PStanisLove schrieb:Musik kann durchaus einsam machen wenn man der einzige mit einem bestimmten Musikgeschmack ist und dieser in der Sozialen Bubble unbeliebt ist. Ich bin mittlerweile jemand der viel 70 bis 90 er Soul und Funk hört und das steht im Kontrast zum ansonsten doch sehr Lautstärkenbetonten Musik meiner Bubble. Deshalb höre ich Musik auch am liebsten eher alleine da ich keine Lust drauf habe mich für meinen Musikgeschmack rechtfertigen zu müssen, und so fühlt es sich doch zum Teil echt an.
Ich höre wenn meist auch nur alleine für mich. Dann bin ich auch am wenigsten abgelenkt. Aber wer es wirklich drauf anlegen will, müsste in der Regel mit so gut wie keinem Genre alleine hören, da so gut wie jedes Genre genügend Hörfreunde finden dürfte. Praktisch umsetzbar natürlich nicht immer so leicht. Du bspw. müsstest wohl erst dein soziales Umfeld verlassen, um noch mehr Anhänger deiner Musik zu finden und um dann gemeinsam zu lauschen.
PStanisLove schrieb:Das große Problem an meinem Musikgeschmack ist aber auch, das ich oft recht lange Stücke oder Extended Versionen bevorzuge, wer unter 40 hält das heute noch aus? Gefühlt keiner. Lieber 4 Lieder in 10 Minuten durchgeballert, vor dem besten Part noch abgebrochen und dann auch immer noch irgendwelche Remixe eingebaut. Noch absurder finde ich im Radio den Trend zu immer kürzeren und immer gleichklingenderen Liedern, so sind teilweise sogar Alben produziert.
Das ist auch eine weitere Kritik von mir. Musikkonsum ist irgendwie schnelllebig geworden und besonders wohl unter den Jüngeren stark vertreten, dass sich gar nicht mehr richtig Zeit für ein ganzes Album genommen wird - ja nicht mal dafür, um einen Song auch mal von Anfang bis Ende komplett durchzuhören und sich mal auf Musik und Künstler einzulassen. Viele hören Musik nur noch nebenbei und es wird durchgeskippt, was das Zeug hält.
Wer nimmt sich heute von den Jüngeren bitte schön noch die Zeit, also in der Freizeit, sich mal konzentriert vor eine Anlage im Stereodreieck zu setzen und ein ganzes Album durchzuhören? Die Wenigstens, würde ich vermuten wollen. Dafür braucht es ja streng genommen nicht mal eine richtige Stereo-Anlage. Ein Album in Ruhe durchzuhören und unabhängig der Klangqualität kann man auf so vielen Geräten tun.
Thema Radiosender teile ich deinen Eindruck auch und finde ich nicht schön. Nicht mal Antenne schafft es mehr den Titel
I don't want to miss a thing von Aerosmith bis zum Schluss abzuspielen, sondern sie kürzen selbst diesen Song, der auch ohne Kürzung überhaupt nicht lange ist. Ich kriege da echt die Krise. Und das ist nur ein Beispiel von vielen.
PStanisLove schrieb:Ist mir auch Aufgefallen. Oft kommen ja nicht mal echte Instrumente zum Einsatz, das erklärt auch das zum Teil extrem Sterile an so manchen langsamen Song.
Kommt natürlich aufs Genre an. Aber selbst bei Aufnahmen mit elektrischen Instrumenten wie die E-Gitarre bspw. muss man ja nicht auf Teufel komm raus im LoudnessWar so viele Aufnahmen mastern oder remastern, bei älteren Sachen.
Ein kurzes Beispiel von einen meiner Lieblingsbands aus der sogenannten Beat-Ära:
Herman’s Hermits. Vor paaren Jahren ein Best of Doppel Album gekauft, Neupressung aus 2008 glaube ich, weil ich mein Best of Album aus den 90ern verlegt habe. Dieselben Songs, aber in unterschiedlicher Klangqualität, weil unterschiedlich gemastert. Bestand das ältere Album noch aus natürlichen und warmen Klangfarben (Stimmen und Instrumente klangen einfach rund und natürlich) und besaß auch noch einen Hauch Dynamik - so war das neure Best of Album schon dem Loudness-War-Mastering zum Opfer gefallen. Viel zu laut und alles gleich laut abgemischt ohne den Hauch von Dynamik noch - und von den Klangfarben her auch unnatürlich hell und somit auch teilweise scharf klingend. Dazu wurde auch der Bass unnatürlich angehoben bzw. wurden die einzelnen Songs mit der Bass aufgepeppt.
PStanisLove schrieb:Ich bin absolut kein Stereoanlageenhorer was bei meinem Musikgeschmack jetzt auch nicht so Ausslaggebend ist.
Stimmen die Masterings, dann lohnt sich für jedes Genre eigentlich immer eine richtige Stereo-Anlage, legt man halbwegs wert auf eine ordentliche Klangqualität. Und diese Anlagen müssen nicht mal teuer sein und sind mit den Jahren dank vieler Hifi-Hersteller, die mehr Consumer-Produkte entwickelt haben, aber auch durch Fernost-Fertigung, immer billiger geworden. Und dank der Verbreitung von immer mehr günstigen aber guten Aktiv-Lautsprechern oder Studio-Monitoren, bräuchte man streng genommen nicht mal mehr einen separaten Verstärker und würde somit dem wachsenden Anspruch an Minimalismus in den Wohnungen zugute kommen - ohne dass die Klangqualität leiden würde.
Gut Musik hören zu können, also in entsprechender Klangqualität, und würden dann auch noch alle Masterings ohne LoudnessWar auskommen, dürfte nie leichter und günstiger als als heutzutage sein - wenn denn Konsumenten, Künstler und Produzenten denn wollen würden.
Ps.
Einige Künstler sollen leider auch sogenannte Knebelverträge haben und können ihre Masterings nicht selbst wählen, habe ich mal gelesen. Die Künstler selbst wollen ihre Aufnahmen also gar nicht im LoudnessWar gemastert haben, sondern so natürlich wie möglich belassen - müssen sich aber Tonstudios und Produzenten beugen, weil die den Markt kennen und wissen, worüber die breite Masse heutzutage nur noch Musik bevorzugt hören will und dafür eignen sich dann leider nur sogenannte LoudnessWar-Masterings für.