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Macht Musik einsam?

132 Beiträge ▪ Schlüsselwörter: Musik, Einsamkeit, Musikgeschmack ▪ Abonnieren: Feed E-Mail

Macht Musik einsam?

11.11.2022 um 03:52
Ich weiß, die Frage klingt seltsam, aber seit gestern abend grüble ich ständig darüber nach. Am besten ich komme gleich zur Sache, und schildere zunächst mal die Situation, die mir einfach nicht aus dem Kopf gehen will... :)

Also, gestern ist es auf Arbeit wieder mal etwas später geworden, also beschloss ich in der Firma zu übernachten. Allerdings war mein Kühlschrank so gut wie leer, also fuhr ich noch ins nahe gelegene Einkaufscenter. Um diese Zeit (nach 21 Uhr) war da nicht mehr viel los, der Parkplatz war so gut wie leer, nur ein paar Jugendliche standen bei ihrem Auto und hörten relativ laut Musik.

Direkt am Center saßen noch 3 Jugendliche an einem Tisch und hörten ebenfalls Musik, zu meinem Erstaunen war es ein Titel aus der Zeit der NDW (Ideal - Blaue Augen). Ich schenkte dem zunächst wenig Beachtung, und begab mich vom Hunger getrieben ins Center.

Als ich wenig später wieder raus kam, lief gerade Nenas "Haus der 3 Sonnen" und die 3 Typen lauschten ergriffen, während sie an ihrem Bier nippten. Als ich dann zum Auto weiter ging, wurde Nena nach und nach von irgendwelchen Gesängen eines Gangsta-Rappers übertönt, die aus dem Inneren eines tiefer gelegten Opels drangen, um den sich 4 Jugendliche versammelt hatten, und ebenfalls Bier tranken.

Beim Einsteigen ins Auto bemerkte ich am anderen Ende des Parkplatzes noch ein weiteres Auto, ebenfalls von biertrinkenden Jugendlichen umringt. Die bassbetonte Musikrichtung war mir aber gänzlich unbekannt.

Im Grunde war die Situation jetzt nicht wirklich ungewöhnlich, aber dennoch skuril genug, um mich an die eigene Jugendzeit zu erinnern, und welche Bedeutung die Musik damals für mich und andere hatte.

Meine Sozialisierung fand Ende der 70er, und Anfang der 80er statt, und zudem auch noch in der DDR. Nicht das die Geschmäcker sich wesentlich von denen im Westen unterschieden haben, ich glaube da lagen wir alle irgendwie auf einer Wellenlänge. Die Unterschiede waren eher technischer Natur, und die Möglichkeiten des Bezuges waren bei uns doch ... sehr übersichtlich. :D

Es gab zwar auch Plattenläden, aber was da offiziell angeboten wurde, wollte und konnte man sich nicht anhören. Ich hatte in mehrfacher Hinsicht Glück, ich wohnte damals in direkter Nähe zu Berlin, und ich war stolzer Besitzer eines Stern-Radiorekorders. Ich möchte heute gar nicht mehr drüber nachdenken, wie viele Nächte ich mit dem Mitschneiden von Musik verbracht habe, aber anders ging es damals nicht. Ich kannte alle Programmpläne vom RIAS, dem SFB, und allen anderen auch noch. Das war auch notwendig, denn die Titel wurden im normalen Betrieb selten ausgespielt, manchmal aber doch, und es war gut zu wissen wann und wo.

OMG, ich schweife schon wieder ganz schön ab, aber wenn man über die Bedeutung der Musik über lange Zeiträume nachdenkt, sollte man auch die Besonderheiten jener Zeit kennen. Und damals gab es eben kein Internet, keine Smartphones und auch keine mp3-Player.

Alles war analog! Musik wurde auf Magnetbändern gespeichert, und dementsprechend aufwändig war auch das Management. Heute erstellt man innerhalb von Minuten eine Playlist, früher habe ich Wochen der Vorbereitung benötigt, wenn ein Event anstand, welches musikalisch begleitet werden sollte.

Und nun komme ich endlich mal zum Thema. Wenn ich so an früher zurück denke, war es eigentlich immer so, dass die Leute mit denen man sich umgab, nahezu alles hörten, was einem selbst auch gefiel. Vielleicht lag es daran, dass die Vielfalt auch noch nicht so üppig ausfiel wie heute, und Musik wegen der technischen Möglichkeiten nicht so häufig konsumiert wurde wie heute, aber wenn damals irgendwo Musik lief, fanden sich sehr schnell sehr viele Personen ein, denen das auch immer gefiel, was da gespielt wurde.

