Öffentliche Schlachtung - ja oder nein?

In Deutschland werden statistisch gesehen ,,pro Kopf" etwa 60kg Fleisch und Fleischwaren jährlich verzehrt.

https://de.statista.com/themen/1315/fleisch/ (Archiv-Version vom 29.10.2018)

Andere Fleischprodukte aus deutscher Produktion werden zudem exportiert.
Wir sind also gut dabei, was Produktion und Verarbeitung von Fleisch angeht. Doch woher kommt das eigentlich?
Wachsen da irgendwo auf geheimen Plantagen Fleischpflanzen? Hüpfen die Schweine, Rinder oder Hühner fröhlich selbst in eine Maschine, die niemand versteht und am Ende kommen die fertigen Schnitzel, Steaks und Nuggets raus, die nur noch verpackt werden müssen?

Im Schweizer Dorf Sissach im Kanton Basel-Land hat ein Koch mit Metzgerlizenz am gestrigen Samstag in einer öffentlichen Vorführung zwei Schweine vom Biohof geschlachtet und zerlegt, deren Bestandteile wurden später verarbeitet. Der Koch und Schlachter erklärte, er wolle den Leuten das alte Handwerk des Metzgers nahebringen. Die Schlachtung fand in einem Zelt statt, man musste es also sehen WOLLEN.

Der Schweizerische Tierschutzverband und auch der örtliche Pfarrer jammerten herum, dass ,,in der Öffentlichkeit solche Gewalt nicht gezeigt werden" dürfe bzw. der Metzger das nur als PR-Gag betrieben habe.

http://www.spiegel.de/panorama/gesellschaft/schweiz-tierschuetzer-protestieren-gegen-oeffentliche-schweineschlachtung-a-1175237.html

Ich frage:

Wenn schon nicht alle Vegetarier werden, sollte es dann MEHR und regelmäßig öffentliche Schlachtungen und Verarbeitungen von Nutztieren in angemessenem Rahmen geben, um den Menschen wieder bewusst zu machen, woher ihr Essen kommt?
Der Schinken für's Frühstücksbrötchen, das Schnitzel zum Mittagessen, die Wurst nachmittags auf die Hand und die Salami abends auf der Pizza - alles stammt von Tieren.
Sollte das den Menschen ruhig wieder bewusster werden, statt sie scheinheiligem Selbst- und Fremdbetrug zu überlassen (,,ich will das nur futtern, mir egal, woher es kommt und was drin ist")?
Würde das gar zu einer Verbesserung von tierischen Haltungsbedingungen und Arbeitsbedingungen in Schlachthöfen führen?

Es paßt einfach alles nicht zusammen.

Ja, die natur hat sich so aufgebaut, aber reell betrachtet ist das experiment leben auf einem planeten doch gescheitert.

Man sieht doch was dabei herauskommt.

In der natur erkennen wir es als natürlich an, wenn zb. ein antilopenartiges tier von dem wir wissen das man auch als mensch eine art emotionaler beziehung zu ihm aufbauen könnte, von einem hyänenrudel bei lebendigem leib aufgefressen wird das man gar nicht hinschauen kann.

Das beinahe jedes kaninchenartige angstschreie ausstösst, wenn es getötet wird, die sich fast menschlich anhören.

Vor kurzem postete ich bei allmy noch einen geburtstagsgruß für Horst Stern, der 1971 am heiligen abend mit einer tv-doku, überhaupt erst das deutsche denken für natur, tier-und umwelt völlig neu prägte.

Was hat sich seitdem geändert ?

In einem satz;

Es wird noch mehr in der natur und im menschlichen alltag geschlachtet, nur mit etwas mehr menschlicher emphatie.

K lar sollste einem das Bewusster werden. Aber Grundsätzlich ist das wie die ganzen Lebensmittelskandale ein Luxuxproblem.

@Fedaykin

Fedaykin schrieb:K lar sollste einem das Bewusster werden. Aber Grundsätzlich ist das wie die ganzen Lebensmittelskandale ein Luxuxproblem.

