Ohne Arbeit glücklich, ist das möglich?

Yooo schrieb:In Rente und danach rapide abgebaut.

Bei meinen Eltern war das eher nicht der Fall. Klar haben sie irgendwann abgebaut, aber eher körperlich und erst Jahre nach Beginn der Rente.

Bei mir ist es so, dass ich viele Ideen habe, wenn ich endlich mehr Zeit habe. Sofern es dann mein Gesundheitszustand zulässt, werde ich mich sicher nicht in einen mentalen oder körperlichen Ruhezustand begeben. Schon allen mit Wandern, Ausflügen, Ausstellungen, Theater, Fotografie, ehrenamtlichen Tätigkeiten und Weiterbildung wäre ich mehr als tagesfüllend beschäftigt.

martenot schrieb:Sofern es dann mein Gesundheitszustand zulässt, werde ich mich sicher nicht in einen mentalen oder körperlichen Ruhezustand begeben. Schon allen mit Wandern, Ausflügen, Ausstellungen, Theater, Fotografie, ehrenamtlichen Tätigkeiten und Weiterbildung wäre ich mehr als tagesfüllend beschäftigt.

Das ist vernünftig.
Ich bin da ja eher ein Muffel aber werde einsehen müssen, dass wenn ich mal auf der Faulen haut liege, meinen Arsch jeden Tag hoch bekomme und ne Runde drehe.

Yooo schrieb:Das ist vernünftig.

Bei mir ist es weniger der Vernunft geschuldet, sondern meiner sowieso vorhandenen Freude an den genannten Aktivitäten. Die würde ich auch heutzutage schon viel intensiver betreiben, wenn ich mehr Zeit hätte. Letztlich ist es die Arbeit, die mich stark an den Schreibtisch bindet und mich daran hindert, mich stärker mit meinen Interessen zu beschäftigen.

Ich merke ja generell, dass ich freie Tage (z.B. Feiertage) so gut wie nie zuhause auf dem Sofa verbringe, sondern fast immer irgendwelche Aktivitäten mache (sofern es das Wetter und die Pandemielage zulassen).

Yooo schrieb:Also das ist kein Langzeiteffekt, den man durch Arbeit bekommt und sich fürs Alter sparen kann.^^
Schön wärs.^^

Ich meinte eigentlich, dass der Typ schon damals aussah wie 65 und somit "Schonung" auch nicht hilft :)

martenot schrieb:Bei meinen Eltern war das eher nicht der Fall. Klar haben sie irgendwann abgebaut, aber eher körperlich und erst Jahre nach Beginn der Rente.

So viel Glück hatte meine Mutter leider nicht. Eigentlich kann man sagen, dass ihr Leben mit 63 zu Ende war. Zumindest so wie sie es kannte. Mit 63 begann der körperliche Abbau und darauf folgte auch der geistige, sodass sie mit 67 Jahren Pflegestufe 3 erhalten hat und meinen Vater als gesetzlichen Betreuer.

Eine Krankheit wie MDS oder andere sucht sich niemand aus. Pech, Laune der Natur.

Ich kann mittlerweile jeden Menschen verstehen, der im Hier und Jetzt leben will und nicht groß an die Rente denkt und nicht erst da vieles machen oder nachholen will, denn es gibt keine Garantie in welchem Zustand man das Rentenalter erreicht noch ob man es überhaupt erreicht.

Bis 63 kann man aber sagen, dass meine Mutter wahrlich gelebt und das Leben in vollen Zügen genossen hat. Als wenn sie es insgeheim schon immer geahnt hatte das Leben lieber im Hier und Jetzt voll auskosten zu wollen anstatt sich etwas fürs Alter aufzusparen.

Übrigens hängt es auch viel davon ob, was Menschen in ihrem Leben gearbeitet haben, ob sie ihre Rente eher ruhig und gemütlich auf dem Sofa wie mein Vater verbringen wollen oder da erst so richtig los legen, wenn es der Gesundheitszustand erlaubt.

Eigentlich kann ich jeden Rentner verstehen, der sein ganzes Leben lang körperlich malochen musste, wenn ihm ab der Rentenzeit nur noch nach Ruhe und Gemütlichkeit ist. Haben gerade diese Rentner mehr als verdient. Und so dürfte es vielen Rentner ergehen: Akku leer.

