Balumpa schrieb:Die engen Freunde, denen du von deinem Gewinn erzählen würdest, wüssten Bescheid, aber andere Bekannte aus dem weiteren Umfeld würden sich dennoch wundern. Oder würdest du solche Kontakte dann bewusst abbrechen? Hättest du auch keine Angst davor, dass sich enge Freunde verplappern könnten?
Nein, ich denke, ich würde den Kontakt zu Bekannten aus dem weiteren Umfeld, das nicht eingeweiht ist, nicht abbrechen, sehe dafür aber auch keinen Grund. Wenn man seinen Lifestyle nach einem Gewinn nicht völlig umkrempelt und statt Mietswohnung und Ford Fiesta plötzlich mit einer Luxusvilla und dem passenden Porsche unterm Carport angibt, gibt es für Menschen, die man nicht regelmäßig sieht, meiner Meinung nach nicht so viele Indizien dafür, dass sie plötzlich sehr viel mehr Geld auf dem Konto haben.
Hier mal zwei Beispiele aus dem weiteren Arbeitsumfeld, beide Kolleginnen verdienen mehr oder weniger das Gleiche wie ich: Kollegin 1, alleinerziehend mit drei Kindern, zu dem Zeitpunkt, an dem ich sie kennengelernt habe, wegen des Jüngsten nicht Vollzeit arbeitend, hatte sich gerade ein Haus gekauft. Das konnte sie sich leisten, weil sie gerade geerbt hatte. Hat sie mir erzählt. Das wird vermutlich auch stimmen, aber theoretisch hätte sie sich das auch mit einem Lottogewinn finanzieren können.
Kollegin 2, alleinlebend, ungefähr in meinem Alter, keine Kinder, lebt meinen Lottogewinn-Traum. Das heißt, sie arbeitet bewusst nur 20 Stunden die Woche, hat aber augenscheinlich trotzdem einen ähnlichen Lifestyle wie ich. Und wer weiß? Vielleicht hatte sie ja tatsächlich Glück bei einer Lottoziehung. Vielleicht hat sie aber auch nur wie die andere Kollegin relativ viel geerbt. Zumal man sich Teilzeitarbeiten vor allem im Alter, wenn die Rente - sofern es sie dann noch gibt - entsprechend gering ausfällt, dann noch leisten können muss. Da wir aber nie so nahen Kontakt hatten, dass wir mal auf das Thema, wie sie das alles finanziell stemmt, hätten kommen können, kenne ich keine Hintergründe.
Warum sollte man das nicht auch mit Bekannten aus dem privaten Umfeld so handhaben? Wie gesagt, niemand muss zwangsläufig wissen, dass die neue Bude nicht gemietet, sondern eine ETW ist. Und selbst das schicke Häuschen lässt sich notfalls mit einem Erbe erklären. Leute, die mich nur oberflächlich kennen, werden nicht checken, dass meine Familie väterlicherseits ausgestorben ist und dass ich auch mütterlicherseits nie einen Cent erben werde.
Was Freunde angeht, die sich verplappern: Sollen sie doch. Eventuell sind sie dann nicht mehr meine Freunde, je nachdem, ob das Infoleck aufgrund von Unachtsamkeit oder aus bösem Willen zustande kam, aber ganz ehrlich: Was ich gebe, gebe ich freiwillig. Nicht, weil irgendjemand plötzlich antanzt und mich anbettelt, weil er oder sie über drei Ecken meinen Namen kennt. Ich bin aber z.B. auch so eine Person, die problemlos an den ganzen Leuten, die einen in der Stadt offensiv um Geld anbetteln, vorbei gehen kann.
Ich kenne aber auch nachhaltige Projekte, die ich bewundernswert finde, die sich über eine kleine Finanzspritze (das kann man zur Not ja auch anonym machen), garantiert freuen würden. Ich arbeite in einem Problembezirk, der allerdings aktuell massiv gentrifiziert wird, sodass sich die bisherige Bevölkerung teilweise die Mieten nicht mehr leisten kann - und nirgendwo sonst hin kann, weil die Mieten in so ziemlich allen anderen Ecken der Stadt noch höher sind. Da hat sich z.B. eine Personengruppe zusammen schlossen, um ein Haus zu kaufen und so zu verhindern, dass die Immobilie zu schicken möblierten Einzimmerapartments für Studenten, die es sich leisten können, luxussaniert wird und die bisherigen Mieter weichen müssen. Die haben über Connections Geld gesammelt, so einen Kredit bekommen und müssen aktuell ständig das Geld umschichten, bis sie finanziell auf 0 kommen. Sowas finde ich unterstützenswert.
Als ich vor Jahren finanziell mit dem Rücken zur Wand stand, hat mir genau eine Person unter die Arme gegriffen: Meine Mutter. Obwohl sie finanziell auch nie gut gestellt war. Deswegen wäre sie die einzige Person, bei der ich vermutlich richtig großzügig wäre, abhängig von der Höhe des Gewinns. Meiner Schwester würde ich vor allem deshalb mit einer sicheren Immobilie unter die Arme greifen, damit meine Neffen ein festes Umfeld haben. Wenn man zur Miete wohnt, kann man einfach nie sicher sein, dass man aus X Gründen nicht doch mal umziehen muss.