Na, das erzähl mal den Milliarden von Tieren, dass das ein Luxusproblem ist.

BlueVelvet schrieb:Na, das erzähl mal den Milliarden von Tieren, dass das ein Luxusproblem ist.

Warum sollte ich den Tieren was erzählen?

@Fedaykin

Weil sie es sind, die in erster Linie unter unserer Gier nach immer mehr und immer billigeren "Lebensmitteln" leiden müssen und das in einem Ausmaß, das jeder Beschreibung spottet. Ich finde es ziemlich zynisch, das als Luxusproblem zu deklarieren, immerhin handelt es sich um fühlende Lebewesen.

Kc schrieb:Wenn schon nicht alle Vegetarier werden, sollte es dann MEHR und regelmäßig öffentliche Schlachtungen und Verarbeitungen von Nutztieren in angemessenem Rahmen geben, um den Menschen wieder bewusst zu machen, woher ihr Essen kommt?

Ich wär auf jeden Fall dafür, jeder sollte wissen wie sein Steak produziert wird. Alle Fleischesser, die es nicht übers Herz bringen ihr eigenes Fleisch zu schlachten und zu verarbeiten, sollten sich meiner Meinung nach vegetarisch ernähren.

Moralisch ist es aus meiner Sicht nicht zu vertreten, wenn einer sagt, dass er Tiere nicht töten kann, aus welchen Gründen auch immer, aber täglich Fleisch essen will.

@Kc
finde ich vollkommen in Ordnung, sofern die Schlachtung den Tierschutzgesetzen entsprochen hat.

@Tussinelda
Eine Schlachtung die dem Tierschutz Gesetz entspricht,... das muss man sich auch erstmal auf der Zunge zergehen und sacken lassen :)

@Svensvenson
nein, muss man nicht. Eine unsachgemäße Schlachtung verursacht unnötiges Leiden. Dass das Tier sterben wird, ist ja wohl klar, aber es sollte so schnell und schmerzlos wie möglich sein.

Ich denke auch, dass die Standards für Viehhaltung wesentlich höher sein sollten. Fleisch ist ein kostbarer Rohstoff und viel zu billig. Es muss nicht immer überall Fleisch verfügbar sein.

@Tussinelda
Ich bin mir durchaus bewusst darüber was Du meinst und ich wollte Dich keinesfalls kritisieren oder Deinen Beitrag anzweifeln, ich habe mich lediglich auf die Perversion der Formulierung bezogen.

Ich finde den enormen Fleischkonsum grausam. Auch wenn er z.B in  Deutschland zurückgeht, würde dennoch nicht weniger geschlachtet, da mehr in den Export geht.
Schlimmste Massentierhaltung und damit einhergehender massiver Flächenverbrauch für Futtermittel und Erzeugung  von Unmengen von Ausscheidungen ist m.E. eine Katastrophe ohnegleichen.
Ich bin zwar der Meinung, dass sich inzwischen in Deutschland mehr Menschen genauer informieren und bewusster einkaufen/essen, jedoch unterstützt die breite Masse die "Produktion" von Billigfleisch. Möglicherweise würden manche durch solche öffentlichen Schlachtungen umdenken, aber unterm Strich werden auch Tiere von Biohöfen getötet und gegessen. Man gibt jemand anderem den Auftrag das Tier für einen zu töten. Punkt.
Wir haben auch einige Jahre nur noch Biofleisch gekauft, weil wir dachten, das wäre was Gutes. Aber rückblickend war das für mich ein Irrglaube. Konsequent ist nur der Verzicht (seit 2013) wenn man Tierleid in seinem persönlichen Leben verhindern will. Das gilt auch für andere Bereiche.
Ich allein kann entscheiden, wen oder was ich mit meinem Geld unterstütze.
Irgendein bekannter Koch meinte mal sinngemäß, dass es dem Deutschen wichtiger wäre, ein superteures Motoröl fürs Auto zu kaufen, statt ein hochwertiges Speiseöl. Das sind dann die gern genommenen SUV-Fahrer, die im Laden nur Billigprodukte aufs Band legen.