Mein Vater hat jetzt aber auch noch einen Nebenjob als Zeitungslieferant angenommen, denn seine Rente ist nicht üppig. Ist ca. 1 Stunde Arbeit von 2-3 Uhr morgens. Dass er zu mehr keine Lust hat, kann ich total verstehen. Hat schließlich schon 45 Jahre als Maler und Lackierer geknüppelt.

rhapsody3004 schrieb:wenn ihm ab der Rentenzeit nur noch nach Ruhe und Gemütlichkeit ist.

Mir persönlich geht es halt so, dass ich "Ruhe und Gemütlichkeit" gar nicht als allzu angenehm empfinde, und meinem Körper und meiner Psyche tut es auch nicht gut. Zum einen werde ich bei zu viel Ruhe eher kränker als gesünder (mein Herz/Kreislaufsystem geht dann in die Knie), und zum anderen fühle ich mich im Lauf der Zeit insgesamt müde, niedergeschlagen und träge, was ich nicht so angenehm finde.

Im Gegensatz dazu haben regelmäßige Aktivitäten zur Folge, dass ich mich allmählich fitter und lebendiger fühle. Mein Herz/Kreislaufsystem wird stabiler, und meine Neigung zu depressiven Stimmungen nimmt ab. So kommt es, dass ein aktives Leben mir mehr Zufriedenheit bringt als ein Leben in "Ruhe und Gemütlichkeit".

@martenot

Da sind die Menschen halt auch verschieden. Ein Phlegmatiker denkt und handelt nun mal anders.

Aber unabhängig vom Wesenstyp und auch dem, was Menschen gearbeitet haben, sollte wirklich jeder Renter versuchen sich jeden Tag wenigstens ne halbe Stunde zu bewegen. Spazierengehen reicht völlig. Da sollte sich jeder aufraffen, denn das hält gesund, da hast du recht, oder macht zumindest in der Regel nicht kränker oder müder.

Bewegung hat mein Vater zum Glück auch mehr als genug - dank seiner zwei Hunde. Ich weiß aber wie es ohne aussehen würde bzw. wie er sich verhalten würde. Bin da schon ganz froh drüber, denn nur auf der Couch liegen ist natürlich für jeden Menschen ungesund.

Auf der anderen Seite wie gesagt kann ich alle verstehen, die dazu keine Lust mehr im Rentenalter haben, weil sie bspw. 45 Jahre lang hart gearbeitet haben.

Ps.
Ich komme übrigens immer mehr nach meinem Vater. Früher war ich eher wie meine Mutter. Früher war ich eher ein Sanguiniker, werde aber immer mehr zu einem Phlegmatiker. Aber bisweilen gefällt mir das.

rhapsody3004 schrieb:oder macht zumindest in der Regel nicht kränker oder müder.

Ja genau. Ich habe auch festgestellt, dass ich Gefühle von Müdigkeit mit sportlichen Aktivitäten eher vertreiben kann. Wenn ich mich müde und träge fühle und mich trotzdem zu Sport oder einem längeren Spaziergang aufraffe, dann fühle ich mich hinterher nicht etwa müder, sondern viel wacher und lebendiger. Wobei es mir hilft, wenn es sich nicht um einen Routinespaziergang (immer dieselbe Runde) handelt, sondern wenn ich mir immer wieder neue Routen erschließe. Denn das macht mir gleich viel mehr Spaß. Beispielsweise liebe ich es, die unterschiedlichen Stadtteile meiner Stadt zu erkunden und mal hier und mal dort unterwegs zu sein. Allein der Englische Garten ist ja riesig und geht nahtlos in die Isarauen über (man könnte von der Stadtmitte übergangslos aus der Stadt raus spazieren, ohne noch einmal allzu viele Häuser zu sehen), da kann man immer wieder neue Abschnitte entdecken und erwandern.

martenot schrieb:Ja genau. Ich habe auch festgestellt, dass ich Gefühle von Müdigkeit mit sportlichen Aktivitäten eher vertreiben kann. Wenn ich mich müde und träge fühle und mich trotzdem zu Sport oder einem längeren Spaziergang aufraffe, dann fühle ich mich hinterher nicht etwa müder, sondern viel wacher und lebendiger

Natürlich. Der Kreislauf kommt in Schwung und dem Gehirn tut frische Lust bestimmt auch besser als Raumluft.

