fischersfritzi schrieb:Welche Studie war das denn, kannst du die bitte nochmal verlinken?
Die Umfrage mit den Ärzten kann ich jetzt auf die Schnelle nicht mehr finden. Es gibt aber auch andere Forschungsergebnisse, die mich in dem Punkt bestätigen, dass eben niemals nur das männliche Geschlecht gesehen wird, sondern immer verschiedene Geschlechter benannt werden, auch beim gM, weil es eben ganz offenbar gar nicht so viel mit dem maskulinen Genus zusammen hängt, das die Leute in ihrer Wahrnehmung stark beeinflussen soll, sondern damit, wie man diesbezüglich von der Lebenswirklichkeit geprägt wurde.
Es ist zwar so, dass in Studien Abweichungen zu bemerken sind, je nachdem ob man das gM verwendet, oder gendert, aber eins bleibt immer gleich: Es werden niemals nur Männer beim gM genannt, wie zB auch die folgende Studie mit Autoren aufzeigt. Übrigens ist auch noch lange nicht abschließend geklärt, woher diese Abweichungen in der Wahrnehmung stammen. Es gibt viele Einflussfaktoren auf die Sprachwahrnehmung eines Menschen, nicht nur das Schriftbild. Also muss es auch nicht nur durch die Form der Aussage getriggert worden sein, was da so wahrgenommen wird.
Bei Arzt war es, wenn ich mich richtig erinnere, sogar so, dass die meisten Menschen beim gM an Frauen dachten, weil es offenbar der Realität entspricht, dass Frauen mittlerweile in dem Beruf dominanter sind als Männer.
Hier die Studie zum Berufsfeld Autor. Sie belegt zumindest, dass beim gM nie nur Männer genannt werden, obschon das zumindest in einer deutlichen Mehrheit im Vergleich zum tatsächlichen Verhältnis von Mann und Frau in dem Beruf der Fall sein müsste, wenn man der Logik folgt, dass eine generisch maskuline Form so maskulin wirkt, dass andere Geschlechter unsichtbar würden:
Psychologische Institute Kassel, Würzburg (2022)
Die Psychologischen Institute der Universitäten Kassel und Würzburg veröffentlichten im Februar 2022 eine Studie mit rund 600 Personen zur psycholinguistischen Fragestellung, welche Schreibweise zu welchen Anteilen an Frauen oder Männer denken lässt (mentale Repräsentation). Den Befragten wurde eine der folgenden drei Satzvarianten vorgelegt, die zuvor als geschlechterübergreifend erklärt wurde; jedes Mal wurde eine andere Personenbezeichnung verwendet, hier das Beispiel mit „Autor*innen“:[81][82][83]
Die Autoren waren schon am Flughafen.
Die Autoren und Autorinnen waren schon am Flughafen.
Die Autorinnen und Autoren waren schon am Flughafen.
Die Autor*innen waren schon am Flughafen.
Anschließend wurde den Befragten einer der beiden Folgesätze präsentiert:
Man konnte beobachten, dass einige der Männer erschöpft waren.
Man konnte beobachten, dass einige der Frauen erschöpft waren.
Die Befragten sollten entscheiden, ob der jeweilige zweite Satz eine sinnvolle Fortsetzung des ersten Satzes sei (ja/nein); die Zeit bis zur Entscheidung wurde gemessen (in Millisekunden ms). Die Ergebnisse wurden in eine Prozent-Skala umgerechnet und unterschieden nach männlichem und weiblichem Folgesatz:[81]
Die generische Maskulinform bewirkte deutlich mehr Übereinstimmung mit dem männlichen Folgesatz (82 % zu 71 %, ein male bias: Verzerrungseffekt zum Männlichen), und das in der kürzesten Zeit (2724 ms); Entscheidungen zum weiblichen Folgesatz brauchten etwa gleich lang wie beim Genderstern (2882 ms).
Die Beidnennung mit vorneliegender Maskulinform bewirkte etwas mehr Übereinstimmung mit dem weiblichen Folgesatz (83 % zu 85 %), die Zeiten lagen im mittleren Bereich (2820 zu 2734 ms); die vorneliegende Femininform bewirkte Ausgeglichenheit der Entscheidungen (80 % zu 80 %) mit mittleren Zeiten (2748 zu 2742 ms).
Die Kurzform mit Genderstern bewirkte etwas mehr Übereinstimmung mit dem weiblichen Folgesatz (78 % zu 83 %, leichter female bias: Verzerrungseffekt zum Weiblichen); beide Entscheidungen dauerten am Längsten (2991 und 2875 ms).
Zusammenfassend wurde festgehalten, dass Beidnennung (Paarform) eine ausgeglichene Repräsentation von Frauen und Männern bewirkt, während der Genderstern zu einer leichten Überrepräsentation von Frauen führt.[82] Eine Redakteurin von Spektrum.de merkte zum male bias des generischen Maskulinums an: „Eine mögliche Erklärung ist semantisches Priming. Das bedeutet: Die männliche Wortform aktiviert die mentale Repräsentation von Männern und beeinflusst so die weitere Verarbeitung.“ Das Gendern mit Stern drehe den Verzerrungseffekt um: „Dass das Gendersternchen offenbar mehr mit Frauen verbunden wird, könnte erklären, warum sich eher Männer gegen das Sternchen wehren: Vielleicht fühlen sich manche von ihnen ebenso wenig als Bürger*innen wie manche Frauen als Bürger.“[83]
Quelle:
Wikipedia: Studien und Umfragen zu geschlechtergerechter Sprache#Einzelstudien zu sprachlichen Mitteln