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Das Asperger-Syndrom

364 Beiträge ▪ Schlüsselwörter: Asperger-syndrom ▪ Abonnieren: Feed E-Mail

Das Asperger-Syndrom

14.01.2023 um 16:18
Zitat von StradivariStradivari schrieb am 04.01.2021:Hyperborea schrieb am 22.10.2020:
Heutzutage wird verlangt:
Sei du selbst!
Verwirkliche dich!
Sei Einzigartig!
Wer verlangt das? Und warum sollst DU das machen ?
Eben.
Du musst dich der Norm anpassen und innerhalb der Norm darfst du auch etwas "anders" sein.
Zum Beispiel das Motiv deines Tattoos.


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14.01.2023 um 16:48
Auch ich bin Asperger-Autist.


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14.01.2023 um 21:01
Zitat von RaspelbeereRaspelbeere schrieb:Auch ich bin Asperger-Autist.
Ich wahrscheinlich auch. Aber nicht so ausgeprägt, kann mit anderen kommunizieren. Aber es ist anstrengend, irgendwie nicht mein Ding. Werde wohl niemals dahinter kommen warum die anderen zusammenhocken und sich über Stunden mit nichtigen Themen unterhalten was daran so lustig ist.
Irgendwann schalte ich ganz einfach ab. So wie im Moment. Neben mir feiern gerade zehn Leute Geburstag und sind sehr lustig. Fällt gar nicht aus dass ich mich abgekoppelt habe. Werde mich gleich mit ein paar Sätzen wieder einschalten. Erholungspause vorbei.


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Das Asperger-Syndrom

14.01.2023 um 22:36
Zitat von Lupo54Lupo54 schrieb:Aber nicht so ausgeprägt, kann mit anderen kommunizieren.
Das Asperger-Syndrom schließt nicht aus zu kommunizieren - im Gegenteil, die Diagnose wird nicht gestellt wenn es eine wesentliche Verzögerung in der Sprachentwicklung gibt.
Ich erledige meinen Alltag "ganz normal" selbstständig (Einkaufen, Bank, Behörden, Wohnungssuche, Arzttermine und so weiter), habe studiert, bin berufstätig, habe im Ausland gearbeitet, spreche (verbal, nicht via Talker), halte Vorträge (fachliche gerne; gesellige a la Ansprache zur Hochzeit sind nicht mein Ding).

Schwer fällt mir:
- Menschen am Gesicht wiedererkennen (habe grundsätzlich ein sehr gutes Gedächtnis, Tiere und Pflanzen bestimmen, Bauteile wiedererkennen, kleinste Abweichungen erkennen... fällt mir leicht, aber erkennen ob diese Person nun z.B. der Nachbar ist oder früher in der Schule erkennen welche Kinder in die selbe Klasse gehen ist für mich sehr schwierig; nennt sich Prosopagnosie und tritt gehäuft in Kombination mit dem Asperger-Syndrom auf)
- nonverbale Kommunikation abschätzen (etliche Standards kenne ich mittlerweile auswendig, z.B. dass ein "ach wie schön" das Gegenteil heißen kann, dass "das Hotel war echt super" das Gegenteil heißen kann, oder was typische Lügen sind, aber sie an der Mimik erkennen kann ich nicht; an Mimik kann ich die deutlichen Unterschiede erkennen, klar sehe ich ob jemand lacht oder weint oder sich nichts im Gesicht tut, aber in der Realität kommt es oft auf Details an, z.B. Weinen aus Freude, Trauer, Ärger, Wut... unterscheiden, oder erkennen ob jemand ein Gefühl vorspielt)
- Freundschaften knüpfen, weil offensichtlich sich andere sofort beim Kennenlernen an geringer Mimik, nicht wie üblich durchgeführter nonverbaler Kommunikation stören (ich weiß mittlerweile dass das großteils unbewusst passiert) plus obendrein oft Interessen, Vorlieben abweichen
- Gespräche in lauten, vollen ("geselligen") Umgebungen filtern, was auch wieder das Kennenlernen von Menschen erschwert (interessenmäßig/ fachlich passende Treffen zu Hobbies, die leider oft im Stammtischformat stattfinden, habe ich daher häufig nach ein- bis zweimal Ausprobieren aufgegeben, Kantinen meide ich)

Ansonsten (das finde ich aber positiv):
Oft andere Interessen, mag Gruppen nicht (und fühle mich nicht schnell einsam), mir fällt es leicht zu einer eigenen Meinung und zu abweichenden Interessen zu stehen (weil mir z.B. Status, Ansehen nichts bedeuten), sehr gute Detailwahrnehmung (hilfreich im Beruf und für viele Hobbies).

Heutzutage neutral, als Kind (wenn man noch nicht bzw. nur wenig über diese Dinge entscheien kann):
Mich stören viele taktile, akustische und olfaktorische Eindrücke. Finde dass vieles an Kleidung kratzt und drückt, Körperpflegeprodukte komisch riechen und sich seltsam anfühlen, Waschmittel riecht, Kleidung oft Geräusche macht (Ärmelknöpfe schaben über Tische, Schuhe klappern, Reißverschlusszipper klappern).
Seitdem ich selbst für mich einkaufe (Ende Teenageralter) achte ich darauf und das Problem ist beseitigt. Bevorzuge ein einfaches, pragmatisches Aussehen ohne Schminke, keine Friseurfrisur, Körperpflegeprodukte nur zum Reinigen des Körpers, meine Kleidung ist funktional (bin weiblich). So passt das für mich.


