Ist Anstand noch erlaubt?

nairobi schrieb:Wie eröffnest Du dann ein offizielles, formelles Schreiben? Von einer Institution, an die Du ein Anliegen hast?

mit Guten Tag, Frau/Herr Müller oder Team, wenn ich keinen Namen habe.

abbacbbc schrieb:Ich habe hier gelernt , dass ich notorisch unhöflich bin, wenn ich den gegenüber nicht anspreche, wie er es will.

Du findest das nicht unhöflich, wenn dich jemand nicht so anspricht, wie du es dir von ihm/ihr gewünscht hast?

abbacbbc schrieb:Weiterhin habe ich gelernt, dass es in Gegenden, wo unabhängig von Geschlecht und Stand "Moin Moin" gegrüßt wird, dies auch wieder unhöflich ist von Fremden zu erwarten, denn diese müssen aufgeklärt worden sein.

Der Tonfall insinuiert, dass du das anders siehst.
Kannst du erklären, warum?

abbacbbc schrieb:Ich mache einfach zu wenig... Und Du wahrscheinlich auch... Weil die anderen können ja nichts

Warum schiebst du anderen die Schuld zu?
Wer sind "die" und warum sollen die angeblich nichts können?

abbacbbc schrieb:Ich habe hier gelernt , dass ich notorisch unhöflich bin, wenn ich den gegenüber nicht anspreche, wie er es will.

Das sind eh meistens nur Machtspielchen die nicht bis zum Ende durchgestanden werden.
Beispiel: Hatte Kollegen, im Rang über mir, bestand sehr lange auf das "Sie" (womit ich null Probleme habe). Irgendwann, ich gut integriert und mit den meisten Kollegen in seinem Rang per "Du" waren wir in einem größeren Meeting. Er musste erleben wie ich alle seine Ranggleichen Kollegen duzte, in einer offiziellen Q&A-Runde also nicht nebenbei beim Kaffee, die aber viel weiter weg waren in der Organisationsstruktur als er, und er ließ sich vor versammelter Mannschaft "Siezen" von einem direkten rangniedrigeren Mitarbeiter. Mir war in dem Moment sofort klar das die Situation für ihn sehr peinlich ist, aber nicht mein Bier... Jedenfalls kam was kommen musste nach dem Meeting, er bot mir das Du an.
Alles Show, es geht nur um Machtspiele und die meisten blamieren sich darin, ist wirklich immer so.

@abbacbbc


In Nordfriesland grüßt man „Moin“ (mit angedeutetem Kopfnicken.)
„Moin Moin“ entlarvt die grüßende Person als geschwätzig oder zugezogen.

Doors schrieb:In Nordfriesland grüßt man „Moin“ (mit angedeutetem Kopfnicken.)
„Moin Moin“ entlarvt die grüßende Person als geschwätzig oder zugezogen.

war letztes Jahr in Nordfriesland, grüßte aber immer mit Hallo oder Guten Tag. Da ich mich weder verstellen wollte noch einen falschen Eindruck hinterlassen wollte.
Wenn ich aber umziehen würde und Nordfriesland würde mein neues Zuhause sein, ich mich in die Gesellschaft integrieren möchte, dann würde ich wahrscheinlich auch zum Moin übergehen.

nairobi schrieb:Igitt, eine fremde Mütze anzuziehen 🤢

Ja, fand ich auch. Ich fand dazu noch, dass es runter gespielt wurde mit dem Spruch, ob ich nicht mal seine Mütze aufsetzen wolle.
Total daneben.

Frau.N.Zimmer schrieb:Wie eröffnest Du dann ein offizielles, formelles Schreiben? Von einer Institution, an die Du ein Anliegen hast?
mit Guten Tag, Frau/Herr Müller oder Team, wenn ich keinen Namen habe.

Ich würde immer dann mit „Sehr geehrte Damen und Herren (des Finanzamtes, der Firma YX),“ beginnen.

@behind_eyes


Wir haben hier oben in NF noch jede/n wegintegriert. Egal, woher: Afghanistan, Österreich und selbst Dithmarschen.

behind_eyes schrieb:Das "sehr geehrte" kommt bei mir nur ganz selten vor, manchmal auch zum Selbstzweck also wenn ich mehr Schaden anrichten würde als wenn ich es benutzen würde

Wann also konkret?

behind_eyes schrieb:"Hallo Projektpartner"
"Hallo XY-Team"

Das geht natürlich auch.

Frau.N.Zimmer schrieb:mit Guten Tag, Frau/Herr Müller oder Team, wenn ich keinen Namen habe.

