Syringa schrieb:Ich trinke sehr viel über den Tag verteilt, auch, weil ich ansonsten Kopfschmerzen bekomme, das ist dann spätestens das Zeichen dafür, dass ich trinken sollte.
Für meine Nieren ist es auch besser und für meine Augen ebenso. Das hat nichts mit irgendeiner Ideologie zu tun, sondern mit meinen persönlichen Bedürfnissen.
Und da ich viel trinke, habe ich, wenn ich unterwegs bin, eine zu Hause gefüllte Trinkflasche dabei, die ich auch wieder mit zurück nehme, säubere und weiter nutze. Ich lasse da nirgendwo etwas liegen.
Dagegen ist in meinen Augen nichts zu sagen. In einem freien Land darf jeder so leben, wie er möchte, wenn er andere damit nicht unzulässig beeinträchtigt. Die wiederverwertbare Flasche zeigt ja, dass gerade auf den letzten Punkt besonderer Wert gelegt wird.
Meine Kritik an der "Ideologie" des ständig und überall Trinkens ging in eine andere Richtung. Zu tun und zu lassen, was man will, und worauf man gerade Lust hat, und das am besten 24/7, also rund um die Uhr und bei jeder Gelegenheit, ist ein postmaterieller Wert der Selbstverwirklichung, aber auch in meinen Augen ein Irrweg, der von wirtschaftlich interessierter Seite zusätzlich gepusht wird.
Softdrinkhersteller gehören nicht ohne Grund zu den wertvollsten Konzernen weltweit - sie verkaufen, neben ihren klebrigen und süßen Getränken, zugleich ein Lebensgefühl, ein Image, eine Emotion, die man früher gern als "American Way of Life" bezeichnete, das aber heute weltweit auf Resonanz trifft: Man trinkt nicht nur, weil man Durst hat, sondern weil der Konsum des Getränks mit einem bestimmten, als positiv wahrgenommenen Lebensgefühl verknüpft wurde. Have a Coke.
Am besten kann man das beim Kaffee beobachten: Vom eher ältlichen Produkt à la Jacobs und Tchibo, Idee-Kaffee zur Herzschonung, hat man aus Kaffee ein Lifesytle-Produkt gemacht, das man (teuer) in jeder Stadt bei entsprechenden Läden im Becher kaufen und mitnehmen kann- Porzellan und Kaffeetafel war gestern. Heute trinkt man Kaffee dort, wo man gesehen wird - der unnötige Abfall, der dabei entsteht, ist unwichtiger Kollateralschaden. Bechermüll "to go".
Bedürfnisbefriedigung pronto und sofort versus Disziplin und Nachhaltigkeit. Natürlich muss jeder seinem Bedarf entsprechend über den Tag Flüssigkeit zu sich nehmen- dafür gibt es bei der Arbeit Pausen, beim Autofahren Parkplätze, und in der Innenstadt Cafés und Restaurants. Daheim den guten alten Wasserhahn- der größte Teil der Welt beneidet uns darum, dass wir mit Wasser in Trinkwasserqualität die Füße waschen und den Rasen sprengen, statt es zu trinken. Ich habe meine gesamte Kindheit hindurch zu Hause Wasser aus dem Hahn getrunken - Cola gab es bei besonderen Anlässen, aber nicht täglich.
Die Softdrinkhersteller haben weiterhin ein Interesse daran, ihre Brause unter die Menschen zu bringen- aber man sollte in meinen Augen vermeiden, diese regelmäßig unterwegs zu kaufen, und mit den Gebinden unnötigen Müll zu erzeugen.
Alle reden von Nachhaltigkeit - wenn man das ernst meinen würde, würde man wieder Butterbrote in Pergamentpapier und Tee in der Thermoskanne zur Arbeit mitnehmen. Dann würde unterwegs kein Müll entstehen.
Vermutlich isst und trinkt man heute während der Arbeit, damit man in der Pause auf dem Smartphone wischeln kann. Wenigstens geht dabei jetzt kein Deckel mehr verloren.