MrOchmoneck schrieb:Ich bin fast täglich in Berlin unterwegs und könnte diverse solcher schlimmen Situation sehen aber kann reines Gewissens sagen, dass ich direkt weitergehe und niemals rumstehen oder gar Filmen/Fotos machen würde. Auch heute abend wieder, lautstarker Streit 3 Männer mit 2 Polizistinnen. 10 Leute in sicherer Entfernung haben das Programm gewählt.
Geht mir genauso. Mir wäre es wirklich extrem unangenehm, herum zu stehen und zu gaffen. Natürlich ist man interessiert, was geschehen ist, aber ich persönlich finde es allein schon aus Pietätsgründen, weil ich eben so erzogen wurde, unangemessen, die Arbeit von Einsatzkräften zu behindern und die Privatsphäre fremder Leute zu missachten.
MrOchmoneck schrieb:Was für pathologische Gründe gibt, das ein Mensch gafft?
Ich denke es ist der allgemeinem Abstumpfung/Egoismus der Gesellschaft zu verdanken. Auf Arbeit noch kurz bei liveleak ein "Kopf-abschneide-Video"-gecheckt und zwischen Boutique und Imbiss liegt eben dann auch mal ein echter Toter. "Na dann kann ich ja auch mal kurz stehenbleiben und live live gucken."
Spontan ließ sich im Internet dieser Artikel finden:
https://www.welt.de/vermischtes/article116926839/Ein-Gaffer-ist-an-sich-ein-feiger-Mensch.htmlZitat: "Eine neutrale und vielleicht wertfreie Erklärung stammt aus der Evolutionspsychologie. Wir Menschen scheinen genetisch so veranlagt zu sein, dass wir unsere Aufmerksamkeit besser auf Negatives als auf Positives lenken können. Das heißt: Wir erinnern uns an eine grauenvolle Tat länger als an etwas Freundliches. Bei einem Unfall zum Beispiel versuchen wir, durch das Gaffen an Informationen zu kommen und zu erfahren, was da gerade los ist, um uns gegebenenfalls selbst in Sicherheit bringen zu können oder sogar etwas daraus zu lernen. Wir entwickeln also Strategien, damit uns das Gleiche erspart bleibt."
" Diese Menschen gaffen in einer Mischung aus Sensationsgier, Schadenfreude und der Suche nach einem emotionalen Kick. Sie erleben Emotionen aus der sicheren Distanz heraus, ohne selbst betroffen zu sein, fast wie ein Fernsehzuschauer, der sich bei einem Krimi gruselt. Es gibt in unserem Gehirn sogenannte Spiegelneuronen, durch die beim Beobachter von Unglücken im Gehirn ähnliche Prozesse ablaufen wie bei den Betroffenen selber. Ein Gaffer erlebt sogar einen Adrenalinkick. Das kann durchaus süchtig machen."