MissFortune
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Geschwister behinderter Kinder
24.04.2014 um 14:41Hallo zusammen,
ich habe mich dazu entschlossen, diesen Thread zu eröffnen, da immer viel über die Behinderten selbst, weniger aber über die Geschwister (auch Freunde, nahestehende Personen - vollkommen egal!) erzählt wird. Es dürfen hier Erfahrungen ausgetauscht werden, sich ausgeheult und auch ausgekotzt werden! Es würde mich sehr freuen, auch andere Geschwister behinderter Kinder kennenzulernen. Natürlich sind auch Eltern, Freunde, Verwandte, Pfleger usw. gerne gesehen, ist ja klar ;)
Also dann:
Mein Bruder Florian ist drei Jahre älter als ich und von Geburt an schwer geistig behindert. Warum, wissen wir nicht. Eine Unterversorgung während der Schwangerschaft, da die Plazenta nicht genug Nährstoffe abgab, eine Fehlbildung in der Hirnrinde, Sauerstoffmangel während der Geburt... Sogar Tschernobyl stand eine Zeit lang im Raum (er ist 1987 geboren). Aber was hilft es, darüber zu spekulieren, es ist, wie es ist und ändern kann man nichts.
Mein Bruder kann nicht sprechen, sich nicht selbst versorgen, nicht selbst auf die Toilette gehen, kurzum: er braucht eine 24h-Betreuung. Er versteht uns, wenn er will. Meistens hat er keine Lust, dann tut er so als könnte er einen nicht hören und grinst dabei ständig schelmisch vor sich hin. :) Er kann laufen, er ist NICHT körperlich behindert. Nachdem ich auf die Welt kam, konnten meine Eltern meinem Bruder nicht mehr die volle Aufmerksamkeit schenken, die er brauchte. Also entschlossen sie sich, ihn im Alter von 6 Jahren in ein Pflegeheim zu geben. Eine schwierigere Entscheidung mussten sie wohl nie treffen. Sie entschieden sich nach langem Suchen für ein katholisches Behindertenwohnheim, in dem Kinder mit allen Arten von Behinderungen bis zu ihrer Volljährigkeit leben können. Meine Eltern hatten mit der Kirche nie viel zu tun, aber Flo fühlte sich sehr wohl dort. Als er 14 Jahre alt wurde, bekamen wir eine Zusage eines anderen Heimes, in dem er bis zu seinem Tod bleiben kann. Dort lebt er jetzt in einer kleinen Wohngruppe mit anderen Behinderten jeden Alters und fühlt sich offensichtlich pudelwohl :) Wir besuchen ihn so oft es geht und ich habe auch den Eindruck, er erkennt uns und freut sich. Vielleicht liegt das aber auch immer nur an dem Kuchen, den wir mitbringen...
Für mich als kleine Schwester war es nicht immer einfach. Nicht, weil ich um die Aufmerksamkeit meiner Eltern kämpfen musste, ganz im Gegenteil. Es war schwierig für mich, anderen begreiflich zu machen, was mein Bruder hat. Das es keine Krankheit ist, die man heilen kann. Oft habe ich ihn verteidigt, wenn wir spazieren gegangen sind und andere Kinder doof geschaut haben. Ich hab immer gehofft, das legt sich, denn Erwachsene sind ja so viel klüger.
Erwachsene Menschen sind noch unsensibler als Kinder! Die starren uns an, tuscheln, bleiben stehen und blicken uns nach. Ich werde da immer unglaublich wütend. Warum machen die das?? Mein Bruder ist anders, ja, aber er ist MEIN BRUDER und kein außergewöhnliches Tier! Ich liebe ihn so wie er ist. Diesen "Kampf" gegen die Ignoranz mancher Leute fechte ich nun schon mein ganzes Leben aus und ich befürchte, Behinderte werden immer als "seltsam" gelten, daran wird sich wohl auch nichts ändern.
