Also wir hätten auch vor 10-12 Jahren beinahe gebaut.
Halbwegs frisch verheiratet, Grundstück von den Schwiegereltern, Finanzierung wäre auch kein Problem gewesen, genug EK und damals noch Förderung von Papa Staat, wir hatten beide gute Jobs, jeder sagte ja macht das, ein Eigenheim ist Gold wert ... aber fragt nicht wieso, wir haben beide gezögert.
Heute bin ich froh drum, das wirs NICHT getan haben. Hätten wir ein Haus, na ich nenns mal "am Bein gehabt", wären wir nie vorübergehend ins Ausland, hätten viele Erfahrungen nicht machen können, wären sehr gebunden gewesen (örtlich und finanziell) und uns wäre viel entgangen was wir bis heute getan und erlebt haben. Eben weil wir nicht in ner Finanzierung von nicht unerheblichem Ausmaß drin waren die abgetragen werden MUSS und weil wir gehen konnten wohin wir wollten, musste nur ein Mietvertrag gekündigt werden, hatten wir alle Freiheiten.
Wir sind jetzt glücklich so wie es ist in unserer Mietwohnung. Finanziell unabhängig, schuldenfrei, sollte es uns hier nicht mehr gefallen oder sich was anderes bieten: alles kein Problem.
Spreche ich heute mit den Leuten aus unserem Freundes- und Bekanntenkreis, die gebaut haben, höre ich ganz ganz oft den Satz: "Wenn ich es nochmal zu tun hätte, ich würde es nicht mehr machen." Oder: "Ja, vielleicht nochmal, aber nicht mehr so groß - wenn die Kinder ausm Haus sind steht die halbe Bude leer und dann...?"
Viel Stress, viel Arbeit, viel Geldsorgen und fertig biste nie (O-Ton von Häuslebesitzern).
Jeder hat neben der Finanzierung und später IMMER Geld auf die Seite legen müssen, weil irgendwas am Haus im Lauf der Jahre zu machen ist.
Meine Schwiegereltern: Aktuell neues Dach (Freundschaftspreis 13.000 Euro), neue Heizung (5.000 Euro, aber auch nur so günstig, weil mein Schwager Installateur ist und sie nur das Material zahlen mussten und das noch zum EK). Gestrichen wird nächstes Jahr, wie viel das kommt, keine Ahnung. Hier wird evtl. in den nächsten Jahren auch die Straße neu gemacht werden müssen, was da an Straßenbaubeiträgen/Anliegergebühr fällig wird will ich gar nicht wissen.
Meine Eltern ebenfalls aktuell: Neue Dachfenster weil die alten vergammelt sind und das Wasser rein läuft (3.500 Euro), Weg zum Haus hoch wirft sich nach 30 Jahren auf, muss auch gemacht werden. Holz am First muss gestrichen werden, macht mein Dad mit nem kaputten Knie und mit knapp 64 Jahren selbst, weil er sich ne Firma nicht leisten kann. Elektrik muss nen Teil gemacht werden und neue Fliesen im Flur - muss warten weil gerade keine Kohle dafür.
Und das alles neben den laufenden Kosten wie Strom, Wasser, Versicherungen, Grundsteuer etc.
So viel zu der Meinung das wenn die Finanzierung an sich abbezahlt ist kosts nix mehr und man kann später einfach nur die Rente geniessen .....
Was die Nebenkosten angeht: PV, Solar, Blockheizkraftwerk usw. ist alles schön und gut - muss aber bei der Planung mit einkalkuliert und bezahlt werden. Auch wenn es sich langfristig gesehen bei immer höher steigenden Energiekosten amortisiert, muss es doch erst einmal angeschafft und finanziert werden und schon klettert mein Kredit nach oben und ich habe mehr Abtrag zu leisten und mehr Zinsen zu zahlen. Und das ist eben der Augenblick der Momentaufnahme, wenns um die Bewältigung des ganzen Projektes geht.
Und eine dahingehend sichere Prognose wie sich gerade dieser Markt in Zukunft entwickeln wird, kann niemand zuverlässig abgeben.
Zudem müssen auch hier zukünftig anfallende Kosten bedacht werden. Sei es z.B. die Reinigung der Module, um die Effizienz zu erhalten oder ein defektes Modul das ausgetauscht werden muss.
StUffz schrieb:Man kann natürlich auch alles schwarz malen, lieber Miete zahlen und dann im Alter ins Siechenheim gehen, wo man mehr oder weniger liebevoll zu tode gepfegt wird.
Und das is ja nu auch Bullshit! Ob ich mir im eigenen Haus im Alter den A*** nicht mehr selber abwischen kann oder in ner Mietwohnung macht wohl keinen Unterschied!
Ich weiss, klingt alles sehr schwarz gemalt, aber so seh ichs eben. Ich bin den Argumenten dafür sicher nicht ablehnend gegenüber, ich habe im Lauf der Zeit nur auch schon viele gesehen, die sich schlicht und ergreifend an so was übernommen haben und rein gar nchts mehr vom eigentlichen Leben hatten ausser Geldsorgen und der Frage was als nächstes am Haus gemacht werden muss.
Ich denke oft, dass Menschen zu blauäugig an so was dran gehen und nicht weit genug in die Zukunft blicken (mag evtl. auch daran liegen das ich im Job relativ viel mit Finanzen zu tun habe).
Mein Bruder ist das beste Beispiel. Wird nächstes Jahr 30, verheiratet, kleinen Sohn von 3,5 Jahren. Meine Schwägerin findet keinen job, bei jeder zusätzlichen Ausgabe wird gemeckert und ein zweites Kind ist nicht drin weil kostet zu viel .... Aber wir wollen ein eigenes Haus!! Zwar ein wirklich fester Job bei meinem Bruder, aber kein Eigenkapital. Seine Aussage: 100% Finanzierung ist gar kein Problem, Abtrag monatlich ist nicht höher wie die Miete jetzt. Das aber bei nem Haus die Nebenkosten höher sind wie in ner Wohnung, das eben noch andere Kosten rundherum anfallen und das auch langfristig mit Aufwendungen zu rechnen ist - zählt im Moment alles nicht, weil: Wir wollen ein Haus!!! Er ist eigentlich alt genug, muss er selbst wissen, aber ich hab halt so meine Bedenken ob das auf die Dauer gut geht mit der kurzfristigen Denkweise ....
Wenn genug EK da ist, eine Finanzierung so geplant wurde das sie auch z.B. mit nur einem Gehalt welches zum Abtrag zur Verfügung steht bestand hat, man noch genug zur Verfügung hat um ein Polster aufzubauen, sein Leben trotzdem noch geniessen kann und wenn man weiss worauf man sich einlässt, was man will und was tragbar ist gönne ich jedem sein Häusle von Herzen.
Es ist immer eine Frage des was und wo und jeder sollte das tun was er für sich will und für richtig hält.
Wir möchten das im Moment nicht und sind glücklich damit. Was in 5 Jahren in unseren Köpfen vorgeht kann ich jetzt noch nicht sagen :-)