damals alles "perfekt" war, da man weder etwas gesehen, gehört oder gar gelesen bzw. mitbekommen hat. Was zum Schluss führt, dass Dinge wohl "nur" dann passieren oder passiert sind, wenn diese in allen Medien angesprochen werden. Anders herum könnte man dann meinen, dass, wenn man nichts hört und liest, alles "Friede, Freude, Eierkuchen" ist. Das ist leider falsch!
"Alle" wollen erst einmal Geld verdienen. Und damit meine ich nicht, dass es "ehrlich" um die Existenz (Wohnung, Lebensmittel usw.) geht, sondern um eine reine Gierbefriedigung.
Insofern wird alles, was man irgendwie vermarkten kann und dem Volk interessant erscheint, herausgehauen. Man merkt auch, ob es Tatsachen entspricht und der Redakteur/Schreiber "wissenschaftlich" normal neutral "schreibt", oder es durch bestimmte Schlagwörter, Satzstellungen und Co. "gerade" den Zahn der Zeit trifft bzw. das Interesse durch reisserische und total aus dem Zusammenhang vermischte "Meinung" für den Kunden interessant wirkt. Wenn ich schon eine reisserische Schlagzeile lese, dann 99% vom Text Geschwurbel und 1% Info, die keine Aussagekraft hat, dann weiß ich schon, was Sache ist.
Dennoch möchte ich diverse Probleme in bestimmten Städten, Bezirken und die weltweite Verrohung nicht kleinreden oder gar dadurch abschwächen. Ich meine nur, dass man nicht alles "glauben" oder Schmierblätter für wissenschaftliche Studien halten sollte.
Dass die Menschen zunehmen aggressiver, dümmer, gieriger usw. werden, ist ja auch kein Geheimnis. Manche Stadtteile und Städte haben mehr Probleme als andere. Hier und da gibt es mehr Morde, Diebstähle, Drogenhandel usw. als in anderen Bezirken.
Ich bin auch immer erstaunt, wenn ich diverse Sachen in "korrekten" Medien lese oder selbst mitbekomme. Habe selbst schon als freier Fotograf (Hobby) gearbeitet und war dann bei diversen Tatorten "live" vor Ort. Ab und an habe ich auch diverse Dinge "selbst" als normaler Bürger "live" mitbekommen. Da wurde mir auch ganz komisch. Klar ist es immer etwas anderes, wenn man "live" dabei ist, aber so sind manche Menschen und die Welt eben.
Nur, man muss sich auch fragen, inwiefern man unruhig ist, warum man sich unwohl fühlt, was man selbst dagegen getan hat bzw. bereit ist zu tun und wie man sonst so in allen Bereichen Mitmenschen und die Welt "sieht"? Ich meine, man kann doch ernsthaft ab Alter x erwarten, dass man "erkennt" und auch "weiß", dass die Welt noch nie rosig war und es auch einfach Verbrechen gibt. Insofern würde man dann auch nicht geschockt sein oder sich gar verwundern respektive "unwohl" fühlen; oder?
Zudem muss man schauen, ob das jeden Tag 100x ist oder eben nur alle paar Wochen/Monate. Jetzt, aus einer Sachlage heraus einen pauschalen Fall daraus herzuleiten und alles generell zu übertragen wollen, halte ich für falsch.
Ferne muss man auch schauen, wo man "wohnt/lebt" und ob man den Bezirk, die Strasse oder gar die Stadt nicht vorab selbst ausgewählt hat? Klar, es kann ja 10-50 Jahre alles "gut" gewesen sein und dann gibt es 1x etwas. Nur, stünde das dann in der Relation? Zieht man um, arrangiert man sich, geht es selbst mit an, tut etwas? Das sind gute Fragen!
Hier bei mir in der Stadt habe ich "direkte" Einblicke in die Kommunalpolitik und die sozialen Probleme. Insofern verwundert es mich auch nicht, wenn Problemviertel eben Problemviertel bleiben oder es dort schlimmer wird. Die Stadt hat einfach keine Lust! Vielmehr werden lukrative Viertel gentrifiziert und Problemviertel sich selbst überlassen. Immer nur Geld und Ablehnung/Desinteresse!