Merke ich ja an mir selber. Nach einem Spaziergang, schon währenddessen, fühlt man sich fitter oder auch nur einfach wieder wacher. Auf der Arbeit nach Rundgängen genau dasselbe.
Ich würde auch gerne wieder mehr privat Spazierengehen, auch mal wieder laufen, würde mich meine axiale Hiatushernie, die sich bis auf die Nackenmuskulatur und sogar Nerven auswirkt, nicht etwas einschränken. Mit dieser Scheiße ist aber mittlerweile am besten, wenn ich nur kerzengerade auf dem Rücken liege. Selbst Sitzen ist nicht mehr in jeder Position und Winkel möglich.

Werde deswegen wohl auch nie wieder in meinem alten Beruf als Landschaftsgärtner arbeiten können. Allein schon weil ich nichts mehr schwer heben darf.

Frau.N.Zimmer schrieb:Ich meinte eigentlich, dass der Typ schon damals aussah wie 65 und somit "Schonung" auch nicht hilft :)

Achso.
Wobei man speziell bei Arno auch sagen muss: der hat sich ständig ne Fluppe rein gezogen.
So extrem wie der geraucht hat + viel gegammelt, da kann der Körper ja nur abbauen.
Alles andere wäre auch ein Wunder der Natur.^^

Aber sauber und nett war er ja (wenn auch etwas frech :D aber ich mochte den :D) an sich und ganz ohne Bewegung war er iauch nicht, immerhin hatte er einen Hund um den er sich augenscheinlich gut gekümmert hat.
Da gibts noch deutlich schlimmere Fälle.^^

Ohne Arbeit könnte ich (vermutlich mit finanziellen Einbußen) irgendwie leben, aber nicht ohne Beschäftigung.
Habe ich mal frei und das Wetter lockt noch nicht mal den Hund raus, werde ich hibbelig und nervös. Den ganzen Tag auf der Couch liegen, oder zocken oder Serien schauen könnte ich definitiv nicht. Ich hätte ständig ein schlechtes Gewissen, dass irgendwas nicht erledigt ist. Das Geschirr und die Wäsche räumen sich auch nicht von alleine weg (und meine Frau soll das auch nicht, wenn ich frei habe) und ich finde es widerwärtig, wie die vorgeführten Hartzis auf RTL 2 in so einem Dreck hausen, Hauptsache die Kippe brennt..

Vor der Rente graut es mich teilweise, falls ich sie erlebe. Vater und Schwiegervater haben sofort abgebaut und sind mental um Jahre gealtert, hatten für nichts mehr Interesse und waren ständig krank - obwohl beide eine Bandbreite an Hobbys hatten, hat es sie nicht mehr interessiert..

Elephunk schrieb:Vater und Schwiegervater haben sofort abgebaut und sind mental um Jahre gealtert, hatten für nichts mehr Interesse und waren ständig krank - obwohl beide eine Bandbreite an Hobbys hatten, hat es sie nicht mehr interessiert..

Da würde mich interessieren, woran das lag. Waren sie körperlich nicht mehr so fit? Davor habe ich auch Sorge, weswegen es mir ehrlich gesagt am liebsten wäre, wenn ich etwas früher in Rente gehen könnte, damit ich noch etwas von der restlichen Lebenszeit habe.

@martenot

Eigentlich, dem Alter entsprechend, schon. Vater hat die erste Zeit noch im Haus und Garten gewerkelt und Schwiegervater zunächst noch paar Stunden gearbeitet.
Irgendwann ließ das bei beiden nach. Mein Vater hat dann plötzlich mit Mittagsschlaf angefangen, den er mit der Zeit immer länger ausdehnte und Schwiegervater hat irgendwann nicht mal mehr die Post aufgemacht..

Ich kann dir nicht beantworten, warum. Beide hatten anspruchsvolle Berufe - vielleicht fehlte ihnen in der Rente die Bestätigung und Anerkennung von außerhalb der Familie. Geredet hat keiner von beiden je darüber, beide wurden zum Schluß recht einsilbig.

