Peter0167
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Macht Musik einsam?
11.11.2022 um 03:52Ich weiß, die Frage klingt seltsam, aber seit gestern abend grüble ich ständig darüber nach. Am besten ich komme gleich zur Sache, und schildere zunächst mal die Situation, die mir einfach nicht aus dem Kopf gehen will... :)
Also, gestern ist es auf Arbeit wieder mal etwas später geworden, also beschloss ich in der Firma zu übernachten. Allerdings war mein Kühlschrank so gut wie leer, also fuhr ich noch ins nahe gelegene Einkaufscenter. Um diese Zeit (nach 21 Uhr) war da nicht mehr viel los, der Parkplatz war so gut wie leer, nur ein paar Jugendliche standen bei ihrem Auto und hörten relativ laut Musik.
Direkt am Center saßen noch 3 Jugendliche an einem Tisch und hörten ebenfalls Musik, zu meinem Erstaunen war es ein Titel aus der Zeit der NDW (Ideal - Blaue Augen). Ich schenkte dem zunächst wenig Beachtung, und begab mich vom Hunger getrieben ins Center.
Als ich wenig später wieder raus kam, lief gerade Nenas "Haus der 3 Sonnen" und die 3 Typen lauschten ergriffen, während sie an ihrem Bier nippten. Als ich dann zum Auto weiter ging, wurde Nena nach und nach von irgendwelchen Gesängen eines Gangsta-Rappers übertönt, die aus dem Inneren eines tiefer gelegten Opels drangen, um den sich 4 Jugendliche versammelt hatten, und ebenfalls Bier tranken.
Beim Einsteigen ins Auto bemerkte ich am anderen Ende des Parkplatzes noch ein weiteres Auto, ebenfalls von biertrinkenden Jugendlichen umringt. Die bassbetonte Musikrichtung war mir aber gänzlich unbekannt.
Im Grunde war die Situation jetzt nicht wirklich ungewöhnlich, aber dennoch skuril genug, um mich an die eigene Jugendzeit zu erinnern, und welche Bedeutung die Musik damals für mich und andere hatte.
Meine Sozialisierung fand Ende der 70er, und Anfang der 80er statt, und zudem auch noch in der DDR. Nicht das die Geschmäcker sich wesentlich von denen im Westen unterschieden haben, ich glaube da lagen wir alle irgendwie auf einer Wellenlänge. Die Unterschiede waren eher technischer Natur, und die Möglichkeiten des Bezuges waren bei uns doch ... sehr übersichtlich. :D
Es gab zwar auch Plattenläden, aber was da offiziell angeboten wurde, wollte und konnte man sich nicht anhören. Ich hatte in mehrfacher Hinsicht Glück, ich wohnte damals in direkter Nähe zu Berlin, und ich war stolzer Besitzer eines Stern-Radiorekorders. Ich möchte heute gar nicht mehr drüber nachdenken, wie viele Nächte ich mit dem Mitschneiden von Musik verbracht habe, aber anders ging es damals nicht. Ich kannte alle Programmpläne vom RIAS, dem SFB, und allen anderen auch noch. Das war auch notwendig, denn die Titel wurden im normalen Betrieb selten ausgespielt, manchmal aber doch, und es war gut zu wissen wann und wo.
OMG, ich schweife schon wieder ganz schön ab, aber wenn man über die Bedeutung der Musik über lange Zeiträume nachdenkt, sollte man auch die Besonderheiten jener Zeit kennen. Und damals gab es eben kein Internet, keine Smartphones und auch keine mp3-Player.
Alles war analog! Musik wurde auf Magnetbändern gespeichert, und dementsprechend aufwändig war auch das Management. Heute erstellt man innerhalb von Minuten eine Playlist, früher habe ich Wochen der Vorbereitung benötigt, wenn ein Event anstand, welches musikalisch begleitet werden sollte.
Und nun komme ich endlich mal zum Thema. Wenn ich so an früher zurück denke, war es eigentlich immer so, dass die Leute mit denen man sich umgab, nahezu alles hörten, was einem selbst auch gefiel. Vielleicht lag es daran, dass die Vielfalt auch noch nicht so üppig ausfiel wie heute, und Musik wegen der technischen Möglichkeiten nicht so häufig konsumiert wurde wie heute, aber wenn damals irgendwo Musik lief, fanden sich sehr schnell sehr viele Personen ein, denen das auch immer gefiel, was da gespielt wurde.
Heute beobachte ich bei mir das genaue Gegenteil. Vieles was an Musik in der Öffentlichkeit zu hören ist, empfinde ich als unerträglich. Es geht sogar soweit, dass ich in extremen Fällen körperliche Beschwerden wahrnehme, obwohl ich im Grunde immer sehr offen war/bin, was die verschiedenen Musikrichtungen angeht.
Ich höre sehr gerne Klassik, Rock, Pop, Schlager, Techno, ... bis hin zu alten schönen Volksliedern. Es sind natürlich immer nur ausgewählte Stücke, niemals alles aus einer Richtung oder eines Interpreten. Im Laufe der Jahre habe ich mir eine stattliche Sammlung meiner Lieblingstitel zusammengestellt ... und jetzt kommts! ... die ich jedoch immer nur allein hören kann. Wenn andere "meine" Musik hören, ernte ich meist nur ungläubiges Kopfschütteln.
