neurotikus schrieb:Ein wesentlicher Punkt scheint mit ja auch zu sein, dass hier zwei Vorstellungen von Sexualmoral aufeinderprallen. Einerseits der sexpositive Hedonismus mit seinem unkompliziertem Sex ohne Verbindlichkeiten, welcher ja in der Berliner Bubble von KitKat Club, Insomnia und der Künstlerwelt zelebriert wird. Und anderseits das althergebrachte ‚romantisexuelle Paradigma‘, indem Sex ein Zeichen für Liebe und Liebe die Voraussetzung für Sex ist. Ersterem ist halt Lindemann klar zuzuordnen, letzterem halt klar Shelby Lynn (Zitat: „Sex is very special for me“).
Puh - ich weiß nicht ob man das so einfach herunterbrechen kann.
Was ich definitiv sagen kann ist, dass man in der BDSM-Szene und auf den entsprechenden Partys und Veranstaltungen sehr viel geschützter ist als im "ganz normalen Leben" - einfach weil da ganz extrem auf das Einhalten der diversen "Spielregeln" geachtet wird und immer Leute da sind, die einen im Zweifel auffangen können. Da kann man aber auch nicht so einfach mal eben vorbeischauen und mitmischen, da kennt man sich. Und wer neu ist, wird sehr genau beobachtet...
Ob Shelby Lynns "sex is very special for me" wirklich ernstzunehmen ist weiß ich nicht. Ich würde das auch über mich sagen obwohl ich durchaus in meinem Leben sehr häufig Sex auch nur "just for fun" hatte - das kann auch prima funktionieren wenn das entsprechend kommuniziert wird. Vielleicht tun sich viele Frauen (aber auch Männer) damit immernoch schwer, denn leider gilt nach wie vor dass das Ausleben seines Sexualtriebs bei Männern gefeiert wird, bei Frauen aber als negativ gewertet wird. Da steht immernoch der "tolle Hengst" der "billigen Hure" gegenüber (oder wieder?).
Eigentlich sind wir längst weit darüber hinaus dass Frauen sich diesbezüglich nicht ausleben dürfen - ich gehör ja mittlerweile auch zu den Alten, aber in meiner "Sturm-und-Drang"-Zeit war das durchaus möglich. Leider gehört das aber anscheinend auch zu den Dingen, in denen man sich zurückentwickelt hat. Da wird im Fernsehen live und gewollt/provoziert fremdgevögelt was der Screen hergibt und gleichzeitig eine wirklich unterirdische, vorsintflutliche Moralvorstellung diskutiert und teilweise propagiert.
neurotikus schrieb:Aus der Erfahrung meines Persönliches Umfeldes würde ich sagen, dass die meisten Menschen mit ner hohem Anzahl an Sexualpartnern irgendwo auf dem Weg auch Leute mit gebrochenen Herzen zurücklassen. (Im meinem Umfeld sind es seltsamerweise eher die Frauen die promiskuitiv sind und die Männer, diejenigen, die sich Illusionen von Liebe machen). Das passiert halt, in der Regel ohne böse Absicht. Es würde vielleicht schon helfen, wenn Menschen besser über ihre Absichten und Bedürfnisse kommunizieren würden.
Selbst Leute mit wenig Sexualpartnern lassen gebrochene Herzen zurück - es ist wie es ist, selbst klare Absprachen wie "just for fun" können nicht verhindern dass man sich verliebt. Auch "Freundschaft plus" kann da zur Quälerei werden wenn einseitig eben doch mehr dahinter steckt oder sich entwickelt. Wer's ehrlich meint und merkt dass das Gegenüber mehr empfindet als umgekehrt sollte man eigentlich die Finger davon lassen - dazu gehört aber eben ein Einfühlungsvermögen das viele garnicht haben und die Einsicht, dass man nicht nur für sich selbst Verantwortung trägt sondern auch fürs Gegenüber.
Letztendlich läuft es auf genau das raus was Du schreibst: Kommunikation ist das A & O. Und es werden trotzdem immer Herzen gebrochen werden, ob mit oder ohne Sex.