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Das Asperger-Syndrom

15.01.2023 um 11:55
Zitat von RaspelbeereRaspelbeere schrieb:Das Asperger-Syndrom schließt nicht aus zu kommunizieren - im Gegenteil, die Diagnose wird nicht gestellt wenn es eine wesentliche Verzögerung in der Sprachentwicklung gibt.
Ich erledige meinen Alltag "ganz normal" selbstständig (Einkaufen, Bank, Behörden, Wohnungssuche, Arzttermine und so weiter), habe studiert, bin berufstätig, habe im Ausland gearbeitet, spreche (verbal, nicht via Talker), halte Vorträge (fachliche gerne; gesellige a la Ansprache zur Hochzeit sind nicht mein Ding).
Ich habe auch Erfahrungen mit einem Asperger Autismus gemacht. Wir waren jahrelang gute Bekannte. Leider ist die Bekanntschaft dann irgendwann kaputt gegangen und zwar deswegen:

- mein Kumpel neigte zum Prahlen und musste in jedem Fall recht haben.
- kritische Fragen dazu ertrug er gar nicht. Wenn er z.B. zu einem Bewerbungsgespräch eingeladen wurde, sah er sich regelmäßig schon als neuer Angestellter. Als ich mal einwarf, dass das ja noch längst nicht klar ist, bekam ich umgehend lauter Vorwürfe an den Kopf geworfen. Ich wäre engstirnig, frustriert und würde alles schlecht machen.
- dann wurden mir es irgendwann zu viel, da er mich doof dastehen ließ. Wenn wir wo waren und jemand fragte mich was, antwortete er an meiner Stelle, so im Sinne von: Die kann und weiß das nicht, deswegen muss ich das jetzt machen.

Auschlaggebend war aber vor allem ein Vorfall, wir waren im Kino. Erst wollte er mir eine Cola und eine kleine Tüte Popcorn kaufen, als Dank, dass ich ihn öfter umhergefahren habe. Dann an der Kinokarten-Kasse, meinte er plötzlich: Die Preise seien ihm zu teuer, ob ich auch mit einer Cola oder einem kleinen Popcorn zufrieden wäre.
Dann waren ihm auch an der Kiosk-Kasse auch das zu teuer und er meinte sorry, kann dir leider doch nichts ausgeben.
Zeitgleich kaufte er sich selbst aber eine große Cola und ein große Tüte Popcorn.
Das gab mir dann doch zu denken. Ich fühlte mich verarscht und dachte mir, man kann nicht alles auf dieses Syndrom schieben. Deswegen schränkte ich den Kontakt sehr ein. Weil bei ihm auch die Reflexion gleich Null ist.


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Das Asperger-Syndrom

15.01.2023 um 15:23
@kittyka

Typisch für Asperger-Autisten ist das jedenfalls nicht - aber es gibt so viele verschiedene Menschen.
Mich würde interessieren, ob im Fall dieser Person eine Diagnose für Asperger-Autismus vorlag und ggf. noch andere, sofern bekannt.

Selbst bzgl. dieser Punkte:
- Prahlen ist mir fern. Niemand ist "etwas besseres". Allerdings wird es leider immer wieder als Prahlen interpretiert, wenn man sachlich und kontextbezogen Dinge nennt die einem leicht fallen und einfach zum eigenen Leben dazugehören - z.B. Nennung eines Berufs oder Hobbies wenn das etwas aus dem Rahmen fällt.
- Kritische Fragen finde ich wichtig. Selbstreflexion auch.
- Wenn ich etwas falsch mache, bin ich dankbar wenn man mich darauf hinweist. Niemand ist perfekt, niemand wird perfekt, man kann immer etwas dazulernen. (Umgekehrt habe ich es lange nicht verstanden, warum Menschen häufig genervt oder sauer sind, wenn man ihnen einen Tipp zu etwas gibt, z.B. darauf hinweist wie man etwas besser oder alternativ machen könnte.) Grund: Besser man weist mich noch in einem relativ harmlosen Kontext auf den Fehler hin, als dass er mir unterläuft wenn es wirklich wichtig ist (Prüfung, Vorstellungsgespräch etc.).
- Auch die Sache mit dem Popcorn wäre mir fremd. Teilen, Hilfsbereitschaft etc. ist mir wichtig. Ich rechne Geschenke nicht auf, ich verlange keine Geschenke. Typisch für mich z.B.: Bei der eigenen Hochzeit alles im kleineren Rahmen halten und somit selbst bezahlen können - während viele Menschen z.B. eine größere Hochzeit feiern und dann "muss" Geld als Geschenk mitgebracht werden, teils relativ viel (z.B. 200 Euro pro Person). Ich möchte anderen nicht zumuten, für die Teilnahme an einem Fest einen so hohen Eintritt, denn das ist es, zahlen zu müssen. Lieber: Wer etwas schenken möchte, egal wie klein, gerne, aber es soll sich niemand aus finanziellen Gründen ausgeschlossen fühlen. Es geht doch ums Zusammensein mit Freunden. Genauso war es mir/ uns wichtig, bei der Hochzeit keine Kleidervorschriften aufzustellen.
Zitat von kittykakittyka schrieb:Ich fühlte mich verarscht und dachte mir, man kann nicht alles auf dieses Syndrom schieben. Deswegen schränkte ich den Kontakt sehr ein. Weil bei ihm auch die Reflexion gleich Null ist.
Dieser Meinung bin ich auch: Das ist nicht typisch für Asperger-Autisten. Und mir wäre der Umgang mit einer Person mit dem geschilderten Verhalten unangenehm.


