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Waldorfschulen

1.265 Beiträge ▪ Schlüsselwörter: Waldorf ▪ Abonnieren: Feed E-Mail
Zu diesem Thema gibt es eine von Diskussionsteilnehmern erstellte Zusammenfassung im Themen-Wiki.
Themen-Wiki: Waldorfschulen

Waldorfschulen

16.10.2023 um 17:14
Zitat von KältezeitKältezeit schrieb:Das Regelschulsystem steht ja auch immer wieder in Kritik.. so kann man sich als Elternteil ein besseres Bild machen, aber besser ist es sowieso immer, wenn man sich die Schule vor Ort anschaut und mit Eltern und Lehrern in Dialog tritt. Egal, für welche Schulform man sich entscheidet.
An öffentlichen Schulen gibt es prinzipiell eine Aufsicht, bei der man Missstände melden kann, bisher konnten die bei Waldorfschulen gar nichts machen, weil das Privatschulen sind. Es kann sehr lange dauern, bis Rechtsextreme aus der Schule entfernt werden und es gibt eine große Dunkelziffer. Außerdem was ist für Anthroposophen rechtsextrem? Z.B, ein Werkstattlehrer, der immer wenn es ihm zu unruhig wurde sagte: "Wir sind doch keine Judenschule" anscheinend nicht.


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Waldorfschulen

16.10.2023 um 17:56
Zitat von WurstsatenWurstsaten schrieb:An öffentlichen Schulen gibt es prinzipiell eine Aufsicht, bei der man Missstände melden kann
Ja, genau wie bei den staatlichen Kindergärten und Schulen, nur passiert da selten was. Lehrkräfte, die sich was zu Schulden kommen ließen, werden lediglich versetzt. Oftmals ist davon nicht mal in der Akte/dem Arbeitszeugnis was zu finden.
Im Falle einer Kindergärtnerin hatte diese stümperhafte "Kontrolle" sogar den Tod eines Kindes zufolge.

Übrigens unterrichtete der rechtsextreme Höcke jahrelang an einer staatlichen Schule Geschichte.....


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Waldorfschulen

16.10.2023 um 18:18
Zitat von KältezeitKältezeit schrieb:Übrigens unterrichtete der rechtsextreme Höcke jahrelang an einer staatlichen Schule Geschichte.....
Der Höke wird intelligent genug gewesen sein, seine rechte Gesinnung soweit zu verbergen, dass man ihn nicht ohne weiteres rauswerfen konnte, außerdem war die AFD solange Höcke im Dienst war (bis 2014) , noch nicht unter Beobachtung durch den Verfassungsschutz.

Inzwischen wissen wir was für ein Extremist der ist:
Keine Kooperation mit AfD : Faeser: Höcke darf kein Lehrer mehr sein

Datum:
18.08.2023 11:02 Uhr

Extremisten im Staatsdienst? Nicht mit Nancy Faeser, wenn sie Hessens Ministerpräsidentin wird. Dann will sie verhindern, dass AfD-Mann Höcke wieder Lehrer werden darf.
Quelle: https://www.zdf.de/nachrichten/politik/faeser-hoecke-schuldienst-lehrer-extremisten-100.html

Zum Vergleich, Andreas Molau war NPD Funktionär und Experte für Alfred Rosenberg und wurde deshalb von der Waldorfschule Braunschweig angestellt um »enttabuisierte Zeitgeschichte« zu unterrichten
Lichte: Und vorher waren Sie als Autor und Publizist der Nationalen Medien tätig?

Molau: Ja, richtig. Unter anderem habe ich meine Examensarbeit über Alfred Rosenberg als Buch veröffentlicht. Was mich wohl als Experte auswies. Nach der Walser-Rede in der Frankfurter Paulskirche [Anm.: anlässlich der Verleihung des Friedenspreises des deutschen Buchhandels am 11. Oktober 1998] bat mich das Schulkollegium: „Andreas, du kennst dich doch in politischen Fragen so gut aus, kannst du nicht Oberstufenseminare zur ‘falschen Vergangenheitsbewältigung in Deutschland’ durchführen?“ Was ich dann ja auch tat.
Quelle: https://www.ruhrbarone.de/die-waldorfschule-und-andreas-molau-aussteiger-aus-der-rechtsextremen-szene/44988/


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16.10.2023 um 18:33
@Wurstsaten
Ja, eben.. wenn eine Lehrkraft ihre Gesinnung geheim hält, kann man nichts machen. Dennoch hat Höcke damals schon für ein rechtes Schmierenblatt geschrieben und dass seine Gesinnung so überhaupt nicht in seinen Geschichtsunterricht eingeflossen ist, glaubst du doch wohl selber nicht.

Vielleicht gibt es einfach Menschen, mit einem Faible für Geschichte, die diese fehlinterpretieren, aber dennoch Lehrer werden können. Und da staatliche Schulen, aufgrund des Lehrermangels, auch seit Jahren Quereinsteiger einstellen, müssen die noch nicht mal ganz so viel wissen.
Aber Hauptsache, die halten mit ihrer bescheidenen Gesinnung hinterm Berg, sonst droht Versetzung an eine andere Schule. :D


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16.10.2023 um 19:01
Zitat von KältezeitKältezeit schrieb:Ja, eben.. wenn eine Lehrkraft ihre Gesinnung geheim hält, kann man nichts machen. Dennoch hat Höcke damals schon für ein rechtes Schmierenblatt geschrieben und dass seine Gesinnung so überhaupt nicht in seinen Geschichtsunterricht eingeflossen ist, glaubst du doch wohl selber nicht.
Aber Molau ist explizit wegen seiner Gesinnung von der Waldorfschule Braunschweig angestellt worden, und der war sogar Funktionär einer verfassungsfeindlichen Partei.


