stefan33 schrieb:Ich finde, "Fleisch an sich", ohne Salz und Gewürze, schmeckt fast nach nichts.
Habe mich schon oft gefragt, was es ist, das wir daran gut finden. Die Konsistenz?
Röstaromen heben den Eigengeschmack schon hervor, und "eiweißig/umami" ist da - aber die gehen auch bei Gemüse wunderbar.
Meine Vermutung ist dass es oft stark in die Richtung "gewohntes Gericht" geht (a la "einmal-die-Pizza-Salami", "a-Schnitzlsemml"), sowie um Geschmäcker die dem Fleischprodukt schon hinzugefügt wurden: Paprikawurst, Knoblauchwurst, Fenchelwurst, Geräuchertes...
Da kann dann auch Skepsis auftauchen wie ein Gericht ohne sein kann.
azazeel schrieb:Aber ich fände es eine coole Idee, wenn man zum Gemüsehändler geht, auf einige Gemüse deutet und diese dann geschält und gestückelt würden. Dafür würde ich sogar Geld bezahlen.
In manchen Ländern wird das zumindest bei großem Obst und Gemüse gemacht, z.B. Sellerie, Melone.
(Persönlich würde ich das eher nicht wollen da mitunter zwischen Einkauf und Zubereitung noch Stunden vergehen, beim Kochen für 2 Personen oder für mit Gästen unter 5 Essern nicht extrem viel anfällt, und meine Handmotorik nicht gestört ist. Als optionalen Service aber: Warum nicht?)
azazeel schrieb:ch mache ja beides gerne - aber zumindest nach meinen Ansprüchen sind vegane Gerichte (in aller Regel) aufwändiger. Sicherlich hängt das von der Art des Kochens ab. Aber nur wenige Gemüse haben einen hinrecihend komplexen Eigengeschmack, um sie zu einem zentralen Element eines Essens zu machen.
Natürlich kann ich einen Blumenkohl rösten und das dann auch nur mit einer Scheibe Brot essen. Aber damit es richtig gut wird, genügt es nicht. Eine Selleriescheibe kann ich natürlich wie ein Schnitzel braten, aber so richtig toll ist das Ergebnis nur, wenn ich das ausreichend mariniere und würze. Ein Gulasch kann ich prima mit Gemüse statt Fleisch herstellen, aber es fehlen komplexe Geschmacksanteile, die ich durch Würze ergänzen muss. Das Fleisch kann ich schmoren und vergessen, die verschiedenen Gemüse haben nur eine sinnvolle Konsistenz, wenn sie ihren jeweiligen Gargrad erhalten.
Könntest du ein Beispiel für ein Gericht nennen das du vegan aufwendiger findest?
Ich meine jetzt nicht "vegane Hochzeitstorte vs. Tiefkühlpizza Salami"
;) sondern schon ähnliche.
[quot]Aber nur wenige Gemüse haben einen hinrecihend komplexen Eigengeschmack, um sie zu einem zentralen Element eines Essens zu machen.[/quote]
Ist m.E. bei Fleisch aber ganz ähnlich. Röstaromen und Gewürze sind am Werk - welche mitunter, das kann sein, nicht mehr so super auffallen wenn man das Fleisch(produkt) schon weiter vorbereitet kauft. Also z.B. eine Wurst geräuchert, mit Chili versehen... ist. Eine Kartoffel oder Kichererbse hat selbstverständlich noch keine Raucharomen, Chili... drin.
(Koche meist vegan, immer vegetarisch und liebe komplexe Aromen, Gewürze, Kräuter, Fermentiertes...
Würde mich auch als ambitionierter Hobbykoch als eher anspruchsvoll einschätzen, bin auch oft mit Catering nicht zufrieden, esse aus gutem Grund nicht in der Kantine da ich finde ich habe was Besseres/Leckereres auf dem Teller wenn ich mir für mittags etwas mitnehme und abends selbst koche, backe schon ewig mein Brot selber.)
azazeel schrieb:Das Fleisch kann ich schmoren und vergessen, die verschiedenen Gemüse haben nur eine sinnvolle Konsistenz, wenn sie ihren jeweiligen Gargrad erhalten.
