Gendern zur Pflicht machen?
31.08.2023 um 17:55@Maia
Andererseits gibt es inzwischen auch "Gender-Verbote". So hat beispielsweise Sachsen-Anhalts Bildungsministerin Eva Feußner (CDU) kürzlich die Verwendung von Genderzeichen an Schulen und Schulbehörden untersagt.
Immerhin führt die Debatte dazu, dass sich mehr und mehr Menschen als Hobby-GermanistInnen betätigen und sich um den Erhalt der deutschen Sprache Sorgen machen, wie berechtigt oder unberechtigt auch immer. Das hatten wir zuletzt bei der Rechtschreibreform 1996, deren Ziel die Vereinfachung der Rechtschreibung war.
Meine Güte, was tobten damals für Auseinandersetzungen in der Gesellschaft, da wurde nichts geringeres als der Untergang der deutschen Sprach- und Schriftkultur befürchtet. Niemand könne mehr wahlweise Texte in alter oder neuer Rechtschreibung lesen. Unwiederbringliches deutsches Kulturgut ginge für immer verloren.
Besonders wütig ging es bei den Kulturschaffenden, JournalistInnen und LiteratInnen zu. Das Feuilleton quoll über vor Pro- und Contra-Argumenten unversöhnlicher Lager. Als dann das Regelwerk in den Jahren 2004, 2006, 2011, 2017 und 2018 immer wieder überarbeitet und, wie einige sagen, verschlimmbessert wurde, hatten sich die Wogen meist schon geglättet und die Änderungen wurden entweder nicht bemerkt oder kommentarlos hingenommen.
Inzwischen haben viele Unternehmen in der Branche sich eine Art "Hausorthografie" gegeben, nach der die Publizierenden sich dann eben zu richten haben.
Und siehe da - man kann mit solchen Veränderungen leben, ohne gleich den, zumindest kulturellen, Weltuntergang herbei zu reden.
Das Gendern mit grossem Binnen-I kenne ich schon seit den 1970ern. Damals hat sich keine Sau drüber aufgeregt. Hat halt etwas gedauert, bis sich allfällige Veränderungen in der Sprache auf breiterer Front durchsetzen. Aber es wird! Sprache ist eine lebendige Sache. Wir sprechen heute anders als vor hundert Jahren oder noch länger zurück. Diese Veränderungen lassen sich nun mal nicht aufhalten. Das ist auch gut so. Sonst sprächen wir alle noch Althochdeutsch.
Die Erregungszustände selbsternannter SprachretterInnen habe ich noch nie nachvollziehen können.Und? Ist durch Veränderungen der Sprache die Welt untergegangen, oder wenigstens Deutschland bzw. die dort gesprochene und geschriebene Sprache? Das wäre mir aufgefallen.
Wenn Firmen, Vereine, Institutionen für sich Vereinbarungen für eine bestimmte Sprachregelung treffen, dann ist die für diese verbindlich. Wenn also eine Firma beschliesst, dass sich MitarbeiterInnen künftig zu dutzen haben, statt zu siezen, oder von Kunden statt Betreuten, von Klienten statt Patienten, gegendert oder nicht, gesprochen wird, und dies nach innen oder aussen kommuniziert wird, dann ist das Sache der EntscheiderInnen.
Ich kann mich noch daran erinnern, dass ich als Freier Journalist in den 1970ern für diverse Presseorgane geschrieben habe, und mich an deren Sprachregelungen zu halten hatte. Beim Arbeiterkampf, bei der Konkret oder der TAZ taten sich die Verantwortlichen nicht schwer, wenn ich das "Binnen-I" verwendete. Bei Stern, Spiegel, Süddeutscher Zeitung, Frankfurter Rundschau und noch ein paar anderen wurde mir dies gestrichen. Das war dann eben so - wer bezahlt, wie schlecht auch immer, bestimmt.
Ich erinnere mich sogar noch an die letzte grosse Debatte um Sprache und Geschlecht. Das war 1972, als im "Amtsdeutsch" die Anrede "Fräulein" abgeschafft wurde. Was haben sich damals Menschen (meist Männer) aufgeregt: "Nun kann man nicht mal mehr erkennen, ob die noch zu haben ist!"
