Würdet ihr ein behindertes Kind abtreiben?

@Hyphaema
natürlich entscheidet die Frau, deshalb bin ich ja auch dagegen, dass gesellschaftlicher Druck ausgeübt wird, erst recht, wenn es sich um ein behindertes Kind handelt.

Es ist interessant, wie schnell sich moralische Werte verschieben, sobald es darum geht, dass die Aussagen anderer nicht der eigenen Meinung entsprechen - geht es darum, potenziell schwerstbehinderte Kinder abzutreiben, weil man sowohl ihnen als auch den Eltern potenzielles Leid sowie massive Einschränkungen ersparen möchte, ist das asozial und menschenverachtend, wünscht man jedoch einem bereits existierenden Menschen rückführend eine Abtreibung oder bezeichnet eine Abtreibung für Menschen mit dieser angeblich asozialen Einstellung als angemessen, ist das mit der eigenen Antiabtreibungsmoral vereinbar.

@Tussinelda

Ich bin auch nicht dafür, dass gesellschaftlicher Druck ausgeübt wird oder Menschen zu Entscheidungen gezwungen werden, die sie nicht treffen wollen oder ohne den Zwang nicht getroffen hätten.
Ich finde es lediglich wünschenswert zu erwägen, welche Lebensqualität das potenzielle Kind haben wird und ob man, gemessen daran, dazu in der Lage sein wird, auch auf die besonderen Bedürfnisse dieses Kindes einzugehen bzw. ob man sich das zutraut. Und ich finde es eben auch wichtig zu erwägen, ob man einem Kind sein späteres Schicksal überhaupt aufbürden möchte.
Wer sich wohl überlegend und alle Faktoren überschlagend für ein behindertes Kind entscheidet, hat meinen vollen Respekt, wenn er sich dann auch entsprechend kümmert und das Kind nicht unter seinen Einschränkungen leidet.
Aber ich begrüße eben auch jeden Menschen sehr, der sich bewusst dagegen entscheidet, sei es aus Gründes des Kindeswohls oder einfach nur, weil er sich selbst der Verantwortung nicht gewachsen sieht.

Als Mutter eines behinderten Kindes würde ich sagen, eine Behinderung ist nicht grundsätzlich ein Grund für eine Abtreibung. Dazu gibt es einfach zu viele Behinderungen, bei denen man im Vorfeld nicht abschätzen kann, wie stark die Einschränkung ausgeprägt sein wird und ob sie das Kind überhaupt im alltäglichen Leben großartig behindert.

Generell scheinen auch erschreckend viele Menschen zu glauben, dass man jede Behinderung im Vorfeld erkennen kann.

Es käme wohl auf den Grad der Behinderung an.. ob oder ob nicht.. generell würde ich sagen.. nein.. nicht abtreiben..
Auch ein gesund geborenes Kind kann behindert werden.. durch Krankheit oder durch einen Unfall.. das gibt man ja dann auch nicht ab..

Wenn es eine schwere Behinderung wäre, dann ja. Man erspart das Kind später viel Leid damit,weil man nicht weiß,was alles dann noch kommen wird.. Wird es später viele Operationen haben,würde es nur im Bett liegen und nur auf Hilfe angewiesen sein.. was hätte dann das Kind von seinem Leben?

ProjectSerpo schrieb:was hätte dann das Kind von seinem Leben?

Wo findet man eigentlich die ganzen traurigen Behinderten die sterben wollen?
Würde mir von der Qual mal gerne selbst ein Bild machen.

Ich sehe nämlich immer nur zufriedene.

Yooo schrieb:Ich sehe nämlich immer nur zufriedene.

Das könnte daran liegen, dass schwerstmehrfach-behinderte Menschen selten fröhlich tanzend draußen herum laufen und für Kampagnen auch eher das lustige und lebensfrohe Kind mit Down-Syndrom abgelichtet wird, diejenigen von Trisomie 21 betroffenen, die in Heimen untergebracht und 24/7 betreut werden müssen, weil sie kaum allein essen können (auch die gibt es), sieht man wohl eher selten, wenn man in dieser Branche nicht arbeitet.

