@interpreter Mit deiner Einschätzung zum Thema Langeweile hast du Recht :p
interpreter schrieb:1. Das Kinder ernähren als Grund gegen Veganismus kann man nicht so einfach abtun.
Wenn man ein Szenario annimmt indem die Eltern von zwei Kindern gleich gutwillig und frei von (zusätzlichen) ideologischen Hürden sind. Wenn ein Kind omnivor und und ein Kind vegan ernährt wird, ist die Vegane Ernährung mit mehr Fachwissen und Kompotenz bezüglich des Veganismus verbunden. Es ist technisch anspruchsvoller. Ein geringeres Verständnis des Veganismus kann in einem solchen Szenario, bei ansonsten gleichen Parametern, zu einem objektiv schlechter ernährtem Kind führen.
Das betrifft sowohl Vitamin B12 als auch die essentiellen Aminosäuren.
Natürlich ist das kein rationaler Grund Veganismus zu verbieten ABER es ist ein Grund GEGEN Veganismus in diesem Szenario. Und es ist ein Grund Eltern dringend davon abzuraten, wenn sie Veganismus nicht hundertprozentig verstehen und beispielsweise selber mindestens 5 Jahre vegan gelebt haben. (5 Jahre wegen der Vitamin 12 betreffenden Stoffwechselprozesse).
Ich sehe das nicht als Grund gegen Veganismus insofern, als dass dies eine Übergangserscheinung ist. Wenn jetzt Veganismus langfristig dazu führen würde, wenn viele Menschen das tun, dass wir insgesamt ungesundere Kinder haben, dann würde ich zustimmen.
Das sehe ich aber nicht: Je mehr Eltern sich dazu entscheiden, sich vegan zu ernähren, desto mehr vegane babynahrung, elternratgeber usw. gibt es auch. Das ist doch im moment auch der einzige grund, warum eltern, die wirklich gar keine ahnung von ernährung haben, es trotzdem schaffen, ihr baby halbwegs gesund durchzubringen. Babynahrung ist mit den entsprechenden stoffen versetzt, sodass die eltern sich kaum darüber informieren müssen.
Ab dem grundschulalter schon sieht das anders aus, und wir haben kinder mit über- und mangelernährung.
Richtig ist, dass es ein Kommunikationsproblem gibt. Es gibt immer noch leute, die denken, man brauche gar kein B12, und das ist natürlich schlecht. Man muss sich als veganer, finde ich, deutlich stärker gegen esoterische ansätze wie diesen stellen.
Allerdings wie gesagt: Wenn es irgendwann eine signifikante Anzahl veganer gibt, dann hat die gesellschaft auch den lernprozess durchgemacht, wie man sich gesund vegan ernährt, ohne dass der einzelne sich groß informieren muss, weil es in das Gewohnheitsverhalten übergeht.
interpreter schrieb:2. Ich akzeptiere die Tierleid-Theorie in dieser Form nicht.
Während Massentierhaltung natürlich schrecklich ist, ist Tierhaltung ansich nicht notwendigerweise mit Leid für die Tiere verbunden. Daher sehe ich hier keinen Grund gegen Veganismus sondern einen Grund für Verringerung des Konsums und das selektive Kaufen von vertretbaren Produkten.
Nicht jede Tierhaltung ist mit Tierleid verbunden, aber selbst bei signifikant verminderten Konsum kommen wir ohne massentierhaltung nicht aus. Wir leben in einem kapitalistischen Land, und die Realität ist, dass du in einem solchen niemals erreichen kannst, dass plötzlich die gesamte gesellschaft auf etwas verzichtet, was sie eigentlich haben will. Das geht sogar ganz entgegen den grundlegenden gewollten mechanismen dieser gesellschaft.
Selbst wenn wir genug verzichten könnten, sodass wir ohne massentierhaltung auskämen, so würden wir es schlichtweg nicht tun. Ich sehe das deswegen als scheinargument, ähnlich wie 'kommunismus funktioniert, aber nur wenn menschen nicht so gierig sind'.
Veganismus sehe ich als möglichen ausweg an, weil er sich so gut mit konsum vereinbaren lässt.