Andererseits gibt es inzwischen auch "Gender-Verbote". So hat beispielsweise Sachsen-Anhalts Bildungsministerin Eva Feußner (CDU) kürzlich die Verwendung von Genderzeichen an Schulen und Schulbehörden untersagt.
Immerhin führt die Debatte dazu, dass sich mehr und mehr Menschen als Hobby-GermanistInnen betätigen und sich um den Erhalt der deutschen Sprache Sorgen machen, wie berechtigt oder unberechtigt auch immer. Das hatten wir zuletzt bei der Rechtschreibreform 1996, deren Ziel die Vereinfachung der Rechtschreibung war.
Meine Güte, was tobten damals für Auseinandersetzungen in der Gesellschaft, da wurde nichts geringeres als der Untergang der deutschen Sprach- und Schriftkultur befürchtet. Niemand könne mehr wahlweise Texte in alter oder neuer Rechtschreibung lesen. Unwiederbringliches deutsches Kulturgut ginge für immer verloren.
Besonders wütig ging es bei den Kulturschaffenden, JournalistInnen und LiteratInnen zu. Das Feuilleton quoll über vor Pro- und Contra-Argumenten unversöhnlicher Lager. Als dann das Regelwerk in den Jahren 2004, 2006, 2011, 2017 und 2018 immer wieder überarbeitet und, wie einige sagen, verschlimmbessert wurde, hatten sich die Wogen meist schon geglättet und die Änderungen wurden entweder nicht bemerkt oder kommentarlos hingenommen.
Inzwischen haben viele Unternehmen in der Branche sich eine Art "Hausorthografie" gegeben, nach der die Publizierenden sich dann eben zu richten haben.
Und siehe da - man kann mit solchen Veränderungen leben, ohne gleich den, zumindest kulturellen, Weltuntergang herbei zu reden.
Das Gendern mit grossem Binnen-I kenne ich schon seit den 1970ern. Damals hat sich keine Sau drüber aufgeregt. Hat halt etwas gedauert, bis sich allfällige Veränderungen in der Sprache auf breiterer Front durchsetzen. Aber es wird! Sprache ist eine lebendige Sache. Wir sprechen heute anders als vor hundert Jahren oder noch länger zurück. Diese Veränderungen lassen sich nun mal nicht aufhalten. Das ist auch gut so. Sonst sprächen wir alle noch Althochdeutsch.
Die Erregungszustände selbsternannter SprachretterInnen habe ich noch nie nachvollziehen können.Und? Ist durch Veränderungen der Sprache die Welt untergegangen, oder wenigstens Deutschland bzw. die dort gesprochene und geschriebene Sprache? Das wäre mir aufgefallen.
Wenn Firmen, Vereine, Institutionen für sich Vereinbarungen für eine bestimmte Sprachregelung treffen, dann ist die für diese verbindlich. Wenn also eine Firma beschliesst, dass sich MitarbeiterInnen künftig zu dutzen haben, statt zu siezen, oder von Kunden statt Betreuten, von Klienten statt Patienten, gegendert oder nicht, gesprochen wird, und dies nach innen oder aussen kommuniziert wird, dann ist das Sache der EntscheiderInnen.
Ich kann mich noch daran erinnern, dass ich als Freier Journalist in den 1970ern für diverse Presseorgane geschrieben habe, und mich an deren Sprachregelungen zu halten hatte. Beim Arbeiterkampf, bei der Konkret oder der TAZ taten sich die Verantwortlichen nicht schwer, wenn ich das "Binnen-I" verwendete. Bei Stern, Spiegel, Süddeutscher Zeitung, Frankfurter Rundschau und noch ein paar anderen wurde mir dies gestrichen. Das war dann eben so - wer bezahlt, wie schlecht auch immer, bestimmt.
Ich erinnere mich sogar noch an die letzte grosse Debatte um Sprache und Geschlecht. Das war 1972, als im "Amtsdeutsch" die Anrede "Fräulein" abgeschafft wurde. Was haben sich damals Menschen (meist Männer) aufgeregt: "Nun kann man nicht mal mehr erkennen, ob die noch zu haben ist!"