@Hyphaema
Die Frage, die dahinter steckt, ist doch aber, ob man beurteilen kann, wie glücklich oder unglücklich das Leben eines anderen ist.
Das Leben, das ich führe, hab ich mir auch nicht ausgesucht, es hat sich so ergeben. Andere finden es furchtbar. Muss ich es deshalb auch furchtbar finden?

Kann man wirklich über das Leben eines anderen urteilen? Denn man sieht es ja immer nur aus der eigenen Sicht und nie aus der des anderen. Ich für mich würde mit nicht das Recht herausnehmen, darüber zu urteilen, ob das Leben eines anderen glücklich oder unglücklich ist. An welchen Mermalen genau macht man denn das fest, wenn man objektiv urteilen will? Das finde ich sehr schwierig zu beantworten.

Was ich an der Umfrage spannend finde:

558 Stimmen, die meisten davon "Ja", gefolgt von "kommt auf die schwere an" und als letztes "Nein" zeigen ja schon, wie die Meinungsstimmung zu dem Thema ist.
Und trotzdem ist es nach aktueller gesellschaftlicher Norm noch verpönt, zu sagen, dass man sowas machen würde. Ich würde es sogar fast (noch) zu Tabus einordnen.
Ich frage mich also, wieso ist das so? Liegt es an der noch immer vorhandenen (christlichen) Ethik einer modernen Gesellschaft?

@Chu
Für die einen ist es verpönt, die anderen betrachten Eltern, die keine Abtreibung vornehmen lassen, mit Ablehnung. Das spiegelt sich auch in den Beiträgen hier: "Wie kann man das dem Kind/sich selbst/ der Umwelt/der Gesellschaft zumuten?"
Die meisten Schwangerschaften mit Diagnose einer Behinderung werden beendet, auch wenn nicht genau vorausgesagt werden kann, wie stark die Behinderung sein wird.

@FF
Ja, das stimmt, dass es hier teils teils ist. Liest man sich aber mal im Internet quer habe ich das Gefühl, viele gehen den Weg der Argumentation "Jedes Leben ist lebenswert".
Ich frage mich nur, ob davon eben viele unter der Erwartungshaltung des Norms solche Aussagen tätigen. Manchmal kommt es mir eben so vor. Da werden Meinungen, dass eine Abtreibung beser wäre eher mit vorgehaltener Hand geführt.

Ist es Tatsache, dass die meisten Schwangeschaften mt Diagnose Behinderung abgetrieben werden?

@Chu
https://www.google.de/amp/s/amp.welt.de/amp/gesundheit/article138186630/Neun-von-zehn-Paaren-lassen-bei-Trisomie-abtreiben.html

Nach kurzer Google-Suche gefunden. Die Zahl allerdings erstaunt mich, "die meisten" hätte ich auch vermutet, aber "neun von zehn" hätte ich nicht gedacht.

@Ilvareth

Danke dir! Ich bin nur über dn Handybrowser online, weil gerade in der Bahn, daher war googlen für mich gerade schwierig :D
Ja, das ist schon eine krasse Zahl.

Wobei es in dem Artikel ja "nur" um Trisiomie geht. Also nicht um Behinderung generell. Trisomie zählt eindeutig zu den schweren Behinderungen.
Nur was ist mit denen mit "leichteren"?

@Chu
Ich habe dazu keine Zahl zur Hand, aber da auch Trisomie nicht zwingend eine schwere Behinderung sein muss (was sich aber anscheinend immer noch nicht genau voraussagen lässt, wie schwer sie ausfällt), wird es bei anderen Diagnosen nicht viel anders aussehen.
Außer, es wäre eine klar zu diagnostizierende körperliche Behinderung, die entweder nicht allzu schlimm ausfällt, oder sich per OP beheben ließe.

Ilvareth schrieb:Die Frage, die dahinter steckt, ist doch aber, ob man beurteilen kann, wie glücklich oder unglücklich das Leben eines anderen ist.
Das Leben, das ich führe, hab ich mir auch nicht ausgesucht, es hat sich so ergeben. Andere finden es furchtbar. Muss ich es deshalb auch furchtbar finden?

Kann man wirklich über das Leben eines anderen urteilen? Denn man sieht es ja immer nur aus der eigenen Sicht und nie aus der des anderen. Ich für mich würde mit nicht das Recht herausnehmen, darüber zu urteilen, ob das Leben eines anderen glücklich oder unglücklich ist. An welchen Mermalen genau macht man denn das fest, wenn man objektiv urteilen will? Das finde ich sehr schwierig zu beantworten.

