Negev schrieb:Ist es das tatsächlich?
Klar, man hört immer wieder von Gruselgeschichten, das dicke Menschen "angemacht" oder sogar beleidigt werden.
Als Dicker litt auch ich darunter... aber alles spielte sich in meinem Kopf ab! Kein Mensch/Kind ging zu mir hin und beschimpfte mich mit „du fette Sau“ oder was auch immer.
Mich hat zwar auch nie jemand direkt beschimpft, aber ich kenne durchaus solche Tuscheleien wie "Ist die schwanger?" "Neee, die ist bloß fett." Auch werde ich hin und wieder ganz direkt gefragt, ob ich schwanger bin und einmal hat mir eine wildfremde Verkäuferin ungefragt über den Bauch gestreichelt. Am liebsten würde ich solche Leute zur Rede stellen, tatsächlich sind mir solche Situationen aber so peinlich, dass ich am liebsten im Boden versinken würde und mich dann auch meist recht schnell flüchte.
Bin ich mit meinem Aussehen glücklich? Auf gar keinen Fall. Ich wiege 87 Kilo auf 1,71 m und bin damit knapp unter dem Wert, der als adipös gilt. Aber war ich glücklich, als ich 55 Kilo gewogen habe und damit fast schon untergewichtig war? Auch das muss ich verneinen.
Irgendwas stört mich immer. Der Bauch war schon immer da, früher, weil er krankheitsbedingt aufgebläht war, jetzt wegen der Pfunde zu viel und einer falschen Körperhaltung. Früher war ich halt nur nicht die Dicke, sondern das Skelett und musste mir anhören, dass ich doch bitte schön mal ein paar Kilos auf meine knochigen Rippen bringen sollte. Mein Pech heutzutage ist also, dass ich die goldene Mitte nie getroffen habe, sondern vom einen Extrem ins andere gesprungen bin.
Dementsprechend glaube ich aber auch Menschen, die sagen, dass sie dick aber glücklich sind. Glück ist nämlich keine Sache des Gewichts, sondern der inneren Einstellung. Mir selbst fehlt diese innere Einstellung offensichtlich.
Ich muss allerdings zugeben, dass ich, vor die Wahl gestellt, lieber wieder untergewichtig wäre. Effektiv wird das momentan dadurch verhindert, dass ich eine Stressesserin bin. Daheim, wenn ich meine Ruhe habe, vergesse ich manchmal sogar ganze Mahlzeiten, weil ich kein Hungergefühl habe. Aber wehe, auf der Arbeit wird es stressig. Dann esse ich plötzlich ganze Schokotafeln auf einmal. Nicht, weil ich besonders viel Hunger drauf habe, sondern weil mein Unterbewusstsein so versucht, den Stress zu kompensieren.