Umstrittene Bezeichnungen diverser Ethnien - diskriminierend oder rassistisch?
25.06.2013 um 14:24Hier ansonsten mal ein Spiegelartikel von 1966, liest sich im Rückblick wie Satire.
http://www.spiegel.de/spiegel/print/d-46408237.html
Die Neger dieses Landes werden möglicherweise nie an die Macht kommen, aber sie haben Einfluß genug, das Chaos hereinbrechen zu lassen.
James Baldwin, amerikanischer Neger -Schriftsteller.
Das Chaos begann am späten Abend. Eine kleine Negerin, vier oder fünf Jahre alt, bat in einer Kneipe im Negerviertel von Cleveland (Ohio) um ein Glas Wasser. Der weiße Kneipier wies sie ab. An der Tür hing ein Schild: "Kein Gratis-Wasser für Neger."
Eine erwachsene Negerin erschien, bat um Wasser und milde Gaben für die Beerdigung einer Freundin. Der Kneipier setzte sie vor die Tür.
Sie kam wieder - diesmal mit schwarzen Freunden. Sie zerschmetterten Gestühl, Gläser und Flaschen, leerten die Ladenkasse, zogen grölend durch die Straßen. Aus den muffigen Mietskasernen des Negerviertels Hough quollen Tausende von Krausköpfen, vereinigten sich mit dem Kneipen -Kommando, warfen Autos um, steckten Häuser an.
Tagelang loderten die Flammen, beschossen schwarze Heckenschützen Polizisten, Soldaten der Nationalgarde und Feuerwehrleute, explodierten Molotow-Cocktails, prasselten Steine und Flaschen auf die Ordnungshüter. Schwarze und Weiße wurden getötet, verletzt, verhaftet.
Wie in Cleveland herrschte Chaos auch in Jacksonville (Florida), Sacramento (Kalifornien), Omaha (Nebraska), in New York, Los Angeles, San Francisco und Chicago. Glühende Hitze lähmte das Leben der amerikanischen Großstädte und brachte das Blut der Slum-Schwarzen in Wallung, die in ihren Gettos auf engstem Raum hausen - ohne Klima-Anlage, ohne Swimming-pool.
Ein nichtiger Anlaß, ein winziger Funke genügt seit je, um im Hochsommer das brisante Gemisch aus Armut und Leidenschaft, Weißenhaß und Verbitterung zur Explosion zu bringen:
- Im Sommer 1964 wurde im New Yorker Negerviertel Harlem, dem größten Neger-Kral der Welt, in dem 300 000 Schwarze auf sechs Quadratkilometern hausen, ein junger Neger von einem Polizisten in Notwehr erschossen. Die Folge: wochenlange Krawalle, fünf Tote.
- Im Sommer 1965 wurde in Watts, dem Negerviertel von Los Angeles, ein angetrunkener schwarzer Autofahrer von einem Polizisten verhaftet. Folge: einer der blutigsten Neger -Aufstände der US-Geschichte, 35 Tote.
- Im Sommer 1966 stoppte die Polizei im Negerviertel von Chicago die Wasser-Spiele schwarzer Kinder, die Feuerwehr-Hydranten aufgedreht hatten, um sich in der drückenden Hitze (35 Grad, 70 Prozent Luftfeuchtigkeit) zu erfrischen. Folge: Feuergefechte zwischen Polizei und Schwarzen, zwei Tote.
Amerikas prominentester Neger, Friedensnobelpreisträger Martin Luther King, fuhr durch das Krawall-Gebiet von Chicago, bemühte sich, die Schwarzen zur Vernunft zu bringen - vergebens: Der Apostel der Gewaltlosigkeit wurde niedergeschrien.
Denn der gemäßigte King ist nicht mehr Sprecher der Neger Amerikas. Die Bürgerrechtsgesetze, die Schwarze und Weiße einander weitgehend gleichstellten, haben die Negerbewegung in den USA gespalten.
King und seine liberalen Freunde wollen die Schwarzen in die amerikanische Gesellschaft integrieren. Kings Opponenten jedoch, militante junge Radikalinskis, verspotten Bürgerrechtsgesetze und Integration. Sie fordern "Black power" - schwarze Macht.
Und das bedeutet, "daß wir in den Südstaaten, wo die Neger in der Mehrheit sind, die Regierungsgeschäfte übernehmen" - so der aggressive Negerführer Floyd McKissick.
Zwar warnte Roy Wilkins, Chef der ältesten (und gemäßigten) Neger-Organisation NAACP: "Black power", das ist der Vater des Hasses, die Mutter der Gewalt, das ist der Rassenhaß von Mississippi, Hitler oder Ku-Klux-Klan mit umgekehrten Vorzeichen."
Aber die Massen in den Slums griffen den neuen Kriegsschrei auf. Jugendliche Gangs mit furchterregenden Namen - etwa "Cobras" oder "Roman Saints" (Römische Heilige) - setzen auf das Banner der "Black power" und heizen die Krawalle in den Gettos an.
Auf den Hinterhöfen schulen sie ihre Artgenossen im Partisanenkrieg - nicht für Vietnam, sondern für Straßengefechte mit der Polizei. Sie plündern Geschäfte und Passanten und kaufen für das erbeutete Geld Waffen aller Art.
Und beim kleinsten Zwischenfall mischen sie sich - wie in Cleveland und Chicago - unter die schwarzen Massen, peitschen sie mit "Black power" -Gebrüll auf und inszenieren Feuersbrunst und Blutbad.
Mehr als 40 US-Städte stehen auf ihrem geheimen Aktionsplan für dieses Jahr. Der Ruf nach "schwarzer Macht" wird Amerika einen neuen heißen Sommer bescheren - vielleicht den heißesten seiner Geschichte.