Diese und viele andere Fragen stellen ich diese, die sich um das Thema tiefe Gedanken machen und jene, die ein behindertes Kind erwarten.

Wenn ich die Entscheidung allein oder "nur" davon abhängig machen würde, ob mein zukünftiges Kind (ob behindert oder nicht) glücklich sein könnte, würde oder nicht, so würde ich mich wahrscheinlich erst gar nicht zu einer Schwangerschaft entschliessen, denn darauf hab ich als Mutter nicht immer Einfluss bzw. soweit, wie ich als Mutter beisteuern kann.

Abtreibung kommt für mich wirklich nur in Frage wenn ich wüsste, das mein Kind sein Leben lang nicht ohne Hilfe würde auskommen können. Wenn der Grad der Behinderung so schwerwiegend ist, das ich nicht weiß wer kümmert sich um mein Kind wenn ich es nicht mehr kann. Was ist wenn ich irgendwann mal Sterbe und mein Kind muss als Erwachsener dann in ein Pflegeheim weil ich nicht mehr da bin.

Das würde ich als Mutter nicht verkraften, denn dann leidet mein Kind. Gerade Kinder mit schwerer Geistiger Behinderung brauchen viel Zuwendung und wenn es die Aufgrund dessen, das ich sterbe nicht mehr so bekommen kann. Alleine die Vorstellung da blutet mein Herz. Versteht mich nicht falsch die Entscheidung würde mir mein Herz brechen.

Autisten oder Kinder mit Trisomie 21 kommen oft später alleine klar und können ein Leben haben, fast ohne Einschränkungen. Das wäre für mich kein Grund Abzutreiben. Auch Kinder mit leichten Behinderungen werden gut groß und können ein glückliches Leben führen.

Irgendjemand hat hier gesagt was wenn mein Kind einen Unfall hat und Pflegebedürftig wird. Das ist etwas was ich nicht beeinflussen kann und das ist ein Schicksal das man nicht ändern kann.
Das andere kann ich beeinflussen und ich würde meinem Kind sehr viel leid ersparen. Aber wie schon erwähnt nur, aber wirklich nur dann wenn 100 % feststeht , das mein Kind niemals selbstständig wird leben können.

@Chu
Vielleicht hat diese Zahl ja auch damit zu tun, dass wir heute immer älter sind, wenn wir Kinder kriegen. Wenn ich mit sagen wir 40 ein behindertes Kind bekomme, kann ich mir ausrechnen, ich kann 20, vielleicht 30 Jahre für mein Kind sorgen, dann ist Ende. Das fühlt sich sicher anders an, als wenn man mit 20 ein behindertes Kind bekommt. Die Zukunftsperspektive für das Kind ist eine andere, gefühlt zumindest. Könnte ich mir zumindest vorstellen.

@FF
Naja, aber bei dem Wort "Trisomie" fangen doch die meisten an zu schlucken. Weniger, als wenn ein paar Zehen fehlen oder so. Das Risiko ist sehr hoch, dass es schwerwiegend ist.

@Ilvareth
Naja, ich weiß nicht, ob das damit zu tun hat.
Dein Gedankengang finde ich echt nachvollziehbar, aber ich denke, den sollte man sich unabhängig davon stellen, ob man ein behindertes Kind bekommt oder nicht.

Hyphaema schrieb:Das könnte daran liegen, dass schwerstmehrfach-behinderte Menschen selten fröhlich tanzend draußen herum laufen und für Kampagnen auch eher das lustige und lebensfrohe Kind mit Down-Syndrom abgelichtet wird, diejenigen von Trisomie 21 betroffenen, die in Heimen untergebracht und 24/7 betreut werden müssen, weil sie kaum allein essen können (auch die gibt es), sieht man wohl eher selten, wenn man in dieser Branche nicht arbeitet.

Naja, daher auch die Frage.
Sonst muss ich einfach nur glauben, was behauptet wird.
Arbeitest du denn dort?
Wer arbeitet hier im Forum da und kann bestätigen, dass das Leid der Kinder groß ist?
Ohne Fakten über das empfundene Leid, kann ich das schlecht beurteilen, wie sehr die leiden.