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16.10.2023 um 19:10
(…) Lichte: Bis zu Ihrer Enttarnung arbeiteten Sie 8 Jahre lang an der Freien Waldorfschule Braunschweig?

Molau: Welche ‘Enttarnung’? Ich habe mich nie versteckt. Als Lehrer habe ich dasselbe gesagt und getan, wie vorher auch (…)“
Quelle: https://www.ruhrbarone.de/die-waldorfschule-und-andreas-molau-aussteiger-aus-der-rechtsextremen-szene/44988/


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Waldorfschulen

16.10.2023 um 19:30
@Wurstsaten
In deinem Link steht aber auch, dass Herr Molau eine eigene Waldorfschule gründen will:
Molau: Mir geht es um Steiners pädagogische Prinzipien, nicht um anthroposophische Dogmatik. Steiner ist für mich kein Säulenheiliger. Ich wähle aus, was ich für sinnvoll erachte. An meiner Waldorfschule würde tatsächlich das Musisch-Künstlerische im Vordergrund stehen: Ich beabsichtige nicht, eine verkappte Staatsschule mit anthroposophisch weltanschaulicher Prägung zu eröffnen
Keine Ahnung, was ich von dem Typen halten soll. Nach Lesen des Interviews bleibt für mich jedenfalls die Gewissheit, dass auch ehemalige Ideologen irgendwie weiterhin ihren sprichwörtlichen "schwarz-weiss"-Film schieben. Sympathisch ist der mir jedenfalls nicht, aber ich hab heute auch das erste Mal (etwas) von ihm gelesen.


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16.10.2023 um 19:34
Zitat von KältezeitKältezeit schrieb:Sympathisch ist der mir jedenfalls nicht, aber ich hab heute auch das erste Mal (etwas) von ihm gelesen.
Ich suche gerade den Post, ah, da ist er, wir hatten schonmal darüber gesprochen: Anthroposophie - die Wissenschaft des Übersinnlichen (Seite 28) (Beitrag von Wurstsaten)


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16.10.2023 um 20:09
@Wurstsaten
Ja, über den anderen, aber Molau war nur einmal kurz beiläufig erwähnt.
Jetzt weiss ich da zumindest bescheid.


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16.10.2023 um 20:51
Zitat von KältezeitKältezeit schrieb:Ja, über den anderen,
Der »Andere« ist auch noch brandaktuell:
Ein Herz für Verschwörungsideologen: Daniele Ganser und die Anthroposophie
6. Februar 2023 Oliver "AnthroBlogger" Rautenberg9 Kommentare

Der Schweizer Historiker Daniele Ganser ist der bekannteste Verschwörungsideologe Europas. Mit Thesen zu angeblichen NATO-Geheimarmeen, Verschwörungstheorien zu 9/11 oder der Erzählung einer nur „fiktiven“ Corona-Pandemie geht er auf Tour. Dem ehemaligen Waldorfschüler bieten insbesondere anthroposophische Einrichtungen immer wieder eine Plattform – und das schon seit Jahrzehnten. Auch in 2023 tritt Ganser wieder in Kreisen der Anthroposophie auf.
Quelle: https://anthroposophie.home.blog/2023/02/06/ein-herz-fur-verschworungsideologen-daniele-ganser-und-die-anthroposophie/