Und umgekehrt ergeht es mir auch, wenn ich mitbekomme, was andere so hören. Bestes Beispiel die Rubrik Musik hier auf Allmy. Als @FlamingO hier ihren Ohrwurm-Thread eröffnet hat, war ich noch voller Hoffnung, mal was neues zu finden, was ich noch nicht kannte, und was mir gefallen könnte. Fehlanzeige! Wann immer ich da auch reinschaue, finde ich niemals etwas, von dem ich auch nur in Erwägung ziehe es noch einmal anzuhören.
Musik scheint heute etwas zu sein, was ich nur allein konsumieren kann, am besten geht das im Auto, jeden Tag auf der Fahrt zur Arbeit. Nur dort kann ich Musik wirklich genießen, ohne anderen auf die Nerven zu gehen. Früher war das komplett anders, da hat Musik die Menschen zusammengebracht. Wenn irgendwo Musik lief, hat man sich dazu gesellt und wohl gefühlt. Heute braucht es einen riesigen Parkplatz, um sich zum Musikhören aus dem Weg gehen zu können.
Unser damaliger Klassenlehrer war Sportler durch und durch. Bei jeder Klassenfahrt waren ausgedehnte Wanderungen Pflichtaufgabe. Er immer voran mit Stock und Hut im Turbo-Modus, und wir alle gelangweilt hinterher. Und ich hatte damals dank Westverwandschaft so einen kleinen tragbaren Kassettenrekorder, der bei keiner Wanderung fehlen durfte. Kaum lief die Kiste, hatte ich an jedem Arm 2 Mädels hängen, die mehr oder weniger textsicher mitsangen.
Und abends in der Jugendherberge drehte sich alles nur um die Musik. Wer Musik dabei hatte, war nie allein, und es spielte auch kaum eine Rolle, was da gespielt wurde, die Stimmung war immer gut.
Also was hat sich geändert? Liegt es nur an mir? Liegt es an der Musik selbst?
Gestern auf dem Parkplatz verspürte ich fast den Drang, noch eine Weile bei den NDW-Jungs stehen zu bleiben und zuzuhören. Das Grundbedürfnis ist also noch vorhanden, und Musik scheint immer noch Leute zusammen bringen zu können. Also wann ist aus der Regel die Ausnahme geworden? Hat da von euch auch schon mal jemand drüber nachgedacht, oder liegt es nur am Alter, dass man sich über sowas den Kopf zerbricht? :D
Also, gestern ist es auf Arbeit wieder mal etwas später geworden, also beschloss ich in der Firma zu übernachten. Allerdings war mein Kühlschrank so gut wie leer, also fuhr ich noch ins nahe gelegene Einkaufscenter. Um diese Zeit (nach 21 Uhr) war da nicht mehr viel los, der Parkplatz war so gut wie leer, nur ein paar Jugendliche standen bei ihrem Auto und hörten relativ laut Musik.
Direkt am Center saßen noch 3 Jugendliche an einem Tisch und hörten ebenfalls Musik, zu meinem Erstaunen war es ein Titel aus der Zeit der NDW (Ideal - Blaue Augen). Ich schenkte dem zunächst wenig Beachtung, und begab mich vom Hunger getrieben ins Center.
Als ich wenig später wieder raus kam, lief gerade Nenas "Haus der 3 Sonnen" und die 3 Typen lauschten ergriffen, während sie an ihrem Bier nippten. Als ich dann zum Auto weiter ging, wurde Nena nach und nach von irgendwelchen Gesängen eines Gangsta-Rappers übertönt, die aus dem Inneren eines tiefer gelegten Opels drangen, um den sich 4 Jugendliche versammelt hatten, und ebenfalls Bier tranken.
Beim Einsteigen ins Auto bemerkte ich am anderen Ende des Parkplatzes noch ein weiteres Auto, ebenfalls von biertrinkenden Jugendlichen umringt. Die bassbetonte Musikrichtung war mir aber gänzlich unbekannt.
Im Grunde war die Situation jetzt nicht wirklich ungewöhnlich, aber dennoch skuril genug, um mich an die eigene Jugendzeit zu erinnern, und welche Bedeutung die Musik damals für mich und andere hatte.
Meine Sozialisierung fand Ende der 70er, und Anfang der 80er statt, und zudem auch noch in der DDR. Nicht das die Geschmäcker sich wesentlich von denen im Westen unterschieden haben, ich glaube da lagen wir alle irgendwie auf einer Wellenlänge. Die Unterschiede waren eher technischer Natur, und die Möglichkeiten des Bezuges waren bei uns doch ... sehr übersichtlich. :D
Es gab zwar auch Plattenläden, aber was da offiziell angeboten wurde, wollte und konnte man sich nicht anhören. Ich hatte in mehrfacher Hinsicht Glück, ich wohnte damals in direkter Nähe zu Berlin, und ich war stolzer Besitzer eines Stern-Radiorekorders. Ich möchte heute gar nicht mehr drüber nachdenken, wie viele Nächte ich mit dem Mitschneiden von Musik verbracht habe, aber anders ging es damals nicht. Ich kannte alle Programmpläne vom RIAS, dem SFB, und allen anderen auch noch. Das war auch notwendig, denn die Titel wurden im normalen Betrieb selten ausgespielt, manchmal aber doch, und es war gut zu wissen wann und wo.
