Würdet ihr ein behindertes Kind abtreiben?

Ich bin ehrlich: Ja.

Zum einen würde ich mich nicht einschränken wollen, da bin ich so egoistisch. Ich würde nicht mein Leben zu 100% umstellen wollen um für das Kind zu Sorgen. Klar müsste ich das auch für ein Kind, das ohne Behinderung auf die Welt kommt, aber diese werden selbständiger und man kann Sie nach einigen Jahren auch mal bei Verwandten lassen, wenn man abends zum Beispiel mal ins Kino möchte. Oft ist das bei Kindern mit Behinderung nicht möglich, da diese spezielle Behandlungen brauchen, und (oftmals, nicht immer!) ist das Verwandten und/oder Freunden einfach nicht zuzumuten.

Zum anderen, und dass ist wieder nur meine persönliche Meinung: Ich würde nicht Leben wollen mit der Gewissheit, dass mein Kind vieles nicht machen kann. Gehen wir einfach mal davon aus, das Kind ist durch die Behinderung taub.
Ich persönlich liebe Musik. Die Vorstellung, mein Kind wäre nie in der Lage, Prinz, Michael Jackson oder wen auch immer zu hören, fände ich schade. Der Gedanke, mein Kind würde nie auf Partys gehen können, würde nie die Erfahrungen so machen können, wie ich sie mache, die Möglichkeiten haben, die ich habe- das fände ich unschön.

Klar, das Kind weiß nicht, was ihm fehlt. Ich wüsste es aber, und es immer anzusehen, und zu denken: "Ach, das arme, es kann nie das und das...", ich wüsste nicht, wie ich damit umgehen sollte.

In einer Sicht habt ihr Recht. Ich selbst habe eine schwere Körperbehinderung aber nicht ganz von Geburt aus..Trotzdem habe ich viele Menschen kennen gelernt die von Anfang an also von Geburt an eine Körperbehinderung haben bzw hatten. Klar man hat es nicht einfach aber wir alle, ich Rede von denen allen die ich kennen lernen durfte haben einen vollwertigen Beruf gelernt des weiteren zum größten Teil Beziehungen und Familie aufgebaut.

Meine beste Freundin hatte eine Lebensprognose von 12 Jahren. Hatte aber ein sehr hohen IQ übersprang mehrere Klassen etc...fing an zu studieren und letztes Jahr mit 21 Jahren durfte ich sie im Hospiz begleiten bis zu ihrem letzten Atemzug.

Ich würde nicht über jemanden den Stab brechen wollen, der ein behindertes Kind abtreibt. Ich selbst könnte das nicht.
Ich kenne Eltern, denen zur Abtreibung geraten wurde, weil das Kind eine Spina Bifida hätte. Das Kind ist heute 27 und kerngesund.
Ich kenne Eltern, die eine Fruchtwasseruntersuchung machen ließen, und denen man sagte, das Kind sei gesund. Es starb mit zwei Jahren an den Begleiterscheinungen seines Down-Syndroms.
Ich würde mir immer die Frage stellen, ob die Ärzte sich nicht doch geirrt haben, wenn ich wegen der Diagnose ein Kind abtreiben würde.
Und wenn ich mich so daran zurück erinnere, als ich meine Tochter das erste Mal im Ultraschall gesehen habe, da wusste ich, dass ich diesen kleinen pulsierenden Punkt für nichts in der Welt eintauschen würde.
Aber bei dieser Frage gibt es kein richtig oder falsch, sondern nur individuelle Entscheidungen.
Wer von sich glaubt, das nicht zu schaffen, der tut niemandem einen Gefallen, wenn er das Kind austrägt.

HereIAm12 schrieb: Ich würde nicht Leben wollen mit der Gewissheit, dass mein Kind vieles nicht machen kann.

Das ist schrecklich für eine Mutter, auch, wenn sie bereits gesunde Kinder hat.

Zur Frage: Wahrscheinlich, wenn die Ärzte dazu raten, ansonsten, weiss ich nicht, vor so einer Entscheidung stand ich gottlob noch nie.

