Lupo54 schrieb:Aber nicht so ausgeprägt, kann mit anderen kommunizieren.
Das Asperger-Syndrom schließt nicht aus zu kommunizieren - im Gegenteil, die Diagnose wird nicht gestellt wenn es eine wesentliche Verzögerung in der Sprachentwicklung gibt.
Ich erledige meinen Alltag "ganz normal" selbstständig (Einkaufen, Bank, Behörden, Wohnungssuche, Arzttermine und so weiter), habe studiert, bin berufstätig, habe im Ausland gearbeitet, spreche (verbal, nicht via Talker), halte Vorträge (fachliche gerne; gesellige a la Ansprache zur Hochzeit sind nicht mein Ding).
Schwer fällt mir:
- Menschen am Gesicht wiedererkennen (habe grundsätzlich ein sehr gutes Gedächtnis, Tiere und Pflanzen bestimmen, Bauteile wiedererkennen, kleinste Abweichungen erkennen... fällt mir leicht, aber erkennen ob diese Person nun z.B. der Nachbar ist oder früher in der Schule erkennen welche Kinder in die selbe Klasse gehen ist für mich sehr schwierig; nennt sich Prosopagnosie und tritt gehäuft in Kombination mit dem Asperger-Syndrom auf)
- nonverbale Kommunikation abschätzen (etliche Standards kenne ich mittlerweile auswendig, z.B. dass ein "ach wie schön" das Gegenteil heißen kann, dass "das Hotel war echt super" das Gegenteil heißen kann, oder was typische Lügen sind, aber sie an der Mimik erkennen kann ich nicht; an Mimik kann ich die deutlichen Unterschiede erkennen, klar sehe ich ob jemand lacht oder weint oder sich nichts im Gesicht tut, aber in der Realität kommt es oft auf Details an, z.B. Weinen aus Freude, Trauer, Ärger, Wut... unterscheiden, oder erkennen ob jemand ein Gefühl vorspielt)
- Freundschaften knüpfen, weil offensichtlich sich andere sofort beim Kennenlernen an geringer Mimik, nicht wie üblich durchgeführter nonverbaler Kommunikation stören (ich weiß mittlerweile dass das großteils unbewusst passiert) plus obendrein oft Interessen, Vorlieben abweichen
- Gespräche in lauten, vollen ("geselligen") Umgebungen filtern, was auch wieder das Kennenlernen von Menschen erschwert (interessenmäßig/ fachlich passende Treffen zu Hobbies, die leider oft im Stammtischformat stattfinden, habe ich daher häufig nach ein- bis zweimal Ausprobieren aufgegeben, Kantinen meide ich)
Ansonsten (das finde ich aber positiv):
Oft andere Interessen, mag Gruppen nicht (und fühle mich nicht schnell einsam), mir fällt es leicht zu einer eigenen Meinung und zu abweichenden Interessen zu stehen (weil mir z.B. Status, Ansehen nichts bedeuten), sehr gute Detailwahrnehmung (hilfreich im Beruf und für viele Hobbies).
Heutzutage neutral, als Kind (wenn man noch nicht bzw. nur wenig über diese Dinge entscheien kann):
Mich stören viele taktile, akustische und olfaktorische Eindrücke. Finde dass vieles an Kleidung kratzt und drückt, Körperpflegeprodukte komisch riechen und sich seltsam anfühlen, Waschmittel riecht, Kleidung oft Geräusche macht (Ärmelknöpfe schaben über Tische, Schuhe klappern, Reißverschlusszipper klappern).
Seitdem ich selbst für mich einkaufe (Ende Teenageralter) achte ich darauf und das Problem ist beseitigt. Bevorzuge ein einfaches, pragmatisches Aussehen ohne Schminke, keine Friseurfrisur, Körperpflegeprodukte nur zum Reinigen des Körpers, meine Kleidung ist funktional (bin weiblich). So passt das für mich.