behind_eyes schrieb:Warum es unbedingt Geschlechtsfokussiert sein muss - ich stelle die Frage bestimmt schon 100x - möchte niemand beantworten.
Vielleicht stellst Du diese Frage konkreter?
Ist es nicht Konsens, dass Bezeichnungen Wahrnehmungen verändern? Was meinst Du, warum die Autoritäten im Dritten Reich (ja, dieses plakative Beispiel bemühe ich gerne) von "Volksschädlingen" sprachen, die "ausgerottet" werden müssen? Sie hätte sprachlich korrekt auch von "Menschen" sprechen können, die "ermordet" werden.
Beide Aussagen bedeuten inhaltlich das selbe, doch bewirken sie eine grundlegend unterschiedliche Wahrnehmung der Situation.
Natürlich ist es heute selbstverständlich - in einer rationalen Betrachtung - dass Frauen und Männer gleichberechtigt sein sollten. Dennoch hängen in uns noch Reste an Rollenverteilungen fest. Gendern ist sicher nicht die perfekte Lösung für alles. Aber es schafft Aufmerksamkeit, ein möglicherweise latent vorhandenes Rollenverständnis rational zu bewerten.
Wie würdest Du denn sprachlich zufriedenstellend folgende Situation lösen:
In einem Raum befinden sich 100 weibliche Polizisten. Würdest Du in dem Fall das gM verwenden: "Ah, ein Raum voller Polizisten"? Würdest Du ein "weiblich" davor setzen? Würdest Du in dem Fall von Polizistinnen sprechen? Die erste Variante dürfte heutzutage schon als eher unhöflich gelten.
Und was, wenn ein männlicher Kollege hinzu kommt? Werden dann aus den Polizistinnen die Polizisten? Wäre es in genau diesem Fall nicht einfacher, stets von Polizist:innen zu sprechen, egal wie die Verteilung ist?
Ich denke, das hat so sein Vor- und Nachteile. Ganz früher war es sicherlich völlig adäquat, ein gM zu verwenden, auch wenn nur Frauen angesprochen werden sollen. Heute würde das vermutlich eher irritieren.