HereIAm12 schrieb:Die Vorstellung, mein Kind wäre nie in der Lage, Prinz, Michael Jackson

Da darf es sich doch dann eher glücklich schätzen.
Deine Meinung in allen Ehren, aber im Endeffekt bei Betrachtung deiner Argumente, geht es nicht einmal ums Kind. Es geht um dich.

Auch ein gesundes Kind kann und wird nicht alles können.

Ja ich würde ein behindertes Kind abtreiben.

@capspauldin
Ja, es geht in der Argumentation zu 100% um mich (hab das vielleicht nicht deutlich genug gemacht).
Ich weiß zwar, dass auch ein gesundes Kind nicht alles machen kann, aber es hat die Wahl, weißt du was ich meine?

Wenn mein gesundes Kind zu mir sagt, "Ich spiele kein Fußball, weil ich es nicht will, da es mich nicht interessiert." könnte ich damit leben.

Wenn mein behindertes Kind zu mir sagt, "Ich spiele kein Fußball, weil ich es nicht kann." dann würde mir dass das Herz brechen.

Ich bin da einfach so egoistisch und möchte mich darauf nicht einlassen. Ich weiß, dass das sehr falsch ist, aber so sehe ich die Dinge nun mal (leider).

Fuer mich kaeme es ganz allein auf die Schwere der Behinderung an. Ein Kind mit Down Syndrom wuerde ich bekommen, ein Kind mit Mukoviszidose wuerde ich abtreiben. Ein Kind, dem beispielsweise nur Koerperteile fehlen, das blind oder taub ist, wuerde ich bekommen.

Wahrscheinlich wuerde ich mich mit den Aerzten beraten, recherchieren, wie ein Kind mit der betreffenden Behinderung lebt und ob es ein gutes Leben fuehren kann, und dementsprechend entscheiden.

Das ist eine sehr schwierige Frage, die man erstmal theoretisch betrachtet je nach eigenen moralvostellungen beantworten kann, jedoch im Falle einer konkreten Konfrontation mit solch einer Frage sicherlich gründlich überdenken wird, in Anbetracht der Meinung des anderen Elternteils, mit vielen Hintergedanken und Ratschlägen als zusätzliche Beigabe.

Ich würde von meinem jetzigen Standpunkt mit hoher Wahrscheinlichkeit aus kein Trisomie 21 Kind abtreiben, aber ein voraussichtlich schwer behindertes Kind wohl schon. Ich weiß allerdings von meiner letzten Schwangerschaft, dass für meinen Partner bspw eine Trisomie 21 Diagnose ein grund zum Abbruch gewesen wäre.

Die nackenfalten-Messung ist ja die erste pränatale Indikation (hier in NL zumindest), bei der standardmäßig kontrolliert wird und da rast sicher fast jeder anstehenden Mutter das Herz, ob auch alles okay ist.
Die Geschichten von Eltern behinderter (und auch sehr kranker Kinder, natürlich) berühren mich als Mutter sehr. Zunächst mal das Schicksal des Kindes selbst, wie es sich oftmals wirklich ins Leben kämpfen muss, bzw auch in einer Behinderten-freundlichen Gesellschaft als Außenseiter da steht, aber auch das Schicksal der Eltern, die, wie bei einen schweren Pflegefall auch, ihr Leben komplett auf das des Kindes ausrichten um es ein Leben lang zu pflegen. Ich glaube, ich würde mich bewusst nicht dafür entscheiden wollen.

@HereIAm12

Falsch oder richtig gilt es nicht zu beurteilen, wichtig ist nur dass du es jedem Partner mitteilst, wie du von der Sache denkst.
Dein Körper, somit entscheidest du auch.

Ach , ich weiss es auch nicht. Nur ich hatte im 8 ten Schwangerschaft einen Unfall ; wurde überfahren an einem Zebrastreifen . Da entschied ich jedenfalls für mein Kind. Egal was da auf mich zukam. Zwei Wochen im Krankenhaus auf Beobachtung. Mein Kind war mir wichtig !