Heute beobachte ich bei mir das genaue Gegenteil. Vieles was an Musik in der Öffentlichkeit zu hören ist, empfinde ich als unerträglich. Es geht sogar soweit, dass ich in extremen Fällen körperliche Beschwerden wahrnehme, obwohl ich im Grunde immer sehr offen war/bin, was die verschiedenen Musikrichtungen angeht.

Ich höre sehr gerne Klassik, Rock, Pop, Schlager, Techno, ... bis hin zu alten schönen Volksliedern. Es sind natürlich immer nur ausgewählte Stücke, niemals alles aus einer Richtung oder eines Interpreten. Im Laufe der Jahre habe ich mir eine stattliche Sammlung meiner Lieblingstitel zusammengestellt ... und jetzt kommts! ... die ich jedoch immer nur allein hören kann. Wenn andere "meine" Musik hören, ernte ich meist nur ungläubiges Kopfschütteln.

Und umgekehrt ergeht es mir auch, wenn ich mitbekomme, was andere so hören. Bestes Beispiel die Rubrik Musik hier auf Allmy. Als @FlamingO hier ihren Ohrwurm-Thread eröffnet hat, war ich noch voller Hoffnung, mal was neues zu finden, was ich noch nicht kannte, und was mir gefallen könnte. Fehlanzeige! Wann immer ich da auch reinschaue, finde ich niemals etwas, von dem ich auch nur in Erwägung ziehe es noch einmal anzuhören.

Musik scheint heute etwas zu sein, was ich nur allein konsumieren kann, am besten geht das im Auto, jeden Tag auf der Fahrt zur Arbeit. Nur dort kann ich Musik wirklich genießen, ohne anderen auf die Nerven zu gehen. Früher war das komplett anders, da hat Musik die Menschen zusammengebracht. Wenn irgendwo Musik lief, hat man sich dazu gesellt und wohl gefühlt. Heute braucht es einen riesigen Parkplatz, um sich zum Musikhören aus dem Weg gehen zu können.

Unser damaliger Klassenlehrer war Sportler durch und durch. Bei jeder Klassenfahrt waren ausgedehnte Wanderungen Pflichtaufgabe. Er immer voran mit Stock und Hut im Turbo-Modus, und wir alle gelangweilt hinterher. Und ich hatte damals dank Westverwandschaft so einen kleinen tragbaren Kassettenrekorder, der bei keiner Wanderung fehlen durfte. Kaum lief die Kiste, hatte ich an jedem Arm 2 Mädels hängen, die mehr oder weniger textsicher mitsangen.

Und abends in der Jugendherberge drehte sich alles nur um die Musik. Wer Musik dabei hatte, war nie allein, und es spielte auch kaum eine Rolle, was da gespielt wurde, die Stimmung war immer gut.

Also was hat sich geändert? Liegt es nur an mir? Liegt es an der Musik selbst?

Gestern auf dem Parkplatz verspürte ich fast den Drang, noch eine Weile bei den NDW-Jungs stehen zu bleiben und zuzuhören. Das Grundbedürfnis ist also noch vorhanden, und Musik scheint immer noch Leute zusammen bringen zu können. Also wann ist aus der Regel die Ausnahme geworden? Hat da von euch auch schon mal jemand drüber nachgedacht, oder liegt es nur am Alter, dass man sich über sowas den Kopf zerbricht? :D


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Macht Musik einsam?

11.11.2022 um 06:38
Zitat von Peter0167Peter0167 schrieb:Liegt es nur an mir?
Zitat von Peter0167Peter0167 schrieb:oder liegt es nur am Alter, dass man sich über sowas den Kopf zerbricht?
Dies

Wenn du momentan niemanden hast, der deinen Musikgeschmack teilt halte Ausschau nach neuen Leuten, Musik macht nicht einsam - nach wie vor verbindet sie

Allerdings werden ein Grindcore Liebhaber und ein Helene Fischer Hardcore Fan wohl kaum gemeinsam auf ein Konzert gehen, vielleicht geht Kino 🤷‍♂️


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Macht Musik einsam?

11.11.2022 um 07:07
Zitat von Peter0167Peter0167 schrieb:Und abends in der Jugendherberge drehte sich alles nur um die Musik. Wer Musik dabei hatte, war nie allein, und es spielte auch kaum eine Rolle, was da gespielt wurde, die Stimmung war immer gut.