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Waldorfschulen

17.10.2023 um 14:04
Zitat von BishamonBishamon schrieb:Der LSVD stellt wegen des Verbrennen des gay Bösewichts Strafanzeige
Richtig so! Hatte mich schon gefragt, wo die Verbände bleiben.
Zitat von KältezeitKältezeit schrieb:Ich kenne niemanden aus meinem Nicht-Waldorf-Umfeld, der nun ein negativeres Bild zu Waldorf hätte.
Bei mir ist das und war schon immer, aber genau umgekehrt. Und rückblickend muss ich sagen, hatten diese Leute mit vielem allzurecht, dass ich als Schülerin selbst noch gar nicht so verstanden habe.
Erst, als ich dann später nochmal den staatlichen Bildungsweg und Erwachsenenbildung durchlaufen bin.
Da kann ich mich nämlich nur an genau einen
Lehrer erinnern, der eher nicht so fest auf verfassungsrechtlichem Boden oder esosektiererisch unterwegs war
(Deutsch GK Abendschule war ein glühender Bader/Meinhof Fan, aber selbst der hat das nicht etwa schlecht benotet, wenn es deshalb Zank mit Schülern gab, der war dann nur sichtlich beleidigt)
Und nicht mehr oder weniger das ganze Kollegium.
Zitat von WurstsatenWurstsaten schrieb:Extrem rechte Zirkel gibt es anscheinend aber an jeder Waldorfschule, oft wird das nicht wahrgenommen, weil man Anthrogesültze und Naziesoterik nur schwer unterscheiden kann, insbesondere wenn mit Steiner argumentiert wird.
Bei uns ging die Beweihräucherung einer bestimmten "Familiengemeinschaft" und die Einlassung, wie viel gesünder, klüger und schöner und beispielhaft deren Orgelpfeifen alle miteinander wären, so weit, dass wir das in den Schulpausen schon parodiert haben und es für deren Kinder selbst schon schlimm war, denn die hatten daheim eher Martyrium als eine intakte, gesunde Familie.
Als früh schon ein paar davon für längere Zeit aufgrund Sexualstraftaten eingefahren sind, wurden diese Lobpreisungen laut meiner jüngeren Schwester etwas leiser......da war ich aber schon auf der Flucht.
Zitat von WurstsatenWurstsaten schrieb:.
Die Artgemeinschaft und bestimmte Demeter Bauern sowie das Collegium Humanum in Vlotho würde ich schon als extrem rechts bezeichnen.
Würde ich auch so sehen. Und das Waldi- Heiligtum in Dornach CH fand und finde ich immer noch gruselig esotherisch abgehoben. Ich habe da für mich auch in keinster Weise irgendwie den Spagat zu Goethe hinbekommen. Heißt ja Goetheanum, der Klotz. Wirkte damals aber eher wie ein bunter Atombunker mit lauter entrückten, ältlichen Vestalinnen?! auf mich.
Meine Mutter dagegen- total verzückt begeistert, trockener Kommentar vom Vater, ebenso angenervt wie ich, aber unser getreuer Taxibeförderer: "Psssst.... das sind sicher alles Steiners heilige Jungfern."
Ich musste dann so laut lachen, dass ich einen zischenden Verweis der Aufsichtsjungfer kassiert habe. Ich als Kind. Nicht mein vernehmlich deutlicher Vater. DAS hätte man ja noch verstanden.
Nun sind gezischte, bitterböse Entrüstungen in Schwitzerdütsch leider auch nicht etwas, mit dem man einen kindlichen Lachanfall gestoppt bekommt.😂
Also wir mussten .....immer noch lachend, raus. Mutter blieb noch eine Stunde.


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17.10.2023 um 14:25
Zitat von ZeraldaZeralda schrieb:Bei uns ging die Beweihräucherung einer bestimmten "Familiengemeinschaft" und die Einlassung, wie viel gesünder, klüger und schöner und beispielhaft deren Orgelpfeifen alle miteinander wären, so weit, dass wir das in den Schulpausen schon parodiert haben und es für deren Kinder selbst schon schlimm war, denn die hatten daheim eher Martyrium als eine intakte, gesunde Familie.
Als früh schon ein paar davon für längere Zeit aufgrund Sexualstraftaten eingefahren sind, wurden diese Lobpreisungen laut meiner jüngeren Schwester etwas leiser......da war ich aber schon auf der Flucht.
Ja, so etwas hatten wir auch, Damals 1977 oder 78 gab es bei uns einen neuen Gartenbaulehrer, der aus Norddeutschland von Frau G. angeschleppt wurde. Der war zwar doof wie Brot und mit seiner Cousine verheiratet. Seine gefühlt fünf sechs Kinder – es waren aber nur vier – die er Nachmittags in einem Bollerwagen durch das Schulgelände fuhr waren ständig verrotzt, weil sie nur mit Globuli behandelt und nur mit eingeweichten Körnern gefüttert wurden.
Familie L. glaubte wohl an Elfen und Zwerge und alle vier Kinder waren blond.
Zuletzt würden nur mehr Braun- und Schwarzhaarige da sein können; aber wenn nicht abgeholfen wird, so bleiben sie zugleich dumm. Denn je stärker die Körperkräfte sind, desto weniger stark sind die seelischen Kräfte. Und die Erdmenschheit würde vor der Gefahr stehen, wenn die Blonden ausstreben, dass die ganze Erdenmenschheit eigentlich dumm würde. (...) Die Menschen würden ja, wenn die Blauäugigen und Blondhaarigen aussterben, immer dümmer werden, wenn sie nicht zu einer Art Gescheitheit kommen würde, die unabhängig ist von der Blondheit. Die blonden Haare geben eigentlich Gescheitheit. Geradeso wie sie wenig in das Auge hineinschicken, so bleiben sie im Gehirn mit Nahrungssäften, geben ihrem Gehirn die Gescheitheit. Man kann also eine Geisteswissenschaft haben in demselben Masse, als die Menschheit mit der Blondheit ihre Gescheitheit verliert. (...) Denn es ist tatsächlich so, dass, je mehr die blonden Rassen ausstreben, desto mehr auch die instinktive Weisheit der Menschen stirbt. Die Menschen werden dümmer.
Quelle: Rudolf Steiner Über Gesundheit und Krankheit GA348 S.103


Ich war übrigens als Kind auch blond, später nachgedunkelt und jetzt grau und habe blaue Augen, bilde mir aber nichts darauf ein.

Steiner hat eine esoterische Rassenlehre entwickelt!


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17.10.2023 um 14:33
Zitat von WurstsatenWurstsaten schrieb:Ich war übrigens als Kind auch blond, später nachgedunkelt und jetzt grau und habe blaue Augen, bilde mir aber nichts darauf ein
Soweit ich später noch Kontakt hatte, diese Kinder auch nicht. Selbst wollten die das eher gar nicht (Und hatten außerhalb des Dunstkreises unnatürlich großen Heißhunger auf z.b. Ferrero Produkte und deutlichen Neid auf spießige Mittelstandskinder, den man nur verstehen konnte, wenn man wusste, warum), es ist leider psychisch viel kleben geblieben.