DER SPIEGEL 31/1966
http://www.spiegel.de/spiegel/print/d-46408237.html
Die Neger dieses Landes werden möglicherweise nie an die Macht kommen, aber sie haben Einfluß genug, das Chaos hereinbrechen zu lassen.
James Baldwin, amerikanischer Neger -Schriftsteller.
Das Chaos begann am späten Abend. Eine kleine Negerin, vier oder fünf Jahre alt, bat in einer Kneipe im Negerviertel von Cleveland (Ohio) um ein Glas Wasser. Der weiße Kneipier wies sie ab. An der Tür hing ein Schild: "Kein Gratis-Wasser für Neger."
Eine erwachsene Negerin erschien, bat um Wasser und milde Gaben für die Beerdigung einer Freundin. Der Kneipier setzte sie vor die Tür.
Sie kam wieder - diesmal mit schwarzen Freunden. Sie zerschmetterten Gestühl, Gläser und Flaschen, leerten die Ladenkasse, zogen grölend durch die Straßen. Aus den muffigen Mietskasernen des Negerviertels Hough quollen Tausende von Krausköpfen, vereinigten sich mit dem Kneipen -Kommando, warfen Autos um, steckten Häuser an.
Tagelang loderten die Flammen, beschossen schwarze Heckenschützen Polizisten, Soldaten der Nationalgarde und Feuerwehrleute, explodierten Molotow-Cocktails, prasselten Steine und Flaschen auf die Ordnungshüter. Schwarze und Weiße wurden getötet, verletzt, verhaftet.
Wie in Cleveland herrschte Chaos auch in Jacksonville (Florida), Sacramento (Kalifornien), Omaha (Nebraska), in New York, Los Angeles, San Francisco und Chicago. Glühende Hitze lähmte das Leben der amerikanischen Großstädte und brachte das Blut der Slum-Schwarzen in Wallung, die in ihren Gettos auf engstem Raum hausen - ohne Klima-Anlage, ohne Swimming-pool.
Ein nichtiger Anlaß, ein winziger Funke genügt seit je, um im Hochsommer das brisante Gemisch aus Armut und Leidenschaft, Weißenhaß und Verbitterung zur Explosion zu bringen:
- Im Sommer 1964 wurde im New Yorker Negerviertel Harlem, dem größten Neger-Kral der Welt, in dem 300 000 Schwarze auf sechs Quadratkilometern hausen, ein junger Neger von einem Polizisten in Notwehr erschossen. Die Folge: wochenlange Krawalle, fünf Tote.
- Im Sommer 1965 wurde in Watts, dem Negerviertel von Los Angeles, ein angetrunkener schwarzer Autofahrer von einem Polizisten verhaftet. Folge: einer der blutigsten Neger -Aufstände der US-Geschichte, 35 Tote.
- Im Sommer 1966 stoppte die Polizei im Negerviertel von Chicago die Wasser-Spiele schwarzer Kinder, die Feuerwehr-Hydranten aufgedreht hatten, um sich in der drückenden Hitze (35 Grad, 70 Prozent Luftfeuchtigkeit) zu erfrischen. Folge: Feuergefechte zwischen Polizei und Schwarzen, zwei Tote.
Amerikas prominentester Neger, Friedensnobelpreisträger Martin Luther King, fuhr durch das Krawall-Gebiet von Chicago, bemühte sich, die Schwarzen zur Vernunft zu bringen - vergebens: Der Apostel der Gewaltlosigkeit wurde niedergeschrien.
Denn der gemäßigte King ist nicht mehr Sprecher der Neger Amerikas. Die Bürgerrechtsgesetze, die Schwarze und Weiße einander weitgehend gleichstellten, haben die Negerbewegung in den USA gespalten.
King und seine liberalen Freunde wollen die Schwarzen in die amerikanische Gesellschaft integrieren. Kings Opponenten jedoch, militante junge Radikalinskis, verspotten Bürgerrechtsgesetze und Integration. Sie fordern "Black power" - schwarze Macht.
Und das bedeutet, "daß wir in den Südstaaten, wo die Neger in der Mehrheit sind, die Regierungsgeschäfte übernehmen" - so der aggressive Negerführer Floyd McKissick.
Zwar warnte Roy Wilkins, Chef der ältesten (und gemäßigten) Neger-Organisation NAACP: "Black power", das ist der Vater des Hasses, die Mutter der Gewalt, das ist der Rassenhaß von Mississippi, Hitler oder Ku-Klux-Klan mit umgekehrten Vorzeichen."
Aber die Massen in den Slums griffen den neuen Kriegsschrei auf. Jugendliche Gangs mit furchterregenden Namen - etwa "Cobras" oder "Roman Saints" (Römische Heilige) - setzen auf das Banner der "Black power" und heizen die Krawalle in den Gettos an.
Auf den Hinterhöfen schulen sie ihre Artgenossen im Partisanenkrieg - nicht für Vietnam, sondern für Straßengefechte mit der Polizei. Sie plündern Geschäfte und Passanten und kaufen für das erbeutete Geld Waffen aller Art.
Und beim kleinsten Zwischenfall mischen sie sich - wie in Cleveland und Chicago - unter die schwarzen Massen, peitschen sie mit "Black power" -Gebrüll auf und inszenieren Feuersbrunst und Blutbad.
Mehr als 40 US-Städte stehen auf ihrem geheimen Aktionsplan für dieses Jahr. Der Ruf nach "schwarzer Macht" wird Amerika einen neuen heißen Sommer bescheren - vielleicht den heißesten seiner Geschichte.
DER SPIEGEL 31/1966