Also was hat sich geändert? Liegt es nur an mir? Liegt es an der Musik selbst?
Ich glaube zwar nicht das es je egal war, was gespielt wurde aber aus meiner Sicht hat sich dazu Garnichts geändert.
Das Prinzip Musik<>Wohlfühlen gibt es immer noch und ich experimentiere damit quasi auf jeder privaten Feier... am Ende bleiben alle 2h länger weil man im Kreis sitzt und alle der Reihe nach sich Titel wünschen können - unglaublich was das mit Menschen macht.

Es gibt auch immernoch eine sehr gesunde Nachtkulturszene in der sich Jugendlich auf der Tanzfläche von Clubs treffen. Da hat sich quasi nix geändert.

Das Parkplatzphänomen ist ja nun auch nicht neu.

Deine Erfahrungen hier im Musik-Unterforum teile ich nicht ganz und denke du brauchst mehr Geduld.
Beuspiel: Ich suche sehr viel Mukke, pro Tag ist da ne Stunde drin, am Wochenende schonmal 4h am Stück nur Recherche..... oftmals kann es sein, daß ich mir bis zu 300-400 Tracks anteasere und da ist nix dabei und dann kommt wieder dieser eine Track... Also nur mal kurz irgendwo reinhoren und hoffen da muss doch was dabei sein für mich, glaub die Musikvielfalt ist in solchen Threads deutlich breiter vertreten als es dein doch eher monothematischer Musikgeist erfordert, auch wenn du selber denkst du hörst breitbandig ist dein Fokus altersbedingt doch eingeengt, finde ich aber normal bei Leute die sehr viel ihre(!) Musik hören.
Deswegen erwarte ich da nich nichtmal Feedback wenn ich einen Track da reinstelle, ich vermute für die meisten Leser ist es eh uninteressant weil siehe oben.

mMn macht Musik nicht einsam, aber Musikstile sind Bubbles und die haben sich gegenseitig auch in deiner Jugend nicht gemocht. Stichwort Popper vs Punks.


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Macht Musik einsam?

11.11.2022 um 09:26
Zitat von Peter0167Peter0167 schrieb:Also was hat sich geändert?
Die Zeit ist vergangen ;) Musik bringt immer noch genauso Leute zusammen. Nur magst du andere Musik als andere. Das ist völlig okay.

Vergleichbar mit Essen. Gemeinsam Essen ist ja für viele Leute auch eine verbindende Aktivität. Ich persönlich finds ungemütlich. Heißt nicht, dass Essen niemanden mehr zusammenbringt, sondern nur dass ich es nicht mag.

Also, Ja, es liegt an der individuellen Person. An dir, in diesem Fall.


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Macht Musik einsam?

11.11.2022 um 09:26
Ich würde jetzt nicht sagen, dass Musik einsam macht, aber es müssen eben die richtigen Leute bei einer passenden Gelegenheit zusammenkommen. Siehe das Beispiel von @behind_eyes
Zitat von behind_eyesbehind_eyes schrieb:Das Prinzip Musik<>Wohlfühlen gibt es immer noch und ich experimentiere damit quasi auf jeder privaten Feier... am Ende bleiben alle 2h länger weil man im Kreis sitzt und alle der Reihe nach sich Titel wünschen können - unglaublich was das mit Menschen macht.
Mit dem Ende der Jugend hat man irgendwann weniger Zeit, den möglichen Mithörern geht es genauso, und die Freunde zerstreuen sich in alle Winde. Da bleibt die spontane Feierstimmung leider etwas auf der Strecke. Gute Feiern Ü25 brauchen etwas Planung.

BTW: Bei uns lief Anfang der 90er im Schullandheim das hier 24/7 : :D

Youtube: Diether Krebs - Ich bin der Martin, ne...
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Macht Musik einsam?

11.11.2022 um 10:17
Moins Leute,

das war vielleicht ne Nacht :D ... völlig unverhofft schlittert man da in diese Parkplatz-Scene, und für meine Verhältnisse war das schon sehr skuril.

Normalerweise gehe ich ja nach 19 Uhr ja nicht mehr aus dem Haus, daher kannte ich diesen Parkplatz bisher nur bei Tageslicht und mit sehr viel Betriebsamkeit. Gestern war das jedoch anders, es war fast nix los, das schummrige Licht der Reklameschilder spiegelte sich auf dem nassen Asphalt, es war mild und absolut windstill.