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17.10.2023 um 14:35
Zitat von WurstsatenWurstsaten schrieb:Steiner hat eine esoterische Rassenlehre entwickelt
Mich hat das im Nachhinein sehr ungut an die "Lebensborn" Idee erinnert, was dahingehend so passiert ist.


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17.10.2023 um 17:30
Zitat von ZeraldaZeralda schrieb:Mich hat das im Nachhinein sehr ungut an die "Lebensborn" Idee erinnert, was dahingehend so passiert ist.
Ja, das scheint mir auch so, wobei die Waldis sehen das nicht so, alles Einzelfälle und »Einzeltätergruppen«.
Letztendlich ist das Folge der anthroposophischen Ideologie, der Fisch stinkt vom Kopf und Steiner war ein widerlicher Stinkefisch.
Nadine M. ist seit 12 Jahren Waldorflehrerin. Jetzt erzählt sie, was hinter verschlossenen Türen passiert

von Katharina Hoch
21.02.2023, 12:37
6 Min.
Spätestens seit dem Beitrag von Böhmermann zu Waldorfschulen gibt es kein Halten mehr. Ehemalige Waldorfschüler packen aus und eine Geschichte nach der anderen kommt ans Tageslicht: Rassenlehre, Frontalunterricht, schwarze Pädagogik und vieles mehr wird thematisiert. Nun kommt eine Waldorflehrerin zu Wort. Was sagt sie zu der Kritik?

Frau M., derzeit gibt es viel kritische Berichterstattung in den Medien zu Waldorfschulen und Anthroposophie. Was löst das in Ihnen aus?
Man fühlt sich verunglimpft. Über einen Kamm geschoren. Und fragt sich: Warum das Ganze? Was soll das?

Können Sie sich die Kritik erklären?
Wenn man liest, dass da eine Parallelgesellschaft in Gang sein soll, dann übt das natürlich eine gewisse Faszination aus. Vielleicht ist das der Grund, warum sich so viele auf das Thema stürzen. Aber weshalb Einzelfälle herausgepickt werden und diese nun ein Abbild der gesamten Waldorf-Bewegung sein sollen, verstehe ich nicht.
Quelle: https://www.ncbi.nlm.nih.gov/pmc/articles/PMC6878321/

Waldorflehrer werden gründlich mit diesem Siff indoktriniert, ich hoffe, das ist heute nicht mehr so, aber die Leute, die 2001 in dem Waldorfseminar in Berlin waren, sind heute noch im Dienst.
Waldorflehrer werden! – am „Seminar für Waldorfpädagogik Berlin“
28. Februar 2011 | Stefan Laurin 16 Kommentare

Unser Gastautor Andreas Lichte war als Experte zur Waldorfschule beim Deutschlandradio Kultur zu Gast. In der „Zeitreisen“-Sendung „Die bessere Schule oder esoterischer Irrglaube?“ am 23.2.2011 berichtete er auch von seinen Erfahrungen während seiner Ausbildung zum Waldorflehrer am „Seminar für Waldorfpädagogik Berlin“. Hier eine Extended Version.

Der Text von „L.“ wie „Lichte“ basiert auf umfangreichen Tagebuchaufzeichnungen, wörtlichen Mitschriften des im Unterricht Gesagten.

Vorstellungsgespräch, Seminar für Waldorfpädagogik Berlin, Mai 2001

Sofort klärt L. den Dozenten auf: „Ich weiß nichts über Anthroposophie, habe gerade mal drei Bücher quer gelesen, damit wir uns überhaupt unterhalten können …”

„Das macht nichts”, antwortet der Dozent Fuchs*, „niemand erwartet von Ihnen, dass Sie Anthroposoph werden … Sie sollten schon ein wenig Offenheit für weltanschauliche Fragen mitbringen, mehr nicht …”

Einführungskurs Waldorf-Pädagogik, 14. Mai – 11. Juli 2001

„Herzlich willkommen!“ Darauf wird allergrößter Wert gelegt: auf die familiäre Atmosphäre, auf das fröhliche Miteinander. Gemeinsames Singen, gemeinsames Malen, gemeinsames Plastizieren und gemeinsam – in der Familienrunde – die Alltagskonflikte lösen. Prima. Und so entspannt.

Garantiert kein Stress. Fast wäre er sanft entschlummert, auch ein Verdienst des Dozenten Gerber, der es schafft, einen eineinhalbstündigen Monolog über Rudolf Steiner zu halten:

„Macht man solche Übungen systematisch immer und immer wieder, dann tritt das ein, dass man Einfälle kriegt zur rechten Zeit, dass einem zur richtigen Zeit das einfällt, was einem einfallen soll. Das Denken wird dadurch in Beweglichkeit kommen, und das ist ungeheuer bedeutungsvoll für den Menschen im praktischen Leben“ (Rudolf Steiner: „Praktische Ausbildung des Denkens“).

Viel fällt L. dazu nicht ein, aber das verlangt auch niemand, es reicht zu bekräftigen, dass, was auch immer gerade getan wird, „Kunst“ ist … „Kunst des Unterrichtens“, vorzugsweise.

