Behindert, das unbekannte Wesen
02.01.2010 um 16:34
aus Geschwister behindert Kinder* GRÜNZINGER
Ich will die Eltern aufrufen, auch auf die gesunden Geschwister zu achten!
Sie sind genauso besonders, nur eben anders!“
Katrin G., Schwester einer Autistin
„Kinder mit behinderten Geschwistern sind häufig anders als Kinder
ohne behinderte Geschwister – verantwortungsvoller und anderen
Altersgenossen in vielerlei Hinsicht voraus.“
Lisa, 19 Jahre
„Meinem behinderten Bruder muss ich viel helfen. Ich habe deshalb häufig
nicht Freizeit, wann ich will. Ohne meinen Bruder würde ich vielleicht auch
über Behinderte lästern, aber so weiß ich, dass er ein ganz normaler Mensch ist.
Da gibt`s nichts zu lästern.“
Michael, 13 Jahre
„Meine geistig behinderte Schwester kann mit unserer Katze Mimmi sogar
Schubkarren fahren. Das erlaubt Mimmi sonst niemandem!“
Helene, 8 Jahre
„…und ich wäre doch so gern einfach mal normal gewesen; simpler, unauffälliger
Durchschnitt. Entweder hatten Kinder Interesse an mir, weil sie auf mir rumhacken
konnten, weil ich anders war, oder sie hatten kein Interesse an mir,
weil ich anders war und sie mich deshalb nicht verstanden.
Ich habe mit meinen Eltern aber nie darüber geredet.“
Karin, 32 Jahre
„Da ich meinen Eltern nie Sorgen machen wollte, habe ich mich immer bemüht,
möglichst nicht aufzufallen, und wenn, dann nur positiv. Die Schule fiel mir leicht,
ich habe mich stets konzentriert und war nicht so für die Späße und Ablenkungen
der Klassenkameraden offen. Das hat mir gute Noten gebracht,
aber eben auch diese verfluchte Einsamkeit.“
Alina, 26 Jahre
„Häufig hätte ich Ansprechpartner gebraucht, doch eigentlich wusste niemand so richtig,
wie es mir geht.“
Doris, 30 Jahre
„Durch die Behinderung meines Bruders gibt es einige Einschränkungen.
Wir können nicht einfach ins Kino gehen, sondern müssen erst einen Zivi organisieren.“
Martin, 13 Jahre
„Ich versuche, keine Extra-Schwierigkeiten zu machen.“
Caroline, 13 Jahre
„Ich find`s toll, dass ich einen behinderten Bruder habe. Er ist immer fröhlich.
Wir spielen viel zusammen. Mein Bruder Paul ist sehr lustig.“
Willi, 10 Jahre
„Ich wusste als Kind, dass da etwas nicht stimmt. Ich wusste aber nicht was.“
Julia, 20 Jahre
„Wenn mein Bruder in der U-Bahnstation Blödsinn macht, schauen alle Leute auf uns.
Das ist manchmal sehr schwierig für mich.“
Julian, 13 Jahre
„Ich finde, Eltern sollten versuchen, ihren Kindern diese Schuldgefühle abzunehmen,
-auch Schuldgefühle bezüglich der Tatsache, dass ihr Geschwisterchen behindert ist
und sie nicht. Damit hatte und habe ich sehr zu kämpfen.“
Sejla, 23 Jahre
„Dass mein jüngerer Bruder jetzt sprechen kann, ist etwas ganz Besonderes für mich.
Ich passe gern auf ihn auf, weil ich es sehr genieße, mich nun mit ihm unterhalten
zu können.“
Marvin, 11 Jahre
„Es war für mich immer etwas Besonderes und Schönes, einen behinderten
Bruder zu haben.
Ich versuche, ihm möglichst viel Selbstständigkeit zu vermitteln,
damit er später gut zurechtkommt.“
Cathi, 21 Jahre
„Versteck dich nicht, wenn du behinderte Geschwister hast. Steh` dazu!“
Dominik, 15 Jahre
„In der Grundschule haben die anderen Kinder zu mir immer gesagt:
„Du bist ja genau so blöde im Kopf wie deine Schwester!“
Verena, 11 Jahre
„Ich muss auf vieles verzichten. Viele lachen mich aus wegen meinem
behinderten Geschwisterchen.“
Julia, 9 Jahre
„Mama sagt zu mir dann immer: „Du bist doch ein vernünftiges Mädchen!“
Bianca, 10 Jahre
„Ich erinnere mich daran, dass ich mir in schwierigen Situationen als Kind
oft wünschte, auch behindert zu sein, um genauso viel Aufmerksamkeit zu bekommen,
wie meine Schwester. Aber obwohl ich noch klein war, schämte ich mich bei
solchen Gedanken sofort.“
Sonja, 23 Jahre