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15.01.2023 um 15:59
Zitat von RaspelbeereRaspelbeere schrieb:Mich würde interessieren, ob im Fall dieser Person eine Diagnose für Asperger-Autismus vorlag und ggf. noch andere, sofern bekannt.
Zumindest erzählte er immer davon. Eine ärztliche Diagnose habe ich allerdings nie gesehen.


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17.01.2023 um 16:56
Ich bin zufällig über diesen Thread gestolpert. Ich habe bei mir schon lange Asperger vermutet und bin inzwischen eigentlich sicher, habe es aber nie diagonstiziert bekommen. (Sehe auch keine Notwendigkeit.) Eben habe ich den Eingangspost gelesen und musste herzlich über ein "Symptom" lachen: "Man sieht keine Arbeit". - Danke, danke, danke! Mir war bis heute nicht klar, dass es sich dabei um ein Asperger-Symptom handelt. Ab sofort habe ich hier eine geniale "Ausrede" meinem Mann gegenüber! :-D

Ich habe es bei mir selbst übrigens erst vermutet, nachdem ich aufgrund eines Artikels an meinen Vater denken musste - und gleich darauf daran, dass er und ich uns sehr ähnlich sind ...


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17.01.2023 um 19:10
@Cleo13
Bei mir wurde die Diagnose im Rahmen der Teilnahme an einer Studie gestellt. Ansonsten hätte ich dafür auch keine Notwendigkeit gesehen (benötige keine Unterstützung im Alltag, arbeite in einem Beruf der mir Spaß macht und in dem ich ohne Probleme arbeiten kann, bin psychisch gesund).


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20.01.2023 um 08:32
@Raspelbeere
So geht's mir auch. Jeder hat so seine "Macken" und ich/wir lebe halt mit meinen. Sie beeinträchtigen mich eigentlich nur in einer Art: Ich kann mir absolut keine Gesichter merken (Prosopagnosie). Das ist gerade in meinem Beruf recht lästig (ich bin Steuerberaterin und muss einen neuen Mandanten zehnmal sehen, bis ich ihn wiedererkenne). Aber seit ich weiß, dass es nicht einfach Unaufmerksamkeit oder "Wurschtigkeit" ist, gehe ich da offen damit um und ernte so manchen Lacherfolg ...


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21.01.2023 um 01:52
Zitat von Cleo13Cleo13 schrieb:Ich kann mir absolut keine Gesichter merken (Prosopagnosie).
So gehts mir auch. In gewissen Grenzen kann man den optischen Eindruck ersetzen. Ich erkenne Menschen am Gang, an der Stimme, bestimmten Bewegungen, seltsamerweise sogar an der Mimik (Kopfbewegungen, Augen aufreißen), abwohl ich mir sonst Gesichter nicht merken kann.


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Das Asperger-Syndrom

21.01.2023 um 03:58
Zitat von Cleo13Cleo13 schrieb:Ich kann mir absolut keine Gesichter merken (Prosopagnosie). Das ist gerade in meinem Beruf recht lästig (ich bin Steuerberaterin und muss einen neuen Mandanten zehnmal sehen, bis ich ihn wiedererkenne).
Zitat von Lupo54Lupo54 schrieb:So gehts mir auch. In gewissen Grenzen kann man den optischen Eindruck ersetzen. Ich erkenne Menschen am Gang, an der Stimme, bestimmten Bewegungen, seltsamerweise sogar an der Mimik (Kopfbewegungen, Augen aufreißen), abwohl ich mir sonst Gesichter nicht merken kann.
Da ich auch diese Schwäche habe:
Beruflich stört sie eher wenig, da ich einen Beruf ohne Kundenkontakt habe. Dennoch bin ich immer sehr froh, wenn Kollegen sehr unterschiedlich aussehen, sodass ich sie mir anhand weniger Merkmale merken kann: Die kleine Dunkelhaarige, der 2-Meter-Mann, die stark übergewichtige Frau, die einzige grauhaarige Person...
Ebenso merke ich mir häufig Gegenstände von denen ich hoffe dass sie nicht allzu bald ausgetauscht werden: Brille, (Ehe-)Ring, Laptoprucksack, Jacke,...