Irgendwann heisst es, das Kreuzberger Hinterhof-Biotop zu verlassen und in der Rudolf-Steiner-Schule Berlin zu hospitieren. Und noch bevor L. die Schulbank drücken darf, gibt es ein „Klassenspiel” zu sehen:

Die Schüler und Schülerinnen der sechsten Klasse führen die Geschichte Roms auf. Selbstverständlich streckt Romulus kunstgerecht Remus nieder und auch der Raub der Sabinerinnen ist zu bewundern. Aber irgendetwas stimmt hier nicht: Ist das nicht etwas zuviel Blut, das hier vergossen wird? In der sechsten Klasse – die Inszenierung eines Massakers? L. verdrängt alle Zweifel, vielleicht ist es die harmonische Grundstimmung aus dem Seminar, die ihn hat übersensibel werden lassen.

Sein erster wirklicher Schultag. Die Schüler studieren ein Gedicht ein. Der Lehrer sagt es vor, die Schüler sprechen es nach:
Quelle: https://www.ruhrbarone.de/waldorflehrer-werden-%E2%80%93-am-%E2%80%9Eseminar-fur-waldorfpadagogik-berlin%E2%80%9C/23428/

Der Artikel ist echt lesenswert, Vieles was da getrichtert wurde haben unsere Lehrer auch mehr oder weniger so gebracht.
Im Fach „Himmelskunde“ hantiert ein anderer Gastdozent mit einer Antiquität: einer „Armillarsphäre“. Das ist ein Modell des geozentrischen Weltbildes, in dem die Erde Mittelpunkt des Universums ist. Er will den Schülern den Himmel auf „natürliche Weise“ nahe bringen, „so wie der Mensch ihn erlebt“. Warum? Der Gastdozent erläutert es mit einem Schiller-Zitat: „Es knüpft dein Zenit und Nadir dich an die Achse der Welt …“, „das bringt eine moralische Dimension“. Leider lösen Moral und Schiller bei den Seminaristen nur Erstaunen aus, deshalb erklärt er dasselbe noch einmal, diesmal zum Anfassen: „Das Zentrum der Welt ist in meinen Füßen, das Zentrum der Welt ist in meiner Haarspitze. Sie sind immer das Zentrum … ein erbauender Gedanke! Der Mensch, sein Ich, steht im Zentrum der Welt: Ich bin Gott …“

In der „Pflanzenkunde“ spricht man über den „Charakter von Pflanzen”, gute und böse Pflanzen. Ein Seminarist fragt: „Das werden Sie den Eltern doch nicht so sagen?!” Der Dozent Klein antwortet: „Nein, natürlich nicht!”

...

Im Seminar hört man das Wort „Gehirnwäsche”, aber nicht von L., und das wird belohnt: Aus heiterem Himmel bekommt er ein Stellenangebot. Unter der Hand. Normalerweise werden Stellenangebote für alle sichtbar am Aushang platziert, aber dieses wird ihm exklusiv vom Dozenten überreicht. „Danke! Ich lass’ es mir durch den Kopf gehen”, sagt L. artig, aber er weiß, dass seine Antwort „Nein” ist. Wieso ist sich L. da plötzlich so sicher? Wollte er denn nicht Lehrer werden? Doch, aber jetzt weiß er: nicht bei den Anthroposophen. Er hat etwas „Verbotenes” getan, eine Schrift Rudolf Steiners gelesen, die ausdrücklich dem „Eingeweihten” vorbehalten ist.

Einem Freund hatte er versucht, den Inhalt zu erklären: „Das Buch heißt ‘Aus der Akasha-Chronik’. Es ist die Geschichte der Menschheit, wie sie sich dem Eingeweihten zeigt. So eine Art ‘Evolutionsgeschichte’, nur dass der Eingeweihte auch in die Zukunft schauen kann. Die Menschheit entwickelt sich laut Steiner auf sieben Planeten. Von Planet zu Planet steigt das Menschengeschlecht höher in der Entwicklung. Dabei helfen ihm Führer, die selber schon auf einer höheren Entwicklungsstufe stehen. Es geht los auf dem Saturn, dann kommt die Sonne, der Mond und schließlich die Erde …” „Wieso Sonne und Mond – das sind doch keine Planeten?!” „Für den Esoteriker Steiner schon. Die Erde formt sich im nächsten Entwicklungsschritt in den Jupiter um, dann kommt die Venus und zuletzt der Vulkan. Sieben Planeten, und auf jedem Planeten durchleben die Menschen sieben mal sieben Entwicklungsstufen … Ja, ich weiß, das klingt nach Science Fiction … ich habe mich an die Perry Rhodan-Hefte erinnert, du weißt schon, diese Groschenromane.”

„Mich erinnert das Ganze an ein Video-Game, wo man immer das nächsthöhere Level erreichen muss!” „Ja, stimmt, das ist großartig, das trifft’s genau! Weißt du, das ist so platt, dass mir gar nichts mehr dazu einfällt – aber richtig übel ist, wie die Entwicklung abläuft, das ist nur noch bösartig …” und wird deshalb hier im Original wiedergegeben:

„Diese zweite Gruppe der Astralmenschen hat diese ihre höhere Fähigkeit aber nur dadurch erworben, dass sie einen Teil – die erste Gruppe – der astralischen Wesenheit von sich ausgeschieden und zu niedriger Arbeit verurteilt hat. Hätte sie die Kräfte in sich behalten, welche diese niedere Arbeit bewirken, so hätte sie selbst nicht höher steigen können. Man hat es hier also mit einem Vorgang zu tun, der darin besteht, dass sich etwas Höheres auf Kosten eines anderen entwickelt, das es aus sich ausscheidet.”

