Jule schrieb:Ich habe eine Freundin die keine Kinder kriegen kann, die mit ihrem Partner schon alles durch hat, mit künstliche Befruchtung, Samenspende, Anmeldung zu Adoption usw.
Es ist nicht schön zu sehen, wie ein Mensch Stück für Stück daran kaputt geht, eine Ehe daran langsam zerbricht.
Es ist nicht schön, wenn man als unglücklich Kinderlose(r) die ganze Zeit mit Schwangerschaftsmeldungen, Femibion/Clearblue-Werbespots im TV und kinderwagenschiebenden Pärchen auf der Straße konfrontiert wird. Allerdings sollte man sich auch immer wieder bewusst machen, dass das eben nur die eine Seite der Medaille ist. In meiner Verwandtschaft kam dieses Jahr ein schwerstbehindertes Kind zur Welt. Der Kleine konnte nicht mal selbständig atmen, hatte keine Hirnwindungen usw. Die Schwangerschaft war schon der Horror, mit 2 x Blutsturz, wo die Mutter fast verblutet wäre usw. Das Kind ist leider schon nach 4 Wochen verstorben, es hat die Klinik nie verlassen können.
Der Sohn der guten Freundin einer Arbeitskollegin von mir (10 Jahre) hat die Diagnose Kinderdemenz bekommen. Unheilbar. Er sieht nur noch schemenhaft, musste die Grundschule abbrechen und wird sich geistig zum Säugling zurückentwickeln, da die Nervenzellen in seinem Gehirn absterben. Seinen 20. Geburtstag wird er laut den Ärzten zu 99,9 % nicht mehr erleben. Das Schlimmste sind aber die Reaktionen des Umfeldes, da er zwar körperlich größer, sein Verhalten aber immer kleinkindhafter wird, ohne das man die Behinderung sofort sieht. Man denkt zuerst: Rotzfrech und schlecht erzogen.
Eine andere Arbeitskollegin von mir hat vor wenigen Wochen ihre Tochter im Alter von gerade mal 28 Jahren an den Blutkrebs verloren. Die Tochter hat in den letzten Wochen ihre eigene Beerdigung geplant (bunte Klamotten, keine traurige Musik, welches Essen, Grabstein usw). Unglaublich grausam.
Das sollte man sich immer bewusst machen. Ja, das Gefühl der Unerfülltheit kann einem keiner nehmen. Aber mit den o. g. betroffenen Familien tauschen, möchte ich noch viel weniger. Man kann auch mit Kind Stück für Stück zerbrechen bzw. die eigene Ehe.