Elephunk schrieb:Ohne Arbeit könnte ich (vermutlich mit finanziellen Einbußen) irgendwie leben, aber nicht ohne Beschäftigung.
Habe ich mal frei und das Wetter lockt noch nicht mal den Hund raus, werde ich hibbelig und nervös. Den ganzen Tag auf der Couch liegen, oder zocken oder Serien schauen könnte ich definitiv nicht. Ich hätte ständig ein schlechtes Gewissen, dass irgendwas nicht erledigt ist. Das Geschirr und die Wäsche räumen sich auch nicht von alleine weg (und meine Frau soll das auch nicht, wenn ich frei habe) und ich finde es widerwärtig, wie die vorgeführten Hartzis auf RTL 2 in so einem Dreck hausen, Hauptsache die Kippe brennt

Ich glaube viele Deutschen müssen mal wieder lernen zur Ruhe und Entspannung zu kommen und was das überhaupt bedeutet und vor allem wie gesund für Körper und Geist auch das mal sein kann. Dann werden sie auch nicht gleich hibbelig und nervös und bekommen auch nicht gleich schlechtes Gewissen, wenn sie einfach nur mal gemütlich abhängen und nichts tun.
Stress, sich stressen und zu glauben immer irgendwas tun zu müssen, ist beinahe schon eine Volkskrankheit.

Ps.
Solchen Sendungen traue ich nicht. Da wird vor Drehbeginn bestimmt absichtlich Unordnung und Dreck geschaffen. Ich traue keinem Privatsender über den Weg und schon gar nicht RTL und RTL 2. Steht bestimmt auch im Vertrag oder so: Gebt euch so asozial wie möglich oder spielt es.

Elephunk schrieb:Ich kann dir nicht beantworten, warum. Beide hatten anspruchsvolle Berufe - vielleicht fehlte ihnen in der Rente die Bestätigung und Anerkennung von außerhalb der Familie. Geredet hat keiner von beiden je darüber, beide wurden zum Schluß recht einsilbig

Was sind anspruchsvolle Berufe?

Haben sie vielleicht viel körperlich arbeiten müssen? Dann könnte ich ihr Verhalten nachvollziehen.
Oder waren sie durch ihre Berufe einfach nur mental ausgelaugt? Auch dann könnte ich ihr Verhalten nachvollziehen.

Ps.
Wer Bestätigung und Anerkennung erfahren will oder von anderen braucht, um glücklich und zufrieden zu sein, hat eigentlich kein gutes Selbstbewusstsein und handelt auch nicht immer nach eigenen Interessen.
Fehlt Ihnen jetzt die Anerkennung und Bestätigung, könnte das Ihr Verhalten auch erklären und warum sie sich nur noch gehen lassen wollen.

@Elephunk
Meine fressen und sitzen sich auch tot.
Aber drastischer als "Dann werdet ihr bald sterben" kann ichs auch nicht sagen.🤷‍♂️
Was soll man da noch machen.🤷‍♂️

Elephunk schrieb:Irgendwann ließ das bei beiden nach

Yooo schrieb:Was soll man da noch machen.🤷‍♂️

Ich glaube, man unterschätzt als junger Mensch auch, dass die Leute einfach älter werden und auch weniger Kraft nd Elan zur Verfügung haben. Klar, wenn es sehr plötzlich kommt, dass sie sich für nichts mehr interessieren, dann ist das nicht das alleinige Motiv.

Ich könnte mir vorstellen, dass einfach ein Ziel fehlt, für das es sich zu werkeln oder schaffen lohnt. Oder eben ein persönlich passendes Ziel.

ich denke, dass es darauf ankommt, ob man seine arbeit nur macht wegen dem geld oder ob einem die arbeit spaß macht und einen sinn ergibt.

ich persönlich möchte versuchen weniger zu arbeiten, weil ich merke, dass es mir mit 50 stunden außer haus einfach nur schlecht geht. klar, arbeite ich keine 50 stunden die woche, aber es belastet mich. homeoffice wird leider total abgelehnt, auch wenn es möglich wäre. und wenn das mit dem weniger arbeiten nicht klappt, muss ich wohl kündigen. die gesundheit sollte einem wichtiger sein als finanzielle sicherheit.

als rentner würde ich gern ehrenamtlich arbeiten. vielleicht 2-3 tage im tierheim.

mir sind personen bekannt, die schon in jungen jahren gelernt haben, sich von
arbeit fernzuhalten.
etliche davon praktizieren das immer noch.

obwohl gesund und arbeitsfähig - doch sehr unlustig wenn es darum geht/ ging,
für seinen lebensunterhalt selbst aufzukommen.

was klappt da nicht?