Dieselbe „These” wiederholt Steiner mehrmals, bis er schließlich zusammenfasst: „Man sieht, der Mensch steigt in ein höheres Reich auf, indem er einen Teil seiner Genossen hinabstößt in ein niederes. Diesen Vorgang werden wir auf den folgenden Entwicklungsstufen sich noch oft wiederholen sehen. Er entspricht einem Grundgesetz der Entwicklung.”

Schließlich stellt Steiner den Bezug zur Gegenwart her: „Man nennt sie in theosophischen Schriften die Lemurier. Nachdem diese durch verschiedene Entwicklungsstufen durchgegangen waren, kam der größte Teil in Verfall. Er wurde zu verkümmerten Menschen, deren Nachkommen heute noch als so genannte wilde Völker gewisse Teile der Erde bewohnen.”

L. fragt sich: „Wie war das mit den Indianern und den absterbenden Rassen? Und dem Blutbad in der sechsten Klasse?” Er weiß, für ihn steht die deutsche Standard-Ausrede: „Aber ich hab’ doch nichts davon gewusst!” nicht mehr zur Verfügung.

Ade Anthroposophie. Kein Wiedersehen in der Waldorf-Schule.

„Und reicht es nicht zum Straßenkehrer, dann werd’ ich eben Waldorflehrer!”
Quelle: https://www.ruhrbarone.de/waldorflehrer-werden-%E2%80%93-am-%E2%80%9Eseminar-fur-waldorfpadagogik-berlin%E2%80%9C/23428/

So einen Scheiß hat man uns auch erzählt.
Ceterum censeo Carthaginem esse delendam


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Waldorfschulen

17.10.2023 um 19:16
Ich hab 1985 an der Waldorfschule Abitur gemacht, Wysocky College von Spliff hat meine Gefühle von damals am besten beschrieben:

Youtube: 11 Spliff - Wysocki College
11 Spliff - Wysocki College
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Waldorfschulen

13.12.2023 um 10:33
Zitat von KältezeitKältezeit schrieb am 16.10.2023:@Wurstsaten
Ja, über den anderen, aber Molau war nur einmal kurz beiläufig erwähnt.
Jetzt weiss ich da zumindest bescheid.
In so einem faschistoiden Sytem wie der Waldorfschule fühlen sich solche rechten Arschlöcher eben richtig wohl, die werden davon angezogen, wie die Fliegen von der Scheiße.
Die Lehrkraft als „kleiner Gott“ – unfehlbar und unangreifbar

Liegt es an dem von Rudolf Steiner begründeten Bild des „hochverehrten Lehrers„, der unter keinen Umständen kritisiert werden darf? An dem Bild eines Lehrers, der einem König, ja fast einem Gott gleichkommt?

„Ein Zittern der Ehrfurcht befällt [den achtjährigen Knaben], da er die Klinke der Türe drückt, hinter welcher der Verehrte sichtbar werden wird. Die schönen Gefühle, die ein solches Erlebnis hervorbringt, gehören zu bleibenden Errungenschaften des Lebens.

Und glücklich ist derjenige Mensch zu preisen, der fortwährend zu seinen Lehrern und Erziehern als zu seinen selbstverständlichen Autoritäten aufzuschauen vermag.“ (Rudolf Steiner)

Den Klassenraum soll das Kind betreten „wie ein Heiligtum“:

„Es wird dem Kinde Ehrfurcht und Scheu eingeflößt, die ihm verbietet, irgend­einen Gedanken von Kritik oder Opposition der verehrten Person gegenüber aufkommen zu lassen.“ (Rudolf Steiner)

Der Autor Klaus Prange jedenfalls ist sich der Rolle des Lehrers als „absoluter Monarch“ gewiss:

„In der Waldorfschule herrscht der Lehrer; er ist König, absoluter Monarch und an keine Konstitution gebunden außer seiner Wesenserkenntnis, gegen die es keine Appellation und keine Berufung gibt.“ (Klaus Prange, „Erziehung zur Anthroposophie. Darstellung und Kritik der Waldorfpädagogik“. Bad Heilbrunn, 1985).

Es scheint eine unglückliche Mischung zu sein:

Überforderte, zum Teil schlecht ausgebildete Lehrer, ausgestattet mit einer an Größenwahn gemahnenden Selbstüberschätzung.

Lehrkräfte, die als verschwiegene „karmische Schicksalsgemeinschaft“ gemeinsam die Schule leiten und sich abschotten.

Ein geschlossenes Glaubenssystem, dass keine Kritik von außen akzeptiert und eine inhaltliche Mitbeteiligung als unberechtigte Einmischung versteht.