Man kann sich dumm und dämlich fressen an seinen tofu bratlingen wenn man will. Dabei verursacht man aber dann kein Tierleid (das thema umweltverschmutzung wegen überkonsum hat man ja bei jeder ernährung).
Statt verzicht setzt man also auf das anregen einer Nachfrage nach alternativen Produkten, die auf eine tierleidfreie art und weise produziert sind.
interpreter schrieb: 3. Die Umkehrung der Tierleid-Theorie
Wenn man annimmt das Tiere leiden können, muss man auch annehmen das sie glücklich mit ihrem Leben sein können. Wenn ein Tier bis zu seinem Tod glücklich war und ohne Erwartung eines beliebigen Tages geschlachtet und gegessen wird, war sein Leben objektiv besser, als wenn es niemals so geführt worden wäre.
Hier sehe ich einen Grund GEGEN Veganismus. Denn eine zu starke Ausbreitung würde dazu führen, dass die Tiere niemals leben würden. Wer annimmt, dass Pflanzenfresser ohne natürliche Feinde danach frei in der Wildnis rumlaufen würden, macht sich was vor.
Die Konsequenz wäre das Aussterben von Arten und eine Signifikante Verschlimmerung des Loses dieser Tiere, dadurch, dass sie niemals geboren werden und niemals glücklich sein können.
Das wiegt aus ethischer Sicht mindestens so schwer wie ein Leben voller Leiden.
Warum soll es aus ethischer Sicht schwer wiegen, wenn ein wesen nicht existiert? Die Arten die da aussterben, sind vom menschen gezüchtete arten. Ihre wilden artgenossen haben wir ja fast ausgerottet. Bei den Wölfen waren wir da nicht zimperlich.
Warum sollen wir arten wie die mastkühe und mastschweine künstlich am leben halten, obwohl durch ihre Zuchteigenschaften allein ihr leben in Wildnis niemals möglich wäre?
Viele dieser arten haben auch allein durch ihre zuchteigenschaften Leid zu erwarten (milchkühe z.B.), ich sehe also keinen Grund, warum es unmoralisch sein soll, keine solchen arten weiterhin zu züchten.
Außerdem führen diese Tiere in der Regel ja kein glückliches leben.
Ich habe kein Problem mit dem Konsum von Wild an sich. Der ist kein argument gegen den veganismus, weil er nur minimale nachfrage decken kann, aber grundsätzlich ist es unproblematisch, ein in freiheit lebendes tier mit einem blattschuss zu töten und es dann zu verzehren.
Man macht sich aber etwas vor, wenn man denkt, dass auch nur ein signifikanter Bruchteil der Tiere etwas hat, was man als 'glückliches leben' bezeichnen kann. 2011 kamen 0,7% der schweine aus biohaltung. Seitdem mögen es mehr geworden sein, aber nur mal zum vergleich. Und das sieht bei vielen anderen arten nicht besser aus. Mag sein , dass wir mittlerweile bei 3% sind. Und natürlich mag es annehmbare Haltungsbedingungen außerhalb des Bio Bereichs geben. Aber es ist abwegig zu denken, dass jemals auch nur die hälfte unserer tiere unter wirklich guten Bedingungen lebt bis zu seiner schlachtung, oder dass dies jemals nur durch moderate einschränkung des konsums so sein kann.
Insofern: Ja, wenn es so wäre, dass wir ein tier annehmbar leben lassen bis zu seiner schlachtung (oder dem melken bzw. eier legen), dann ist das kein problem. Aber: Das ist nur ein Scheinausweg aus dem Problem massentierhaltung.
Leute denken dann, man kann ein bisschen mehr beim metzger zahlen um 'gutes fleisch' zu essen und damit trägt man ausreichend gegen massentierhaltung bei.
Dabei verkennt man aber, dass weiterhin der größte teil des eigenen konsums genau daraus kommt, sei es bei milch, ei, leder oder restaurant und imbissbesuchen generell.
UNd es wird niemals anders sein können, weil wir den konsum den wir haben mit bio usw. gar nicht decken könnten. Auch nicht die hälfte von ihm.