Ray. schrieb:Würdest du ihm als Gutachter ein positives Gutachten schreiben? Wohlwissend, dass wenn erneut etwas passieren sollte das so große Wellen schlagen wird, dass es einen für immer routiniert. Man würde dich nie wieder begutachten lassen.
Ob das Gutachten positiv ausfallen würde, kann ich dir natürlich nicht sagen, da ich keine Einblicke in das habe, was in den letzten Jahren passierte. Meiwes hat wohl Therapien gemacht, bekannt ist darüber aber so gut wie nichts.
Wäre ich aber beruflich in diesem Sektor angesiedelt, hätte ich kein Problem damit ihn zu begutachten. Hätte ich das, wäre ich in diesem Job dann falsch. Jedem Gutachter dürfte klar sein, welche Verantwortung er trägt.
Bei Meiwes wurde keine Persönlichkeitsstörung diagnostiziert, dafür eine Bindungsstörung und eine Störung der sexuellen Präferenzen. Ich persönlich glaube nicht, dass Wiederholungsgefahr von ihm ausgeht, da er selbst immer sagte, dass die Realität seiner Phantasie nicht standhalten konnte. Vielleicht hätte er es sogar auf einen zweiten Versuch ankommen lassen, der weniger enttäuschend für ihn endete, aber nachdem er für die Tötung von Brandes nun bereits über 20 Jahre einsitzt, open end, somit die Konsequenzen kennt, glaube ich nicht, dass er diese Gefahr nochmals eingehen würde, selbst wenn er sich wahrscheinlich vor Angeboten nicht retten kann. Meiwes dürfte eine Ikone in dieser Szene sein.
Es geht mir im Endeffekt auch nur darum, dass ich das Gefühl habe, dass an Meiwes ein Exempel statuiert werden soll, eben wegen der Monströsität der Tat.
Ray. schrieb:Es ging mir ja nicht darum ihn zu begutachten sondern einfach mal darüber nachzudenken ob man selbst dazu bereit wäre Menschen in die Freiheit zu entlassen die mit ihren Taten international gar Aufsehen gesorgt haben
Ob national oder international, das dürfte bei der Entscheidungsfindung keine Rolle spielen.
MissMary schrieb:Manche Dinge schätzt er total falsch ein, z.B. die Sache mit seinem Haus. Dachte er, er könnte da nach der Haftentlassung wieder hin? Warum hat er es behalten?
Er wollte wohl generell nicht mehr ins Haus ziehen, es aber für sich evt als Ferienhaus nutzen. Das ist natürlich weltfremd, aber wenn man bedenkt, dass er das Haus vor zig Jahren das letzte mal sah, ist vielleicht auch nachvollziehbar, dass er über den genauen Zustand nicht im Bilde war. Verkaufen wollte er es anscheinend nicht, weil es sein Elternhaus war. Ich tippe aber auf ganz banale Dinge - evt. waren die Angebote nicht hoch genug.