@SoundTrackSoundTrack schrieb:Und von welchen Moralischen Stand ist die Rede ?
Wir sperren Leute nicht einfach weg und vergessen sie, bis die Haftzeit abgelaufen ist. Nach Möglichkeiten soll jedem Arbeit zugewiesen werden, wenn möglich kann er im Gefängnis eine Ausbildung absolvieren... teilweise kann er diese selbst dann beenden, wenn die Haftstrafe vorbei ist... Es wird versucht mit im therapeutisch zu arbeiten. Er vegetiert nicht einfach so dahin, ohne Tagesablauf, ohne Beschäftigung... Frag mal Marco, ob er das mit seinen Erlebnissen vergleichen kann.
Und wir haben nicht die Todesstrafe. Wir anerkennen die Würde jedes einzelnen auch dann, wenn er die Würde anderer missachtet hat. Wir behandeln ihn nicht als Objekt, das herhalten muss, um ein "Exempel zu statuieren". Wir begeben uns nicht auf seine Stufe und benutzen seine "Waffen".
Schuld ist der Ansatzpunkt der Strafe. Nicht bloße Rache ist hier angesagt, denn wenn Du jemanden nur wegsperrst, ist die Gesellschaft nur in diesem beschränkten Zeitraum vor ihm sicher, danach hätte sich nichts geändert. Es geht um Spezial- und Generalprävention. Es wird versucht, die Haftzeit möglichst sinnvoll auszugestalten.
Weißt Du, wie viele Verfahren eingestellt werden? Wegen Geringfügigkeit oder weil es sich um Kleinstkriminalität handelt, die Jugendliche im Rahmen des Austestens ihrer Grenzen begehen. Hier wird nicht gleich mit der vollen Schwere des Sanktionensystems reagiert, mit all den negativen Labeling- und Entsozialisierungsproblemen etc.
Das ist ein Ausschnitt des moralischen Stands von dem ich rede. Grundrechte stehen jedem Menschen zu und werden auch dann beachtet, wenn die Masse vor Wut schäumt. Warum? Weil der Staat um einiges besonnener agiert als der Mob.
Natürlich sollen Straftäter für ihre Taten einstehen müssen, aber im Rahmen dessen was das Grundgesetz toleriert. Und dazu gehört eben auch, dass dem Täter selbst bei "lebenslänglich" die Aussicht auf ein freies Leben nicht gänzlich genommen wird.
Das ist Teil des moralischen Standards den wir erreicht haben, von dem wir nicht abrücken sollten und von dem man nur wünschen kann, dass andere diese Stufe auch irgendwann erreichen werden.