nairobi schrieb:Da hilft wohl ein "dickeres Fell". ^^
Das hat sich im Laufe der Jahrzehnte abgenutzt.
;) Als es so richtig anfing (als ich Vegetarier wurde), konnte ich das noch einigermaßen wegstecken. Auch, weil es damals wirklich noch nicht so verbreitet war. Da konnte ich
erstmal verstehen, dass es Fragen gab.
martenot schrieb:Das ist in meinem sozialen Umfeld nach wie vor nicht so. Wenn ich mit anderen Leuten gemeinsam esse, dann redet man höchstens über persönliche Vorlieben oder Einschränkungen, ohne auf die anderen einzuwirken. Beispielsweise verträgt ein Arbeitskollege keinen Paprika, und er forscht deswegen oft nach, ob Paprika im Essen sein könnte
Soweit ist das ja okay. Aber als ich Milch nicht vertragen habe, ging das in den meisten Fällen ungefähr so - nicht nur jeweils eins davon, sondern mindestens die Hälfte, oft sogar alles:
"Warst du deswegen schon beim Arzt?"
"Vielleicht hast du ja gar keine Laktoseintoleranz und es liegt an was anderem."
"Es gibt Tabletten dagegen."
"Verträgst du wirklich gar keine Milch?... Auch keinen Joghurt?... Sahne?"
"Also ich könnte das ja nicht."
"Dann kannst du ja auch gar kein Eis essen?!"
"Dieses ganze Sojazeug und so ist aber auch nicht gesund."
Okay, das ist jetzt nur zum Teil Einmischung, aber auch der Rest ist anstrengend und nervig. Ich möchte essen und mich weder wie ein bemitleidenswerter Sonderling fühlen noch wie der Hauptgast in einer Talkshow. Und mich nicht für meine Unverträglichkeit (oder meinen Ernährungsstil) rechtfertigen müssen.
fischersfritzi schrieb:Scheint mir eher ein Problem von Abgrenzung zu sein.
Man muss nicht jedes Gesprächsthema aufnehmen/beantworten. Sag, dass du darüber nicht sprichst und fertig.
Das ging mir auch schon öfter durch den Kopf, aber ich habe noch keine Formulierung gefunden, mit der ich das Thema abwürgen kann, die nicht irgendwie patzig klingt. Ich habe es auch schon mal versucht und dann wurde ich zwar nicht mehr ausgefragt oder belehrt, aber dann wurde die Diskussion einfach ohne mich weiter geführt. Für mich sind das aber ehrlich gesagt gar keine angebrachten Themen beim Essen.
Bibibee schrieb:Weiß echt nicht, warum man das Essen anderer immer so thematisieren muss?!
Danke, ich dachte schon das passiert nur mir!
Bibibee schrieb:"Waaas? Weißwein zu Fleisch? Da muss man Rotwein dazu trinken!"
Warum? Wo steht das? Ist das was Religöses?
:lolcry:martenot schrieb:Was ich hin und wieder höre, sind allgemeine Bemerkungen, wie z.B. "Frühstück ist wichtig" oder "Abendessen sollte nicht zu spät sein". Aber auch das ist selten.
Kenne ich auch, und nach meiner Erfahrung ist das oft der Anfang für Diätthemen, die ich generell einfach unappetitlich finde. Beim Essen möchte ich nicht hören, wer sich zu fett findet, wer mit welcher Art von Selbstmisshandlung wieviel Kilo abgenommen hat oder was und wann man nicht essen "darf", weil sonst dick/ ungesund /whatever. Leider ist Diet Talk viel zu normal geworden, ich glaub, die meisten merken das gar nicht mehr.
Ist ein bisschen ab vom Thema, allerdings könnte man es auch von zwei Seiten betrachten: Wenn Essen Privatsache ist, kann das auch bedeuten, mit seiner jeweiligen aktuellen Diät nicht hausieren zu gehen.
martenot schrieb:So ist es bei uns auch. Nicht nur in der Arbeit, sondern eigentlich in allen Konstellationen, bei denen ich mit anderen Leuten gemeinsam esse. Jeder hat seine Vorlieben, Bedürfnisse, Einschränkungen, aber diese werden nicht (kritisch) kommentiert. Es wird höchstens hin und wieder neutral nachgefragt, worans liegt.
Das finde ich auch völlig legitim. Blöd ist halt, wenn man jahrzehntelang immer in dieser Situation ist. In jedem neuen Umfeld, jedes Mal, wenn jemand neues dabei ist usw.
Wenn es dann alle oder zumindest die meisten dabei belassen würden so wie bei dir, wäre es ja noch okay. Aber wie gesagt, meine Erfahrung mein Leben lang ist, in zahlreichen wechselnden Umgebungen, dass es dann plötzlich kein spannenderes Thema mehr zu geben scheint. Oder dass es wiederum den Startschuss für Diet Talk gibt.
:shot: