sweetkizzes schrieb am 23.07.2006:Was fällt euch spontan dazu ein, wenn ihr das Wort"Suizidversuch" hört, jemand hat versucht sich das Leben zu nehmen, hats nicht geschafftbzw. Suizid im allgemeinen. Wie steht ihr zu dem Thema, in wie weit könnt ihr euch damitauseinandersetzen bzw. identifizieren. wart ihr schon selbst in solche einer Situation,wo ihr euch selbst aufgegen habt und einfach nur noch dachtet: Sch*** auf alles, ich willund kann auch nicht mehr ! ???
Tja.
Ich war mal in einer Situation, das ist jetzt ca 7 Jahre. 2012
Glaube da war ich um diese zeit schon in der geschlossenen Psychatrie.
Bei mir war der Siuzidgedanke ein langjähriger Prozess, ohne dass ich es geahnt habe.
Wenn man das ganze Leben schon immer ein Außenseiter ist so wie ich, in der Schule nie akzeptiert oder respektiert wurde, dass man sogar schlechte Note schreibt obwohl mehr drin gewesen wäre, das Leben lang außerhalb des Sports dann nach Anerkennung sucht und diese nicht findet, wird es schwerer und schwerer.
Von 2008 bis 2011 machte ich dann eine Ausbildung zum Brauer und Mälzer. Da dachte ich dann, nach langer Arbeitslosigkeit, es könnte mal bergauf gehen. Ich fand in der Berufsschule richtige Freunde. Hatte auch mal Spaß am Leben.
2011 als ich dann meine Gesellenprüfung hatte, bin ich da durchgefallen. Da fühlte ich mich dann schon wieder ein wenig wie der typische Looser. In meiner Ausbildungsstelle haben viele Sogar eine Wette auf mein Versagen gesetzt.
Für einige war das Spaß, ich fühle mich da angegriffen. Wollte aber nix sagen, weil ich genau wusste, dass da eh nur größerer Streit resultieren kann. Aber was soll man schon erwarten in einen Betrieb wo man als Azubi eher eine billige Arbeitskraft ist.
2012 habe ich dann die Prüfung wiederholen dürfen. In meinen Augen aber habe ich sie dann zwar bestanden, aber irgendwie unverdient. Es kam mir so vor als ob ich in der zweiten Prüfung schlechter war als in der ersten.
Aber irgendwie war es mir auch egal. Bestanden ist bestanden. Daraus erhoffte ich mir dann als gelernte Fachkraft ein wenig Anerkennung in meiner Arbeitsstelle, da ich mich ja jetzt als Gleichwertig angesehen habe.
Doch schon bald bemerkte ich, dass alles beim alten geblieben ist.
Burn-Out, Depressionen, Suizidgedanken. Das waren für mich Wörter wo ich mir dachte, dass sowas nur "schwachen" Leuten passieren wird.
Tja. Wie es aber schon vorhin durch mich geschrieben wurde, blieb alles beim alten. Kleinere Späße und Scherze gegenüber mich, die ließ ich über mich ergehen.
Aber nach einigen Monaten dann... es ist wie als wenn ein Schalter im Kopf "klick" macht. Man will dann eigentlich gar nix mehr machen. Nicht mehr arbeiten, nicht mal mehr ins Kino gehen oder sonst was. Manchmal würde man mitten im Leben das weinen anfangen. Bis ich dann während der Arbeit, keine Ahnung warum, mir sagte: "Flo, so geht das nicht weiter. Soll doch die scheiß Welt schaun wie sie ohne dich zurecht kommt"... Und ich hatte innerlich nicht einmal mehr irgendwie Widerworte parat. Daher weiß ich noch wie ich meine Arbeit fertig gemacht habe, mich wie üblich bei den Kollegen verabschiedete indem ich ihnen ein schönes Wochenende wünschte, und fuhr nach hause.
