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Ist Ernährung Privatsache?

330 Beiträge ▪ Schlüsselwörter: Umwelt, Ernährung ▪ Abonnieren: Feed E-Mail

Ist Ernährung Privatsache?

07.11.2024 um 16:25
Was mich übrigens in den Medien zum Thema Essen immer nervt, ist, dass grundsätzlich die Message mitschwingt, dass man ja abnehmen muss. Selbst wenn es gar nicht konkret um Diäten geht. Ich meine, ich weiß, dass immer mehr Menschen Übergewicht haben und das ein Problem ist, aber eben auch nicht alle. Manche können umgekehrt auch nicht zunehmen, obwohl sie wollen oder müssten, und wieder andere haben tatsächlich überhaupt kein Problem mit dem Gewicht, interessieren sich aber trotzdem für gesunde Ernährung.

Dadurch wird halt auch der Fehlschluss befeuert, dass gesunde Ernährung grundsätzlich und in erster Linie mit Abnehmen zu tun hätte, was wiederum viele Leute dazu bringt zu glauben, wenn eine schlanke Person sich damit beschäftigt, müsste eine Essstörung dahinter stecken.


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Ist Ernährung Privatsache?

07.11.2024 um 16:31
Zitat von KitriKitri schrieb:Dadurch wird halt auch der Fehlschluss befeuert, dass gesunde Ernährung grundsätzlich und in erster Linie mit Abnehmen zu tun hätte,
Das stimmt. Es wird auch oft so getan, als ob es einen linearen Zusammenhang zwischen Körpergewicht und Gesundheitsgefährdung geben würde. Sozusagen, je dünner, umso gesünder.

Ich denke, das trägt mit dazu bei, dass sich manche in Essstörungen bis hin zur Magersucht manövrieren.


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Ist Ernährung Privatsache?

07.11.2024 um 16:37
Zitat von martenotmartenot schrieb:Es wird auch oft so getan, als ob es einen linearen Zusammenhang zwischen Körpergewicht und Gesundheitsgefährdung geben würde. Sozusagen, je dünner, umso gesünder.
Hm, das ist mir so noch nicht aufgefallen. Es sei denn man leitet das aus dem pauschalisierten Abnehm-Mindset ab. Weil ja so getan wird, als würde das für jeden gelten.

Oder meinst du was anderes?


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Ist Ernährung Privatsache?

07.11.2024 um 16:41
Zitat von KitriKitri schrieb:Hm, das ist mir so noch nicht aufgefallen.
Hm, ich hatte gedacht, das ist genau das, was du ebenfalls meinst?


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07.11.2024 um 16:42
@martenot
Ach so! Ja, dann weiß ich was du meinst. :Y:


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07.11.2024 um 20:00
Zitat von martenotmartenot schrieb:Sozusagen, je dünner, umso gesünder.
Umgekehrt wird aber schon ein "Schuh draus". Ist leider so. Je mehr Übergewicht, desto ungesünder ist es für den Körper.


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07.11.2024 um 20:44
Zitat von KitriKitri schrieb:wenn eine schlanke Person sich damit beschäftigt, müsste eine Essstörung dahinter stecken.
Das könnte ich so nicht bestätigen.
Zitat von KitriKitri schrieb:Dadurch wird halt auch der Fehlschluss befeuert, dass gesunde Ernährung grundsätzlich und in erster Linie mit Abnehmen zu tun hätte, was wiederum viele Leute dazu bringt zu glauben,
...dass ihre Interprettion davon die richtige ist.
....dass es das ist, was damit gemeint ist und es genau deshalb ablehnen. Weil es sie es so verstehen und gar nicht versuchen.

So einfach lässt sich das nicht runterbrechen. Da gibt es viele Perspektiven.


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07.11.2024 um 20:54
Zitat von KitriKitri schrieb:Die Behauptung, dass das Frühstück die wichtigste Mahlzeit des Tages sei, war ursprünglich der Slogan von Kellogg's. Muss man wohl nicht mehr zu sagen
Morgens benötigt man aber doch Energie, vor allem, wenn der Körper noch im Wachstum ist.
Weitgehender Konsens herrscht nur bei der Erkenntnis, dass zumindest für Kinder und Jugendliche offenbar ein Frühstück wichtig ist. So zeigt eine Langzeitstudie schwedischer Wissenschaftler: Menschen, die in ihrer Jugend nicht oder kaum gefrühstückt haben, litten als Erwachsene stärker an Übergewicht und erhöhtem Blutzuckerspiegel als Probanden, die regelmäßig morgens etwas gegessen hatten.