Ich denke, da gibt's solche und solche Gerichte. Manches kann in der Tat schmoren. Manche Fleischsorten können auch zäh werden. Manche Esser stehen auf Steak, Entenbrust... bis zu einer ganz bestimmten "doneness" (Garstufe). Ein Garthermometer sehe ich auch öfter bei Fleisch als bei Gemüse im Einsatz.
Und oft haben doch die Fleischgerichte auch Gemüse drin das man nicht verkocht haben möchte, muss also dann auch auf die Zeit achten? Die Gemüsepfanne brennt mit Hähnchen genauso an wie mit Tofu. Oder Risotto mit Meeresfrüchte, Kalbsbrühe... vs. vegan, da will man in beiden Fällen keinen Reisbrei.
azazeel schrieb:Natürlich kann ich einen Blumenkohl rösten und das dann auch nur mit einer Scheibe Brot essen. Aber damit es richtig gut wird, genügt es nicht. Eine Selleriescheibe kann ich natürlich wie ein Schnitzel braten, aber so richtig toll ist das Ergebnis nur, wenn ich das ausreichend mariniere und würze.
Bei beidem würde ich sagen: Der Blumenkohl und die Selleriescheibe passen evl. für die Zubereitung nicht richtig.
Ein rohes Ei und eine Scheibe Brot, oder ein Hühnerfuß (nicht Keule sondern Kralle) sind auch nichtvegane Essen, würden aber wahrscheinlich vielen (in Deutschland aufgewachsenen) Menschen auch nicht so zusagen.
Bei Fleisch scheint mir schon auch oft ein Aufwand betrieben zu werden, z.B. Grillfleisch marinieren, Bratenthermometer, schauen dass beim Brathähnchen die Brust nicht trocken wird, und und und...
azazeel schrieb:Ich habe in einem "normalen" Supermarkt selten einen Portobello gesehen.
Mir fehlen gewisse Gemüse auch oft - teils auch spezielle Sorten. Wenn es nicht einen echten Biobauernmarkt gibt: leider nicht.
Wobei von den Fleischzutaten aber auch etliche in Supermärkten fehlen - die man aber evl. nicht mehr als "fehlen" wahrnimmt da, da beißt sich die Katze in den Schwanz, schon unüblich und von einem selbst nicht mehr nachgefragt.
Innereien etwa muss man, wenn man sie denn bekommt, oft vorbestellen. Wild, Lamm & Co. sind auch schwieriger. Fisch kann auch schwierig werden wenn man etwas anderes als Seelachs, Lachs, ggf. Dorade und Forelle mag.
(Kaufe ich nicht, aber auch ich habe Freunde und Verwandte die Fleisch essen.)
martenot schrieb:Beispielsweise bestelle ich auf Reisen auch gern Gerichte der jeweiligen lokalen Küche, selbst wenn ich nicht genau weiß, wie der Geschmack sein wird.
Ebenso
:) Finde das spannend, und meine liebsten Reisemitbringsel sind sowieso Essbare.
azazeel schrieb:Sofern man Humus als vergleichbaren Ersatz betrachtet. Ich mag schon auch Humus - aber der Geschmack ist halt weit weniger komplex. Man kann Humus gut pimpen - aber dann kommt eben der Aufwand hinzu.
Um das ging es mir ja: Es ist nicht der Aufwand höher, sondern jemand möche evl. lieber eine Leberwurst. (Sehe ich ein.)
Statt Hummus, das nur als Beispiel da beides Dosen sind (andere Aufstriche sind öfter im Glas), gibt es auch z.B. "veganen Brotaufstrich Bauernart", das ist wie Leberwurst gewürzt. Arg ähnlich... mir persönlich zu ähnlich.
azazeel schrieb:Ein Steak haue ich in die Pfanne und dazu passen Brot, Pommes, Salat oder irgend eine andere einfache Beilage und das Essen ist insgesamt schon ziemlich gut (wenn das Fleisch ordentlich gemacht ist). Einfach weil ein ein gutes Stück Fleisch für sich alleine stehen kann.
