@6.PzGren391 wenn wir auf einer sachlichen Ebene die Sache betrachten, sieht es wie folgt aus:
Wenn einem Kind (physische) Gewalt zugefügt wird, bedeutet es nicht zwingend, dass es dadurch dauerhafte Schäden erleidet. Aber es besteht eben - u.a. je nach Art und Dauer dieser Einwirkung - ein unterschiedlich großes Risiko dafür.
Die frage ist nun, ob dieses Risiko dadurch aufgewogen wird, dass auf der anderen Seite positive Aspekte entstehen.
Das Argument ist ja, dass man ein Kind mittels Schlägen erziehen könne. Also dass dadurch nachhaltig sein Charakter positive Aspekte erfährt.
Schauen wir uns mal an, was passiert, wenn ich jemanden schlage:
Derjenige ist erst einmal gedemütigt und verspürt Schmerz. Er wird versuchen, zukünftig Schläge zu vermeiden. Der Erziehungserfolg besteht darin, dass das Kind lernt, dass ein bestimmtes Verhalten, das entdeckt wird, Demütigung und Schmerz bedeutet.
Es lernt also ggf. das Verhalten anzupassen, vor allem aber, nicht entdeckt zu werden. Denn die Schläge vermitteln ihm ja nicht, warum es falsch gehandelt hat. Die Motivation für diese Handlung besteht weiterhin fort.
Zusätzlich lernt es, dass man mit körperlicher Gewalt andere dazu bringen kann, Dinge zu tun, die man selbst aber nicht der andere möchte. Und es lernt, dass man vor Stärkeren zu kuschen hat.
Was man also erreicht, ist kein Verständnis des anderen, warum eine Verhaltensweise schlecht ist. Sondern nur, dass eine Verhaltensweise - sofern sie entdeckt wird - Schmerz bedeuten kann. Was einfach bedeutet, dass diese Verhaltensweise dann weiter praktiziert wird, wenn das Entdeckungsrisiko niedrig ist.
Natürlich lernen auch Kinder, die geschlagen werden, moralisch zu handeln. Aber nicht weil sie geschlagen werden, sondern trotzdem.
Und letztlich ist es natürlich rückblickend kaum zu sagen, ob die Schläge, die man als Kind nun erhalten hat, geschadet haben oder nicht. Man kennt ja den den hypothetischen alternativen Kausalverlauf nicht. Also was gewesen wäre, wäre man nicht geschlagen worden. Das ist eine reine Prognose auf völlig unbekannter Faktenlage.
Eigentlich ist es einfach:
Ein Kind kann man nur "gut" erziehen, wenn es gelingt, dem Kind die Werte so zu vermitteln, dass es sie versteht. Dass "richtiges Handeln" aufgrund seiner moralischen Entscheidungen erfolgt und nicht nur die Folge einer Angst vor Bestrafung ist.
Das Problem daran ist, dass so etwas schwieriger ist und manchmal nicht sofort erfolgreich. Da liegt der scheinbare Erfolg von Zwang erst mal näher.
Aber es ist eben nur ein scheinbarer Erfolg, kein echter.