Im Hintergrund hämmerten die dumpfen Bässe, aber nicht so laut wie ich es von manch anderen Tagen her kenne. Und dann, mittendrinn plötzlich die vertrauten alten Klänge aus meiner Jugendzeit, die in mir viele schöne Erinnerungen getriggert haben, die es nun zu verarbeiten galt.

Den ganzen Abend, und letztlich sogar die halbe Nacht, musste ich an diese jungen Leute denken, die da in Grüppchen möglichst weit über den Parkplatz verteilt abhingen, ihre jeweilige Musik hörten und dabei Bier tranken, quasi allein in ihrer "Blase" gefangen.

Und als ich dann nachts um 3 Uhr wegen eines Druckgefühls aufwachte, hatte ich sofort wieder dieses Bild im Kopf. Und noch während sich das Nachmittags-Käffchen den Weg in die Kanalisation bahnte, überkam mich eine gewisse Traurigkeit bei dem Gedanken daran, was diesen jungen Menschen vermeintlich alles entgeht.

Und sofort hatte ich wieder die meist schönen Bilder aus der eigenen Jugendzeit im Kopf, die ich immer im Kopf habe wenn ich Musik aus dieser Zeit höre. Dabei sind viele Titel auch mit ganz konkreten Erinnerungen verknüpft, die einen nachts schon mal wach halten können. Und so ist letztlich dieser Thread entstanden, denn darüber zu schreiben, ist auch eine Form damit umzugehen.

Letztlich sind meine "Sorgen" wohl komplett unbegründet, und nur diesen speziellen Eindrücken geschuldet. Junge Leute leiden womöglich an vielem, aber nicht an Vereinsamung, selbst in Zeiten von Corona.


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Macht Musik einsam?

11.11.2022 um 10:39
Zitat von Peter0167Peter0167 schrieb:Und sofort hatte ich wieder die meist schönen Bilder aus der eigenen Jugendzeit im Kopf, die ich immer im Kopf habe wenn ich Musik aus dieser Zeit höre. Dabei sind viele Titel auch mit ganz konkreten Erinnerungen verknüpft, die einen nachts schon mal wach halten können.
Und so wird es wahrscheinlich auch diesen jungen Leuten in 20 bis 30 Jahren gehen, nur eben mit der Musik, die heute aktuell ist. Und mit der Leute wie du und ich nicht allzu viel anfangen können, weil wir aus einer anderen Generation kommen, wo eben andere Musik in war.


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Macht Musik einsam?

11.11.2022 um 10:40
Zitat von Mr.StielzMr.Stielz schrieb:BTW: Bei uns lief Anfang der 90er im Schullandheim das hier 24/7
Eins meiner Highlights ist dieses Lied hier:

Youtube: Alice - Una Notte Speciale (1982) HD 0815007
Alice - Una Notte Speciale (1982) HD 0815007
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Ich war damals bis über beide Vulkanier-Ohren in eine Mitschülerin verknallt, und an einem der besagten Wandertage lief dieses Lied auf meinem Kassettenrekorder. Und wie aus dem Nichts hing das Mädel plötzlich an meinem Arm und ich musste immer und immer wieder zurückspulen (Erklärung für die jüngeren Mitleser: es gab damals noch keine "Skip"-Taste, die Magnetbänder mussten aufwändig mittels "schneller" Rücklauftaste auf Anfang gespult werden :().

Na jedenfalls wich sie mir an jenem Tag nicht mehr von der Seite. Auch wenn sich diesbezüglich nicht mehr ergeben hat, denke ich doch immer wieder gern an diesen Tag zurück. Und da "meine" Musik heute nur noch selten gespielt wird, muss ich halt selbst dafür sorgen.

Merkwürdigerweise konnte ich mich damals nicht sofort mit der NDW anfreunden, es hat fast ein Jahr gedauert bis ich auf den Geschmack kam, und da war auch fast alles schon wieder vorbei. Und so ging es mir mit vielen Musikrichtungen, am DDR-Rock habe ich z.B. erst lange nach der Wendezeit Gefallen gefunden. Nicht alles, aber doch vieles.


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Macht Musik einsam?

11.11.2022 um 11:17
Es kommt auf die Musik und die Umstände an. Den Song "The final countdown" verbinde ich mit Silvester - ein Ereignis, das ich nicht alleine erleben möchte, und dazu gehört auch der entsprechende Partysound (inkl. Schlager).
Ohne einen anderen Menschen im Raum hingegen höre ich Leonard Cohen, vieles von Johnny Cash und Bach. Das ist etwas eigenes, intimes.