Und das Bild eines Kindes, dass von Geburt an schuldig ist und Strafen, auch körperliche, für seine Entwicklung braucht.
Quelle: https://anthroposophie.home.blog/2019/05/14/kraftige-ohrfeigen-uber-gewalt-an-waldorfschulen/


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Waldorfschulen

13.12.2023 um 12:01
Zitat von WurstsatenWurstsaten schrieb:Und das Bild eines Kindes, dass von Geburt an schuldig ist und Strafen, auch körperliche, für seine Entwicklung braucht.
Das war früher nicht nur an Waldorfschulen gängige Praxis.

Gehen dir die Artikel aus oder warum gramst du in den 80igern? :D


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Waldorfschulen

13.12.2023 um 21:23
Zitat von KältezeitKältezeit schrieb:Das war früher nicht nur an Waldorfschulen gängige Praxis.
Das ist aber keine Entschuldigung.
Zitat von KältezeitKältezeit schrieb:Gehen dir die Artikel aus oder warum gramst du in den 80igern? :D
Nein, das war bereits seit den 1980er bereits bekannt, aber nur wenige haben hingehört.
Die Anthros haben es damals noch geschafft, den Einfluss der Kritik auf die Öffentlichkeit und Behörden etc. einzudämmen.
Das, was Klaus Prange 1985 geschrieben hat, ist anscheinend noch immer gültig.
Andere Themen, wie Intoleranz gegen Quere, hat man damals noch nicht auf dem Schirm gehabt.

https://waldorfsalat.letscast.fm/episode/14-mit-rebekka-endler-geschlechterrollen-in-der-anthroposophie

Ich bin kein Feminist, und finde einige Auswüchse der Schwulen- und Lesbenszene nicht besonders toll, aber solange die das im stillen Kämmerlein machen, ist mir das Wurscht und ich würde niemanden deswegen diskriminieren.

Die Praktiken der Anthros, die in diesem Podcast beschrieben sind, verursachen bei mir nur Üblelkeit... einfach nur heuchlerisch.

Das sollte man im Zusammenhang sehen, das sind keine »Einzeltätergruppen«
Ehemalige Mitglieder warnen vor der Freien Waldorfschule Everswinkel
Freie Waldorfschule Everswinkel: Bittere Vorwürfe von Gewaltverharmlosung, Übergriffigkeiten, fehlenden pädagogischen Konzepten und sektenartigen Zuständen. Polizei und Staatsanwaltschaft ermitteln. Von Seiten der Schule scheint es kein Interesse an einer Aufklärung zu geben.

Ein Gastbeitrag einer Gruppe ehemaliger Schulmitglieder der Waldorfschule Everswinkel:

Einen großen Aufruhr gab es vor den Sommerferien an der Freien Waldorfschule Everswinkel.
SchülerInnen boykottierten 4 Tage lang den Unterricht und protestierten gegen die eigene Schulführung.

Die SchülerInnen der 9. Klasse berichteten über übergriffiges Verhalten, das Ihnen durch einen älteren Integrationshelfer im letzten Jahr mehrfach widerfahren sei und dem falschen Umgang der Schulleitung damit.
Laut ihren Aussagen gab es sowohl körperliche Berührungen als auch obszöne verbale Äußerungen über die Figur einiger Mädchen. Seinen zu betreuenden Schützling soll er zudem mehrfach geschlagen haben.
Die Schulführung hatte bereits seit langem Kenntnis davon, duldete jedoch tatenlos sein Verhalten.
Quelle: https://anthroposophie.home.blog/


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Waldorfschulen

28.12.2023 um 09:48
Moin zusammen,

ich wollte hier mal mein Erfahrung von 13 Jahren Waldorfschule schildern. Ich bin 1990 in eine wenige Jahre zuvor gegründete Waldorfschule einer mittelgroßen Stadt eingeschult worden.

T E I L I

Angeregt durch den Waldorfsalat-Podcast und diesen Strang hier ist einiges wieder hochgekommen, das ich zuvor völlig vergessen hatte.

Ich denke, dass in den ersten Jahren dieser Schule dort noch ziemlich massiv gesteinert wurde. Zumindest deckt sich das mit meiner Erfahrung meiner ersten 5 - 6 Schuljahre. Das Gründungskollegium stand in verbindung zur Hiberniaschule, die meines Wissens eher der Betonfraktion angehört(e) (korrigiert mich gerne).

Schön wars in den Kinderjahren - heimelig, irgendwie geheimnsisvoll. Es herrschte dieser unsägliche salbungsvolle Sprech der Lehrer, die Priestergleich mit langsamer bedeutungsvoller diktion und heiliger Miene sprachen und gestikulierten.
Wer das kennt, wird wissen, was ich meine.

Youtube: Recherchen auf dem Anthroposophenhügel Teil 1
Recherchen auf dem Anthroposophenhügel Teil 1
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Hier kommt es bei minute 8:04 ganz gut raus. Übringens schien unserer damiliges Lehrerzimmer oder andere Räume die exakte Kopie dieses Raumes zu sein. Selbe Stühle, Farben... der Tisch..

