Feminismus = Gleichberechtigung?
15.09.2012 um 20:01@Plan_B
Nein, wir kommen nicht vom Thema ab.
Es haben sich auch früher nicht die Land- und Grubenarbeiter die bessere Position erkämpft, um den schlappen Adeligen die Kartoffeln aus dem Feuer zu holen.
Mehr Rechte hatten immer diejenigen, die mehr Macht besassen. Das hat nichts mit körperlicher Stärke zu tun, sondern mit den Mitteln, die man zur Verfügung hat, um sich andere dafür zu kaufen, seine Macht zu erkämpfen und zu festigen.
Als körperlich Überlegene waren Soldaten meistens Männer, aber es hätten ebensogut Frauen sein können, die sie bezahlten. Sie hätten auch für gemeinsame Macht kämpfen können. Immerhin hatten die einen Armeen einen Tross von Frauen, die für die Soldaten auf jede erdenkliche Weise sorgten, und kämpften genauso für Könige wie Königinnen ...
Warum das nicht geschehen ist? Ehrlich gesagt, weiss ich nicht genau, wie es dazu kam, dass in den Mittelmeer-Kulturen dem Mann mehr Rechte eingeräumt wurden als der Frau. Denn evolutionsgeschichtlich macht es keinen Sinn: Männer und Frauen waren schon immer aufeinander angewiesen, zur Fortpflanzung und zum Überleben. Es gibt heute noch Stämme von Nomaden- und Urvölkern, in denen z.B. die Erbfolge über die Frau läuft und in denen die Frauen eine eigene, aber gleichwertige Rolle haben, die Identität des Vaters der Kinder keine Rolle spielt.
Vielleicht hat es den Männern letztendlich einfach gefallen, sich nicht nur körperlich überlegen zu fühlen, sondern (man bedenke, dass Testosteron auch aggressiver macht) auch die Führungsrolle im Stamm zu übernehmen. Vielleicht hat es noch mehr damit zu tun, sicherzustellen, dass die Brut möglichst dem eigenen Erbgut entspringt, oder man wenigstens das Recht auf die Brut hat.
Nicht umsonst gehören Raub und Vergewaltigung zu kriegerischen Handlungen, zur Machtdemonstration.
Und dann kam der moralische und religiöse Über- und Unterbau, um das Überlegenheitsgefühl zu zementieren ("Die Frau sei dem Manne Untertan").
Den Rest besorgte die falsch verstandene Idee vom "Überleben des Stärkeren" (was Darwin nie so geschrieben hat), von der "natürlichen ordnung", die bürgerliche Revolution und Industrialisierung. Die Rolle der Frau wurde immer mehr moralsich eingeengt, vorgeblich wissenschaftlich untermauert, und gesetzlich festzementiert: Frauen erbten nicht automatisch, durften keinen eigenen Besitz (ausser manchmal der Mitgift) haben, hatten kein Wahlrecht, kein Recht auf ihre Kinder oder ein eigenes Bankkonto, durften wenn, dann nur in "Frauenberufen" arbeiten (mit Genehmigung des Mannes), und nicht studieren ...
Alle diese Einschränkungen sind nach und nach erst entstanden. Vielleicht ganz zu Beginn mal mit Gewalt durchgesetzt, aber dann nicht nur gegen die eigenen Frauen, sondern mit Gewalt auch gegen den Nachbarstamm oder das Nachbarvolk, das vielleicht noch eine andere Regelung hatte.
Nun glaube ich nicht, dass die Männer hilflose Opfer ihrer Hormone waren, und dass Frauen das nicht auch lange mitgespielt haben, solange ihnen dafür z.B. ein grösserer Schutz vor Angriffen von aussen garantiert wurde. Zu Beginn lag vielleicht gar keine besondere Wertung in der Rollenaufteilung, wenigstens bis die Religionen und deren Auslegungen das Ihrige dazu taten.