Ja ich würde ein behindertes Kind abtreiben!
Ich könnte mir nicht vorstellen mein Lebenlang mich um ein behindertes Kind zu kümmern ja ich weiß für sein gesundes Kind/er ist man auch immer da ABER die werden von Jahr zu Jahr selbstständiger! Ein Kind je nach schwere der Behinderung niemals! ( ich mein jetzt nicht taub Bilnd oder wenn nur ein Körper Teil fehlt).

Man muss auch viele Sachen bedenken! Zb was ist mit dem eingen Bedürfnissen? Nach denen kann man nie mehr gehen, was ist mit der Ehe /Partnerschaft? Viele zerbrechen deswegen oder VORALLEM der Mann Haut ab weil man mit der Situation nicht klar kommt!,
was ist mit arbeiten? Man hat schon mit "normalen" Kindern manchmal alles unter einem Hut zu bringen! Mit einem behinderten Kind ist es unmöglich zur arbeiten! ,

Und vorallem was ist wenn man als Eltern mal alt wird? Oder stirbt? Dann kommt das Kind ins Heim und ob es Da so gut behandelt wird ist fraglich.

sunshinelight schrieb:Er soll mich mal an den Rand der Verzweiflung bringen, wenn er als Kind die Schränke ausräumt oder später nach Hause kommt als abgesprochen.
Sich rausschleicht, um sein Mädel zu treffen.
Er soll rebellieren und sich gegen meinen Willen auflehnen, seinen Weg finden und mich einfach nur stolz machen.

Ich will, dass er alle Möglichkeiten der Welt hat.

naja...man muss aber nicht unbedingt behindert sein um dies alles nicht zu tun :D
Das nur mal am Rande...

(Schränke ausgeräumt habe.... )

Ilvareth schrieb:Ich würde nicht über jemanden den Stab brechen wollen, der ein behindertes Kind abtreibt. Ich selbst könnte das nicht.
Ich kenne Eltern, denen zur Abtreibung geraten wurde, weil das Kind eine Spina Bifida hätte. Das Kind ist heute 27 und kerngesund.
Ich kenne Eltern, die eine Fruchtwasseruntersuchung machen ließen, und denen man sagte, das Kind sei gesund. Es starb mit zwei Jahren an den Begleiterscheinungen seines Down-Syndroms.
Ich würde mir immer die Frage stellen, ob die Ärzte sich nicht doch geirrt haben, wenn ich wegen der Diagnose ein Kind abtreiben würde.
Und wenn ich mich so daran zurück erinnere, als ich meine Tochter das erste Mal im Ultraschall gesehen habe, da wusste ich, dass ich diesen kleinen pulsierenden Punkt für nichts in der Welt eintauschen würde.
Aber bei dieser Frage gibt es kein richtig oder falsch, sondern nur individuelle Entscheidungen.
Wer von sich glaubt, das nicht zu schaffen, der tut niemandem einen Gefallen, wenn er das Kind austrägt.

Schöner Beitrag, fasst im Grunde alles zusammen.

@HereIAm12
@minzblatt
man sollte bedenken, dass es auch im weiteren Verlauf des Lebens zu Behinderungen/Einschränkungen kommen kann. Also vielleicht gar kein Kind, weil die Verantwortung zu groß wäre?

Da ich in der behindertenarbeit tätig bin seit mehreren Jahren, muss ich sagen, dass ich eine Abtreibung vornehmen würde. 

Zum einen, weil ich den täglichen Kampf der Eltern sehe, gezielte Förderung zu erhalten, die nötigen Hilfsmittel und Therapien zu bekommen.
Zum anderen, weil es eine enorme Kraftanstrengung ist, ein geregeltes leben zu leben.