OMG, ich schweife schon wieder ganz schön ab, aber wenn man über die Bedeutung der Musik über lange Zeiträume nachdenkt, sollte man auch die Besonderheiten jener Zeit kennen. Und damals gab es eben kein Internet, keine Smartphones und auch keine mp3-Player.
Alles war analog! Musik wurde auf Magnetbändern gespeichert, und dementsprechend aufwändig war auch das Management. Heute erstellt man innerhalb von Minuten eine Playlist, früher habe ich Wochen der Vorbereitung benötigt, wenn ein Event anstand, welches musikalisch begleitet werden sollte.
Und nun komme ich endlich mal zum Thema. Wenn ich so an früher zurück denke, war es eigentlich immer so, dass die Leute mit denen man sich umgab, nahezu alles hörten, was einem selbst auch gefiel. Vielleicht lag es daran, dass die Vielfalt auch noch nicht so üppig ausfiel wie heute, und Musik wegen der technischen Möglichkeiten nicht so häufig konsumiert wurde wie heute, aber wenn damals irgendwo Musik lief, fanden sich sehr schnell sehr viele Personen ein, denen das auch immer gefiel, was da gespielt wurde.
Heute beobachte ich bei mir das genaue Gegenteil. Vieles was an Musik in der Öffentlichkeit zu hören ist, empfinde ich als unerträglich. Es geht sogar soweit, dass ich in extremen Fällen körperliche Beschwerden wahrnehme, obwohl ich im Grunde immer sehr offen war/bin, was die verschiedenen Musikrichtungen angeht.
Ich höre sehr gerne Klassik, Rock, Pop, Schlager, Techno, ... bis hin zu alten schönen Volksliedern. Es sind natürlich immer nur ausgewählte Stücke, niemals alles aus einer Richtung oder eines Interpreten. Im Laufe der Jahre habe ich mir eine stattliche Sammlung meiner Lieblingstitel zusammengestellt ... und jetzt kommts! ... die ich jedoch immer nur allein hören kann. Wenn andere "meine" Musik hören, ernte ich meist nur ungläubiges Kopfschütteln.
Und umgekehrt ergeht es mir auch, wenn ich mitbekomme, was andere so hören. Bestes Beispiel die Rubrik Musik hier auf Allmy. Als @FlamingO hier ihren Ohrwurm-Thread eröffnet hat, war ich noch voller Hoffnung, mal was neues zu finden, was ich noch nicht kannte, und was mir gefallen könnte. Fehlanzeige! Wann immer ich da auch reinschaue, finde ich niemals etwas, von dem ich auch nur in Erwägung ziehe es noch einmal anzuhören.
Musik scheint heute etwas zu sein, was ich nur allein konsumieren kann, am besten geht das im Auto, jeden Tag auf der Fahrt zur Arbeit. Nur dort kann ich Musik wirklich genießen, ohne anderen auf die Nerven zu gehen. Früher war das komplett anders, da hat Musik die Menschen zusammengebracht. Wenn irgendwo Musik lief, hat man sich dazu gesellt und wohl gefühlt. Heute braucht es einen riesigen Parkplatz, um sich zum Musikhören aus dem Weg gehen zu können.
Unser damaliger Klassenlehrer war Sportler durch und durch. Bei jeder Klassenfahrt waren ausgedehnte Wanderungen Pflichtaufgabe. Er immer voran mit Stock und Hut im Turbo-Modus, und wir alle gelangweilt hinterher. Und ich hatte damals dank Westverwandschaft so einen kleinen tragbaren Kassettenrekorder, der bei keiner Wanderung fehlen durfte. Kaum lief die Kiste, hatte ich an jedem Arm 2 Mädels hängen, die mehr oder weniger textsicher mitsangen.
Und abends in der Jugendherberge drehte sich alles nur um die Musik. Wer Musik dabei hatte, war nie allein, und es spielte auch kaum eine Rolle, was da gespielt wurde, die Stimmung war immer gut.
Also was hat sich geändert? Liegt es nur an mir? Liegt es an der Musik selbst?
Gestern auf dem Parkplatz verspürte ich fast den Drang, noch eine Weile bei den NDW-Jungs stehen zu bleiben und zuzuhören. Das Grundbedürfnis ist also noch vorhanden, und Musik scheint immer noch Leute zusammen bringen zu können. Also wann ist aus der Regel die Ausnahme geworden? Hat da von euch auch schon mal jemand drüber nachgedacht, oder liegt es nur am Alter, dass man sich über sowas den Kopf zerbricht? :D