Ähnliches ist mit veganen Dingen schwierig. Oder wüsstest Du ein Beispiel? Ich bin da stets auf der Suche.
Oben steht aber das Stück Fleisch auch nicht für sich
;) Du machst noch einen Salat und/oder Pommes dazu.
Für ein schnelles Essen mache ich mir z.B. ein Dhal - rote Linsen kochen sehr schnell (um die 15 Minuten) wenn man sie zuvor einweicht (für mich finde ich es nicht zu herausfordernd das am Vorabend zu tun). Kartoffeln in Pflanzenöl anbraten, eingeweichte rote Linsen dazu, ggf. grüne Erbsen (Tiefkühlware), Currypaste (fertig in vernünftiger Qualität erhältlich wenn man die nicht selbermachen will). Kocht einmal kurz auf, schäumt, dann ist der Schaum weg und ich kann in der Garzeit etwas anderes machen, wie beim "Gulasch vergessen".
Das kann ich, je nach Aufwand, mit Reis oder mit Fladenbrot, welches man auch fertig kaufen kann (kann man auch einfrieren) essen.
Schnelle "Strohwitwerspeisen" gehen vegan auch - z.B. Couscous mit Kichererbsen.
azazeel schrieb:Das ist in der Tat nicht aufwendiger. Aber Chili ist in meinen Augen nun auch kein tolles Essen. Es kann schon gut schmecken, aber es ist halt eine Liga wie Nudeln mit Tomatensoße. Da kommt der Geschmack primär nicht vom Fleisch oder Fleischersatz (wobei Chili mit einfach nur mehr Bohnen schon eher grenzwertig ist).
Keine Sorge, bei mir ist ein Chili kein "irgendwas zusammenkippen a la Studentenbude"
;) . Da sind Cumin, Zimtstange und so weiter mit am Start. Wären sie aber sicher auch mit Fleisch, denn den Tipp hatte ich aus einem Rezept von Chili con carne. Frische Tomaten, und da ich hier (Ausland) Mais standardmäßig als frischen Kolben kriege, wird der frisch vom Kolben gemessert.
Selbiges bei "Nudeln mit Tomatensauce": Geht als Einfach(st)variante. Können aber auch z.B. schöne Ochsenherztomaten sein, rohe noch mit dazu, frische Kräuter, wenn's Wochenende ist die Nudeln selbstgemacht...
Auch zwischen 'ner Bahnhofs-Pizza und jener Pizza Margherita an die ich mich immer noch erinnere liegen Welten.
Beispiel für "tolles Essen", also explizit für herbstliche oder winterliche Feste: Wir machen gefüllten Kürbis (statt Gans, Rollbraten etc.). Restliche Beilagen ähnlich, Füllung gleich (Knödelfülle), nur z.T. im Original/ der häufigeren Variante vorkommende tierische Produkte durch pflanzliche ausgetauscht, z.B. Vorsuppe ist vegane Selleriecremesuppe statt Rindsconsommee, beim Rotkohl ist kein Schmalz sondern Olivenöl drin. Aufwendiger ist das m.E. nicht, vergleicht man mit einem Weihnachtsmenü bei dem auch alles selbst zubereitet wird und nicht z.B. der Rollbraten gefüllt aus der Tiefkühltruhe kommt oder die Füllung aus einer Packung (ich backe das Brot für die Füllung auch selbst, abgeschaut von meiner Mutter wie sie's für die Gans macht).
azazeel schrieb:Das ist es schon. Weil der Eigengeschmack des Meeresgetiers fehlt. Da gibt es nun nicht gerade viele Gemüse, die in Konsistenz und Geschmack hier etwas Vergleichbares bieten, oder?
Also man kann ein prima veganes Risotto bereiten - aber es wird aufwendiger, wenn man einen intensiven Geschmack möchte. Man braucht unterschiedliche Gemüse, sollte ordentliche Röstaromen erzeugen ...