Zu Schulzeiten fiel es mir schwer zu erkennen welche Schüler (sah ich sie außerhalb der Klasse) zur Klasse gehörten - so individuelle Kleidungsstile gab es kaum, viele richteten sich nach Moden, das Alter differierte nicht stark. Aufforderungen wie "bringe Tanja das Buch zurück" oder "Projektpartner in der Pause abpassen" konnten schwierig sein... Mit der Zeit habe ich mir einige Strategien angewöhnt wie etwa nach Möglichkeit von der anderen Person gefunden zu werden.

Interessanterweise (aber heutzutage verstehe ich weshalb: es sind unterschiedliche Gehirnareale beteiligt) ist allgemein mein visuelles Gedächtnis sehr gut. Sind die Objekte in einem Gedächtnistest Personen ("welche von diesen fünf Gesichtern ist Sabine Müller aus dem ersten Testteil?") versage ich - sind die Objekte hingegen abstrakte Formen, Tiere, Pflanzen, Gebäude... gelingt es mir sehr gut. Ich bin auch so jemand der bei einer Wanderung im Vorbeigehen ein kleines Insekt auf einem Blatt entdeckt, direkt sagen kann dass es sich um Art X handelt die der Art Y ähnelt aber an Merkmal Z zu unterscheiden ist und noch treffsicher sagen kann das Insekt im hinteren Drittel (oder auf einer Seite nennbarer Seitenzahl) dieses und jenes Buchs, auf er Seite links oben gesehen zu haben. Stimmt dann auch...
Als Kind gab es da so bizarre Situationen wie einerseits einen Pflanzensammelwettbewerb der Schule gewinnen (wer schafft die meisten Wiesenpflanzenarten auswendig und natürlich richtig? Ich war mit gut 50 Arten dabei, hatte einfach mal aus Interesse ein Bestimmungsbuch gelesen), aber Mitschüler nicht finden oder im Schwimmbad erstmal verloren gehen weil ich mit der falschen Klasse mitgegangen bin (durchaus noch als Teenager).

Wannimmer möglich gehe ich damit heutzutage auch offen um. Kollegenumfeld etc.: Kein Problem. In anderen Situationen in denen solche Infos als zu privat wirken und man mich dadurch als wesentlich schrulliger denn durchs Verwechseln selbst einschätzen wird, ich aber von der Entscheidung der Person abhängig bin (Beispiel: auf Wohnungssuche, potenzielle Vermieter) nenne ich sie ggf. nicht.

Den Begriff "Gesichtsblindheit", finde ich durchaus irreführend. Man kann die Gesichter ja sehen - ich kann auch gut Portraitzeichnen -, nur das Merken fällt schwer. So wie das eben den meisten Menschen geht, die ein z.B. Blatt des Echten Nelkenwurzes genau erkennen können, sich aber schon kurz darauf oft nicht mehr gut daran erinnern. Oder locker eine Feuerwanze mit einem Marienkäfer verwechseln bevor sie beide Arten mal ganz sauber vergleichen und Details teils mühevoll auswendig lernen, aber natürlich sehr wohl alles sehen.
Hätte ich mir den Fachbegriff ausdenken dürfen, wäre es eher sowas wie "Gesichtmerkstörung", "Gesichtserinnerungslücken".


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Das Asperger-Syndrom

21.01.2023 um 09:16
Zitat von RaspelbeereRaspelbeere schrieb:Hätte ich mir den Fachbegriff ausdenken dürfen, wäre es eher sowas wie "Gesichtmerkstörung", "Gesichtserinnerungslücken".
Bei mir geht die Behinderung über das Nichterkennen von Gesichtern hinaus. Habe ich (Rentner) erst vor zwei Jahren gemerkt. Mir fiel eine Zimmerpflanze auf unserem Küchentisch auf und ich fragte meine Frau ob die neu sei. Die fiel geistig beinah hintenüber weil die Pflanze dort schon zwei Jahre stand. Ich dachte "was ist denn das?" und habe die Wohnung abgescheckt ob das sonstwo noch vorkam: Alles an Grünzeug und sämtliche Bilder in unserem Haus kamen in meinem Gedächtnis nicht vor. Und noch einiges an Kleinkram. Die Bilder in unserem Wohzimmer hatte meine Frau vor 20 Jahren aufgehangen...
Das ganze Zeug an das ich mich nicht erinnern konnte hatte eines gemeinsam: Es interessiert mich nicht. Trotzdem ist mir die Sache unheimlich bis peinlich weil ich an den Dingen jeden Tag ständig vorbei laufe. Ich bin durch die Wohnung gelaufen, habe mir jeden Gegenstand angeschaut und wenn er mir "neu" war habe ich mir gemerkt was es war und wo es war. Das funktioniert. Leider gibt es kein automatisches Update. Ich muß die Wohnungsbesichtigung allle paar Wochen wiederholen und auf den neuesten Stand bringen. Das kann lustig werden: Gerade als ich eben die Sache mit den Bildern schrieb merkte ich dass ich mir das Bild im Flur zwar gemerkt jedoch vergessen hatte was dort gemalt war. Also zwischendurch hin und nach dem Bild geschaut. Es ist verschwunden und durch einen Weihnachtskalender ersetzt. Nach Lage der Dinge also vor etwa sechs Wochen kurz nach dem letzten Update.
Noch was unheimliches: Bei mir bezieht sich die Gesichtsblindheit auch auf das eigene Gesicht. Irgendwann, ich muß da um die 50 gewesen sein habe ich in den Spiegel geschaut und gemerkt, dass ich "plötzlich" 30 Jahre älter geworden bin. Daran habe ich mich jetzte Woche erinnert. Also hin zum Badezimmerspiegel und siehe da: wieder 20 Jahre älter geworden....
Im Gegensatz zu Gegenständen ist ein Merken von fremden Gesichtern für mich übrigens hoffnungslos. Ich habs versucht, klappt nicht. Meine Frau hat mich mal gefragt wie ich sie denn erkenne? Eigentlich ganz gut, ich habe sie in 45 Jahren nur wenige Male verwechselt, aber das liegt daran, dass sie von ihrer ganzen Erscheinung eine ziemliche Type ist. Es laufen ganz einfach (und glücklicherweise) nur wenige Frauen herum die ihr ähneln.


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Doors ehemaliges Mitglied

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21.01.2023 um 18:50
@Lupo54

Mensch, Junge, das klingt aber gar nicht gut! Hast Du darüber schon mal mit einem Arzt gesprochen?


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21.01.2023 um 19:33
Zitat von Lupo54Lupo54 schrieb:Bei mir geht die Behinderung über das Nichterkennen von Gesichtern hinaus. Habe ich (Rentner) erst vor zwei Jahren gemerkt. Mir fiel eine Zimmerpflanze auf unserem Küchentisch auf und ich fragte meine Frau ob die neu sei. Die fiel geistig beinah hintenüber weil die Pflanze dort schon zwei Jahre stand. Ich dachte "was ist denn das?" und habe die Wohnung abgescheckt ob das sonstwo noch vorkam: Alles an Grünzeug und sämtliche Bilder in unserem Haus kamen in meinem Gedächtnis nicht vor. Und noch einiges an Kleinkram. Die Bilder in unserem Wohzimmer hatte meine Frau vor 20 Jahren aufgehangen...
Das ganze Zeug an das ich mich nicht erinnern konnte hatte eines gemeinsam: Es interessiert mich nicht. Trotzdem ist mir die Sache unheimlich bis peinlich weil ich an den Dingen jeden Tag ständig vorbei laufe.
Das ist bei mir nicht so. Ich interessiere mich zwar auch nicht für "Dekokram", bemerke aber kleinste Veränderungen und kann mich an Gegenstände sehr gut erinnern (z.B. den Kerzenhalter den meine Mutter nur für Geburtstage hervorgeholt hat, oder dass das Poster an der Wand einer Arztpraxis einen Ausschnitt eines Kunstwerks zeigt, oder dass eine Ölflasche nun nach Sortimentswechsel einen leicht anderen Deckel aufweist).
Gegenstände in der Wohnung kenne ich - natürlich - genau.

Kommen diese Beeinträchtigen erst seit diesen zwei Jahren vor?
Den Rat von Doors finde ich durchaus ernstzunehmen.


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Das Asperger-Syndrom

22.01.2023 um 01:38
Zitat von RaspelbeereRaspelbeere schrieb:Kommen diese Beeinträchtigen erst seit diesen zwei Jahren vor?
Ich glaube nicht. Siehe das Dorian-Gray-Erlebnis mit dem eigenen Gesicht vor 20 Jahren. Und Verwechslungen von Personen schon als Jugendlicher. Ich kenne nichts anderes, habe mich drauf eingestellt und kann damit leben. Subtile Strategien helfen dabei. Z.B. Menschen die man kennen sollte (oder auch nicht) nicht selbst ansprechen sondern zunächst mal agieren lassen. Stimme, Bewegungen, Gestik? Aha, dass ist X! Oder eben nicht. Funktioniert.
Als Ausgleich für die partielle Nichtfunktion meines Gehirns belohnt mich meine Festplatte mit einem weit überdurchschnittlich guten Gedächtnis. Erlebtes, gelesenes oder angeschautes von vor 20, 50 Jahren sind ohne Probleme abrufbar. Kindheitserinnerungen gehen bis ins zweite Lebensjahr zurück.


