@christian:
Ich muss sagen, das klingt gut! Ein Verband für psychisch Kranke in Zusammenarbeit mit Psychologen/Psychiatern? Ich wusste gar nicht, dass es so etwas gibt!
Ich glaube auch, dass dieses Unverständnis zum Teil durch die Leistungsgesellschaft kommt. Ob es früher besser war? Nunja, wenn, dann würd ich sagen in die Richtung weniger psychische Krankheiten. Ich glaube nicht, dass es mehr Verständnis gab. Bestimmte Persönlichkeitsmerkmale wurden früher vielleicht nicht als krank angesehen, bzw. bestimmte Dinge waren "erlaubt" (moralisch;gesetzlich vielleicht auch).
Dann aber nur GANZ früher, denn wenn ich mal so daran denke, was die Kirche nicht alles verboten hat...
Ich denke, das größte Problem beim Verstehen ist, dass man sich nicht in die Seele eines Kindes hineinversetzen kann. Man denkt wie jetzt, hat mit seiner Kindheit abgeschlossen, und denkt anders. Bei psychischer Krankheit ist es aber oftmals so, dass man eben noch nicht mit seiner Kindheit abgeschlossen hat.
Ich verweise auf das Unbewusste. Der Begriff ist wie die Gesellschaft schon zu etwas Eigenständigem, seinem semantischen Sinn Verschiedenen, geworden.
Das Unbewusste ist eben das, ja, was uns nicht bewusst ist.
Ist es nicht gerade deshalb unbewusst, weil man nicht mehr weiß, wie man gedacht hat? Weil man alles aus der Perspektive des Jetzt betrachtet (und dazu zählt natürlich auch die Leistungsgesellschaft: Man MUSS Leistung bringen, im Hier, im Jetzt, da hat die Vergangenheit keinen Platz)?
Ich denke, das Unverständnis geht eben gerade dadurch aus, dass man nur im Jetzt denkt, ohne die Biographie des Individuums einzubeziehen. Da sind wir bei Entfremdung und Konsumgesellschaft: Der Mensch ist nur noch Markt- und Lustprodukt. Er konsumiert, ist leerer Körper der Lustbefriedigung ohne Vergangenheit.