@1ostS0ul
Worin denn heute noch Benachteiligung herrscht? Ganz einfach:
Es gibt immernoch Berufe, in denen die Bezahlung (zum Teil weit) unter dem Durchschnitt liegt. Oft sind das die klassischen "Frauenberufe": Schneiderin, Krankenschwester, Friseurin, ......
Viele dieser Berufe erfordern eine ebenso lange und anspruchsvolle Ausbildung wie entsprechende "Männerberufe", sind körperlich anstrengender als manche "Männerberufe"(nicht jeder arbeitet in der Grube oder auf dem Bau) und werden genauso dringend gebraucht.
Dennoch werden sie schlechter bezahlt ... weil der Wert der Arbeit geringer eingeschätzt wird. Mal, weil sie angeblich körperlich und mal, weil sie intellektuell weniger anstrengend sei. Beides macht allerdings im Wechselspiel wenig Sinn: wird denn nun körperliche oder intellektuelle Leistung besser entlohnt? Zählt Ausdauer, Geschick oder Stärke bei Handwerksberufen mehr?
Ist die Arbeit einer Krankenschwester weniger anspruchsvoll als die eines Maurers?
Natrürlich spielen da die historisch stärkeren und schwächeren (oder nicht vorhandenen) Gewerkschaften eine Rolle, und heute wiederum in manchen Berufen die Drohung, Arbeitsplätze nach Asien auszulagern. Aber immernoch verdient eine Schneiderin mit Ausbildung und Berufserfahrung in einer Musterschneiderei nur halb so viel wie ein ungelernter Bandarbeiter ... obwohl beider Arbeitsplätze eventuell gleichermassen bedroht sind.
Frauen sind oft immernoch die "Zuverdiener", die weniger als ihre Männer verdienen. Oft geben sie sich auch einfach mit weniger zufrieden, weil Fürsorge oder Kreativität wichtige Faktoren für die berufliche Zufriedenheit darstellen. Aber mindestens genauso oft wird das ziemlich schamlos ausgenutzt ...
Nein, wir kommen nicht vom Thema ab.
Es haben sich auch früher nicht die Land- und Grubenarbeiter die bessere Position erkämpft, um den schlappen Adeligen die Kartoffeln aus dem Feuer zu holen.
Mehr Rechte hatten immer diejenigen, die mehr Macht besassen. Das hat nichts mit körperlicher Stärke zu tun, sondern mit den Mitteln, die man zur Verfügung hat, um sich andere dafür zu kaufen, seine Macht zu erkämpfen und zu festigen.
Als körperlich Überlegene waren Soldaten meistens Männer, aber es hätten ebensogut Frauen sein können, die sie bezahlten. Sie hätten auch für gemeinsame Macht kämpfen können. Immerhin hatten die einen Armeen einen Tross von Frauen, die für die Soldaten auf jede erdenkliche Weise sorgten, und kämpften genauso für Könige wie Königinnen ...
Warum das nicht geschehen ist? Ehrlich gesagt, weiss ich nicht genau, wie es dazu kam, dass in den Mittelmeer-Kulturen dem Mann mehr Rechte eingeräumt wurden als der Frau. Denn evolutionsgeschichtlich macht es keinen Sinn: Männer und Frauen waren schon immer aufeinander angewiesen, zur Fortpflanzung und zum Überleben. Es gibt heute noch Stämme von Nomaden- und Urvölkern, in denen z.B. die Erbfolge über die Frau läuft und in denen die Frauen eine eigene, aber gleichwertige Rolle haben, die Identität des Vaters der Kinder keine Rolle spielt.
Vielleicht hat es den Männern letztendlich einfach gefallen, sich nicht nur körperlich überlegen zu fühlen, sondern (man bedenke, dass Testosteron auch aggressiver macht) auch die Führungsrolle im Stamm zu übernehmen. Vielleicht hat es noch mehr damit zu tun, sicherzustellen, dass die Brut möglichst dem eigenen Erbgut entspringt, oder man wenigstens das Recht auf die Brut hat.