Geselligkeit hat auch immer was mit Leichtigkeit zu tun, wohingegen die temporäre und bewusst gewollte Einsiedlerei mit einer bestimmten Schwere einhergeht, die aber auf ihre Art guttut und in die man sich fallen lassen kann und angenehm betäubt wird. Apropos Pink Floyd ist auch so eine Musik, die ich nur für mich höre, das ist "meins", würde ich nicht zusammen mit anderen hören wollen.
Im Ohrwurm-Thread habe ich diese Musik freilich schon gepostet; ein Thread ist ja so etwas wie eine Zwischenwelt: Menschen kommen zusammen und teilen ihre Musik, dennoch ist man nicht in einem Raum, sondern immer noch für sich.

Der OW-Thread hat sich nicht so entwickelt, wie du es dir erwünscht hattest, @Peter0167 ...
Er hat auch für mich unvorhersehbare Formen angenommen, die ich im EP nicht habe bedenken können.
Allerdings mag ich diese Ausuferungen Abzweigungen und OTs (, Motto-Tage zu Ostern, Halloween, Weihnachten,
TV-Tipps, OW-Liste, Allmy-Birthday-Grüße, Anekdoten, Zoten, Plaudereien etc. Die Musik umarmt das alles. Da ist von jedem Genre was dabei, was man nicht mag, braucht man nicht anklicken.

Um meinen Anfangssatz aufzugreifen: Es kommt auf die Musik und die Umstände an. Vor vielen Monden waren wir mal zu viert bei den Kölner Lichtern. Spät am Abend, als es schon schummerig war und das Kölsch durch die Blutbahn rann, begann aus den Riesenboxen "Simply the best" zu knallen. Und alles Zusammen knallte enorm: Was haben wir getanzt und mitgesungen zu diesem Song! Das war knallerig! Dieses Lied mag ich bis heute am liebsten in Gesellschaft hören - und laut. :D
Zitat von Peter0167Peter0167 schrieb:OMG, ich schweife schon wieder ganz schön ab
Das kenne ich. ;) Und es ist auch gut so, da interessant.
Zitat von behind_eyesbehind_eyes schrieb:Ich suche sehr viel Mukke, pro Tag ist da ne Stunde drin, am Wochenende schonmal 4h am Stück nur Recherche..... oftmals kann es sein, daß ich mir bis zu 300-400 Tracks anteasere und da ist nix dabei und dann kommt wieder dieser eine Track...
Und auch das kenne ich sehr gut. Genau diese Erfahrung habe ich beim Stöbern nach mMn guten Tracks für den Techno-Thread hier auf Allmy auch gemacht. Nett zu wissen, dass andere das auch tun. :)
Zitat von Peter0167Peter0167 schrieb:Und umgekehrt ergeht es mir auch, wenn ich mitbekomme, was andere so hören. Bestes Beispiel die Rubrik Musik hier auf Allmy. Als @FlamingO hier ihren Ohrwurm-Thread eröffnet hat, war ich noch voller Hoffnung, mal was neues zu finden, was ich noch nicht kannte, und was mir gefallen könnte. Fehlanzeige!
@Peter0167 das stimmt nicht ganz. Ich habe es nicht vergessen, dass du es durch mich kennen- und liebengelernt hast.
Youtube: Manchester Orchestra - The Silence (Official Music Video)
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Macht Musik einsam? Ich denke nicht.


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Macht Musik einsam?

11.11.2022 um 11:25
Musik macht einsam? eher trennt sie weil die Geschmäcker nun mal verschieden sind.

NDW, das ist 40 J. her, hat mir gut gefallen und z.b. Markus, der den Spritpreis damals schon sehr richtig gesehen und kommentiert hat, den hör ich heute noch gern.

Aber sonst mag ich den ganzen alten Kram nicht mehr , ich hätte gern mal was ganz Neues, etwas was noch keiner gemacht hat. Das neue "Gesäusel" und Frustkram das nervt einfach.

Traurig finde ich,dass die jungen Leute nichts mehr haben wo sie hin können für IHRE von mir aus auch laute Musik. Es gibt wohl keine Discos mehr? und das ist insgesamt,nicht nur wegen der Musik, sehr schade.


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Macht Musik einsam?

