Als Franz Lehar am 24. Oktober 1948 in seiner Villa in Bad Ischl starb, wurde an ihm eine Handlung vollzogen, die einer alten Tradition folgte: die Abnahme seiner Totenmaske. Aber auch eine andere, nur wenige Jahrzehnte währende Tradition lebt hier wieder auf – die der Totenfotografie.
Die uns heute geläufigen Totenmasken sind eine Erfindung des 19. Jahrhunderts, obwohl die Geschichte des Gesichtsabdrucks bis ins alte Ägypten zurückreicht. Vom Mittelalter bis in die Neuzeit fanden sie hauptsächlich Verwendung als Vorlage für Statuen und Büsten eines verstorbenen Herrschers, wobei das Antlitz meist idealisiert wurde. Gegen Ende des 18. Jahrhunderts wuchs das Bedürfnis, den Gesichtsausdruck des Toten in Erinnerung zu behalten, da aus ihm bestimmte Charaktereigenschaften abgeleitet wurden. Besonders Totenmasken von Menschen mit besonderen Begabungen setzten sich als eigenständige Objekte durch. Im 20. Jahrhundert soll die Totenmaske Lebendigkeit simulieren. Hier manifestiert sich der Gedanke, dass die Totenmaske das Werk einer Herstellung ist, wie ein durch einen Künstler geschaffenes Porträt. Diese Intention spielt auch in der Totenfotografie des 19. Jahrhunderts eine Rolle, wobei Fotografien aber ebenso als authentische Abbilder der Wirklichkeit betrachtet werden wie die Totenmasken.
Während sich die Herstellung einer Totenmaske auf einen engen Personenkreis beschränkte, ermöglichte die Verbreitung der Fotografie breiteren Bevölkerungsschichten Abbilder Verstorbener als Andenken zu bewahren. Fotografen waren darauf spezialisiert, ein letztes Bild anzufertigen. Bilder von Verwandten am Totenbett, Fotos toter Kinder wurden gleichwertig mit lebenden Personen in Alben verwahrt. Noch bis in die 1930er Jahre war es üblich, Verstorbene zuhause aufzubahren. Erst die moderne Gesellschaft machte das Sterben und den Tod zum Tabu.
Franz Lehár wurde 1870 in Komorn (Österreich-Ungarn, heute Slowakische Republik) geboren und war ein bedeutender österreichischer Operettenkomponist. Der früh einsetzende Erfolg seiner Operetten ermöglichte es ihm, sich ausschließlich der Komposition und dem Dirigieren seiner Werke zu widmen. Sein Erfolg übertraf sogar den des Walzerkönigs Johann Strauß. Er starb am 24.10.1948 in Bad Ischl. Das Bett, selbst der kleine Polster, auf dem das Komponistenhaupt ruht, und die Totenmaske sind heute in der Lehar Villa zur Schau gestellt.
Erich Lessing wurde 1923 in Wien geboren und musste 1938 nach Palästina flüchten, wo er unter anderem auch als Fotograf für die Britische Armee arbeitete. 1947 kehrte er nach Wien zurück und bewarb sich bei der Agentur Associated Press als Fotograf. 1956 war er der erste ausländische Fotograf in Budapest, der den Ungarischen Aufstand dokumentierte. Erich Lessing etablierte sich als international gefragter Fotoreporter und wurde zum scharfen Beobachter der Politik im Nachkriegseuropa. Er wurde bereits 1950 Mitglied der 1947 von Robert Capa gegründeten Fotoagentur Magnum in Paris. Sein Werk ist in zahllosen Büchern publiziert.
Der Wiener Maskenbildner Willi Kauer (1898–1976) war ein anerkannter Fachmann für Dokumentarplastik in der Anatomie, der Gerichtsmedizin, dem Theater und in der Anfertigung von Lebend- und Totenmasken. 1948 erwarb er von Jakob Jelinek eine alte Buntmetallmaske, die er nach gründlicher Untersuchung Anfang April 1948 als die seit 157 Jahren gesuchte Totenmaske Mozarts identifizierte. Die Debatte darüber ist bis heute nicht verstummt.