Natürlich wird mein veganes Risotto nicht nach Oktopus, Shrimps, Muscheln schmecken. Aber z.B. nach Tomaten, oder Zucchini, oder...
Mit Anbraten starte ich sowieso und sollte auch beim Meeresfrüchterisotto so sein. Jedes gut Risotto startet mit Anbraten, sofern es nicht das wird was bisweilen Kantinen liefern (da mal gehabt: "Risotto"; war Parboiled-Reis gemischt mit Kaisergemüse, fad, nein danke!)
Bei den Meeresfrüchten dürfte meist noch der (Zeit-)Aufwand bestehen, Shrimps zu entdarmen, bei den Muscheln nochmal bzgl. Schalenstücken drüberzuschauen, auch wenn man Tiefkühlware hat. In gängigen Rezepten für Meeresfrüchterisotto finde ich auch Gemüse, z.B. Knoblauch, Tomaten, Schalotten, werden also auch, wennauch in geringerem Umfang, verwendet.
azazeel schrieb:Ich denke, das ist auch so eine Frage der Wahrnehmung bzw. in welchen Kreisen man unterwegs ist. In meinem Umfeld ist so was nie Thema.
In meinem eigenen privaten Umfeld auch nicht (Verwandte und Freunde essen auch äußerst gerne bei uns; Schwiegermutter hat von sich aus einige Rezepte von uns übernommen "obwohl" sie selbst schlachtet etc. (total aufgeschlossene Frau
:)); Freunde kommen z.T. aus Ländern in denen es viel üblicher ist sich vegetarisch zu ernähren). Ich lese es aber z.B. häufiger im Internet. Kenne es auch noch eher vom nicht selbst ausgesuchten Teil des Umfelds, z.B. noch von Verwandten die dabei waren wenn jemand anderes eingeladen hat. (Da wurde einmal sogar direkt gegen Vegetarier gewettert; Person wurde vom Gastgeber nicht mehr eingeladen.)
Insgesamt würde ich nachwievor sagen: Kein relevanter Zeitunterschied, sofern man ähnliche Gerichte mit ähnlicher Ausprägung von Fertigprodukten, Arbeitsauslagerung annimmt. Bei manchem wird mal das eine, mal das andere länger brauchen (wie rechnet man z.B. Garzeit ein, die Gans vs. den Kürbis? die Gans braucht länger, aber man kann zwischendurch zu Hause etwas anderes machen). Shrimps entdarmen vs. mehr Gemüse schneiden? Wie rechnet man unterschiedlichen Zeitaufwand für Hygiene bei tierischen Produkten mit ein, z.B. ein Brett mehr, vorsichtiger spülen? Da dürfte dann der Unterschied so gering werden dass er in alltäglichen Fluktuationen untergeht.
azazeel schrieb:Ich sehe es als großen Gewinn an, wenn man in seinem Freundes- und Bekanntnkreis eine große Vielfalt hat. Ich mag es sehr, mit Menschen gemeinsam zu kochen und zu essen, die eine ganz andere Herangehensweise haben. Sei es nun vegan, vegetarisch oder mit bisher unbekannten Geschmacksrichtungen.
Ich persönlich finde, dass man es sich gerade bei der Ernährung unnötig schwer macht, an den wenigen Dingen zu hängen, die man so kennt.
Absolut meine Meinung
:) Koche gerne, schlemme gerne, und "kenne ich nicht" weckt Neugierde. Letzteres glücklicherweise auch als Kind schon so.
gastric schrieb:Ich denke es ging hier nicht darum ersatz zu fleisch zu schaffen, sondern ganz einfach um den aufwand ansich.
Exakt. Ich ersetze mir keine Leberwurst (mag schonmal zu "leberwurstige" vegane Aufstriche nicht), sondern es ist "etwas Leckeres für ein deftiges Brotfrühstück". Auch mit Pesto, Baba ghanoush, Ajvar... und so weiter. (Für mich persönlich käme halt ein süßes Frühstück nicht in Frage, oder Wurst, Käse.)
Bei beidem kann man den Aufwand, wenn man das mag, erhöhen - manche Leute wursten auch privat.