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22.01.2023 um 02:11
Zitat von Lupo54Lupo54 schrieb:Ich glaube nicht. Siehe das Dorian-Gray-Erlebnis mit dem eigenen Gesicht vor 20 Jahren. Und Verwechslungen von Personen schon als Jugendlicher. Ich kenne nichts anderes, habe mich drauf eingestellt und kann damit leben. Subtile Strategien helfen dabei. Z.B. Menschen die man kennen sollte (oder auch nicht) nicht selbst ansprechen sondern zunächst mal agieren lassen. Stimme, Bewegungen, Gestik? Aha, dass ist X! Oder eben nicht. Funktioniert.
Verwechslungen von Personen: Das kenne ich auch - ist Prosopagnosie, tritt gehäuft beim Asperger-Syndrom auf.
Zitat von Lupo54Lupo54 schrieb:
Als Ausgleich für die partielle Nichtfunktion meines Gehirns belohnt mich meine Festplatte mit einem weit überdurchschnittlich guten Gedächtnis. Erlebtes, gelesenes oder angeschautes von vor 20, 50 Jahren sind ohne Probleme abrufbar. Kindheitserinnerungen gehen bis ins zweite Lebensjahr zurück.
Auch ich habe ein sehr gutes Gedächtnis (z.B. Erinnerung an Gegenstände, an einmal Gelesenes, Dinge wie die gut 50 Pflanzen spontan und ohne Üben bestimmen), auch meines reicht bis ins zweite Lebensjahr zurück. Nur frage ich mich hier: Woran erinnerst du dich, wenn dir das Wiedererkennen von Gegenständen und offensichtlich auch bereits das Wahrnehmen dieser schwer fällt?
Denn:
Zitat von Lupo54Lupo54 schrieb:Alles an Grünzeug und sämtliche Bilder in unserem Haus kamen in meinem Gedächtnis nicht vor.
An derartiges erinnere ich mich. Oder an andere Gegenstände von früher. Oder welche Shampoomarke meine Mutter früher benutzte ("schauma" - das fand ich lustig, klingt wie "schau ma(l)"). Meine erste Schultasche. Meine zweite Schultasche. Als eine bestimmte Pflanze noch größer war als ich und irgendwann ich größer war als die Pflanze.
Auch Dinge die mich überhaupt nicht interessieren wie z.B. Schminksachen meiner Mutter (ich mag Schminke und allgemein Kosmetik, Mode und derartiges absolut nicht "obwohl" ich weiblich bin, weiß aber dass z.B. meine Mutter einen Schminkpinsel hatte dessen Haare an der Spitze heller als unten waren und der Stiel war halbtransparent pink mit kleinen Luftblasen), oder "Dekokram" (weiße Porzellaneidechse in der Vitrine meiner Großmutter - bei jedem Besuch wiedererkannt obwohl nur alle 1 - 2 Jahre besucht; wurde nach ihrem Tod gefragt ob ich die Figur möchte, nein möchte ich nicht haben; ich kann mich auch noch gut an die Clownpuppe erinnern, saß in einem Korbsessel, die leicht geschwungene Form eines Holzkreuzes mit eingesetztem Plastik"edelstein" dessen Kleber leicht überquoll, alles definitiv auch nicht mein Ding).
Genauso kann ich mich an Ereignisse erinnern, aber nicht an konkrete Gesichter.

Ich frage mich hier: Inwieweit beeinträchtigt es dich im Alltag? Findest du z.B. deine Sachen (Jacke, Portemonnaie, Rucksack etc.) spontan in der Wohnung? Lässt du Gegenstände unterwegs (Bus/Zug, Hotel) liegen weil sie nicht mehr deine sind? Woran erkennst du wieder welcher Platz (im Klassenzimmer, am Arbeitsplatz) deiner ist?


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Das Asperger-Syndrom

22.01.2023 um 03:52
Zitat von RaspelbeereRaspelbeere schrieb:Ich frage mich hier: Inwieweit beeinträchtigt es dich im Alltag? Findest du z.B. deine Sachen (Jacke, Portemonnaie, Rucksack etc.) spontan in der Wohnung? Lässt du Gegenstände unterwegs (Bus/Zug, Hotel) liegen weil sie nicht mehr deine sind? Woran erkennst du wieder welcher Platz (im Klassenzimmer, am Arbeitsplatz) deiner ist?
Ich habe mich früh daran gewöhnt wichtige Dinge, z.B. meine Brille, Geld, nur an bestimmten Plätzen abzulegen und da finde ich sie natürlich ohne Probleme wieder. Wenn ich tatsächlich Dinge suchen muß ist es eine Katastrophe weil ich neben meiner Blickblindheit nach einer misslungenen Augenoperation auch einen echten Augenschaden habe.
Da gelingt eine Suche oft erst im zweiten, dritten oder fünften Anlauf. Ich sehe den gesuchten Gegenstand ganz einfach nicht obwohl er da ist. Das Hotelzimmer muß eben mehrere Male abgesucht werden ob da nicht doch noch was von mir rumliegt. Die Verluste halten sich in Grenzen. Meist ist ja auch auch meine Frau dabei und die muss dann auch mal nachschaun.
Orientierungsmäßig habe ich keine Probleme. Mein Orientierungssinn ist mehr überdurchschnittlich.
Im Supermarkt dauert es endlos bis ich was gefunden habe. Ich bevorzuge deshalb Läden die ich kenne und wo ich weiß wo die Sachen stehen. In fremden Läden spreche ich das Personal an, sage ich sei sehbehindert und lasse mir helfen. Das funktioniert sehr gut.
Wirkliche Probleme habe ich wenn sehr viele Menschen um mich herum sind und ich mich ebenfalls bewegen muß. Türen von Geschäften. Einsteigen in öffentliche Verkehrsmittel. Entweder überrenne ich dann Leute oder ich muß einen Moment stehen bleiben um das Gewusel geistig zu sortieren. Was die Leute hinter mir auch nicht gerade entzückt. Da werde ich dann schon mal angemacht "können sie nicht sehen". Manchmal mache ich mir einen Spaß, blicke starr durch sie hindurch und antworte mit leiser Stimme "nein". Dann gibt es regelmäßig ein großes Erschrecken weil sie denken ich sei blind und eine Entschuldigung.
Aber so schlimm ist es glücklicherweise noch nicht. Auch wenn meine Beschwerden zunehmen. Die Sache ist wahrscheinlich vererbt. Mein Vater ist mit 60 wegen zunehmender Sehschwäche kein Auto mehr gefahren und blind gestorben. Aber da war er 94. Seinen Blindenstock habe ich mitgenommen. Er hängt noch ungenutzt an der Garderobe. Ich werde ihn gebrauchen wenn es so weit ist.