Viele eltern, kümmern sich wahnsinnig toll um die Kinder, wollen diese bei sich behalten-da ziehe ich meinen hut- jedoch geht es immer auf kosten von Geschwistern,Eheleben und eigener Entfaltung. Die meisten Mütter, die ich kennen gelernt habe, sind in absoluter Selbstaufopferung gefangen und nur noch für die Belange und das durchsetzen der Bedürfnisse des Kindes da. 
Was bei normalen Kindern eine begrenzte Zeit vorgibt, bei behinderten Kindern allerdings zeitlich und Kräfte technisch alle Maße sprengt.
 Individualität und Spontanität gibt es so gut wie gar nicht mehr.

Auch habe ich in meinem beruflichen Alltag genug Kinder und jugendliche leiden sehen, leiden an der eigenen Behinderung und das wünsche ich niemandem.

Behinderungen können natürlich jederzeit passieren ( durch einen Schlaganfall oder neurologische Erkrankungen, und das ist schon schlimm genug. Das bewusste entscheiden für ein Kind, das leidet, nur um ein Kind zu haben finde ich rücksichtslos.
Auch weil man als" noch nicht mama oder Vater", die permanente Situation nicht einschätzen kann.
Theorie und Praxis sind auch dort wie so oft zwei paar Schuhe

Wir haben quasi alle drei Kinder durch die jeweilige pränatale State-of-the-art-Diagnostik geschickt.

Die Mutter meiner ältesten Tochter war selbst Ärztin, drum war ihr sehr daran gelegen.

Die Mutter meiner beiden jüngeren hat in ihrer weitläufigen Familie genügend Fälle von behinderten Kindern erlebt. In Irland tat man sich da mit der Abtreibung schon immer gut-katholisch-schwer.

Wir haben jeweils vorher drüber diskutiert, schon als wir uns für Kinder entschieden haben, was wir tun, wenn jetzt irgend eine schwere Behinderung diagnostiziert werden würde. Beide Frauen waren sich dann sicher, dass sie sich dann gegen das/die Kind/er entschieden hätten. Ich hätte diese Entscheidungen mitgetragen.

Ob man die Möglichkeiten pränataler Diagnostik nutzen will, bleibt jedem selbst überlassen. Wobei es Risikogruppen gibt, wo einem die Ärzte natürlich schon mal dazu raten.

Ob eine schwangere Frau ein behindertes Kind austragen will oder nicht, muss sie letztlich selbst entscheiden, ggf. sogar gegen den Willen ihres Partners, denn es ist sie, in der der Eingriff stattfindet.

Natürlich besteht jederzeit das Risiko, dass das gesund geborene Kind durch Krankheit oder Unfall eine schwere Behinderung erleidet. Gut, das ist dann das "Restrisiko", mit dem wir Menschen alle leben müssen. Aber wenn ich Risiken oder Belastungen minimieren kann, dann nutze ich alle Möglichkeiten. Schliesslich gehe ich selbst auch regelmässig zum Gesundheits-Check, zum Zahnarzt oder zur Krebsvorsorge.

Schwere Entscheidung.
Für mich ist Abtreibung Mord und ein behinderter Mensch hat das gleiche Recht auf Leben, wie ein Nichtbehinderter.
Wenn ich aber wüsste, daß das Kind schwerstbehindert zur Welt käme, wäre es wohl besser...

wie wärs wenn man diese frage gar nicht stellt ? damit die leute es erst gar nicht als Option sehen.

gibt man das Kind halt in ein behindertenheim

abtreiben muss heutzutage echt keiner

Dr.Manhattan schrieb:wie wärs wenn man diese frage gar nicht stellt ? damit die leute es erst gar nicht als Option sehen.

gibt man das Kind halt in ein behindertenheim

abtreiben muss heutzutage echt keiner

Das ist aber mMn auch keine Lösung.

Ist es nicht besser für die schwangere Frau, wenn sie das Kind abtreibt, solange sie (hoffentlich) noch keine Muttergefühle entwickelt hat und somit sich und dem Kind Leid erspart? Als das Kind 9 Monate im Bauch zu haben, es zu spüren, es gebähren zu müssen und es dann abzugeben? In eine Gesellschaft, in der es im Grunde keiner will?