Auch völlig okay.

gruselich schrieb:Ja, fand ich auch. Ich fand dazu noch, dass es runter gespielt wurde mit dem Spruch, ob ich nicht mal seine Mütze aufsetzen wolle.
Total daneben.

Kürzlich hat ein anderer Patient, als mein Vater meine Mutter zum Arzt begleitete, die Jacke meines Vaters und seine Mütze mitgenommen! Man muss dazu sagen, dass die Jacken wohl nach den Angaben meines Vaters fast identisch waren und auch die Mützen. Diese andere Mütze war innen drin aber gelb verschwitzt 🤢
Mein Vater hat schließlich diese andere Jacke angezogen (sie war sogar noch in einem etwas besseren Zustand als die seine) und hat sich gleich auf dem Nachhauseweg für 10 Euro eine neue Bommelmütze gekauft. Er hatte in der Arztpraxis Bescheid gesagt, aber die können an der Rezeption natürlich nicht auch noch die Garderobe beaufsichtigen.

nairobi schrieb:Wann also konkret?

Hmm, fällt mir wirklich wenig ein, ich hab das ewig nicht genutzt. Aber sagen wir mal ich hätte eine gerichtliche Auseinandersetzung in dessen Verlauf mein Anwalt Schreiben aufsetzt, von mir aus kann der in meinem Auftrag solche Floskeln benutzen.
Für mich selber fällt mir wirklich nichts ein won ich das machen würde, selbst im oben angesprochenen Finanzamt würde ich von der ersten mail/Brief an das Hallo verwenden.
Was ich auch gerne mache, wenn ich Mails bekomme mit "sehr geehrte(r)"... die beantworte ich grundsätzlich mit "Hallo" :-)

Na eins hab ich, angenommen in einem Projektverlauf verursacht der Kunde erheblichen Zeitverzug oder sonst irgendwelche Projektgefährdenden Sachen, also weit weg von einer normalen Business Kultur, dann würde ich mit solchen Floskeln in die Eskalation gehen um gleich von Anfang an die Nähe zu nehmen, die Mauer etwas hochzuziehen, eine Unnahbarkeit herzustellen um die Durchschlagskraft der Eskalation zu erhöhen. Sollte keine Besserung eintreten würde ich die Abschiedsfloskeln Stück für Stück einkürzen und kurz vor der finalen Eskalation würde nur noch mein Name unter dem Text stehen, nichts anderes mehr.

behind_eyes schrieb:Aber sagen wir mal ich hätte eine gerichtliche Auseinandersetzung in dessen Verlauf mein Anwalt Schreiben aufsetzt,

Genau, ich denke, es kommt da tatsächlich auf den Kontext an und die Institution.
Heute ist aber vieles auch schon lockerer und informeller.

gruselich schrieb:des Finanzamtes

da schreibe ich "Hochwürdigstes Fi-Amt". Nee, denen schreib ich gar nicht, das soll der Steuervermeidungsberater machen. Irgendwie scheint mir, ich antworte immer nur, denn ich hab immer einen Namen.

behind_eyes schrieb:Na eins hab ich, angenommen in einem Projektverlauf verursacht der Kunde erheblichen Zeitverzug oder sonst irgendwelche Projektgefährdenden Sachen, also weit weg von einer normalen Business Kultur, dann würde ich mit solchen Floskeln in die Eskalation gehen um gleich von Anfang an die Nähe zu nehmen, die Mauer etwas hochzuziehen, eine Unnahbarkeit herzustellen um die Durchschlagskraft der Eskalation zu erhöhen. Sollte keine Besserung eintreten würde ich die Abschiedsfloskeln Stück für Stück einkürzen und kurz vor der finalen Eskalation würde nur noch mein Name unter dem Text stehen, nichts anderes mehr.

Das ist doch kindisch. Sowas hat mit seriösem Auftreten dann auch nichts mehr zu tun, mMn. Ich persönlich würde mich darüber wirklich nur kaputtlachen.

Photographer73 schrieb:Das ist doch kindisch. Sowas hat mit seriösem Auftreten dann auch nichts mehr zu tun, mMn. Ich persönlich würde mich darüber wirklich nur kaputtlachen.

funktionierte bisher super, auch wenn ich es zum Glück nicht oft benutzen musste. Habe ich von einem Anwalt abgeschaut der in einem Auseinandersetzungsverlauf sich so präsentiert hat, ich fand das gut und manche "Gegner" verstehen diese Sprache besser als "Kuscheln mit Fakten".
Die Sache mit der Abschiedsfloskel finde ich auch super ehrlich, weil irgendwann ist die Stimmung so das man eben tatsächlich keine Grüße mehr ausrichten möchte, schon gar keine herzlichen. Da lache ich mich eher kaputt wenn in dieser Position noch jemand zwanghaft ne Etikette halten möchte. Das finde ich dann lächerlich.

behind_eyes schrieb:Die Sache mit der Abschiedsfloskel finde ich auch super ehrlich, weil irgendwann ist die Stimmung so das man eben tatsächlich keine Grüße mehr ausrichten möchte, schon gar keine herzlichen.

naja, privat vielleicht aber geschäftlich? Fasst dich das tatsächlich so sehr an?