Zu einem ähnlichen Ergebnis kommt eine Studie aus den USA. Dort befragten die Forscher über fünf Jahre hinweg nahezu 2200 Schülerinnen und Schüler. Auch hier zeigte sich: Wer regelmäßiger gefrühstückt hatte, blieb im Durchschnitt schlanker
Quelle: https://www.geo.de/wissen/ernaehrung/wie-wichtig-fruehstueck-wirklich-ist--das-sagt-die-wissenschaft-30174778.html

Wenn man spät abends noch viel isst, kann das den Schlaf stören. Und wenn man mittags viel isst wird man nur müde und träge...
Bei Schichtarbeit verschiebt sich natürlich alles.
Zitat von KitriKitri schrieb:spätes Frühstück
Ich persönlich kann auch sehr früh morgens noch nicht essen. Oft habe ich erst gegen 11 Uhr so richtig Hunger. Mein Mann ist Diabetiker und kann meist nicht so lange warten.
Ernährung ist schon sehr individuell und auch privat.


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08.11.2024 um 09:58
Zitat von KitriKitri schrieb:Entspricht deine Ernährung vielleicht weitgehend der Norm
Schwer zu sagen, was man da unter "Norm" verstehen könnte. Ich vermute eher, dass es an den Leuten liegt, die ich kenne. Da gibt es die unterschiedlichsten Ernährungsweisen und natürlich spricht man auch über solche Dinge - aber nicht in der Form, das anderen vorzuschreiben oder ungefragte Tipps zu geben.


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09.11.2024 um 18:16
Zitat von KitriKitri schrieb:Was mich übrigens in den Medien zum Thema Essen immer nervt, ist, dass grundsätzlich die Message mitschwingt, dass man ja abnehmen muss. Selbst wenn es gar nicht konkret um Diäten geht.
Ich fand das Kind unerträglich. Bis ich sechs war, hatte ich Untergewicht, was immer kommentiert wurde "Gebt ihr dem Kind nichts zu essen?". Dann schlug der Fluch meiner Gene zu. Ich sehe 1:1 wie meine Oma aus. Das wurde auf jeder Familienfeier offen kommentiert "Passt auf, dass das Kind jetzt nicht zu fett wird?" "Willst du echt einen Nachtisch essen?". Mein Bruder und meine Schwester sehen heute noch aus wie die Gazellen. Meine Mutter hat mir auch immer vorgeheult, wie blöd das war, dass ich extra Klamotten brauchte (zumindest Hosen) und man die nicht weitergeben konnte.

Ich hoffe, dass heute ein Bewusstsein dafür entstanden ist, das nicht zu tun. Das endete damit, dass ich mich für absolut unförmig hielt und ich z.B. 20 Jahre nicht ins Schwimmbad ging.

Ich erinnere mich auch noch an eine Szene: Ich habe mit 16 einmal ein Pflegepraktikum im lokalen Krankenhaus gemacht. Ich hatte damals Hosengröße 42 und Oberteile in 38 und das wurde ständig kommentiert, dass mein Ober- und Unterkörper optisch nicht zusammenpassen würden, so, als ob die Leute erwarteten, dass ich sagen würde "huch, da ist meine Fettverteilung verrutscht, ich richte es gleich" - wie wenn man sich den Hosenladen hochziehen muss :-).

Ich hatte schon echt Angst, dass ich nicht in eine Schwesterntracht passen würde, weil ich echt dachte, es sei viel viel schlimmer, als es tatsächlich war.

Einkleidung war 1x im Monat, ergo standen viele Leute in der Reihe und ich weiß noch, wie die Frau an der Kleiderausgabe mich musterte und ganz laut kommentierte "Du bist auch gut im Futter!".

Dann gab sie mir eine Tracht Größe 40 weil sie meinte, das sähe ja sonst bescheuert aus, wenn sie oben viel zu weit wäre. In die kam ich natürlich nicht rein. Also musste ich nochmal an der Schlange vorbei und eine Nummer größer holen. Das wurde dann wieder kommentiert.

Dann musste ich angezogen aus der Umkleide kommen und sie sagte gleich, wie Scheisse das doch aussieht, aber "ich bräuchte bei meinem Hintern halt wirklich die 42". Das hat mich jahrelang beschäftigt.


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09.11.2024 um 18:30
@MissMary

Zum Kotzen!


