SuiGeneris schrieb:Ich möchte das wirklich bezweifeln.
Ich bin damals direkt gegenüber eines Kindergartens aufgewachsen (ging selber nie in den Kindergarten) und
was man da teilweise für Begriffe und Schimpfworte hört, mit denen sich die Kleinsten gegenseitig beschimpfen...
Und das war wie gesagt schon in den 90ern so.
Kleine Kinder haben zwar auch schon eine (kindliche) Sexualität. Aus dem Benutzen von Schimpfwörtern würde ich aber definitiv nicht schließen dass gewusst wird was das bedeutet das da gesagt, geschrien... wird.
Ich war in den 90ern Grundschulkind (zuvor ein Jahr im Kindergarten gewesen, ich so schonmal die späteren Mitschüler kennenlernen). Da kamen Schimpfwörter sexueller Art vor - man wusste bloß nicht was das ist. Irgendwann auch mal, dass es "blasen" gibt, dass das irgendwie lustig wäre und dass man das "mit einem Jungen" macht. Nur was das ist? Man würde irgendwie pusten - und dann würde gegrübelt wie man da wohin pusten müsse. Es gab auch "bumsen" - irgendwie sich Rücken an Rücken stellen und den Hintern aneinander rumsen wie beim Ententanz.
Soweit der Unterschied zwischen Wortbekanntheit und wissen worum es geht
;)Jedenfalls, zurück zum Thema, gehe ich nicht davon aus dass die Aussage eines Kindergartenerziehers dass er keine Frau hat sondern einen Mann dazu führt dass sich Kinder nun sexuelle Spielarten vorstellen.
muscaria schrieb:Du hattest mehrfach betont, dass u.a. die Verwendung anderer Pronomen an deinem Arbeitsplatz "völlig normal" sei.
Deshalb noch einmal die Bitte an dich, Beispiele zu nennen, wie das bei euch in der Realität gehandhabt wird.
Wenn man jemanden noch nicht kennt fragt man nach dem Pronomen, genauso wie man nach dem Namen fragt (oder umgekehrt, stellt sich so vor). Ein Pronomen ist schließlich nichts anderes als ein kurzes Wort für den Namen.
Wer sich merken kann wie die Kollegen heißen (und ebenso immer wieder genannte spezielle Dinge wie etwa z.B. dass Alexander Abkürzungen wie Alex nicht ausstehen kann) dürfte sich eigentlich auch merken können dass z.B. Sabine nicht "she" sondern "they" (englischsprachiger Arbeitgeber) ist oder dass evl. eine Person dabei ist die ein noch anderes nutzt. Benutzung dann wie jedes Pronomen: "Today, Ben is giving his presentation on [...], and then we have Sabine with their review of [...]." und evl. noch ein "We'll finish with Sami's summary of zeir time in [anderer Standort]."
Es ist ferner bei uns auch der Fall dass Formulare die zur Angabe von Anrede, Geschlecht oder Pronomen gedacht sind (Personalbogen, Anmeldeformulare für Fortbildungen etc.) stets ein freies Feld haben. Man muss also nicht zwischen zweien entscheiden sondern kann etwas anderes angeben.
Erfahrungsgemäß sind es um die 10 % der Mitarbeiter, auf die "nutzt Anrede männlich oder weiblich und genutzte Anrede stimmt mit dem überein was man optisch abschätzt" nicht zutrifft, noch deutlich mehr wenn man "Partner ist nicht vom entgegengesetzten Geschlecht" dazuzählt, obwohl der Arbeitgeber keinesfalls thematisch einer ist der speziell sich LGBTQ zugehörig fühlende Menschen anziehen dürfte (was wir machen: Forschung, ingenieurswissenschaftlich). Den relativ hohen Anteil würde ich dem zuschreiben dass man sich hier eben nicht genötigt fühlt derartiges zu verstecken.
Beispiel: Mein direkter Vorgesetzter sieht feminin aus (ihn würde man auf Anhieb für eine Frau halten), ist aber ein Mann mit typisch männlicher Anrede und nutzt das männliche Pronomen, sowie "Mr./Herr". Mag anfangs ggf. irritierend wirken, dürfte man sich aber merken können (und es ist m.E. seine Sache was er anzieht, wie er sich frisiert... ebenso ob er ein Pronomen nutzen möche das intuitiv zum Aussehen passt oder nicht).
Dass Formulare ein weiteres Feld haben und bei der Vorstellung ein Pronomen zum Namen dazu gehört empfinde ich jedenfalls als keinen großen Aufwand. So wild ist das nicht...
Bei manchem ist ggf. einmal ein bisschen Umdenken gefragt und der Aufwand letztendlich nicht so groß.
Nur ein Anekdötchen: Meine mittlerweile sehr alte ehemalige Vorgesetzte kennt noch die damals per Brief erfolgenden Einladungen zu wissenschaflichen Kongressen, die immer an einen "Herr" [und dann ihr Name] gingen, weil man sich wohl nicht vorstellen konnte dass es auch Frauen in der Position gibt. Vielleicht fand es damals auch jemand unnötig umständlich, dass man etwas anderes denn den Standard-"Herr"- eintragen konnte.