Wenn ich dann "frisch" in eine Stadt ziehe und mir so einen Bereich aussuche, darf ich mich nicht wundern.
Im Zusammenhang mit diversen Taten muss man auch erkennen, dass die Hemmschwelle eben gesunken ist und die negative Aggro-Haltung, Verrohung der Gesellschaft zum Rest negativ beiträgt.
Ich wurde auch schon selbst ein paar Mal "dumm" und "körperlich" angegangen.
Das liegt aber nicht an der Stadt oder direkt am Bezirk, sondern an der fehlenden Intelligenz diverser Mitmenschen und dem fehlenden Anstand. Gewaltbereitschaft usw. sind das Problem. Aber, das mit dem fehlendem Anstand und das nicht vorhandene "Chilligsein" hatte ich schon oft in allen Bereichen kritisiert.
Apropos Bezirk:
Ich habe auch schon einmal in einer "Gated Community" gelebt. Auch dort gab es mit "Spiesern" und Co. Probleme. Wer meint, dass es nur in asozialen Vierteln Probleme gibt, der irrt auch. Probleme sind dort dann eben andere und die Art und Weise ist verschoben.
Zwecks Berlin oder Städten xyz generell, kann ich noch abschließend schreiben,
dass die Wahrscheinlichkeit wissenschaftlich im Bezirk und der Straße x zwecks Gewalttaten, Drogen usw. sicherlich höher ist als im Bezirk und der Straße y. Das heißt aber nicht, dass Person X jemals etwas davon mitbekommt oder selbst betroffen ist.
Man kann sich auch dagegen wehren, anpassen oder umziehen bzw. vorab einen anderen Bezirk aussuchen bzgl. der Wahrscheinlichkeit. Zwecks Problemverschiebung war es bei mir so, dass in der "Community" zwar keine Gewalttaten, Drogen (wer weiß das schon?) usw. an der Tagesordnung waren, aber zwecks "Vermögen" sehr oft hochpreisige Autos (Keyless) gestohlen wurden.
Ob sich nun Mensch x hier und da in Situation x "wohl" fühlt, weiß ich nicht.
Ich für meinen Teil würde immer abwägen, ob ich SINGLE/verheiratet wäre und/oder gar Kinder hätte. Zudem, ob ein Umzug nebst anderer Bemühungen und Kosten in Relation mit Vorfall x in Bezug auf Nachteile und der Häufigkeit der Probleme stünden.
Es gibt Menschen, denen macht es nichts aus und die arrangieren sich. Ist man selbst einmal betroffen, muss das Leben ja dennoch weitergehen. Ob ein Umzug dann alle Probleme löst oder man dann "entspannter" ist, ist auch fraglich? Es ist ja auch ein psychisches Problem dann.
Und ja, in der Großstadt gibt es mehr Leute und somit ist die Wahrscheinlichkeit, dass bei Menge x auch mehr böse Leute vorhanden sind, größer, als im Dorf mit 20 Einwohnern.
Zudem kommt man in der Stadt auch eher an Waffen usw. heran. Gepaart mit der sinkenden Hemmschwelle, ist das schon nicht gut.
Aber, Du kannst ja auch in einer guten Gegend wohnen, 50 Jahre keine negativen Erfahrungen gemacht haben, gehst dann in die Stadt oder kommst am Abend vom Sport und wirst dann im Park überfallen? Da bringt dann der Wohnort auch nichts.
Kurzum: Du siehst, dass sich das "Wohlfühlen" von verschiedenen Faktoren abhängt.
Ich selbst möchte jetzt auch nicht in ein Krisenviertel ziehen. Es reicht mir schon, dort zu arbeiten. Da schwingt auch immer ein negativer Geschmack bei.
Weißt Du, viele Menschen haben auch keine Wahl. Nicht jeder Mensch kann jedes Mal fix umziehen oder möchte das.
Nur so generelle Gedankenspiele und Überlegungen ohne "Wertung" meinerseits.