Danke für eure Reaktionen
@ahri @Niederbayern88 es ist wirklich schwierig eine ehrliche Antwort zu geben, die allen Seiten gerecht wird, eben auch meinem sehr unnachgiebigen Standpunkt hinsichtlich Selbsttötung.
Natürlich weiß und fühle ich, dass es Lebenssituationen geben kann, die einem so grausam und ausweglos erscheinen, dass man wenigstens in diesem einen Punkt der Selbstbestimmung und dem eigenen Wunsch nach Erlösung den Vorzug geben möchte, als der Ohnmacht vorm Leben weiter ausgeliefert zu sein.
Ich kenne einige Menschen und habe teilweise lange Gespräche mit ihnen geführt, die es genauso
ahri schrieb:Aber der Punkt ist, die Hilfe kann nur ankommen, wenn man sie auch zulassen kann & will und es mag dann durchaus auch Menschen geben, die sich dafür entscheiden diesen Weg einfach nicht gehen zu wollen, weil sie vielleicht keine Kraft mehr haben, das Gesundheitssystem sie nicht wirklich auffangen kann, usw. und ich persönlich kann da durchaus verstehen, dass man sich irgendwann einfach selbst an die erste Stelle setzt und dann eben auch egoistisch ist.
sehen und auch argumentieren.
Die wenigsten davon, waren dauerhaft in einem solchen Zustand, ein Zustand, der letztlich auch alles Reden und Einfluß nehmen wollen ad absurdum führt, wenn man mitfühlen kann, wie tief die Schwärze in ihrem Kopf in ihrer Brust ist, die sie einnimmt, und sich am Ende fast ein zynisches Gefühl bzw. Gedanke des Mitleids bei mir manifestierte, dem ich ehrlich gesagt nur in meinen dunkelsten Stunden wirklich Raum geben kann, mir niemals jedoch in einem solchen Gespräch stattgab:
Es gibt Fälle, da ist der Tod für den Menschen besser, als weiterzukämpfen, denn er fühlt sich so hingezogen zum Tod, weil er so schreckliche Erlebnisse oder so schlimme Schmerzen verarbeiten bzw. ertragen muss, dass es einem täglichen 24/7 Alptraum ähnelt, es so viel seiner ohnehin fast erloschenen Energie frißt, dass an ein lebenswürdiges Dasein fast nicht zu denken ist.Jedes Mal, wenn dieser Gedanke aufkam, war er schwer zu ertragen, denn ich bin selbst ein sehr lebensbejahender Mensch. Ich schäme mich fast, das gedacht zu haben, denn mein Instinkt sagt mir, gib ihn (den Menschen) nicht auf.
Ich weiß, es ist sicher nicht der Königsweg, ein Leben lang Medikamente, mit heftigen Nebenwirkungen und Therapien zu sich und in Anspruch zu nehmen, aber es ist ein Weg, den Stoffwechsel so zu beeinflussen, dass es weitergehen kann.
Da steckt mein gedanklicher Ansatz drin, ich kenne vielleicht auch einfach (noch) niemanden, der aus diesem Loch nicht halbwegs wieder rausgekommen ist, mit Medikamenten, psychotherapeutischer und anderweitiger sozialer Begleitung.
Gut, ich gebe zu, manche hängen noch halb in diesem Loch und es ist eine stetige Arbeit und Training ihrer Seelenmuskulatur sich am Rand des Lochs festzukrallen und sich Stück um Stück rauszuziehen oder im losen Erdreich der Grubenwand wenigstens mit der Fußspitze festzukanten, einen status quo zu errreichen, der lebbar und erträglich ist, aber niemand war auf Dauer bereit sich einfach endgültig fallen zu lassen! Das gibt mir Hoffnung!
ahri schrieb:Aber denkst du denn, dass es überhaupt möglich wäre, da auf einer Ebene mit Angehörigen zu kommunizieren, die nicht darauf hinauslaufen würde, dass es - verständlicherweise - emotional wird und dann auf einmal Druck von Außen hinzukommt?