Frau.N.Zimmer schrieb:naja, privat vielleicht aber geschäftlich? Fasst dich das tatsächlich so sehr an?

mich persönlich überhaupt nicht, aber das Gegenüber, sonst hätte diese Methode ja keinen Erfolg. Ich sehe im Business grundsätzlich nix persönlich, es geht immer nur ums Business und den Projekterfolg. Ist das Projekt gefährdet, sollte man nie so tun als wäre alles in Ordnung. Wer nicht mitzieht braucht einen Wachrüttler, manche vertragen zum Beispiel kein Du und denken das ist irgendwie ein Freifahrtsschein. So meine Erfahrung.
Privat zum Beispiel würde mir sowas niemals in den Sinn kommen.

behind_eyes schrieb:Die Sache mit der Abschiedsfloskel finde ich auch super ehrlich, weil irgendwann ist die Stimmung so das man eben tatsächlich keine Grüße mehr ausrichten möchte, schon gar keine herzlichen.

Mich würde das definitiv in kleinster Weise tangieren, wenn du da die Abschiedsfloskeln verkürzen oder irgendwann ganz weglassen würdest. Ist für mich wirklich Kindergarten.

behind_eyes schrieb:Ich sehe im Business grundsätzlich nix persönlich

Anscheinend schon, sonst würdest du ja die Eskalation nicht forcieren.

behind_eyes schrieb:mich persönlich überhaupt nicht, aber das Gegenüber, sonst hätte diese Methode ja keinen Erfolg.

ich würde echt lachen und mich fragen, was das für ein Kindergarten ist, danach ans schwarze Brett pinnen, damit die Kollegen auch was davon haben.

Photographer73 schrieb:Mich würde das definitiv in kleinster Weise tangieren, wenn du da die Abschiedsfloskeln verkürzen oder irgendwann ganz weglassen würdest. Ist für mich wirklich Kindergarten.

Klar, würde mich aber null jucken wenn so reagiert würde. Glaube in dem Stadium hat das Gegenüber eh andere Prämisse zu haben als sich über das Wie kaputtzulachen.

Photographer73 schrieb:Anscheinend schon, sonst würdest du ja die Eskalation nicht forcieren.

Also wie oben gesagt, wenn das Projekt gefährdet ist muss eskaliert werden. Da geht es null um mich. Im Gegenteil, ich habe sehr schlechte Erfahrungen mit Menschen die Business als persönliche Dingsbums sehen aber viele sind mit solchen Methoden aus der Reserve zu holen.

Frau.N.Zimmer schrieb:ich würde echt lachen und mich fragen, was das für ein Kindergarten ist, danach ans schwarze Brett pinnen, damit die Kollegen auch was davon haben.

würde mich null jucken. Am besten ist ja dann noch wenn die Kollegen erfahren wie groß der Haufen schon ist und dem Bearbeiter fällt nix anderes ein als sich mit Aushängen ans Brett drüber lustig zu machen.
Ich kenne sowas, klar, am Ende sind solche Menschen untergegangen im Business weil sie falsche Prioritäten gesetzt haben. Meine Erfahrung, muss nicht eure sein.

behind_eyes schrieb:Klar, würde mich aber null jucken wenn so reagiert würde

Dann ist die Aktion ja noch sinnloser. Mir wäre es egal, ob du Abschiedsfloskeln nutzt oder nicht, dir wäre es egal, ob es mir egal wäre. Nutzen des Ganzen? Null.

behind_eyes schrieb:Also wie oben gesagt, wenn das Projekt gefährdet ist muss eskaliert werden.

Und eine Eskalation bringt dann was, außer dass du den Eindruck der Seriosität nicht mehr vermitteln kannst?

behind_eyes schrieb:Ich kenne sowas, klar, am Ende sind solche Menschen untergegangen im Business weil sie falsche Prioritäten gesetzt haben.

Kenne ich eher bei solch kindischen Aktionen :D Ich bin ganz bei dir, dass manchmal auch Klartext gesprochen werden muss und das auch wirklich deutlich. Da kann es auch ruhig mal heftiger zur Sache gehen, es muss interveniert werden. Aber doch nicht wie ein zorniges Rumpelstilzchen.