Was sind eure Erfahrungen? Wie geht es euch mit dem Verhalten der anderen Leute?
ich habe mich dazu entschlossen, diesen Thread zu eröffnen, da immer viel über die Behinderten selbst, weniger aber über die Geschwister (auch Freunde, nahestehende Personen - vollkommen egal!) erzählt wird. Es dürfen hier Erfahrungen ausgetauscht werden, sich ausgeheult und auch ausgekotzt werden! Es würde mich sehr freuen, auch andere Geschwister behinderter Kinder kennenzulernen. Natürlich sind auch Eltern, Freunde, Verwandte, Pfleger usw. gerne gesehen, ist ja klar ;)
Also dann:
Mein Bruder Florian ist drei Jahre älter als ich und von Geburt an schwer geistig behindert. Warum, wissen wir nicht. Eine Unterversorgung während der Schwangerschaft, da die Plazenta nicht genug Nährstoffe abgab, eine Fehlbildung in der Hirnrinde, Sauerstoffmangel während der Geburt... Sogar Tschernobyl stand eine Zeit lang im Raum (er ist 1987 geboren). Aber was hilft es, darüber zu spekulieren, es ist, wie es ist und ändern kann man nichts.
Mein Bruder kann nicht sprechen, sich nicht selbst versorgen, nicht selbst auf die Toilette gehen, kurzum: er braucht eine 24h-Betreuung. Er versteht uns, wenn er will. Meistens hat er keine Lust, dann tut er so als könnte er einen nicht hören und grinst dabei ständig schelmisch vor sich hin. :) Er kann laufen, er ist NICHT körperlich behindert. Nachdem ich auf die Welt kam, konnten meine Eltern meinem Bruder nicht mehr die volle Aufmerksamkeit schenken, die er brauchte. Also entschlossen sie sich, ihn im Alter von 6 Jahren in ein Pflegeheim zu geben. Eine schwierigere Entscheidung mussten sie wohl nie treffen. Sie entschieden sich nach langem Suchen für ein katholisches Behindertenwohnheim, in dem Kinder mit allen Arten von Behinderungen bis zu ihrer Volljährigkeit leben können. Meine Eltern hatten mit der Kirche nie viel zu tun, aber Flo fühlte sich sehr wohl dort. Als er 14 Jahre alt wurde, bekamen wir eine Zusage eines anderen Heimes, in dem er bis zu seinem Tod bleiben kann. Dort lebt er jetzt in einer kleinen Wohngruppe mit anderen Behinderten jeden Alters und fühlt sich offensichtlich pudelwohl :) Wir besuchen ihn so oft es geht und ich habe auch den Eindruck, er erkennt uns und freut sich. Vielleicht liegt das aber auch immer nur an dem Kuchen, den wir mitbringen...
Für mich als kleine Schwester war es nicht immer einfach. Nicht, weil ich um die Aufmerksamkeit meiner Eltern kämpfen musste, ganz im Gegenteil. Es war schwierig für mich, anderen begreiflich zu machen, was mein Bruder hat. Das es keine Krankheit ist, die man heilen kann. Oft habe ich ihn verteidigt, wenn wir spazieren gegangen sind und andere Kinder doof geschaut haben. Ich hab immer gehofft, das legt sich, denn Erwachsene sind ja so viel klüger.
Erwachsene Menschen sind noch unsensibler als Kinder! Die starren uns an, tuscheln, bleiben stehen und blicken uns nach. Ich werde da immer unglaublich wütend. Warum machen die das?? Mein Bruder ist anders, ja, aber er ist MEIN BRUDER und kein außergewöhnliches Tier! Ich liebe ihn so wie er ist. Diesen "Kampf" gegen die Ignoranz mancher Leute fechte ich nun schon mein ganzes Leben aus und ich befürchte, Behinderte werden immer als "seltsam" gelten, daran wird sich wohl auch nichts ändern.
Was sind eure Erfahrungen? Wie geht es euch mit dem Verhalten der anderen Leute?