Es ist schwierig, emotional wird es sicher, wenn man involviert ist, aber da bin ich auch der Meinung, kommt es wieder darauf an, welcher gedankliche Umtrieb einen in die Suizidabsicht drängt.
Die Familie, die Freunde, meinetwegen auch der Therapeut durchlaufen diese Entwicklung ja mit demjenigen und müssen dann selbstverständlich auch so ehrlich und fair sein zu erkennen, wann es Zeit ist loszulassen.
Klingt ideal, war noch nicht in dieser heftigen Situation, aber ich würde es versuchen.
Also grundsätzlich, bin ich pro Selbstbestimmung was das angeht, und halte eben auch Begleittherapie zum geplanten Abschied für wichtig, also nicht so in den blauen Dunst, aber wenn nach allem, das man versucht hat, und da nehm ich auch den potenziellen Suizidenten ganz unemotional in die soziale Verantwortung für sich und seine Nächsten, ein gemeinsamen Weg in Richtung Abschied die Lösung ist, dann könnte und wollte ich dies akzeptieren.
Aber bitte, liebe Leute, nicht vor Züge schmeißen, von Autobahnbrücken oder Hochhausdächern, keine Todesfahrten mit dem Auto, und dergleichen...
Sprecht mit jemandem, versucht alles, es nicht mehr tun zu müssen, und sollte es dennoch nichts ändern, dann tut es auf die würdige Art und Weise, dass niemand weiteres physisch und psychisch zu schaden kommt, der euch liebt, der für euch gekämpft hat, der euch finden und bergen muss.
Damit setzt man mit der eigenen Erlösung weiteres Leid in Gang und fort. Wer keine Kraft hat zu leben und zu lieben, sollte dennoch nicht Leid über andere bringen.
Niederbayern88 schrieb:Ich kann nur von meiner eigenen Sicht mit meiner Erfahrung sprechen:
Bei jeden sind die inneren "Dämonen" anders verankert.
In meiner Zeit in der geschlossenen Psychiatrie erinnere ich mich an eine Person, die mit mir ein Gespräch eröffnet hat worin sie immer davon gesprochen hat, sie will nicht mehr leben.
Eine andere Person war das genaue Gegenteil:
seine "Nahtoderfahrung", er wollte .... naja ich schreibe es lieber nicht, hat ihm auch eine andere Seite gezeigt. Eine Seite, die er in der Zeit seiner schweren Depressionen ihm verwehrt wurde.
Aber eines ist oft gleich: man fühlt sich kraft- und machtlos.
Ich glaube dir, dass das ein furchtbares Gefühl ist, glaube du mir, ich kenne es auch aus meinem Leben.
Ganz ehrlich gesagt, ich komme selbst aus einer schwer gestörten Familie, da war von Persönlichkeitsstörungen, über
Major Depression bis hin schizoaffektiven und -drepessiven Erkrankungen wahrlich alles dabei, ein Grund warum ich selbst keine Kinder in die Welt gesetzt habe, denn ich kenne das Leid, durch das Menschen gehen, wenn sie von solchen Krankheiten direkt oder indirekt betroffen sind.
Ich bin in einen sozialen Beruf gegangen, weil sich die Ohnmacht als kindlicher Angehöriger so tief in eine Seele brennt, dass es eigentlich nur zwei Wege gibt, als Erwachsener damit umzugehen, aufgeben und alle Muster übernehmen, oder diesem übermächtigen Gegner mit nacktem Arsch ins Gesicht springen.
Dies ist in meinen Augen der bessere Weg, lerne deinen Feind kennen und bekämpfen, lauf nicht vor ihm in den Tod, der ja nun nicht immer punktuell als Lösung da steht, Selbstmord gibts ja auch auf Raten, in dem man sich seinen Dämonen, egal welcher Art, unbewußt gegenüber verhält und sie einem sukzessive und quälend langsam das Licht auslöschen, weil übernommene Lebensmuster das Leben unwürdig und zur Hölle machen.
Mein Wunsch an alle, kämpft bis zum letzten Atemzug, ergebt euch nicht so schnell!
Für mich erscheint alles besser als aus eigenem Schmerz, Leid über andere zu bringen.