11.11.2022 um 11:30
Zitat von Nemesis59Nemesis59 schrieb:Traurig finde ich,dass die jungen Leute nichts mehr haben wo sie hin können für IHRE von mir aus auch laute Musik. Es gibt wohl keine Discos mehr? und das ist insgesamt,nicht nur wegen der Musik, sehr schade.
Kleiner Einwand:
I'm ländlichen Gebiet haben die damaligen Discos heute meistens nicht mehr auf, Jugendclubs gibt es noch, aber auch nicht mehr so vielfältig.
Ganz anders in der Stadt, es gibt massig Clubs und da ist für jeden was dabei, immernoch ABER es gibt auch einen Teil der Jugendkultur der damit nichts mehr anfangen kann und will - zum Beispiel hängen viele Jugendliche zuhause ab, gemeinsam in chats/videochats oder discord usw und das nicht aus Mangel an Angeboten sondern das IST Ihr Angebot.

Früher hat man doch freiwillig das Haus verlassen weil man zuhause einfach alleine war, es gab zwar Telefon und stundenlange Telefonate ließen damals schon erahnen das später mal eine Welt geben könnte in der diese "Tele-Kommunikation" mal ne große Rolle spielt.


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Macht Musik einsam?

11.11.2022 um 11:36
Musik macht nicht einsam. Musik hat schon immer verbunden.
Aber:
Musik kann dich in einer Zeit gefangen halten. Aber das ist ein gefangen sein das ich ganz persönlich auch liebe, weil es eben auch Erinnerungsträger ist und bleibt. Und das genießt man mitunter auch manchmal gern in Einsamkeit, oder besser gesagt allein.
Und das alles ist auch Generationenabhängig.

Im übrigen ist Musik hören ein Ritual, wenn man denn weiß wie man das macht. Der Ohrstöpsel mit den mp3 Dateien gehört da definitiv nicht dazu.


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Macht Musik einsam?

11.11.2022 um 11:45
Zitat von SpiderWebSpiderWeb schrieb:Im übrigen ist Musik hören ein Ritual, wenn man denn weiß wie man das macht. Der Ohrstöpsel mit den mp3 Dateien gehört da definitiv nicht dazu
Für mich schon, ich habe einige tracks die nur als mp3 verfügbar sind und ich habe lieber diese als keine.
Auch habe mich meine komplette Sammlung digitalisiert um sie unterwegs auch nutzen zu können usw.. mp3 gehört für mich in meine Musikwelt dazu mittlerweile, untrennbar. Ich weiß aber den Charakter einer Vinyl zu schätzen, lächle aber manchmal in solchen Diskussionen weil er oft überschätzt wird. Ich sehe aber deinen Punkt.


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Macht Musik einsam?

11.11.2022 um 12:04
Hi Peter.

Ich denke oder gehe davon aus, dass es neben einer persönlichen Disposition für bestimmte Verhaltensweisen mit einer allgemeinen Diversifizierung und soziokulturellen Segregation zusammenhängt, die nicht nur die...diversen Musikgenres umfasst, die durch die globale Vernetzung permanent neu arrangiert und Subgenres aus dem Boden schießen, sondern auch, sich damit deckend, das Individual- und Gruppenverhalten.

Dieses kollektive Teilen von gemeinsamen Inhalten - also die soziologischen Konnektoren daran - konkurrieren nicht erst seit Corona & der Abstandsregelung mit einem Gesellschaftsbild der individuellen Absonderung oder frei gewählten Isolationsmöglichkeit, die auch den Musikkonsum inkludiert, indem jeder - theoretisch - dazu in der Lage ist, seine Musikbubble rund um die Uhr mit sich zu führen, ohne dabei den musikalischen oder eben persönlichen Geschmack des Nachbarn bzw. Nächsten teilen zu müssen.

Ich muss - subjektiviert formuliert - nicht hören was andere hören wollen, sondern kann - theoretisch - autonom, individualistisch und jederzeit selektiv handeln, indem ich ausschließlich das vernehmen möchte, was mir beliebt. Jederzeit. Ohne Widerspruch oder Fragen. Dafür allerdings auch ohne den Konnektor daran, Glück zu teilen. Das beschreibst zB du auch, indem du feststellst, dass es sich besser anfühlt, deine Lieblingsmusik alleine zu hören. Das stellt eine privatisierte Zone dar. Oder eben eine, deine Bubble von Musik.

Grundsätzlich stellt diese hohe Individualisierung und Unabhängigkeit vom Gefallen im Anderen finden wollen einen normalen Prozess der Verhaltensentwicklung dar, der sich mit zunehmenden Alter immerweiter spezialisiert, wiegesagt unabhängig macht (adoleszent/adult) aber damit auch gewissermaßen mental und sozial einengt und andererseits halte ich es für ein gesellschaftliches Phänomen der Dekollektivierung des Individuums, indem die Saturierung über den Individualansatz selbstregulativ fungiert.