Diese unbeschreibbare Aura des Geheimnisvollen war allgegenwärtig. Als ich vor ca. 10 Jahren in einer Ausstellung zur Waldorfarchitektur inklusive Innenräume war. Erlebte ich diese Aura noch einmal. Allerdings kam jetzt ein weiteres Gefühl hinzu: nämlich etwas Erdrückendes Weltfremdes, Surreales. Es war wie ein Traum, in dem die Phantasiewelt gerade im Begriff ist, von einer mystischen Erfahrung in dieses mulmige Gefühl überzugehen und sich zu einem Albtraum entwickeln könnte.
Als ich in dieser Ausstellung dieser unheimlichen Atmosphäre ausgesetzt war - die Formen der Lampen, die Möbel, die Farben, Modelle des totenschädelgleichen Götheanums, die Steinerbilder, die Eyrythmiebilder, Aquarelle, die ich eins-zu-eins wieder erkannte - erlebte ich dieses unangenehme Gefühl ziemlich intensiv.

Ich bin nicht traumatisiert oder so, aber da ich nach vielen Jahren plötzlich und intensiv dem gesamten Anthro-Frenchise-Krempel ausgesetzt war, wurde mir klar, dass der ungute Anteil dieses Gefühls nicht aktuell kam, sondern ich ihn auch von früher kannte. Ich hatte es vermutlich als Kind nicht einordnen können und es einfach vergessen.

Unabhängig von mir wurde es meinem Vater (kein Waldi) übrigens auch mulmig und wir verließen die Ausstellung.

Für mich ist diese Ambivalenz zwischen heimeliger Geborgenheit mit Mosgärtlein und Adventsspirale gegenüber der Weltfremdheit, Morbidität, und Gruselig-Surrealem ein Ausdruck meines jetzigen Bildes dieser Schulzeit in den ersten Jahren.

Auch die Lehrerpersonen waren (nicht alle) surreal, priesterhaft. Ein abgeschlossener Raum - eine Welt unter einer geschlossenen dumpfen Glocke, fernab der Realit im außerschulischen Leben.

Nach dieser zugegebenermaßen sehr subjektiven Schilderung komme ich nun zu den konkreten Erinnerungen meiner Geschichte mit den Anthros. Mein derzeitiges Urteil wird am Ende dieser Beschreibung ebenso ambivalent sein.

Lieb war es in der ersten Klasse. Kümmerig und geborgen. Das bleibt ungenommen und es hat mir als emotionalem Spätentwickler sehr gut getan, noch einzwei Jahre mehr Kind sein zu dürfen und noch nicht der brutalen Realität ausgesetzt zu sein.
So emotional verzögert ich mich entwickelte, war ich im Gegensatz dazu intellektuell sehr weit vorne. Ich konnte bereits vor der Schule lesen und eigene Geschichten schreiben, hatte z.B. beide Bände Grimms Märchen im Urtext (außer die Plattdeutschen vermutlich) schon intus. Kinderbibel, Astrid Lindgren und anderes kam im Laufe der Zeit sehr schnell dazu.
Kurzum war ich extrem unterfordert, wenn einer 32-Köpfigen Klasse in quälender Langsamkeit irgendein Buchstabe in einer Dauer von gefühlt zwei Wochen erklärt wurde. Er wurde gemalt, mit Geschichten umrankt, in Sprachübungen verpackt. Wärend die langsamsten unter uns noch unter liebevollster geduldigster Animation des Papas...-äh.. Klassenlehrers
"Braunbär brummelt am Birnenbaum"
stammelten, hab ich vermutlich schon unterm Tisch Michael Endes Wunschpunsch oder ähnliches gelesen; ein Buch, das von meinem Lehrer glaube ich auch mal einkassiert wurde.
Diese Unterforderung zog sich anfangs durch viele Fächer. Englisch hatte ich durch spielen mit englischen Kindern teilweise schon aufgeschnappt - also konnte mir auch hier anfangs nichts geboten werden, dass mich vom Hocker gerissen hätte.

Die Rassentheorie mit den Ariern, Atlantis und dieser ganze (sorry) Bullshit hatte ich bis heute völlig vergessen. Aber wir hatten das alles. In ein paar Dokus sah ich meine Epochenhefte wieder. Kein Wunder: ist ja teil des Steiner Frenchise.

Zusätzlich zur Unterforderung kam jetzt auch noch hinzu, dass ich diesen ganzen Esotherik Quark als genau das entlarvte, was er ist. Ich erinne mich teilweise an den Menschen, der als Krone der Schöpfung unsäglich überhöht wurde. Ich konnte das mit dem, was ich von Löwenzahn oder Sendung mit der Maus kannte nicht vereinbaren, weil dort ja z.B. Umweltterstörung auch behandelt wurde.

Meine Eltern hatten uns vor längerer Zeit schon anhand von Obst die groben geometrischen Verhältnisse von Erde und Sonne am Abendbrotstisch erklärt - als mein Lehrer programmgemäß und mit weiser Priesterlichkeit ein geozentrisches Weltbild präsentierte.

Ich glaube, das war eine Art Kipppunkt. Zuvor hatte ich mich wegen der Unterforderung zu einem Störenfried entwickelt, der ständig rumblödelte und sehr oft auch rausgeschmissen wurde. Jetzt aber empfand ich diesen Quatsch vermutlich als Beleidigung meines Intellekts. Es kam jetzt hinzu, dass ich die Lehrer - insb. den Klassenlehrer - nicht mehr ernstnahm. Ich wurde renitent, frech und aufmüpfig und rebellierte. Ich wurde zum persönlichen Arschengel des Klassenlehrers.

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Da ich jetzt erstmal weg muss, folgt bald Teil II


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