@3.14Meine Tochter hat ein richtig fettes ADHS. Selbst jetzt noch, als Erwachsene. Und ja, sie nimmt Ritalin, denn nur dadurch hat sie den Hauch einer Chance, ein normales Leben zu führen. Sonst könnte sie weder arbeiten noch schlafen.
Schon als sie noch im Kindergarten war ist uns und den Erzieherinnen aufgefallen, dass etwas nicht stimmte. Der Weg zur Diagnose war natürlich lang und zog sich viele Jahre.
Dieses ganze Gerede von Leuten, die nur ein theoretisches Wissen haben, macht mich immer noch grantig.
Meine Tochter ist bis zur Hälfte der Grundschulzeit auf dem Land aufgewachsen und hatte all das, was ein ADHSler ja vermeintlich nur braucht, um sich ganz toll entwickeln zu können, inklusive kleiner gemütlicher Dorfschule.
Pustekuchen, wären wir dort geblieben, hätte sie auf eine Förderschule gemusst, da sie trotz normaler Intelligenz die einfachsten Sachen nicht lernen konnte.
Wir sind primär für unsere Tochter wieder in die Großstadt gezogen, denn nur dort gab es all das, was sie wirklich brauchte: eine große Schule mit I-Klassen, hervorragend qualifizierten Lehrern und einem sehr abwechslungsreichen Stundenplan.
Außerdem Fachärzte, die ausreichend im Thema der Diagnostik und Therapie drin sind, außerdem Ergotherapeuten mit entsprechender Qualifikation.
Dazu noch so Annehmlichkeiten wie zahlreiche Sportvereine und Freizeitmöglichkeiten, damit sie ihre Freizeit aktiv gestalten konnte.
Ritalin hat sie das erste Mal mit neun Jahren bekommen, und die Wirkung war so krass, dass mir die Tränen gekommen sind.
Dieses Kind, dass nie planvoll spielen konnte, das überall, wo sie war, Chaos und Unruhe verbreitet hat, das Unterwegs immer wieder verloren ging, wenn man sie nicht permanent im Auge behalten hat, dass in Supermärkten auf wildfremde Menschen zurannte und diesen übermütig an die Beine sprang etc, etc, etc... Dieses Kind also nahm sich das Lego ihres fünf Jahre jüngeren Bruders, setzte sich hin und spielte damit. Zum allerersten Mal in ihrem Leben.
In den ersten Monaten der medikamentösen Therapie hat sie sooooo viel in ihrer Entwicklung nachgeholt, das war der Wahnsinn. Teilweise konnte man es ihr richtig ansehen, wenn Dinge, die ihr vorher unbegreiflich waren, plötzlich einen Sinn ergaben, wenn es "Klick" machte.
Geschlafen hat sie auch besser, da sie nicht mehr permanent in der Reizüberflutung war.
Ich finde es immer noch krass, wie häufig Leute, die kaum Wissen über ADHS und/oder die medikamentöse Therapie haben, sich ein negatives Urteil darüber erlauben oder sogar die Betroffenen und die Eltern deswegen verbal anzugehen. Und natürlich wissen diese "Auskenner" immer ganz genau, woher ADHS kommt und was man denn ändern muss, damit es "verschwindet"... 😄