Die Stammes- oder Familienkultur ist mMn jedenfalls nicht zufällig kein Importschlager in hoch- oder postindustrialisierten, technologischen Dienstleistungsgesellschaften aber über die Gründe - warum deine geschilderte Wahrnehmung meiner Einschätzung nach einem Trend entspricht, der schon lange anhält - müsste ich jetzt weiter ausholen und den ein oder anderen Artikell zitieren, in welchen diese Problematik besser und genauer beschrieben wird als ich es darlegen könnte aber ich denke oder meine, was du an dir selbst und deiner Umwelt wahrnimmst, ist nicht ungewöhnlich, sondern eine Beobachtung der Welt, die ich auch so konstatieren würde.


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Macht Musik einsam?

11.11.2022 um 12:25
Zitat von Peter0167Peter0167 schrieb:Macht Musik einsam?
@Peter0167
Musik an sich macht nicht einsam, aber Musik machen macht einsam. Oder zumindest in den meisten Fällen.


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Macht Musik einsam?

11.11.2022 um 12:29
Zitat von FlamingOFlamingO schrieb:das stimmt nicht ganz.
Da hast du natürlich recht, unter fast 30.000 Titeln muss zwangsläufig auch mal was dabei sein, was selbst mir gefällt. :D

Ich hatte bei dem Threadtitel jedoch höhere Erwartungen, und mal ganz ehrlich (wir sind ja hier unter uns), was einige sich da anhören und als "Ohrwurm" bezeichnen ... ich sag es besser nicht.
Zitat von Nemesis59Nemesis59 schrieb:Musik macht einsam? eher trennt sie weil die Geschmäcker nun mal verschieden sind.
Das wollte ich damit sagen. Einer der vielen Gründe, warum ich Feiern meide wie der Teufel das Weihwasser, ist die Musik, gleich nach dem Alkohol. Musik kann Menschen verbinden, sie kann aber auch spalten, und das ist schade.

Natürlich sieht man rückblickend vieles durch die rosarote Brille, dennoch bleibe ich dabei, dass Musik früher mehr verband als trennte. Entgegen einiger Andeutunge zu Beginn des Threads, kann ich durchaus Helene Fischer, Punk-Musik, Hard-Rock, Techno, Klassik und Heino hören, sogar direkt nacheinander. Was ich überhaupt nicht vertrage ist das, was als Hipp-Hop bezeichnet wird, und die Liedtexte spielen da noch nicht mal eine Rolle.

Damit bin ich schon mal überall raus, wo derartige Musik gespielt wird, auch wenn ich ansonsten mit den Menschen da gut auskommen würde. Und das gab es bei mir früher nicht, ich konnte überall hingehen, war ne Zeitlang sogar selbst der DJ.

Vermutlich verhält es sich mit der Musik wie mit alle anderen auch, egal ob nun die Politik, das Rauchen, oder der Alkohol. Man gestaltet sich sein Lebensumfeld so, dass man mit unangenehmen Dingen nicht mehr in Berührung kommt, steht aber am Ende weitgehend isoliert da, oder hat das Glück Gleichgesinnte um sich zu haben.

@Inv3rt
Zitat von Inv3rtInv3rt schrieb:ein gesellschaftliches Phänomen der Dekollektivierung des Individuums, indem die Saturierung über den Individualansatz selbstregulativ fungiert.
Hört sich erst mal alles gut an, ich muss nur noch schnell 2 Semester Soziologie nachholen, um es auch verstehen zu können :)


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Macht Musik einsam?

11.11.2022 um 12:40
Zitat von Peter0167Peter0167 schrieb:Ich hatte bei dem Threadtitel jedoch höhere Erwartungen, und mal ganz ehrlich (wir sind ja hier unter uns), was einige sich da anhören und als "Ohrwurm" bezeichnen ... i
Dem habe ich nichts entgegenzusetzen.
Zitat von Peter0167Peter0167 schrieb:Was ich überhaupt nicht vertrage ist das, was als Hipp-Hop bezeichnet wird
Nun, die Hipp-Hopper fühlen sich in ihrer Szene aber überhaupt nicht einsam.
Zitat von Peter0167Peter0167 schrieb:Inv3rt schrieb:
ein gesellschaftliches Phänomen der Dekollektivierung des Individuums, indem die Saturierung über den Individualansatz selbstregulativ fungiert.

