nachthauch schrieb:Vielleicht hast du ja gar keine Höhenangst, sondern Angst vor etwas anderen.
Auf jeden Fall hat es etwas mit Kontrolle zu tun (nenn mich ruhig Kontrolletti
;) ) und zu einem gewissen Teil ist bestimmt auch angelerntes durch die Eltern dabei (wie die Angst vorm Zahnarzt, die ich aber gsd fast komplett überwunden habe).
Am Beispiel Fliegen: ich hätte mir früher nie vorstellen können freiwillig und mit Freude in ein Flugzeug zu steigen. Weil ich als Kind vermittelt bekam dass es schrecklich und total gefährlich ist.
Nun ist es aber so, dass mein Mann bei der Lufthansa einen Flugtechnischen Beruf gelernt hat. Außerdem ist er Soldat der Luftwaffe.
Irgendwann habe ich mal einen Roman gelesen in dem es um die Aufarbeitung eines Flugzwischenfalls ging. Dort wurde sehr schön beschrieben, was diese fliegenden Blechbüchsen alles können und aushalten. Ich habe mir dann von meinem Mann noch sehr viel technisches erklären lassen. Und war im Laufe der Jahre bei einigen Familientagen und Tiger- Meets des Geschwaders dabei, konnte mir verschiedene Maschinen anschauen und immer mal wieder mit den Piloten und WSO's sprechen.
Das alles hat mir meine Angst vorm Fliegen nachhaltig genommen. Klar, ich weiß dass so eine Maschine abstürzen kann. Mir ist aber auch bewusst wie viel schief gehen muss, damit es fatal ausgeht.
Vor meinem ersten Flug war ich auch noch ziemlich angespannt. Ich war mir einfach nicht sicher, ob mir nicht doch die Nerven durchgehen. Dementsprechend musste ich mich dann auch zusammenreißen als die Maschine anfing zu rollen.
Als sie auf der Startbahn dann aber ordentlich Schub gegeben hat, vorne hoch ging und wir in die Sitze gedrückt wurden war es einfach nur toll. Bei einem anderen Startvorgang musste die Maschine sehr steil hochziehen und sofort in eine enge Kurven drehen- Hammer!
Auf einem anderen Flug gab es Turbulenzen, die Maschine war ordentlich am rütteln und sackte immer wieder ab, so richtig Rock'n Roll. Meine Bekannte saß kreidebleich und zitternd neben mir und krallte ihre Finger in meinen Arm. Ich fand es total geil und habe fasziniert beobachtet, wie weit die Tragflächen schwingen.
Beim Fallschirmspringen ist es wohl ähnlich: ich würde es lernen und mein Material kontrollieren, ich könnte auf die Fallgeschwindigkeit einwirken usw. Bei einem Tandemsprung wäre ich mir sicher, dass der Master auch gerne heil unten ankommen möchte.
Dass ich im Sessellift damals so Panik hatte hat mich total angekotzt und ich habe immer noch den Plan mal einen Tag so lange Sessellift zu fahren, bis es mir egal ist. Angst nutzt sich ja ab wenn man sie lange genug aushält.
Als ich letztes Jahr die Weihnachtsdeko auf
einem Stuhl stehend auf dem Balkon aufgehängt habe musste ich immer wieder abbrechen und rein gehen weil ich Angst hatte das Gleichgewicht zu verlieren und vom Balkon zu stürzen. Ich musste mir immer wieder klar machen dass es keinen Grund gibt, warum das passieren sollte. Ich verliere ja sonst auch nicht das Gleichgewicht, nur weil ich irgendwo stehe und mit erhobenen Armen arbeite.
Wenn ich beispielsweise unter meinem Auto stehe und den Auspuff wechsel bin ich noch nie auf dem Hintern gelandet. Also alles Kopfsache.