Nicht umsonst gehören Raub und Vergewaltigung zu kriegerischen Handlungen, zur Machtdemonstration.
Und dann kam der moralische und religiöse Über- und Unterbau, um das Überlegenheitsgefühl zu zementieren ("Die Frau sei dem Manne Untertan").
Den Rest besorgte die falsch verstandene Idee vom "Überleben des Stärkeren" (was Darwin nie so geschrieben hat), von der "natürlichen ordnung", die bürgerliche Revolution und Industrialisierung. Die Rolle der Frau wurde immer mehr moralsich eingeengt, vorgeblich wissenschaftlich untermauert, und gesetzlich festzementiert: Frauen erbten nicht automatisch, durften keinen eigenen Besitz (ausser manchmal der Mitgift) haben, hatten kein Wahlrecht, kein Recht auf ihre Kinder oder ein eigenes Bankkonto, durften wenn, dann nur in "Frauenberufen" arbeiten (mit Genehmigung des Mannes), und nicht studieren ...
Alle diese Einschränkungen sind nach und nach erst entstanden. Vielleicht ganz zu Beginn mal mit Gewalt durchgesetzt, aber dann nicht nur gegen die eigenen Frauen, sondern mit Gewalt auch gegen den Nachbarstamm oder das Nachbarvolk, das vielleicht noch eine andere Regelung hatte.
Nun glaube ich nicht, dass die Männer hilflose Opfer ihrer Hormone waren, und dass Frauen das nicht auch lange mitgespielt haben, solange ihnen dafür z.B. ein grösserer Schutz vor Angriffen von aussen garantiert wurde. Zu Beginn lag vielleicht gar keine besondere Wertung in der Rollenaufteilung, wenigstens bis die Religionen und deren Auslegungen das Ihrige dazu taten.
@1ostS0ul
Worin denn heute noch Benachteiligung herrscht? Ganz einfach:
Es gibt immernoch Berufe, in denen die Bezahlung (zum Teil weit) unter dem Durchschnitt liegt. Oft sind das die klassischen "Frauenberufe": Schneiderin, Krankenschwester, Friseurin, ......
Viele dieser Berufe erfordern eine ebenso lange und anspruchsvolle Ausbildung wie entsprechende "Männerberufe", sind körperlich anstrengender als manche "Männerberufe"(nicht jeder arbeitet in der Grube oder auf dem Bau) und werden genauso dringend gebraucht.
Dennoch werden sie schlechter bezahlt ... weil der Wert der Arbeit geringer eingeschätzt wird. Mal, weil sie angeblich körperlich und mal, weil sie intellektuell weniger anstrengend sei. Beides macht allerdings im Wechselspiel wenig Sinn: wird denn nun körperliche oder intellektuelle Leistung besser entlohnt? Zählt Ausdauer, Geschick oder Stärke bei Handwerksberufen mehr?
Ist die Arbeit einer Krankenschwester weniger anspruchsvoll als die eines Maurers?
Natrürlich spielen da die historisch stärkeren und schwächeren (oder nicht vorhandenen) Gewerkschaften eine Rolle, und heute wiederum in manchen Berufen die Drohung, Arbeitsplätze nach Asien auszulagern. Aber immernoch verdient eine Schneiderin mit Ausbildung und Berufserfahrung in einer Musterschneiderei nur halb so viel wie ein ungelernter Bandarbeiter ... obwohl beider Arbeitsplätze eventuell gleichermassen bedroht sind.
Frauen sind oft immernoch die "Zuverdiener", die weniger als ihre Männer verdienen. Oft geben sie sich auch einfach mit weniger zufrieden, weil Fürsorge oder Kreativität wichtige Faktoren für die berufliche Zufriedenheit darstellen. Aber mindestens genauso oft wird das ziemlich schamlos ausgenutzt ...