vincent schrieb:Da liegt irgendwo der Knackpunkt. So sehr ich dir auch zustimmen mag; das Leben wird eben dann nicht mehr "respektiert", wenn man beschließt es für sich, also seine Bedürfnisse, trotz Alternative zu opfern.
Nun, wie du weiter unten sagst,
vincent schrieb:Mein Leben ist doch auch schützenswürdig, nicht nur das Leben an sich, sondern dessen Qualität.
Es ist eben letzten Endes doch so gut wie alles ein Kompromiss. Ein offensichtlicher ist es zum Beispiel, nur das Fleisch von gut gehaltenen Tieren zu essen, nötigenfalls seltener um die höheren Kosten zu kompensieren. Ich finde schon, dass du einen gewissen Respekt vor dem Tier und seinem Leben zeigst sobald dir nicht mehr egal ist wie es gelebt hat, selbst wenn es immer noch getötet wird. Wenn es dir dabei nur um die Fleischqualität geht, ist das vielleicht ein Zwischending, aber es gibt ja auch Vegetarier die Fleisch einfach für ungesund halten und kein moralisches Problem dabei hätten.
vincent schrieb:Auch wieder richtig irgendwie.. aber eben auch menschlich und damit unnatürlich.
vincent schrieb:Ist das nicht schon ein Fall von Speziesismus? Uns einen anderen Maßstab als allen anderen Lebewesen anzulegen? Wohlgemerkt, die Triebe und die eigentliches Essgewohnheiten werden durch den Verstand nicht beeinflusst..
Wenn es menschlich ist, passt es zur Natur des Menschen und ist damit eigentlich nicht unnatürlich.
Die meisten anderen Säugetiere stehlen sich auch unter der Art oder sogar innerhalb der Familie oder des Rudels dauernd ihr Zeug, die Männchen kämpfen miteinander um ein Weibchen und verletzen sich dabei mitunter schwer. Ob das Weibchen will, probiert das Männchen meistens indem es versucht es zu bespringen.
Wenn du auf der Straße herumläufst und Leute ausraubst, oder bei den Nachbarn einsteigst, den Mann verprügelst und versuchst seine Frau zu begatten, dann wird man dich einbuchten obwohl dieses Verhalten unter Affen oder Wölfen wahrscheinlich akzeptabel wäre. Verschiedene Maßstäbe sind in diesem Fall einfach notwendig und vernünftig, weil auch die Lebensweise, die Möglichkeiten und damit die Verantwortung verschieden sind.
vincent schrieb:Sagen wir mal so, wieso sollte ich mich mit diesem Gedanken belasten? Der Schmerz, das Leid des anderen Lebenwesens steht doch der Befriedigung unserer grundlegendsten Triebe nicht im Weg. Auch wenn ich diese respektiere, muss ich nicht auf den Konsum verzichten. Wieso sollte ich meinen Trieb unter dem Lebensdrang des Tieren ordnen?
Folgen wir dem anderen Gedankengang, das bringt dann auch Licht ins obige. Welches Verhältnis, welchen Wert hat denn das Tier? Wieso sollte ich mir Leid antun, das kann eben schon der Fleischverzicht sein, nur um das Leben des Tieres zu schonen. Mein Leben ist doch auch schützenswürdig, nicht nur das Leben an sich, sondern dessen Qualität.
Darum stört mich auch diese Beurteilung, dass die und die besser wären.
Der Schmerz und das Leid eines anderen Menschen steht der Befriedigung deiner Triebe prinzipiell auch nicht im Weg. Es gibt auch Menschen, die anderen Menschen die schlimmsten Dinge antun, weil sie ihre Aggressionen, ihren Sexualtrieb oder andere Impulse über deren Leben stellen. Wenn du jemand bist, der anderen so etwas nicht antun will weil dein Mitgefühl und deine moralischen Grundsätze dir das verbieten, bin ich davon überzeugt, dass du besser als diese Leute bist.
Ich habe nun aber auch Mitgefühl mit Tieren, und auch wenn ich sie nicht auf die selbe Stufe wie meine Mitmenschen stelle, bin ich überzeugt dass es auch schlecht ist ihnen Schaden zuzufügen. Wenn es notwendig ist, ist es ein notwendiges Übel, aber immer noch ein Übel. Wer sich bemüht Tieren Leid zu ersparen ist damit für mich genauso ein besserer Mensch wie jemand der sich bemüht Menschen Leid zu ersparen, einfach weil ich mit beiden Mitgefühl empfinde.
Du musst selbst wissen, ob du dich mit diesem Gedanken belasten solltest. Meiner Meinung nach trift keiner bewusst die Entscheidung, ob und wieviel Mitgefühl er mit Tieren hat. Tierschützer sehen oft wie Fanatiker aus die andere von ihrem Glauben überzeugen wollen, vor allem wenn man mit Tierschutz wenig am Hut hat. Wenn man selbst diese Bürde trägt, muss man weitgehend machtlos dabei zusehen wie an Tieren dauernd unvorstellbare Grausamkeiten verübt werden, und wenn man sich darüber äußern will wird man oft genug von Menschen verlacht, verspottet oder angegriffen denen Tiere gleichgültiger sind. Letztere sind in solchen Diskussionen natürlich immer in der stärkeren Position, wie in jeder Auseinandersetzung bei denen einer Partei das Thema furchtbar wichtig und der anderen ziemlich egal ist. Im Endeffekt ist ein Weltbild in dem das Leben von Tieren wertvoll ist eine riesen Belastung, und könnte kaum weiter von etwas entfernt sein das man sich aussucht um sich besser zu fühlen.
vincent schrieb:Nein, denn auch wenn ich das Reh nicht fresse, wird es das Gemüse gefressen haben. Der frisst ja nicht, um mir einen Gefallen zu tun.
Okay, ich bewerte ein Wirbeltier höher als eine Pflanze oder einen Pilz, was ich mit der (viel stärker) ausgeprägten Fähigkeit zu Empfindungen begründe. Aber auch wenn man tatsächlich moralische Bedenken hätte für seine Nahrung Pflanzen oder Pilze zu töten, könnte man immer noch Eier, Milchprodukte, Obst und Pilze essen. Das widerspricht einer vegetarischen Lebensweise also nicht.