@1ostS0ul FF: Komisch, dass man in einer Diskussion über Feminismus schnell an die intellektuellen Grenzen derjenigen stösst, die glauben, Gleichberechtigung sei Stuss.
@1ostS0ul : Sagte ich das....
Nein, das war auf die heutigen Pappenheimer bezogen.
@Dr.Shrimp Dr.Shrimp schrieb:Ich habe sie verglichen, um dem Ausdruck "viel Fachwissen" etwas relativen Bezug zu geben.
Relativ zu was? Ich habe die ganze Zeit sehr darauf geachtet, verschiedene Ausbildungswege und Berufsgruppen nicht direkt miteinander zu vergleichen. Ich vergleiche Handwerker mit Handwerkern, und Ungelernte mit Ungelernten.
Aber auch wenn Du Akademische mit handwerklichen Ausbildungen vergleichst, wird es stellenweise schwer zu sagen, wo mehr Fachwissen oder Berufserfahrung gefordert ist. Denn manche Berufe lernt man drei Jahre und ist so gut wie fertig, manche verlangen nach der Ausbildung mehrere Jahre "auf der Walz": Sammeln von Berufserfahrung, für die die Ausbildung nur Grundlage sein kann, und manche verlangen, dass das Lernen nie aufhört.
Alles das hat aber mit der Diskussion um Gleichberechtigung nichts zu tun.
@1ostS0ul hat´s leider noch immer nicht begriffen, dass es ungelernte Verkäufer und solche mit Ausbildung gibt, die sich "Fachverkäufer" nennen. Fragt er wohl im Baumarkt nach dem richtigen Fliesenkleber die Kassiererin, oder die, die in der Fliesenabteilung am Computer steht und ihn beraten kann? Hat die ihr Wissen mit den Cornflakes morgends eingenommen, oder hat sie eine Ausbildung gemacht? Würde er im Bekleidungsgeschäft die Putzfrau nach der richtigen Grösse und dem geeigneten Material fragen, oder die Dame, die mit Namensschildchen irgendwie kompetent aus der Wäsche guckt?
Musste er je Unterwäsche in einer Sondergrösse kaufen, und war auf Gedeih und Verderb einer Verkäuferin ausgeliefert? .... Wohl kaum.
@1ostS0ul Die Diskussion um Quoten und Sonderbehandlungen finde ich immer schwierig, weil sie immer mit Extrembeispielen geführt wird.
Grundsätzlich: ja, ich glaube, dass Mädchen extra lernen müssen, dass "Technik" nicht unweiblich ist, sondern dass auch viele "Frauenberufe" sehr viel technisches Verständnis verlangen. Es kommt bloss in einer anderen Verpackung daher. Man darf sich von den vorgegebenen Wertungen von "weiblich" und "männlich" nicht ins Bockshorn jagen lassen.
Eine meiner Kundinnen war ausgebildete Steinbildhauerin ... und wurde dauernd gefragt, wie sie denn mit den schweren Lasten zurecht kommt. Immer wurde gelauert, dass sie antwortet, da bekäme sie von den Kollegen Hilfe. Aber die Antwort lautet: die Steine sind so schwer, dass sie sowieso niemand ohne technische Hilfe hebt. Mit Kraft kann man nichts erreichen.
In ihrer Ausbildung hat sie mehrere Frauen kennengelernt, die entdeckten, wie gross die Lust daran sein kann, etwas so schweres und widerspenstiges, und zudem so wenig verzeihendes wie einen Stein zu formen.
Aber wieviele Zufälle sind im Leben nötig, um so etwas zu entdecken? Jeder glaubt, ein Steinbildhauer oder Steinmetz müsse stark sein ...
Frauen müssen auch lernen, dass Kreativität nicht mit der Berufsbezeichnung einher geht. Ein Ingenieur kann sehr kreativ arbeiten ... wenn er den richtigen Job hat. Und eine Designerin kann an Routine ersticken ... wenn sie den falschen Job hat.
Ich bilde Schneiderinnen aus, und das ist immer eine Gratwanderung. Denn es geht nicht darum, nette Klamotten für Leute mit viel Geld zu nähen, einen Rotwein in Griffweite und gute Musik im Hintergrund. Es geht auch nicht darum, sich zu einem extravaganten Hobby ausbilden zu lassen, für das man sich einen gut verdienenden Ehemann angeln sollte.
Die Mädels müssen nach drei Jahren so fit sein, dass sie auch mit den einfachsten Mitteln sich über Wasser halten können und genug Selbstbewusstsein haben, um angemessene Preise zu verlangen.
Sie müssen extrem gut und flexibel sein (wer weiss, was für Aufgaben auf sie zu kommen?).
Aber vor allem: sie brauchen Leidenschaft. Denn ohne die macht unser Beruf keinen Sinn mehr.
Und sie brauchen technisches Know-How, Wissen über Materialien und Verarbeitung, Neugier für neue Aufgaben und Gefühl für neue Lösungen.
Natürlich könnte ich sie auch für den "Dienst nach Vorschrift" ausbilden ... aber dann werden sie als Gesellinnen weniger verdienen als eine Putzfrau, und eine Rente erhalten, die unter Hartz4 liegt. Das kann ich nicht verantworten, und kann nicht das Ziel einer dreijährigen Ausbildung sein.
Irgendwer schrieb hier von "Opferrolle". Ich sehe mich oder meine Mitarbeiterinnen nicht darin - ich sehe mich in der Lage, etwas zu verändern. Auch wenn meine Azubinen vielleicht nicht im ganzen Ausmass begreifen, was sie bei mir lernen (das kommt erst später ...), merke ich doch (an denen, die die Ausbildung abgeschlossen haben), wieviel Einfluss ich habe.
Die meisten Menschen denken, was das Thema angeht, viel zu eindimensional - oder gar nicht.
Es greift viel mehr in unseren Alltag und unseren Umgang, als wir ahnen wollen.
Würde irgendjemand hier seinem Sohn einen rosa Strampler kaufen?
Komischerweise war rosa für Mädchen, als ich klein war, kein Thema. Rosa ist eine Modeerscheinung wie Lillifee und Little Pony. Millionen von Mädchen wachsen auf der Erde ganz ohne diesen Brutalkitsch auf ... und fühlen sich dennoch nicht weniger weiblich.
Ich glaube schon, dass ein wenig Zwang in Form von Förderung oder Quotenregelungen für ein paar Jahre keinen Schaden tut. Und wenn´s für euch Männer sich irgendwie ungerecht anfühlt: denkt an die Generationen von Männern, die von umgekehrten, ungeschriebenen Quotenregelungen schamlos profitiert haben. Und wenn sich das ungerecht anfühlt, für die Vergehen der Vorfahren zu büssen: die heutigen Schneiderinnen und Krankenschwestern müssen einkommensmässig auch immernoch dafür büssen, dass ihre Vorfahrinnen keine besseren Tarife ausgehandelt haben, und Frauen immernoch um Kindergartenplätze und gegen den Karriereknick kämpfen.
Gesellschaftliche Entwicklungen mögen für den Einzelnen ungerecht, im Ganzen aber sinnvoll sein.