Hört sich erst mal alles gut an, ich muss nur noch schnell 2 Semester Soziologie nachholen, um es auch verstehen zu können :)
Individualisierung, weil man vom Kollektiv die Schnauze voll hat.


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Macht Musik einsam?

11.11.2022 um 12:52
Zitat von Peter0167Peter0167 schrieb:Da hast du natürlich recht, unter fast 30.000 Titeln muss zwangsläufig auch mal was dabei sein, was selbst mir gefällt. :D

Ich hatte bei dem Threadtitel jedoch höhere Erwartungen, und mal ganz ehrlich (wir sind ja hier unter uns), was einige sich da anhören und als "Ohrwurm" bezeichnen ... ich sag es besser nicht.
Das mit den Ohrwürmern ist halt auch so seine Sache. Für den einen ist das der Techno Track, für den anderen ABBA.
Man darf den Ohrwurm Thread nicht als das kommerzielle Radio sehen.
Der Ohrwurm Thread ist mit der beste Musithread hier. Und das hat Gründe:

Die Facetten die gerade und speziell der Ohrwurm Thread von @FlamingO
hat, ist die Möglkichkeit sich mit und miteinader mit Musik ausdrücken zu können.
Es ist zugleich ein Spaßfaktor. Ich poste da manchmal Titel die mir persönlich gar nicht gefallen, aber bezugnehmend auf ein Vor-Posting ist.
Und ich weiß gleichzeitig, dass es auf der anderen Seite der Leitung einen ebnsolchen Lacher erzeugt wie bei mir selbst. Und das ist das schöne daran.
Musik verbindet, und vor allen Dingen mit User die ich echt lieb gewonnen habe und nicht mehr missen möchte.
Andererseits hat mich der Thread auch schon sehr inspiriert, und ich habe viel Sachen entdeckt die ich nicht kannte.

Dein Thema ist schon sehr Interessant @Peter0167

Hier aber auch mal ein spezielles Danke an @FlamingO die den Thread 'Ohrwürmer' ins Leben gerufen hat.


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Macht Musik einsam?

11.11.2022 um 12:53
Zitat von Nemesis59Nemesis59 schrieb:Traurig finde ich,dass die jungen Leute nichts mehr haben wo sie hin können für IHRE von mir aus auch laute Musik.
Ich finde es traurig, dass viele angeblich neue Stücke immer und immer wieder neu "gecovert" werden, es aber letztlich aber doch immer der gleiche Brei ist.

Vor einer Zeit steige ich ins Auto und höre, ach jaaaa, bekannt., den Titel "I´m Blue" (wer den auch immer sang). Jetzt höre ich eine mit Autotune noch überzogenere "Göre" das selbe Lied singen? Hä? What? Fällt der Tante selber nix ein? Ich habe abgedraht, bzw. meine SD Karte geöffnet...

Das gleiche war es damals mit "The Silence" von Simon und Garfunkel. Wie oft wurde mit dem Song jetzt Geld verdient, ohne wirklich was dafür zu stun, als den PC anzuwerfen und den Text von "all_lyrics.com" downzuloaden?

Und die jungen Leute laufen dieser halbherzigen "Fakemusik" nach, wie Lemminge. Wo sind die heutigen "Queens", die "Pink Floyds", die "BAPS" und so weiter? Wer MACHT denn heute überhaupt noch selber Musik, seit man ach so tolle Plugins hat?
Ich mache selber lange genug Musik und, jaaa, ich habe auch Tools wie Autotune, aber ich nutze sie sehr selten.

Ich zeigte vor einiger Zeit jemandem (ca. 24) "The Silence" heute und danach das Original, das er bis dato nicht kannte, es aber deutlich besser fand, als dieses PC Gejammer.

Gucky.


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Macht Musik einsam?

11.11.2022 um 12:56
Zitat von Gucky87Gucky87 schrieb:Und die jungen Leute laufen dieser halbherzigen "Fakemusik" nach, wie Lemminge. Wo sind die heutigen "Queens", die "Pink Floyds", die "BAPS" und so weiter? Wer MACHT denn heute überhaupt noch selber Musik, seit man ach so tolle Plugins hat?
Ich mache selber lange genug Musik und, jaaa, ich habe auch Tools wie Autotune, aber ich nutze sie sehr selten.

Ich zeigte vor einiger Zeit jemandem (ca. 24) "The Silence" heute und danach das Original, das er bis dato nicht kannte, es aber deutlich besser fand, als dieses PC Gejammer.
Dem gibt es nichts zu ergänzen. Genau ins schwarze getroffen ...


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