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09.11.2024 um 23:37
Zitat von MissMaryMissMary schrieb:Ich fand das Kind unerträglich. Bis ich sechs war, hatte ich Untergewicht, was immer kommentiert wurde "Gebt ihr dem Kind nichts zu essen?
Bei mir war eher anders rum. Ich war auch sehr dünn als Kind und das bis in die Pubertät. Was ich mir alles anhören konnte von allen Seiten: Zu dünn, zu blass, unterernährt, zu klein. Selbst unsere Schulbusfahrerin musste anmerken, dass ich viel zu schmächtig für meine Schultasche war. Zuhause war es nicht besser. Ich durfte nicht vom Tisch aufstehen, bis ich den letzten Bissen runtergeschluckt hatte. Ich erinnere mich an eine Schüssel salzigen Haferbrei. Ich musste bei jedem Löffel würgen.
Erst in der Pubertät wurde ich „weiblicher“. Aber die Komplexe waren da. An mir war nichts auszusetzen wie ich später feststellte, allerdings empfand ich das jahrelang nicht so. Erst viel später wurde es besser. Noch heute esse ich bis Mittag nichts. Ich bekomm keinen Bissen runter.

Das Problem heute finde ich, nur das allgemeine Ideal mit dem perfekten BMI ist gesund und fit. Alles Abweichende wird als ungesund angesehen. Dabei wissen wir nicht, warum ein Mensch so ist wie er ist.


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11.11.2024 um 09:29
Zitat von BrightSide259BrightSide259 schrieb:Was ich mir alles anhören konnte von allen Seiten: Zu dünn, zu blass, unterernährt, zu klein.
Ich glaube, fast jeder, der von der Norm abweicht, muss sich Vorwürfe und unangenehme Bemerkungen anhören. Ich war als Kind eher ein wenig pummelig, was auch nicht schön war. Über mich hat man gern geschmunzelt oder mich ausgelacht. Am schlimmsten war der Sportunterricht, wo ich sogar vom Sportlehrer ausgegrenzt worden war, statt dass er mich konstruktiv zum Sport treiben animiert hätte. Wir waren damals ein kleines Grüppchen übergewichtiger Kinder, die der Sportlehrer im nebenan liegenden Kraftraum geparkt hatte ("macht irgendwas, ich hol euch später wieder ab"), um mit den leistungsfähigen Kindern Sport machen zu können, ohne sich um die Schwächeren kümmern zu müssen.

Dass mir Fitnesssport was bringen kann, habe ich erst viel später im Erwachsenenalter erkannt. Seitdem ich mich regelmäßig sportlich betätige, habe ich mein Übergewicht auch halbwegs im Griff.


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12.11.2024 um 13:03
Zitat von KitriKitri schrieb am 07.11.2024:dass grundsätzlich die Message mitschwingt, dass man ja abnehmen muss.
Das sehe ich nicht so. Wo genau empfindest Du das auf diese Weise? Ich empfand das zu Zeiten der "Mager-Models" viel eher so. Heute geht es da ehr um ausgewogene Ernährung, was bedeutet, dass "zu viel" an Kohlehydraten, Fett usw. als zu vermeiden angesehn wird.
Also so nehme ich das wahr.
Zitat von AniaraAniara schrieb am 07.11.2024:Umgekehrt wird aber schon ein "Schuh draus". Ist leider so. Je mehr Übergewicht, desto ungesünder ist es für den Körper.
So nehme ich das auch wahr. Sohl zu viel Gewicht, als auch Mangel ist ein Problem und wird nach meinem Empfinden heutzutage viel eher so benannt.

@MissMary
Die Leute scheinen manchmal gar nicht zu verstehen, was sie mit solchen Bemerkungen anrichten. Wie lange so eine kurze Bemerkung nachwirken und wie sehr sie auch nachhaltig verletzen kann. Da müssen die Menschen einfach sensibler werden und so etwas schlicht lassen. So wie man heutzutage zur Kollegin auch nicht mehr etwas wie "hey Püppchen" sagt (was schon damals kacke war, aber doch oft genug vorgekommen ist), so müssen sich auch potentiell verletzende Kommentare zum Äußeren als sozial inadäquat entwickeln. Da hilft es manchmal auch, das den Leuten bewusst zu machen. Es ist sicher nicht einfach, da auch noch was zu sagen, aber ein "das war jetzt aber echt verletzend, warum sagst Du so etwas", kann da schon ein Bewusstsein wecken, so was zukünftig einfach zu lassen.


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