Mein "Plan", wenn man das so nennen darf, bestand darin, nach den Wochenende in der früh so zu tun als ob ich zur Arbeit fahre, jedoch NICHT dahin zu fahren sondern stattdessen in den bayerischen Wald, welcher bei mir "vor der Haustüre" ist, mir dort ein Plätzchen zu suchen und dann zu warten. Zu warten dass ich verhungere und verdurste, oder dass ich doch zur Vernunft komme.
Aber ich habe online bei einen Spiel mit einen "Online-Freund" darüber geredet. Tja er hat halt die Polizei gerufen, die kam dann binnen kurzer Zeit zu mir. Ich war überrascht. Meine Eltern waren überrascht. Ich weiß noch als ich ins Polizeiauto gestiegen bin, habe ich nach oben zu unserer Wohnung geschaut und gesehen, wie meine Mutter da runter gesehen hat. Keine Ahnung was ihr da durch den Kopf ging.
Ich war dann eine Woche in einer geschlossenen Psychiatrie, kam aber dann, weil keine Gefahr mehr bestand, in eine "offene", wo ich am Wochenende nach Hause durfte.
Bei mir kam heraus, dass ich jemand bin, der alles still und heimlich in sich aufsaugt. Wie ein Schwamm. Jedoch ohne dass ich diesen Druck mal entlassen konnte.
Der Druck wurde aufgebaut, weil ich im laufe von ca. 10 bis 12 Jahren alle Ärgeren und alles, was mich negativ beeinflusst hat, einfach aufgenommen habe.
Wenn ich jetzt darüber nachdenke, während ich hier diesen Beitrag verfasse und dabei alles Revue passieren lasse, frage ich mich immer wieder, wie sehr es mich verändert hat.
Immer noch bin ich eher der ruhige Mensch geblieben. Wenn ich da in meiner jetzigen Arbeitsstelle mich mit meinen Kollegen ein wenig vergleiche, und wie sie sich gefreut haben weil wir eine Prüfung bestanden haben, während ich es halt hingenommen habe... da frage ich mich, ob ich dennoch wieder wie früher werde, also wo ich über Suizid nachdenke. Denke ich darüber nach, so weiß ich, dass ich es nie machen kann. Zumindest nicht solange ich bei Verstand bin. Denn selbst wenn ich eine Waffe hätte, so kann ich sie die ganze Zeit anstarren, mir können tausende Gedanken durch den Kopf gehen, aber ich weiß, dass das Resultat immer das gleiche sein wird:
ich kann NIE "abdrücken" und alles beenden.
Eben aus dem Grund, dass immer mindestens eine einzige Gehirnzelle dagegen ist, und auf der anderen Seite, dass ich dann meiner Familie damit wieder Leid zufügen würde, und das mag ich nicht.
Heute bin auch ich immer noch in gewissen Zeiten, wo mir der Stress zu viel wird oder wo ich wegen meiner Arbeit einfach nur "fertig bin", ein wenig deprimiert. Das bemerke ich, wenn ich hier im Forum, wo ich in der Regel immer Spaß habe und gerne lese, was andere in gewissen Themenbereichen schreiben, auch ich mich im nachhinein dabei erwische, wie ich unnütziges zeug schreibe, wenn dann vor allem Mods meine Beiträge löschen.
Und dennoch. Ich habe gelernt, alles zu nutzen, was mich ablenkt oder auch nur ein wenig Spaß macht, um sozusagen "am Leben zu bleiben".
So versuche ich meine Art des Lebens zu finden.
Sorry wenn ich jetzt so viel geschrieben habe.
Was ich halt auch mit diesen Beitrag meinen will ist, dass Suizid in der Regel nicht so einfach von Heute auf Morgen kommt. Viele diverse Faktoren spielen dabei eine Rolle. Und es ist sehr wichtig, wie man mit solchen Faktoren umgeht. Ob man sich durch diese unterbuttern lässt, oder ob man aufsteht wenn man am Boden liegt.