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22.01.2023 um 04:24
Zitat von Lupo54Lupo54 schrieb:Orientierungsmäßig habe ich keine Probleme. Mein Orientierungssinn ist mehr überdurchschnittlich.
Falls du es beschreiben kannst: Woran orientierst du dich?
Ich frage da ich mich an visuell erinnerten Wegpunkten orientiere (Formen von Steinen und Bäumen, Standorte von Pflanzen, in Ortschaften und Städten Häuserfassaden, Gartengestaltungen, Schaufenster, eine Garten-/Parkbank, die Form einer abbiegenden Straße/ Gasse), das dir aber der Beschreibung nach schwer fallen dürfte.
Zitat von Lupo54Lupo54 schrieb:Wirkliche Probleme habe ich wenn sehr viele Menschen um mich herum sind und ich mich ebenfalls bewegen muß. Türen von Geschäften. Einsteigen in öffentliche Verkehrsmittel. Entweder überrenne ich dann Leute oder ich muß einen Moment stehen bleiben um das Gewusel geistig zu sortieren.
Das kenne ich auch. Bewegungen und generell Verhalten anderer abzuschätzen fällt mir schwer.
Zitat von Lupo54Lupo54 schrieb:Meist ist ja auch auch meine Frau dabei und die muss dann auch mal nachschaun.
Aufgrund meines Berufs (Wissenschaftler) reise ich immer wieder, weltweit und alleine oft an Orte an denen ich noch nie zuvor war (Teilnahme an wissenschaftlichen Kongressen, Gastaufenthalte an anderen Instituten, technische Arbeiten an Anlagen). Da käme mir das wahrscheinlich absolut nicht gelegen.
(Ich habe bislang nie etwas verloren oder vergessen. Mich nie verlaufen.)
Zitat von Lupo54Lupo54 schrieb:Im Supermarkt dauert es endlos bis ich was gefunden habe. Ich bevorzuge deshalb Läden die ich kenne und wo ich weiß wo die Sachen stehen. In fremden Läden spreche ich das Personal an, sage ich sei sehbehindert und lasse mir helfen. Das funktioniert sehr gut.
Finde ich sinnvoll und stimmt ja auch.
(Supermärkte finde ich auch lästig: So voll, diese Gerüche, Geräusche. Bin niemand der "shoppen" mag (kaufe Lebensmittel in Großpackungen, kaufe Kleidung gleich mehrfach auf Vorrat; bin auch als Frau vom Typ "fünf schwarze T-Shirts, zweimal die gleiche Hose, Fünferpack Unterhosen, reicht 'ne Weile"). Ich finde aber alles schnell aufgrund der für mich zumeist markanten Packungsformen oder des erkennbaren Inhalts (wenn Packungsform nicht bekannt da z.B. gerade Einkauf während einer Geschäftsreise im Ausland wenn ich entweder Lebensmittel benötige um mich selbst zu versorgen - Unterbringung in einer Ferienwohnung, selbst kochen - oder etwas aus dem Ausland mitbringen möchte).)


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Das Asperger-Syndrom

22.01.2023 um 04:33
Asperger ist im Kern eine Untersynchronisation der beiden Gehirnhälften und eine Übersynchronisation einzelner Hirnareale (so meine ich mich zu erinnern). Synchronisationsprobleme merke ich bei mir beim schreiben- Ich vertausche EXTREM stark die Buchstabenreihenfolge). Durch Übersync können manche Asperger einzelne Sachen nicht nur besser, sondern haben "Inselbegabungen" - also Zeug, das sonst keiner kann (selten und nicht notwendigerweise).

Aspis habe Probleme mit der Fokuskontrolle, driften schnell ab. Merken sich oft nur die Dinge, für die sie Interesse haben. Wenn Interesse da ist, sind sie Lexikas und können stundenlang monologisieren.

Asperger geht oft mit vergrößerter Amygdala einher, dem Angstzentrum. Daher ist Angst oft ein großes Thema. Zusammen mit Ablehnung in der Kindheit entwickelt sich schnell auch eine soziale oder sogar generalisierte Angststörung. Die Amygdala sitzt am Hippocampus, der für Langzeiterinnerungen zuständig ist. Daher sind Erinnerungen oft Angst-verseut. Das kann man gut erkennen an neu gebildeten Erinnerungen unter Antidepressiva, die „fühlen“ sich komplett anders an, so „unbeklemmend“.