@Suidakra
das hat aber jetzt nur bedingt bis gar nichts mit dem eigentlichen Thema zu tun. Das gehört wohl eher in den Vegetarierthread

Wie wenig geachtet das Tier und sein Fleisch ist, sieht man doch schon daran, dass wir uns herausnehmen, nur einen kleinen Teil zu verzehren. Zum Beispiel die Hähnchenbrust. Und der Rest? Was dem Konsumenten hier nicht genehm ist, wird schockgefrostet und nach Afrika verschifft, womit man dort den kleinen Bauern schadet, denn das macht die Preise kaputt. Hauptsache, wir haben unser feines Hähnchenbrustfilet. Der Rest geht uns nix an. 

Mein Vater hatte selbst stall Hasen und die auch geschlachtet deshalb macht mir öffentliche Schlachtungen nichts aus. Ich wäre sogar dafür das es öffentliche Schlachtungen gibt. Damit die Menschen wieder lernen woher das Fleisch eigentlich kommt.
Ich bin aber der Meinung es sollte aber trotzdem noch Profis machen dann geht das schnell. Wenn da ein Leihe anfängt zu töten finde ich das Tierquälerei.

Ansonnten hab ich kein Problem damit das wegen mir ne Kuh sterben musste damit kann ich sehr gut leben.
So wie meine Katzen die innereien von Hühner bekommen und auch eintagsküken ich glaube die leben damit auch ganz gut.

Kc schrieb:Sollte das den Menschen ruhig wieder bewusster werden, statt sie scheinheiligem Selbst- und Fremdbetrug zu überlassen (,,ich will das nur futtern, mir egal, woher es kommt und was drin ist")?Würde das gar zu einer Verbesserung von tierischen Haltungsbedingungen und Arbeitsbedingungen in Schlachthöfen führen?

Meiner Meinung nach sollte jeder Mensch einmal in einem Schlachthof zugesehen haben, wie es den Tieren dort ergeht.
Auch die Transporte sollten angesehen werden.

Ich denke, daß sich dann mehr Menschen für eine bessere Haltung und einen Stopp von Tiertransporten einsetzen würden.
Auch das Fleisch, daß sie essen mehr zu schätzen wissen und auch bereit sind mehr für das Fleisch zu bezahlen, wenn dadurch die Tierhaltung wesentlich verbessert würde.

Ich bin der Ansicht, daß das Leid der Tiere schon wesentlich geringer wäre, wenn gute Schlachter direkt vor Ort die Schlachtung vornehmen würden.

Suidakra schrieb:Wir haben auch einige Jahre nur noch Biofleisch gekauft, weil wir dachten, das wäre was Gutes. Aber rückblickend war das für mich ein Irrglaube. Konsequent ist nur der Verzicht (seit 2013) wenn man Tierleid in seinem persönlichen Leben verhindern will.

Eine weitere Option wäre Wildfleisch zu essen. Die Wildtiere leben bis zum Abschuss durch den Jäger 100% artgerecht. Und die Tötung der Wildtiere ist bei einem guten Schuss auch kurz.

@orixon
Das essen wir1-2 die Woche. Oder halt einen biometzger wo am Hof schon geschlachtet wird damit entfällt der viehtransport. Eier ,Milch holen wir auch vom Bauernhof genauso wie Obst und Gemüse.

Gut ist nicht ganz so billig wie Aldi aber ich unterstütze gerne unser Bauern die auch leben wollen.

@Illyrium

Direkt beim Bauern zu kaufen ist meines Erachtens auch deutlich besser. So kann man die Bauern und Bioprodukte am besten fördern. Discounter und Supermärkte drücken ja eh den Preis möglichst weit nach unten.