Aspergern fehlt die unbewusste Erkenntnis-Automatik des Gehirns für soziale Spielregeln. Sie neigen dazu, soziales zu intellektualisieren. Sie müssen über Regeln lernen, an die sich dann aber gerne auch strikt klammern. Ist wie mit der Muttersprache, man lernt sie unbewusst durchs Zuhören. Aspis müssen die „Regeln der Sprache der Menschen“ aber wie in der Schule erst „studieren“.

Asperger sind meist sehr rational. Das emotionale fehlt ihnen weitgehend (Mr. Spok). Emotionen wie Angst, Wut odgl. können aber sehr ausgeprägt sein. Jedoch sind selten komplexe Emotionen vorhanden. Bei den meisten (normalen) Menschen (für mich die „Hu’s) sind Entscheidungsprozesse oft emotional gesteuert. Wir verstehen die irrationalen Verhaltensweisen dieser „Aliens“ daher oft nicht.

Asperger sind zu Empathie im Stande. Sogar sehr stark. Allerdings unterscheidet sich die Wahrnehmung der Autisten sehr stark von anderen. Empathie heißt, sich in die Situation des anderen hineinversetzen und nachfühlen. Autisten werden hier aber eine völlig andere Wahrnehmung haben. Ergo Empathie ist funktional, führt aber zu autistischen Interpretationen.

Was für andere Ruhm, Erfolg und Macht sind, sind für Aspis Vertrauen, Ehrlichkeit und Verlässlichkeit.

Aspis können die Kompetenzen des Gegenübers oft (sehr) schlecht einschätzen. Man über- oder unterschätzt die Leute. „Du hast zu hohe Ansprüche“ ;)

Aufgrund von Ausgrenzung und Ablehnung werden oft Kompensationshandlungen entwickelt: Man unterdrück das eigne Verhalten, hält sich viel zu lange zurück und lässt sich ausbeuten; oder macht Geschenke oder ist übermäßig hilfsbereit (drängt sich förmlich auf). Oft vermuten Menschen sogar böse Absichten hinter dem übertrieben hilfsbereiten Verhalten.

Ich persönlich meine, dass viele Dinge mit unterschiedlichen Ausprägungen frühkindlicher Entwicklung zu tun haben. Sich in den Stadien frühkindlicher Entwicklung einige Dinge stärker, andere weniger stark oder gar nicht ausprägen: „Die zweite Phase, das Stadium der präoperationalen Intelligenz, findet laut den Experten im Alter von zwei bis sechs oder sieben Jahren statt. Sie baut auf die erste Stufe auf und ist vor allem durch Ausbau der Sprachkenntnisse gekennzeichnet. Außerdem ist es Kindern jetzt möglich in Symbolen zu denken sowie Zahlen und die Unterscheidung zwischen Vergangenheit und Zukunft zu verstehen. In dieser Phase hat der Nachwuchs nach Piagets Theorie ein „egozentrisches Denken“. Das bedeutet, dass Kinder sich nicht in andere hineinversetzen können. Dieses Phänomen wird in der Psychologie auch mit „Theory of Mind“ (ToM) bezeichnet. Kinder denken in diesem Lebensabschnitt, dass alle anderen die Welt genau wie sie selbst sehen und auch gleich denken. Deshalb fällt es Kindern bis zu einem Alter von etwa fünf Jahren schwer zu lügen oder Ironie zu verstehen.“

Asperger habe eine sehr reife Sprache (der kleine Professor), können schwer lügen oder Ironie verstehen, sind oft egozentrisch und haben ein –teils- überzogenes Gerechtigkeitsempfinden (aber oft primär auf sich selbst bezogen, d.h. fühlen sich ungerecht behandelt) und denken vorwiegend in Symbolen (in Bildern, Denken ist anschauungsgebunden).
Kann man gerne weiter recherchieren, was sich in den einzelnen Phasen so charakteristisch herausbildet und wie verblüffend es sich um die Charakteristika des Aspergers handelt. Die Phasen sind: 1. Sensumotorische, 2. Präoperationale, 3. Phase der konkreten Operationen.

Und nun zum ganzen Thema Erkrankung, anders sein und so: Ich behaupte jetzt mal, dass die relevanten Gene zwischen den „normalen“ Menschen und den Aspis irgendwann mal auseinander gedriftet sind. Die Aspis haben sich verstärkt in einzelnen Bereichen - wie dem abstraskten Denken - weiterentwickelt, das menschliche Gehirn dagegen eher in Richtung der sozialen Intelligenz. Menschengehirne sind spezialisiert aufs (soziale) Manipulieren (sorry, soviel Polemik mag mir erlaubt sein), Asperger nutzen diese Kapazitäten eher für Denkoperationen. Würde man mich fragen, so würde ich aufs Tiefste ergründen, dass eher „die anderen“ (Hu’s) verrückt sind und völlig irrational ;)

Hoffe ich konnte ein paar neue Impulse setzen und es ergibt wenigstens für einige wenige einen Sinn…


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